Alles rund um die digitale oder analoge Fotografie und Video gibt es in diesem Forum. Ob Fragen zur Ausrüstung, zum Handling oder zu Motiven - alles findet hier seinen Platz. Bei den vielen Möglichkeiten welche sich hier bieten ist Erfahrungsaustausch dringend notwendig!

Filter oder Weissabgleich

Geändert von datjuckt,

Hi alles zusammen,

bin neu hier im Forum. Habe vor kurzem meinen OWD gemacht.

Habe eine Frage zur GoPro Hero 11 Black. Werde demnächst in Ägypten tauchen.

Brauche ich zwingend die Filter oder kann ich auch per Weissabgleich den Farbverlust ausgleichen?

Vielen Dank schonmal im vorraus

AntwortAbonnieren
19.08.2023 00:43
Kauf dir aufjedenfall ein paar billige china-rotfilter zum davorclipsen. Damit bekommst du zwischen 5 und ca 20 Metern sehr ordentliche Aufnahmen hin. Drunter wirds dann ohne Licht zu dunkel, falls es da dann nicht mehr um die Farben sondern nurnoch die Bildqualität geht würde ich dort im zweifelsfall auf nen Filter verzichten (bspw. hammerhaie auf 40+).
Auf den weißabgleich alleine, auch nachträglich noch editiert, würde ich (zumindest bei meiner gopro6, aber da wird sich nicht soooo viel getan haben) nur auf den obersten paar Metern vertrauen.
rokuAdvanced Open Track Master Driver
19.08.2023 09:04Geändert von roku,
19.08.2023 09:35
Wie Der Ulukai schon sagt: Der automatische Weissabgleich der GoPro funktioniert nur auf den obersten Metern ausreichend.

Ansonsten wirst Du zu Deiner Frage zwei Lager finden: Filter vs Software
Ich nutze aktuell auch die GoPro 11 und dabei nur das Postprocessing. Die 11er bietet mittlerweile gute Voraussetzung dafür: Für optimale Ergebnisse flaches Farbprofil (matt) verwenden und Bitrate (120 MBit/s) und -tiefe (10Bit) hoch stellen, um maximalen Spielraum für das Colorgrading zu haben.

Nachteil: Das ganze braucht auch Einarbeit in die Video-Software.

Ich sehe im Gegensatz zum Filter zwei Vorteile:

1. Es schluckt kein Licht, das insbesondere in den Tiefen eh zu wenig ist
2. Man kann jede Szene/Tiefe individuell optimieren
wettrafficAOWD, Self-Reliant Diver, Nitrox, Deep Diver
19.08.2023 20:16
"Ich sehe im Gegensatz zum Filter zwei Vorteile:
1. Es schluckt kein Licht, das insbesondere in den Tiefen eh zu wenig ist"
Das schönste am Filmen ohne Rotfilter ist, dass man viel schönes blaues und grünes Licht auf dem Material hat.
Von Rottönen kann man sich dann zuverlässig verabschieden, denn sie sind auf dem Material nicht mehr drauf.
Damit kommt ein weiterer Vorteil ins Spiel: Die Nachbearbeitung kann man sich dann schenken. Obwohl... man kann
aus künstlerischen Gründen noch alles ins Schwarzweiß versetzen.
Aber mal etwas ernsthafter: Ohne Rotfilter ist bereits nach wenigern Metern nichts mehr zu retten.
Ja, der Filter schluckt Licht, aber das soll er auch. Er soll die Komplementärfarben zum Rot herausfiltern, so dass überhaupt die Chance besteht, dass hinterher
ein halbwegs ansehnliches Bild zu erzielen ist. Denn da, wo kein Rot mehr ist, kann auch die Nachbearbeitung keines hinzuaubern. Am Rechner wird im Wesentlichen
das Verhältnis der Farbanteile zueinander verändert.
19.08.2023 22:05
@wettraffic - ich hatte das bisher genauso gesehen - ab spätestens 10 Metern hilft auch die intensivste Nachbearbeitung nichts mehr, wenn man ohne Licht und Filter unterwegs war.
Jetzt habe ich allerdings im internationalen forum gelesen, dass die gopro11, wie auch roku geschrieben hat, tatsächlich einige Reserven hierfür hat, unter anderem durch die einstellbare farbtemperatur (vermutlich halt nur vorm tauchgang, touchbedienung sei dank..) und 10bit.
Wäre das tatsächlich möglich?
Bzw. Hast du selbst evtl schon Erfahrungen mit der 11 (um die geht's ja hier), um die Behauptungen zu falsifizieren?
Wieso ich grundsätzlich trotzdem erstmal zu nem (billigen) rotfilter tendieren würde - den kann man während des tauchgangs ja immer noch abklemmen wenns einem zu dunkelbunt wird. Also besser haben als brauchen.
Aber wenn das mit der weiterentwickelten autowhitebalance der 11 so stimmt, und die 12 dann tatsächlich auch noch mit 1zoll sensor kommt, wäre das für mich ein sehr gewichtiges Argument um meine gp6 früher als geplant in Rente zu schicken.
rokuAdvanced Open Track Master Driver
20.08.2023 08:12Geändert von roku,
20.08.2023 08:14
"Ja, der Filter schluckt Licht, aber das soll er auch. Er soll die Komplementärfarben zum Rot herausfiltern, "


Und damit habe ich drei Farbkanäle mit schlechtem Signal/Rauschverhältnis. D.h. es rauscht auf allen drei Kanälen unnötig hoch.
Ohne Filter ziehe ich nur den Rotkanal hoch. Somit rauscht nur der Rotkanal stärker.

Die Physik lässt sich nicht austricksen.

@Ulukai: Die 12er bekommt nach den gestrigen Leaks wohl doch keinen 1 Zoll Sensor. Die einstellbare Farbtemperatur ist leider keine Lösung, da damit der automatische Weißabgleich nur auf einen festen Wert fixiert wird.
wettrafficAOWD, Self-Reliant Diver, Nitrox, Deep Diver
20.08.2023 09:12
"Jetzt habe ich allerdings im internationalen forum gelesen, dass die gopro11, wie auch roku geschrieben hat, tatsächlich einige Reserven hierfür hat, unter anderem durch die einstellbare farbtemperatur (...)
Bzw. Hast du selbst evtl schon Erfahrungen mit der 11 (um die geht's ja hier), um die Behauptungen zu falsifizieren?"


Nein, ich habe keine Erfahrung mit der 11er, aber es geht hier um eine prinzipielle Problematik, vor der alle Hersteller stehen.




"Und damit habe ich drei Farbkanäle mit schlechtem Signal/Rauschverhältnis. D.h. es rauscht auf allen drei Kanälen unnötig hoch.
Ohne Filter ziehe ich nur den Rotkanal hoch. Somit rauscht nur der Rotkanal stärker.
Die Physik lässt sich nicht austricksen."
Die Physik nicht, aber die Kamera. Ohne Farbfilter habe ich nichts mehr auf dem Rot-Kanal, das ich hochziehen könnte. Ich habe hier tonnenweise Ausschuss-Material, bei dem das so ist.
Entgegen aller Theorie (die bekanntlich grau ist, ha ha) hat bei mir ein Rotfilter immer einen Unterschied gemacht, in den allermeisten Fällen auch den Unterschied zwischen Aussschuss und akzeptabler Aufnahme. Ich wünschte wirklich, es wäre anders und die Kamera könnte das für sich in Eigenregie regeln. Aber ich einfach nicht überzeugt. Ich bin mal gespannt, was sich hinter den Farbtemperatur-Sensoren der Osmo Action 4 verbirgt und ob diese wirklich hier substanziell etwas ändern können. Aber auch das glaube ich erst, wenn ich es sehe.
rokuAdvanced Open Track Master Driver
20.08.2023 09:49Geändert von roku,
20.08.2023 10:40
"Ohne Farbfilter habe ich nichts mehr auf dem Rot-Kanal, das ich hochziehen könnte. Ich habe hier tonnenweise Ausschuss-Material, bei dem das so ist."


Das glaube ich Dir ja. Aber das ist dann der Kompression Deines Codecs geschuldet. Und ein Filter kann halt auch kein zusätzliches rotes Licht erzeugen.
Mit
Farbprofil (matt), Bitrate (120 MBit/s) und -tiefe (10Bit) der 11er sind da eben noch Signale auf dem Rotkanal, mit denen man arbeiten kann.

Mein Fazit bisher: Mit Filter bekomme ich schnell gute Ergebnisse. Ohne Filter und mit Nacharbeit bekomme ich seit der GoPro11 bessere Ergebnisse - mit zusätzlichem Aufwand. Ich sag ja, es sind zwei Lager.
Ausprobieren und selbst eine zweite Meinung bilden. Niemand muss missioniert werden.
20.08.2023 12:12Geändert von datjuckt,
20.08.2023 12:23
Danke für Eure antworten.

Ich werde einfach beides ausprobieren wie es ausschaut. Filter habe ich eh schon aber war mir halt auch unsicher was bessere Ergebnisse liefert. Und noch ne Frage, wenn ich die Filter aufsetze muss ich dann noch zusätzliche Einstellungen vornehmen bzw welche fandest du am besten?

Welches Programm benutzt du für die Bearbeitung? Davinci Resolve? Und wäre es auch möglich in der App die Farben "gut" nachzubearbeiten? Habe auf die schnelle aufjedenfall nichts in der APP gesehen in der Art ausser Filter.

Das blöde ist halt in meinen Augen das die Hohe bitrate extrem viel Speicher frisst. Ich habe so um die 6 - 8 Tauchgänge geplant für den Anfang. Besitze momentan 2x 256er SanDisk Extreme Plus. Denke werde mir zur sicherheit noch eine dazu kaufen müssen.

rokuAdvanced Open Track Master Driver
20.08.2023 12:38Geändert von roku,
20.08.2023 12:54
Die 2x 256GB entsprechen rund 9h Filmzeit. Ich komme in einer Woche mit 10 TG auf ca 1-3 h reine Filmzeit. Zwischendurch sichere ich auf dem Laptop. Davon bleiben dann etwa 10-20 Minuten Film im finalen Schnitt übrig. Ich würde eher in einen zweiten Akku investieren.

Für die Bearbeitung benutze ich Video ProX. In Davinci Resolve arbeite ich mich grad ein. Achtung: Die kostenlose Version kann keine 10Bit verabeiten.

Zu den Apps kann ich nichts sagen, da ich diese nicht benutze. Ich habe allerdings Zweifel, dass man mit den beschränkten HW-Ressourcen des Handys ein vernünftiges Colorgrading bei einem 4K/60FPS/130Mbit Material hinbekommt.
20.08.2023 17:43
Okay dann reichen die 2x 256GB ja vollkommen aus. Akkus habe ich schon 3stk.

Danke für den Tip mit der Software.
wettrafficAOWD, Self-Reliant Diver, Nitrox, Deep Diver
20.08.2023 19:36

"Und ein Filter kann halt auch kein zusätzliches rotes Licht erzeugen."

Hat auch niemand behauptet


"Mein Fazit bisher: Mit Filter bekomme ich schnell gute Ergebnisse. Ohne Filter und mit Nacharbeit bekomme ich seit der GoPro11 bessere Ergebnisse - mit zusätzlichem Aufwand. Ich sag ja, es sind zwei Lager. Ausprobieren und selbst eine zweite Meinung bilden. Niemand muss missioniert werden."

Ich bin da, wie gesagt, sehr offen. Ich würde mich sogar freuen, mich zu irren, denn das würde ja nur Vorteile bedeuten. Gern lasse ich mich daher eines Besseren belehren. Ich würde mich für Deine Settings und den Workflow interessieren (ernst gemeint!).

21.08.2023 01:11
Mich würde noch die Auflösung interessieren und die FPS. Den Rest hat er ja schon erläutert. Habe momentan 4k und 60fps. Habe allerdings gehört das alles über 30FPS beim Tauchen Probleme geben könnte wegen der Lichtreflexion. Stimmt das so weit?
Habe mir jetzt auch mehrere Settings voreingestellt aber dein Erfahrungswert wäre interessant. @roku
rokuAdvanced Open Track Master Driver
21.08.2023 08:48Geändert von roku,
21.08.2023 10:43
Ich filme in 4K / 60FPS / H.265 / 130 Mbit / 10 Bit und beschränke die Iso auf 800. Ein flaches Farbprofil und eine geringe Schärfe sind auch vorteilhaft, um maximalen Spielraum für das Potprocessing zu haben.
30 FPS wären natürlich robuster gegen Rauschen, da die Kamera damit doppelt so viel Marge hat, die Belichtungszeit aufzuziehen. Mir sind allerdings sehr flüssige Aufnahmen und die Option für saubere Zeitlupen-Szenen, wichtiger - mit Lichtreflexionen hat das nix zu tun.

Mein Workflow ist ziemlich standard:

  • Files importieren
  • Schneiden
  • Colorgrading inkl. Weißabgleich
  • Intro, Blenden, etc
  • Export (H.265 / 30-50 Mbit)

Für den Weißabgleich habe ich mir für 10m und 30 m passende Voreinstellungen/Korrekturen definiert, die ich in Abhängigkeit von der Szene mit zwei Klicks reinlade und bei Bedarf noch etwas feintune.

21.08.2023 13:44
Die Funktion des Rotfilters ist einfach: Er nimmt blaues Licht raus und reduziert damit die Gesamthelligkeit, darauf reagiert die Belichtungsautomatik der Kamera so dass sie länger belichtet oder die Blende weiter aufmacht, und dadurch kommt mehr rotes Licht rein. D.h. der Rotfilter führt schon zu größerer roter Lichtmenge auf dem Sensor.
rokuAdvanced Open Track Master Driver
21.08.2023 14:31Geändert von roku,
21.08.2023 14:42
Jo, das wäre ein Argument für den Filter, sofern die Belichtungszeit auch ohne Filter nicht bereits von der Automatik auf Maximum hochgezogen wurde
Und dann bleiben bei 60 FPS halt maximal nur 1/60s
Blende ist bei der GoPro fix.

wettrafficAOWD, Self-Reliant Diver, Nitrox, Deep Diver
21.08.2023 19:57
@ roku: Danke, das ist recht ähnlich, wie ich es mache.
22.08.2023 09:33
Früher oder später landet jeder ernsthafte "Videopraph" bei einem guten Filtersystem. Die mühsame und Zeitaufwendige Nachbearbeitung macht das Resultat nicht unbedingt besser. Kontrast und Farben werden mit einem Filter deutlich besser und ohne Zeitaufwand korrigiert.
23.08.2023 10:21
Hallo,
nun ergeben sich mir doch ein paar Fragen. Ab wann ist Mann denn ein ernsthafter Videograph?
Welches Gehäuse mit Wechselport für DSLR, DSLM, oder Kompaktkamera hat einen internen Filterflip, damit es mit Domeports nutzbar ist?
Welchen Filter verwendet Ihr für die Weitwinkelvorsätze à la UWL, UCL, WFL?
Und die entscheidende Frage, warum macht man nicht einfach einen Weißabgleich auf der Tauchtiefe, um die Extinktion auszugleichen, oder verwendet für die Tiefe passende Farbtemperatur?
Hat man bei flachem Farbprofil wirklich mehr Spielraum in der Nachbearbeitung oder reduziert die Kompression den Farbraum und die Mittentöne?
Ergeben Aufnahmen mit 50 statt 25 FPS wirklich immer eine flüssigere Darstellung (Shutter Regel) oder wird die Bewegungsauflösung möglicherweise schlechter, wenn die Shutterfrequenz nicht der doppelte Wert der Framerte ist?
Sind bei der Gopro 1/60sec immer mit 60FPS verknüpft oder wird bei Überschreiten der max Iso die Framerate gedropt, was macht die Gopro bei Überberlichtung, wird die Abtastfrequenz erhöht?
Grüße Drwave
25.08.2023 08:56Geändert von unterwasserkamera.at,
25.08.2023 08:58
Mitunter wenn er damit Geld verdient oder bei Wettbewerben erfolgreich ist. Sein Equipment wird über Hero & Co deutlich hinausgehen. Es gibt verschiedene Optionen um den Filter im Gehäuse oder hinter dem Domeport zu nutzen. Ob nun Filterfolie oder Spezialfilter (Keldan). Bei manchen Objektiven lassen sich auch "Standard 67mm" Filter am Frontgewinde verwenden.

Der Filter ist ein Werkzeug wie auch ein MakroDiopter oder Snoot. Kommt nicht immer und überall zum Einsatz. Ein Filter ergibt die Komplementärfarben. Dabei wird der generelle Farbraum verändert z.b. Blau/rot wobei weiß aber weiß bleibt. Dies ist in der Nachbearrbeitung kaum oder nur mit Farbverlust und Farbverschiebung möglich. Für den Laien oft gar nicht zu erkennen, da man oft rot als "bunt" interprediert oder auch die Lichtquelle nicht die korrekte Farbwiedergabe besitzt (Kelvin/CRI/RA) Tauchlampen oder billige China Lampen verwenden in der Regel "blaustichige" CREE Module um die Helligkeit und Lumen Angaben zu erhöhen. Die Farbwiedergabe aber völlig daneben liegt. Der Laie wird diese Fehler oft nicht bemerken.

FPS ist wieder ein Thema für sich und hier sollte man die optimalen Resultate selbst ermitteln je nach Equipment
Antwort