Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.

Farbenblinde Octopusse

wenn ein oktopus farbenblind ist, wie weiss er dann wann er zur tarnung welche farbe annehmen muss?
AntwortAbonnieren
26.06.2005 18:16
hhhmmmm...gute frage, schätze mal, er weiß es gar nicht, was ihn zu einer leichten beute macht. kranke tiere kommen in der natur halt nicht so weit, das ist die treibende kraft der evolution.
27.06.2005 10:36
Vielleicht wechselt er die Farbe über den hell-dunkel Kontrast ( http://www.unterwasserfilm.com/lession6.htm ). Ist nur eine Vermutung.

Übrigens kann der Oktopus auch seine Form ändern. Dann schaut er aus we ein Stück Korallenriff
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
27.06.2005 11:34
Hallo zusammen!

@ nw1860: Lautet deine Frage vielmehr "Was wäre, wenn ein Krake farbenblind wäre?"?

Ich setze dem Quiz auf jeden Fall noch einen drauf:
Selbst BLINDE Kraken (die von bösen Wissenschaftlern "geblendet" wurden), können sich dem Untergrund bestens anpassen, zumindest was Muster und Körperform angeht. Denn auf den Saugnäpfen sitzen Abertausende von Tastsinnes- und Geruchszellen (ein Grund warum neugierige Kraken so gern Taucher abtasten), und in der Haut liegen "primitive" Hautlichtsinneszellen, die Hell und Dunkel unterscheiden können. Blinde Kraken auf Sandgrund legen sich daher problemlos ein feinkörniges Muster an, auf Kies erscheint ein gröberes Fleckmuster und auf Schachbrettern :o präsentiert Octopus nach einer Sekunde oder zwei auf seiner Haut schwarzweiße "Quadrate"!

Mehr zum Krakenauge: http://www.taucher.net/redaktion/43/Das_Auge_des_Kraken_6.html

best fishes,

Uli
www.bionaut-seminare.de
27.06.2005 12:39
Hallo Bionaut,

hell-dunkel Rezeptoren und Anpassung an oberfläche ist klar, allerdings gibts jede Mende Artikel über das Krakenauge, welche die Farbenblindheit beschreiben

"..ihre Optik ist eine fast perfekte Abbildungsmaschine: farbtüchtig, mit exzellenter Auflösung..."

Such einmal über Google nach "farbenblind oktopus" !

Somit stellt sich vorerst die Frage: Ist der Octopus farbenblind oder nicht

Werde ihn beim nächsten Tauchurlaub fragen, dann weiss ich auch ob er sprechen kann

lg,

Martin
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
28.06.2005 12:10
Tach Martin,

auch wer im Web nach "Biologie ist doof" sucht, bekommt einen Treffer.

Liest du aber die relevanten Artikel zum Thema "Farbsehen bei Octopus" genauer und beschäftigst dich darüberhinaus mit (englischsprachiger) Fach-Primär- und Sekundärliteratur zum Thema Sinnesphysiologie bei Cephalopoden, kommst du folgenden Schlüssen:

- Das Farbsehen bei Kopffüssern ist weit verbreitet. Paradetier ist dabei immer wieder die Sepia. Dieses Wissen habe ich in meinem Beitrag beschrieben.
- Das Farbsehen von Octopus wird kontrovers diskutiert bzw. ist nicht ohne Widerspruch unter den Wissenschaftlern akzeptiert. Verschiedene Verhaltens- und Dressurversuche lassen aber durchaus auf ein Farbsehen schließen. Daher sprach ich oben sinngemäß auch von einer "Fortsetzung des Quizs".
Auch die (deine) Vermutung, dass auch die penible Analyse der Grauwerte einer Farbe die farbliche Adaptation von Octopus an den Untergrund sicherstellen oder gar optimieren kann, ist in der Literatur diskutiert.

Best fishes,

Bio-Uli

BIONAUT

Ohne BIO fehlt dir was!
28.06.2005 15:03
Auch stellt sich wohl die Frage, wann ist Frabensehen denn Farbensehen. Nur wenn es im vergleichbarer Art und Weise wie das Farbensehen durch das menschliche Auge erfolgt?

Und ist nicht die visuelle Unterscheidung von Lichtwellenlängen anhand von, wie wir Menschen es wohl ausdrücken würden, Grautönen nicht selbst eine Art von Farbsehen!?

Wer setzt hier also den Maßstab und bestimmt, ob ein anderes Lebewesen Farben sehen kann?

Gruss
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
28.06.2005 17:46
@Inkognito:
Ich geb dir recht. Prinzipiell aber bedeutet "Farbsehen", Blau, Grün, Rot etc. in/mit einem Lichtsinnesorgan wahrzunehmen und diese FArben auch zu "sehen" - spätestens im zentralen Nervensystem. DAbei interpretieren die Sinneszellen als auch das Gehirn natürlich nur die elektrischen Ströme/Nervenimpulse, die durch bestimmten Wellenlängen des Lichts ausgelöst werden. (Vielleicht sehen Marsmenschen blaues Licht gelb?)
Nehmen wir an, dem Octopus fehlten alle "Farbsinneszellen", und er könnte (wenn auch perfekt) nur die Graustufen erkennen, dann wäre er per definitionem nicht zu Farbsehen fähig. Denn Graustufen per Sinneszellen und farbig im Gehirn zu sehen, das geht wohl nur schwer zusammen.

@unterwasserfilm.com: Gibt es eigentlich Grautöne, die weitestgehend identisch sind, aber (für uns Wirbeltiere) von ganz unterschiedlichen Farben erzeugt werden?

@allen anderen, denen das hier zu komplex wird, zusammenfassend: Es ist nicht eindeutig geklärt, ob und wie ein Oktopus "Farben" sieht. Über sein Auge nimmt er die unterschiedlichen Lichtwellenlängen seiner Umgebung als Farben und/oder Grautöne wahr (außerdem polarisiertes Licht), zusätzlich signalisieren die Hautlichtsinneszellen in den Armen das Muster des Untergrunds in Schwarz/Weiß. Dessen Form und Oberflächenbeschaffenheit wird durch Tastsinneszellen in den Armen wahrgenommen.
28.06.2005 20:43
Hallo Biouli,

ja, diese Grautöne gibt es schon: http://www.unterwasserfilm.com/lession6.htm

Sieh mal nach beim Hell-Dunkel-Kontrast. Dabei haben die Farben Dotter und Lindgrün annähernd die gleiche Graustufe.

Allerdings muß ich gestehen, habe ich letztes Jahr einen Oktopus gefilmt (in Farbe natürlich) welcher die gleichen Farben wie das Riff in dem er sich versteckte produzierte. Würde der Oktopus nur schwarz-weiss sehen, wäre mit Sicherheit ein Farbsprung zu erkennen gewesen. Allerdings kann das auch ein Zufall gewesen sein.

Dein Schachbrettbeispiel müsste man auf einem Brett mit den Farben Lindgrün und Dotter machen. Würde der Oktopus das Muster in den richtigen Farben zeichnen, wäre die Farbblindheit wiederlegt.
Da kann man vielleicht noch den Bio-Nobelpreis machen

lg,

Martin
Antwort