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Essouflement

Im französischen, und dies ist ein französisches Wort, wird es völlig anders erklärt als beispielsweise hier im Lexikon. Die französische Version beschreibt das Essouflement als eine Erschöpfung der Zwischenrippenmuskulatur als Ergebnis des veränderten Fließverhaltens von Gasen unter erhöhtem Druck. Die Zunahme der Viskosität bewirkt eine Verringerung des Gasaustauschs an der atmungsaktiven Oberfläche in der Lunge und damit zu einer kompensatorisch vermehrten Atemtätigkeit gegen einen erhöhten Widerstand. Was ist richtig?
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21.05.2008 23:59
Was hier im Lexikon beschrieben ist, sind die Symptome aus dem was du beschrieben hast..
Beides stimmt deins ist aber eher die Definition - das im Lexikon das Ergebnis daraus und wohl "Umgangssprachlich" die Bedeutung des Wortes
22.05.2008 00:39
Die Atmung wird flacher und schneller und verschiebt sich in das inspiratorische Reservevolumen. Nun habe ich keine medizinischen Fachbücher zur Hand, aber wenn das inspiratorische Reservevolumen zwischen normaler und tiefer Ein- und Ausatmung liegt, kann es ganz sicher nicht zu einer oxygenen Minderversorgung kommen!!!
Es tut mir leid, auch wenn ich nicht alles verstehe, aber von der Logik her gibt es ganz sicher Ansätze diesen Erklärungsversuch des Essouflements zu revidieren.
Diese geradezu schicksalshaft, völlig unerklärlich und plötzlich auftretende Änderung des Atmungsrhytmus mit letalem Ausgang, muss doch jeden vernünftigen Menschen nachhaltig von Gedanken befreien, sich mit dem Tauchsport zu beschäftigen.
22.05.2008 02:32
Essoufflement ist das französische Wort für Atemnot und Kurzatmigkeit und wird beim Tauchen für folgende Zusammenhänge verwendet:

Bei Anstieg des Druckes steigt auch der Strömungswiederstand an und somit bei größeren Tiefen auch der Atemwiederstand. Was bei längerem Aufenthalt in größeren Tiefen zu einer Ermüdung der Atemmuskulatur führen kann und die Atmung wird unbemerkt schneller und flacher („ HECHELATMUNG „).
Die Folge ist ein Anstieg des Kohlendioxidgehaltes im Blut (CO2 Vergiftung). Dieser kann im Extremfall zu einem lebensbedrohlichen Zustand, Bewusstlosigkeit, führen.
Um hier einen Tauchunfall zu vermeiden, ist es wichtig die Atmung wieder in den Griff zu bekommen, d.h. von der ineffizienten schnellen flachen Atmung, muss sehr schnell wieder zu einer ruhigen, langsamen und tiefen Atmung übergegangen werden und sofort ein Austauchen eigeleitet werden. Hier sind auch die Tauchpartner sehr gefragt, damit es zu keiner Notsituation kommt.
22.05.2008 09:43
Moin,

"wenn das inspiratorische Reservevolumen zwischen normaler und tiefer Ein- und Ausatmung liegt, kann es ganz sicher nicht zu einer oxygenen Minderversorgung kommen!!! "

Das siehst du falsch! Mit Verschiebung ins inspiratorische Reservevolumen ist gemeint, was dieses Zahlenspiel verdeutlichen soll:
Vitalkapazität sei mit 5,0 l angenommen.
Einatmung 1,0 l, Ausatmung 0,5 l
Beginnend mit 2 l Lungenfüllung haben wir:
Atemzug 1 - nach Ausatmung 2,5 l in der Lunge
Atemzug 2 - nach Ausatmung 3,0 l in der Lunge
...
Atemzug 4 - nach Ausatmung 4,0 l in der Lunge
...
Atemzug 6 und weitere - Einatmung nur noch von 0,5 l möglich, da mit jeweils 0,5 l die Vitalkapazität erreicht wird.

Der Organismus braucht aber das Äquivalent aus 1,0 l -> O2-Mangel

Nächster übler Aspekt: Das ständig steigende Gasvolumen in der Lunge reichert sich stetig mit CO2 an, womit die Diffusion von CO2 aus dem Blut auch stetig abnimmt, sich somit der Organismus mit CO2 stetig aufsättigt. Das überschüssige CO2 behindert auch die Bindung des in der Lunge noch vorhandenen O2 an Hämoglobin und sorgt für eine Verschiebng des Blut-pH in den saureren Bereich.

Beides zusammen ist unter Wasser keine gute Mischung.

Einzige Abhilfe, wenn man es hoffentlich rechtzeitig merkt (oder der Buddy ensprechende Zeichen gibt): Entgegen den eigentlichen Körpersignalen (Lufthunger, atme tief ein) des Organismus bewusst ganz tief ausatmen und dann mehrfach etwas tiefer ein- und ausatmen, um "Platz" zu schaffen und das CO2 rauszukriegen.

Leider wird dieses vor allem für wenig trainierte Urlaubstaucher wichtige Thema in vielen Tauchausbildungen weigehend bis völlig ausgeklammert.

Hoffe, das hilft dir weiter.
22.05.2008 11:22
Mir ist dennoch nicht klar aus welchem Grund sich die Atmung plötzlich ändert. Wenn jemand hechelt, ventiliert er u.U. nur den Totraum, dies führt aber wegen der Erhöhung CO²- und Verminderung der O²- Spannung im Blut, zu einem unwiderstehlichen Atemanreiz und damit zu vermehrter Atemtätigkeit.
Ebenso müßte bei dem anderen Beispiel die steigenden CO2 und die fallenden O2 Werte zu einem vermehrten Atemanreiz führen.
Der Schwimmbad-Blackout wird beispielsweise dadurch erklärt, dass durch die Hyperventilation vermehrt CO2 abgeraucht wird, und die dann durch die Apnoe sinkende O2 Konzentration keinen ausreichenden Reiz für das glomus caroticum darstellt. Der Atemanreiz wird also überwiegend durch einen Anstieg der CO2 Konzentration hervorgerufen.
In beiden Beispielen muss jedoch von einer physiologischen Abhängigkeit beider Werte ausgegangen werden, ohne das dies zu einer vermehrten Atemtätigkeit führt.
Ich glaube vielmehr, dass es zu einer Erschlaffung der Atemmuskulatur kommt, weil aufgrund der erhöhten Viskosität der Atemgase ein hinreichender Gasaustausch nicht mehr möglich ist. Ab welcher Tiefe bzw. Umgebungsdruck es jedoch zu einer Beeinträchtigung des Gasaustauschs kommt, weiß ich nicht, im übrigen glaube ich auch, dass persönliche Daten eine Rolle spielen z.B. Fitness.
22.05.2008 12:19
der Atemreiz nützt dir aber nichts wenn bei der Atmung selber durch zu geringe Volumenaufnahme kein wirklicher Gasaustausch stattfindet.
Da gibt es 2 Varianten
1. Hecheln durch Stress oder körperlicher Überanstrengung.
2. Hecheln durch Ermüdung der Atemmuskulatur, z.B. durch große Tiefe und entsprechend große Dichte des Gases mit entsprechend hoher Viskosität oder erhöhter Atemwiderstand durch schlecht eingestellte Atemregler.

Beider Szenarien verhindern das Abatmen von CO2.

Gruß,
D3
22.05.2008 17:19
Ich habe jetzt noch einmal in der deutschen Literatur gestöbert und festgestellt,dass meine Übersetzung aus dem französischen voll inhaltlich richtig ist. Das Essoufflement ist im Lexikon nicht richtig erklärt und sollte geändert werden!
Demnach entsteht ein Essoufflement unter erhöhtem Umgebungsdruck bei gleichzeitiger körperlicher Arbeit, z.B. Schwimmen gegen die Strömung. Nicht nur die deutliche Zunahme der Viskosität des unter erhöhtem Druck stehenden Atemgases, sondern auch ihr Übergang von einer laminaren zur turbulenten Strömung, erschwert den Gasaustausch und führt zu weiterer Anstrengung, mit dem Ziel dennoch weniger Sauerstoff einatmen zu können bei gleichzeitigem Anstieg des CO2 im Blut und der damit möglicherweise einhergehenden Stickstoffnarkose. Nachzulesen unter folgendem Link: http://www.peter-rachow.de/tieftauchen_mit_pressluft.pdf
Seite 74 Gruss Eckart
23.05.2008 19:58
Da hat sunflower recht beides stimmt das eine beschreibt die Symtome (Hechelatmung, Kurzatmigkeit u.s.w) und das ander ist die Ursache
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