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guntherTL***

Eis auf dem See, ab wann ist es ein Eistauchgang

Wegen eines aktuellen Unfalls http://www.taucher.net/unfall/Eis-TU_Rheinberg_tu327.html, hier mal eine Frage wie ihr das Tauchen bei Eis einordnet.

Im VDTL gilt: wenn Eis auf dem See ist, wenn auch nur in geringem Maße, so handelt es sich um einen Eistauchgang. Mit Leinensicherung, Reservetaucher und dem ganzen vollen Programm. Wenn eine Leinenführung nicht möglich wäre, ist der TG nach den Richtlinien nicht durchführbar.

Gunther
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08.03.2005 11:18
Yep - korrekt.
Wir waren am Wochenende im See. Dabei war die Eisdecke war so dünn, das Betreten völlig unmöglich war und wir von Land gestartet sind. Ich habe dann mal an einer geschlossenen Stelle von unten versucht durchzukommen (Dicke unter 5mm) - no way!

Also bei auch nur teilweiser Eisbedeckung ist Anleinen Pflicht. Wenn man dann (nach Absprache) das Notsignal gibt und der Leinenführer einen rauszieht - das ist wie scootern, sollte man ausprobieren .

Gruss,

JP
08.03.2005 11:22
Das sehe ich eigentlich auch so, denn entscheidend ist m.E. die Tatsache, dass die "Decke" oben drüber ist und den Weg zur Oberfläche versperrt.
Den "klassischen" Eis-TG kenne ich aber nach wie vor als: See mit tragfähigem Eis, freigesägtes Einstiegsloch mit ausreichender Wassertiefe, Leinensicherung, Sicherungstaucher oder einfacher gesagt, mehr Leute über als unter Wasser.
08.03.2005 13:14
@ **-diver,

das meinte ich lantürnich mit "Anleinen": nicht das Seil am nächsten Baum festbinden sondern Leinenführer.

Aber ob Du von Land losziehst oder ein Loch mitten auf`m See in das Eis hackst ist IMHO egal...

Gruss,

JP
08.03.2005 18:18
Da muss man sich Prinzipien setzen.
Ist Eis auf dem See, egal wie dick, wird das ein Eistauchgang und dafür gibt es ziemlich feste Regeln. Auch bei dünnem Eis.
Wer trotzdem so reinspringt, sollte mal überlegen was er da tut.
Wer sagt mir denn das das Eis überall so dünn ist, es kann doch sehr gut möglich sein das es auf der anderen Seite vom See viel zu dick ist um durch zukommen!
Und wie schnell man sich mal vertaucht hat, kennt glaube ich jeder .

Gruß,
Ralf
08.03.2005 23:23
Sehe ich genauso. Für mich ist ein Eistauchgang schon dann einer, wenn am Ufer, der Gewässermitte oder egal wo, kleine ganz dünne Eisschichten sichtbar sind. Egal ob man die von unten durchbrechen kann oder drauf laufen kann.

Gruss

09.03.2005 08:53
Mal ganz ab von dem Thema Sicherheit, habe ich die Erfahrung gemacht, das das ganze drumherum (Loch sägen, Schnee schieben, Absichern(!) ) auch ne Menge Spass macht und es ein super Tauchtag sein kann!
Scott***/RD
09.03.2005 12:48
was ist mit einem TG am polarkreis, wo keine feste eisdecke vorhanden ist, sondern nur ein par schollen und eisberge treiben ?
loggen als eisTG oder nicht ?
guntherTL***
09.03.2005 13:26
H Scott,
wenn ich DIE Möglichkeit hätte am Polarkreis zu tauchen, wäre es mir vollkommen egal was im Logbuch steht, ich habe einmal einen Film gesehen zu diesem Thema, seid dem muss ich da hin

uw/MMBSAC, CMAS, DAN, IANTD, PADI, PDA, SSI
Email: Michael.Mather@a1.net
09.03.2005 15:58
ad Scott:
Am Polarkreis ist das so ne Sache: Jedesmal wenn Du u n t e r einer Eisscholle bist ist es ein EisTG, ansonsten nur kalt

ad Gunther:
Stelle ich mir auch toll vor. Stell Dir mal vor, Du tauchst an einem richtigen Eisberg nach unten. Blautöne in allen Schattierungen, tolle Sicht, vielleicht ein paar neugierige Seehunde ...

hast recht, da müsste man wirklich hin !




09.03.2005 19:26
Wenn Eis in der Nähe ist, sollte man einen "Eistauchgang" ansetzen, auch wenn die Einstiegstelle eisfrei ist.
Zwei Stories, deren Wahrheitsgehalt ich nicht kenne, die aber möglich sind:
1. An einem Fluss wurde mit der Strömung getaucht, wie es die Taucher schon öfter getan hatten. Nach einer Biegung wollten die Taucher austauchen, befanden sich aber unter Eis. Durch eine Staustufe in der Nähe konnte sich in dem nun ruhigen Oberflächenwasser Eis bilden. Ob die Taucher sich gegen die Strömung retten konnten, ist mir nicht bekannt.
2. An einem zur Hälfte mit abschmelzendem Eis bedeckten See gingen zwei Taucher auf der eisfreien Seite unter Wasser. Die Eisplatte löste sich und wurde vom Wind über die Taucher getrieben.
Und dann gibt es angeblich auch Taucher, die nicht ganz dort hintauchen, wo es geplant war.

Angeregt von Doris mit Ihrer Unterwasserfackel habe ich während der letzten 3 TG mal versucht, durch das Eis zu kommen:
bis ca. 1cm kann man das Eis durchboxen, aber man kann sich dabei auch verletzen: leichte Schnitte bei mir auf den Wangen, mein Partner hatte vom Boxen einen Bluterguss an den Fingerknöcheln, trotz Neoprenhandschuhe.
bis ca. 4cm kann man mit dem Tauchermesser (einem der viel belächelten "Haitöter") viele kleine Löcher stechen, diese mit dem Messergriff verbinden und so ein Loch schaffen.
bei noch dickerem Eis braucht man mehrere Treffer mit der Klinge auf die gleiche Stelle um durchzustossen, ein grösseres Loch zu schaffen ist aussichtslos, da man keine Kraft aufbringen kann, das Eis zu brechen.
Allenfalls kann man noch ins Flache tauchen, sich am Boden gegen das Eis stemmen und mit der Flasche die Eisdecke aufbrechen (bis 4cm, danach wirds zu schwer)
weiterhin zu beachten:
1. bei allen diesen Versuchen stieg immer der Luftverbrauch extrem an, wenige Minuten genügten, um den Vorrat deutlich schwinden zu lassen.
2. legt Euch mal mit kompletter Ausrüstung auf den Boden und versucht, eine sinnvolle Handlung auszuführen, zum Beispiel Flossen aus- und anziehen. Unter Eis mit aufgeblasenem Tariermittel liegst Du dazu wie ein Käfer auf dem Rücken.
Fazit: Mit der notigen Ausrüstung und Sicherung ist Eistauchen ein Wahnsinns Erlebnis. Im Notfall gibt es aber KEINE Rettung direkt nach oben. Komplett redundante Luftversorgung, erfahrener Buddy und Leinensicherung können den Spass absichern.
Helmut

09.03.2005 19:49
meiner Meinung nach unmöglich, 4 cm dickes Eis von unten zu durchstoßen, weder mit dem Messer noch mit "gegen die Eisfläche stemmen". Wenn das bei dir gelungen ist, war das Eis sicher schon brüchig und porös durch Tauwetter oder dergleichen und du hattest sicher keinen Schick unter den Flossen. Wenn du von unten versuchst, die Eisfläche zu durchbrechen, entsteht ein Vacuum, wo du gegen die Eisfläche drückst...

Eistauchen ohne Seil und Leinenführer etc ist lebensgefährlich, egal wie dünn das Eis ist !
Gruß, Astrid
09.03.2005 20:58
Hai @ all,

Hemut hat recht. Ich war vor zwei Wochen im Urisee beim Eistauchen. Dabei haben wir beim Tauchen einen dicken Ast (ca. 10 cm Durchmesser) direkt unterhalb der Eisfläche gefunden. Als wir mit dem Ast versuchten das Eis zu durchstoßen gelang es uns an mehreren Stellen, an denen offensichtlich zu einem früheren Zeipunkt schon mal Eistiege waren. Das Eis war an diesen Stellen ca. 4 - 5 cm dick. Die Löcher waren groß genug um den Kopf hinaus zu strecken.
Der gleiche Versuch mit dem Messer war aber völlig erfolglos.
Fazit: ein Duchtstoßen der Eisdecke ist nur in gaaanz seltenen Fällen und mit viel, sehr viel Glück möglich. Deshalb Eistauchen nur mit Leine und geeigneter Ausrüstung.
Wünsche euch allen noch suuuuper schöne Eistauchgänge mit suuuuper geilen Sichtweiten.

dive silent

peter die lunge
12.03.2005 15:00
Ich denke, daß das Thema bereits in der Eröffnung völlig klargestellt worden ist.

Befindet sich im Gewässer eine Eisdecke, egal wie stark so ist der TG ein Eistauchgang und dazu sind alle dazugehörigen Vorbereitungen zu machen. Ist hierbei eine der für das Eistauchen erforderlichen Dinge nicht möglich, so ist der TG bereits in der Planung abzubrechen. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Wer dennoch nur im Buddysystem in einen teilweise vereisten See springt ist nicht verantwortungsvoll. Schließlich sind dies dann evtl. die negativen Schlagzeilen die in den Medien zu lesen sind und mit denen vernünftige Taucher zu kämpfen haben.

Thema: Eisdurchbrechen

Dies ist eigentlich niemals notwendig, denn beim Eistauchen gibt es keinen Aufstieg an einer anderen Stelle als am Einstieg. Warum, ganz klar, es gibt keine Situation beim TG, in der man an einer anderen Stelle austauchen muß, denn dazu hat man das Equipment dabei um jede nur denkbare Situation zu bewältigen. Auch taucht man bei einem Eistauchgang ja nicht 300m entfernt vom Einstieg. Zudem ist der Gedanke ein Loch durch eine geschlossene Eisdecke zu stoßen schon mehr als sinnlos, denn wenn dies in einer Notsituation das Vorhaben wäre, so ist es eh sinnlos, da man ja bereits andere Probleme hat als wie noch ein Loch ins Eis zu rammen. Daher ist dies, meiner Meinung nach, der falsche Lösungsansatz in der Problembewältigung. Sollte dies einem Eistaucher neu sein, so hat er meiner Meinungn nach noch mal eine Auffrischung nötig.
12.03.2005 20:02
@ pressluftjünger

hallo mein Guter, ja wir haben Löcher ins Eis gemacht. Jedoch nicht um einen neuen Ausstieg zu schaffen, sondern einfach nur um Spass zu haben. Wir hatten auch in keinster Weise eine Notsituation. Wir waren wie es sich gehöhrt, angeleint - Beide! Wir hatten nur einen Spaßtauchgang.

peter die lunge
17.03.2005 18:15
@ Assel

Ein Vacuum ensteht erst wenn Du das Eis bis auf ca. 10m über die Oberfläche anhebst, es dabei nicht bricht und seitlich keine Luft nachkommt. Du merkst, daß Du an dieser Stelle bist daran, daß das Wasser anfängt zu sieden.

Gruß Markus
18.04.2005 13:31
Ich bin von den teilweise leichtsinnigen Ausführungen ziemlich entsetzt.

Eistauchen ist Eistauchen. Ohne Wenn und Aber. Dafür gibt es Regeln und spezielle Ausbildungen. Diese gehen über Anlein-Thematik weit hinaus.
Es werden Verfahren erlernt, wie man mit Equipment unter solchen Bedingungen umgeht, wie man die Oberfläche herrichtet (Ja, auch oben gibts jede Menge zu tun) und welche Notfallverfahren sinnvoll und zielführend sind.

Darüber hinaus bin ich der Meinung, daß auch das persönliche Streß-Management einen entscheidenden Beitrag leistet.

Wenn man sich darüber im Klaren ist, daß Eistauchen Extremtauchen (für Körper und Technik) ist, daß das Verhältnis von Vorbereitungszeit zu Tauchzeit ca. 1:10 ist und man nicht dem Irrglauben erligt, man könne an irgend einer Stelle Eis durchbrechen, dann ist man schon ganz gut grüstet.

the worst day diving
is better than the
best day working

Cheers Toni
Antwort