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Druckausgleichprobleme und taube Ohren durch Wasser im Ohr nach dem Tauchgang

Hallo liebe Taucher!

Ich bin mit zwei Freiwasser-Tauchgängen noch ein Anfänger, hatte aber im letzten Urlaub schon Probleme mit dem Tauchen.

Es fing im Schwimmbad beim Grundtauchschein schon an - Druckausgleichprobleme und Wasser im Ohr nach dem Tauchgang! Druckausgleichprobleme habe ich aber auch schon an Land. Sobald es ein wenig hügelig wird, fallen mir die Ohren zu, bei Schnupfen sowieso und bei einem dauerhaften Geräuschpegel (Ferienarbeit in einer Fabrik) hatte ich nach ein paar Wochen auch Probleme.

Deshalb wusste ich - oft den Druckausgleich machen, vertikal abtauchen usw.

Nach dem zweiten Tauchgang hatte ich dann trotzdem "die Ohren zu" und das Tauchen war nach der Diagnose des Inselarztes, der ein leichtes Barotrauma feststellte, passé.
Ich hatte aber keine Schmerzen, sondern eben das unangenehme leicht taube Gefühl in den Ohren. Also kann ich eine Entzündung ausschließen.

Der HNO stellte nach dem Urlaub keine bleibenden Schäden fest. Allerdings teilte er mir mit, dass ich eine Kuhle vor der Eustachischen-Röhre habe, in der sich leicht Wasser fängt (Ich habe nämlich auch nach dem Schwimmen Probleme mit Wasser in den Ohren).
Außerdem habe ich von Natur aus große Mandeln und eine leichte Nasenwandverkrümmung, was allesamt den Druckausgleich erschwert.

Soweit die Vorgeschichte.

Nun steht der zweite Tauchurlaub an:
Bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung fragte ich den Arzt (Tauchmediziner, der selbst taucht), ob mir die Taucherbrille Oceanic pro ear, die ear plugins (seemann) oder die Orthan diver drops weiterhelfen würden. Diese drei Sachen wurden mir zuvor im Tauchershop empfohlen.
Er riet mir aber von alledem ab.
Begründung: Zu gefährlich, wenn unter Wasser die "Oceanic pro ear" vom Kopf getreten wird oder die ear-plugins aus dem Ohr fallen. Dabei würde der volle Wasserdruck auf einmal auf das Ohr stossen und es könnte zu Drehschwindel kommen. Und auch die Ohrentropfen würden nur etwas gegen Entzündungen helfen und nicht gegen Druckausgleichproblem, wie es der Hersteller bewirbt.

Sein Tipp: Ich sollte einfach versuchen vertikal und langsam mit häufigen Druckausgleich abzutauchen und vorab das Nasenspray Nasonex gegen meine allgemein hohe Schleimproduktion anwenden.

-> Ich habe aber die Befürchtung, dass mir wieder das gleiche passiert wie beim letzten Tauchgang.

Könnt ihr mir Erfahrungtipps geben? Sind die Oceanic Pro ear und die Ear Plugins wirklich so gefährlich, wenn sie vom Kopf rutscht bzw. aus dem Ohr fallen und plötzlich der volle Wasserdruck auf das Ohr trifft.

Oder sind die Orthan Diver Drops das preisgünstigste und beste Mittel?

Danke für eure Hilfe!
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beginnervorhanden
02.02.2010 17:45
Hallo Rashdoo Diver,

ich benutze seit einer geraumen Weile die Ear Plugs. Die Befürchtungen deines Arztes bezüglich des plötzlichen Druckanstieges im Ohr mit evtl. Drehschwindel bei Verlust eines oder beider Plugs sind unbegründet, weil man beim Abstieg ganz normal den Druckausgleich macht. Dazu haben die Plugs eine Membran mit einer winzigen Öffnung. Sie halten die Ohren auch nicht komplett trocken, sondern minimieren lediglich den Wassereintritt.
Einen Verlust der Plugs unter Wasser kann man durch Verwendung einer Kopfhaube wirkungsvoll vermeiden. I
Ob dir durch Verwendung der Plugs der Druckausgleich leichter gelingt, ist schwer zu sagen. Rein subjektiv kommt er mir auf alle Fälle sehr viel "weicher" vor.

Grüße vom beginner
explorer08Commercial Diver // PADI MI // PADI PSDI // CMAS** TL
02.02.2010 18:31
@Rashdoo Diver
An dem Kompetenz Deines Taucherarztes kommen mir doch gewisse Zweifel auf.

Zum Ersten habe ich in über 25 Jahren als Taucher noch nie erlebt, dass mir oder einem anderen Taucher die Maske vom Kopf getreten wurde. Auch wenn dieses Argument als Erklärung für manches herhalten muss, gehört es für mich eher in eine Kategorie mit dem "Ungeheuer von Loch Ness".

Zum Zweiten wird die ProEar Maske, im Gegensatz zu konventionellen Masken, unter der Kopfhaube getragen, da sie anders garnicht funktionieren würde. Es gibt dafür sogar spezielle Kopfhauben, aber man kann sie genauso gut unter einer normalen Kopfhaube tragen.
Ich selbst benutze seit ca. 3 Jahren eine und trage sie unter meiner normalen Kopfhaube. Dabei bin ich äußerst zufrieden damit und habe seitdem wesentlich weniger Probleme mit meinen Ohren.
Jedenfalls ist es durch die spezielle Trageweise dieser Maske unmöglich, dass man sie vom Kopf getreten bekommt, selbst wenn man davon ausgeht, dass diese Möglichkeit grundsätzlich besteht.

Und zum Dritten findet auch in den Ohrkappen der ProEar ständig ein Druckausgleich statt. Der Druckausglich fällt nur wesentlich leichter, da kein Wasser in den Ohren ist und somit nur der "Luftdruck" angepasst werden muss. Wenn aber tatsächlich mal Wasser in eine oder beide Ohrkappen eindringt, was ich selbst schon erlebt habe, hat dies druckmäßig überhaupt keine Auswirkung. Es ist lediglich ein unangenehmes Gefühl, wenn plötzlich kaltes Wasser ans Ohr gelangt.
Was ich mir allenfalls vorstellen kann ist, dass im Einzelfall beim anschließenden weiteren Abtauchen Probleme beim Druckausgleich auftreten können, da dieser ja nun im wassergefüllten Ohr durchgeführt werden muss. Je nach bereits erreichter Tiefe besteht dann halt die Möglichkeit nicht tiefer zu gehen, oder aber eben den Tauchgang abzubrechen.
ramklovApnoeTL, TL**
02.02.2010 18:59
Hallo Rashdoo,
es gibt verschiedene Druckausgleichstechniken, die dem einen einfacher und dem anderen warum auch immer schwerer fallen. Die Techniken sind am besten von einem erfahrenen Partner zu lernen und unter einfachen Bedingungen wie im Schwimmbad mit ganz viel Geduld zu üben. Lerne insbesondere Kombination von verschiedener Techniken, die für Deinen konkreten Fall am besten sind. Ausschließlich Valsalva funzt bei vielen nicht immer. Der Druckausgleich kann beispielsweise mit verschiedenen Kieferbewegungen und lockerer Kopfhaltung unterstützt werden. Und natürllich frühzeitig, bereits an der Wasseroberfläche mit dem Druckausgleich beginnen.
Es sollte jedoch klar sein, dass beim vertikalen Abtauchen kopfüber der Druckausgleich am schwersten ist. Wenn vertikales Abtauchen eine Vereinfachung beim Druckausgleich darstellen soll, dann mit den Füßen zuerst. Dies ist jedoch beim Gerätetauchen nicht zu empfehlen.
Mit der richtigen Technik und der richtigen Geduld wird es auch mit (fast) horizontalem Abtauchen klappen.
Gruß Ramklov
02.02.2010 19:38
http://www.200bar.de/medizin/druckausgleich.php

Da gibt es eine Erklärung der verschiedenen Techniken zum Druckausgleich. Ist zwar keine Antwort auf die Frage bzgl. der Ausrüstung, hilft aber vielleicht trotzdem.
ag2908PADI Staff Instr.
02.02.2010 21:54
Als ich anfing zu tauchen hatte ich extreme Probleme mit dem Druckausgleich.Ich war bei etlichen HNO Ärzten und bekam nirgens Hilfe.Mir wurde ähnliches wie dir von den Ärzten aufgetischt.
Nach langer Suche kam ich dann zu einem Hno mit Taucherfahrung.Der gab mir denTipp täglich mehrmals Druckausgleichsübungen zu machen.Dazu muss man ja schliesslich nicht im Wasser sein.Innerhalb kurzer Zeit verbesserte sich die Sache enorm und nach ca. einem halben Jahr hatte ich gar keine Probleme mehr damit.
Vorher sollte abgeklärt werden ob es keine anderen
körperlichen Gründe für die Schwierigkeiten gibt.
Mehr als ca.5 Mal pro Tag würde ich es allerdings nicht machen um deine Ohren nicht zu sehr zu stressen.
Die Aussage deines HNOs wegen den Ear Plugs und der Maske waren einfach nur falsch.Den HNO kannste ruhig gegen einen anderen wechseln.
02.02.2010 23:09
"Mehr als ca.5 Mal pro Tag würde ich es allerdings nicht machen um deine Ohren nicht zu sehr zu stressen."

Das ist so nicht richtig. Nach Valsalva zu blasen, ja, irgendwann sind die Ohren einfach zu. Aber ohne im Mittelohr Druck aufzubauen und einfach durch Ausprobieren der Schlucktechnik die Tuben zu öffen - das kann man unbegrenz üben. Und wenn es klappt, merkt man es auch!
explorer08Commercial Diver // PADI MI // PADI PSDI // CMAS** TL
02.02.2010 23:43
Da hat kwolf1406 Recht.

Ich zitiere mal den "Tauchpapst" unter den deutschen HNO-Ärzten, Dr.med. Christoph Klingmann, von der Uni-HNO-Klinik Heidelberg, aus "Moderne Tauchmedizin" S. 476:
"Fällt die HNO-ärztliche Untersuchung normal aus, aber der Taucher leidet trotzdem unter Tubenbelüftungsstörungen, können verschiedene Maßnahmen durchgeführt werden. Die Ohrtrompete kann regelrecht trainiert und gepflegt werden. ... Am wichtigsten ist jedoch ein fortlaufendes Training der Ohrtrompete. Mithilfe der Durchführung eines Druckausgleichs nach Frenzel alle 10 min und mindestens 50-mal am Tag wird die Muskulatur der Ohrtrompete trainiert."
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
03.02.2010 01:04
@explorer08


"Zum Zweiten wird die ProEar Maske, im Gegensatz zu konventionellen Masken, unter der Kopfhaube getragen, da sie anders garnicht funktionieren würde. Es gibt dafür sogar spezielle Kopfhauben, aber man kann sie genauso gut unter einer normalen Kopfhaube tragen.
Ich selbst benutze seit ca. 3 Jahren eine und trage sie unter meiner normalen Kopfhaube. Dabei bin ich äußerst zufrieden damit und habe seitdem wesentlich weniger Probleme mit meinen Ohren.
Jedenfalls ist es durch die spezielle Trageweise dieser Maske unmöglich, dass man sie vom Kopf getreten bekommt, selbst wenn man davon ausgeht, dass diese Möglichkeit grundsätzlich besteht.

Und zum Dritten findet auch in den Ohrkappen der ProEar ständig ein Druckausgleich statt. Der Druckausglich fällt nur wesentlich leichter, da kein Wasser in den Ohren ist und somit nur der "Luftdruck" angepasst werden muss. Wenn aber tatsächlich mal Wasser in eine oder beide Ohrkappen eindringt, was ich selbst schon erlebt habe, hat dies druckmäßig überhaupt keine Auswirkung. Es ist lediglich ein unangenehmes Gefühl, wenn plötzlich kaltes Wasser ans Ohr gelangt.
"

Kann als Pro-Ear-Taucher (besitze/nutze meine seit 2000) Dir überwiegend in allem zustimmen ...

Die Maske bekommt ein Retter bei einer Rescue-Übung auch nicht runter ...


Aber ...


"Was ich mir allenfalls vorstellen kann ist, dass im Einzelfall beim anschließenden weiteren Abtauchen Probleme beim Druckausgleich auftreten können, da dieser ja nun im wassergefüllten Ohr durchgeführt werden muss."

Wo bitte wassergefülltes Ohr ?

Bei der Pro-Ear bläst man nach gefluteter Maske nicht nur den Maskenraum aus, sondern auch die Ohrmuscheln ...

Wie ?

Maske ausblasen - Maske an das Gesicht drücken - Kopf neigen ...
Den Überdruckschlauch zu den Ohrmuscheln auf der nach unten zeigenden Kopfseite zudrücken und Luft in die Maske blasen ...
Die andere Ohrmuschel wird dann durch den Überdruck ausgeblasen ... - danach dann das gleiche Spiel mit dem anderen Ohr ...

Die Ohren sind danach sicherlich noch feucht, aber nicht mehr geflutet ...
Man braucht dazu auch nicht - sollte das jetzt evtl. einer denken - die Kopfhaube ausziehen - das zudrücken kann man direkt in der Nähe der Maske machen - diese Stelle liegt meist noch außerhalb der Kopfhaube ...
Mit Übung ist diese Aktion eine Sache weniger Sekunden ... (steht übrigends so auch in der dazugehörigen Bedienungsanleitung )
ag2908PADI Staff Instr.
03.02.2010 09:49
kwolw1406 hat Recht wenn du mit der Schlucktechnik zurecht kommst ist das ok.Ich bekam den Ausgleich nur mit der Valsalva-Methode hin.Welche Methode für dich die Beste ist das musst du für dich selbst rausfinden.
Wenns auch bei dir Valsalva ist solltest du jeden Tag trainieren, aber wie gesagt nicht übertreiben.
explorer08Commercial Diver // PADI MI // PADI PSDI // CMAS** TL
03.02.2010 15:04
@boesewicht
Das mit dem ausblasen der Ohrkappen muss ich bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren. Das wußte ich noch nicht, da ich die Maske hier in der Türkei ohne Bedienungsanleitung bekommen habe.
Danke für den Tipp.
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
03.02.2010 16:56
@explorer08

Kein Thema - viel Spaß - ist aber wirklich ganz leicht

Macht übrigends viel Laune, wenn man das vor Tauchlehrern während einer Ausbildung macht
Die schauen dann erst mal leicht verwirrt, was man denn da so mit schräg gelegtem Kopf am machen ist ...
explorer08Commercial Diver // PADI MI // PADI PSDI // CMAS** TL
03.02.2010 20:02
@boesewicht
Das glaube ich. Allein das Tragen einer ProEar reicht ja schon aus um reichlich verwunderte Blicke zu ernten.

Allerdings stelle ich auch zunehmend fest, dass damit positive Neugier geweckt wird.
05.02.2010 13:36
Vielen Dank für eure Tipps!

Eine Frage habe ich noch: Kann man die EarPlugs auch ohne Kopfhaube tragen, oder fallen sie dann aus den Ohren?

Antwort