Hier können alle Fragen zum Thema Tauchausbildung ausgiebig diskutiert werden. Verbandsübergreifend kann hier nach allem gefragt werden was zum Bereich Aus- und Fortbildung gehört - moderiert von erfahrenen Tauchern.
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diskussion kurs-preise?

also ich arbeite in einem padi-divecenter(deshalb sind die aussagen hier nur auf padi-basen/lehrer bezogen) aus ö. und seit einiger zeit fällt mir auf dass viele kunden aus deutschland oder personen die einen owd-kurs im süden gemacht haben, zu uns kommen und sich beschweren dass wir zu teuer sind.
der padi owd kostet bei uns ein bisschen weniger als 400 euro. rechnet man da noch die kosten für flaschenfüllungen, ausrüstung, bücher und brevetierungen ab, bleibt für uns eigentlich nicht mehr viel überig...
400 - 30 euro für padi - 39 euro für das buch - ca.50 euro für füllungen und was eine gute kaltwassertaugliche ausrüstung kostet und was es kostet diese in einwandfreiem Zustand zu halten muss ich wohl nicht erläutern.
bleiben also rund 200 euro über...
dann muss man natürlich noch den tauchlehrer bezahlen...der arbeitet natürlich auch nicht um sonst...wenn der auch nur 40 euro am tag verrechnet macht das bei fünf tagen die er beschäftigt ist 0 gewinn....das heist ein gewinn wird sowieso für einen kurs erst erzielt wenn mindestens 2 leute an einem kurs teilnehmen....
diese kosten sind alle noch realativ gering gerechnet...da kommen dann in der realität noch kosten für schlungsmaterial, transportkosten zu den tachplätzen usw. dazu...
da wir in den heimischen seen allerdings aus sicherheitsgründen maximal 3 taucher ausbilden können ( ok ich muss zugeben sind die schüler halbwegs talentiert funktionierts auch mit 4...aber das ist schon das absolute maximum für unsere einheimischen seen...)
also viel bleibt dann eigentlich nicht mehr über...also frage ich mich...wie kann es sein, dass es in deutschland tauchschulen gibt, die den owd kurs unter 300 euro anbieten??

obwohl wir angeblich teuer sind bleibt selbst für uns nicht viel vom geld für kurse usw. über...
also frage ich mich wirklich wie es dann andere schulen in unseren breitengraden machen...
meine erklärung dafür ist dass sich viele tauchschulen einfach nicht an die standarts halten.
erst heute kam wieder jemand mit gerade abgeschlossenem owd in unsere tauchschule und wollte bei uns einen begleittauchgang machen. das erste was er bemängelte war der hohe preis...ok das ist man schon gewöhnt...dann sah er zufällig unser kursprogramm und meinte, warum das so lange dauert? ich sagte ihm dass das die normale dauer für den owd kurs bei uns 5 tage wäre...woraufhin er erwiderte dass er seinen kurs in 3 1/2 tagen gemacht hattte...
(zugegeben, ich habe auch schon kurse in 4 tagen gemacht, allerdings ging das dann von 8:30 in der früh bis 6:30 abends und das täglich....und selbst da waren die schüler sehr talentiert...)
...so nach einer längeren unterhaltung entschliest sich der kunde dann doch einen begleittauchgang mit uns durchzuführen...beim zusammenstellen der ausrüstung weist er mich dann daraufhin ich sollte ihm doch die konsole ohne dem kompass geben, weil damit kenne er sich sowieso nicht aus....
ich dann: so wie bitte, das hast du doch in deiner ausbildung gemacht oder??? Antwort: ich habe es zwar im video gesehen, aber gemacht habe ich es nicht...
am anfang meiner tätigkeit als tauchlehrer hätte mich das zwar noch geschockt und das erste was ich gemacht hätte wäre dass ich das gleich mal an padi gemeldet hätte, aber inzwischen ist das gang und gebe dass leute bei uns vorbei kommen und nicht mal wissen was das wort kompass bedeutet...

ok ich muss zugeben...kompass ist nicht unbedingt das wichtigste, aber immerhin ist es teil der padi-standarts...

als die ausrüstung zusammengestellt war, haben wir dann begonnen unsere ausrüstung zusammenzubauen...das ging ja dann ganz gut...doch bevor wir dann ins wasser gingen, wollte ich noch einen buddycheck mit ihm durchführen...er fummelt etwas an meiner ausrüstung herum und meint damit wäre es getan ich:sag mal kennst du das nicht:"taucher brauchen saubere luft" er: " nein...noch nie gehört..was meinst du?" so dann fing ich mal an ihm den buddycheck zu erklären....usw....
ich muss dazu sagen, dass das kein einzelfall ist, das kommt immer wieder vor...
wenn leute bei uns zum tauchen kommen dann muss ich ihnen zu einem großteil gleich zu anfangs mal den buddycheck erklären, dass ich die funktion eines kompasses erklären muss steht sowieso an der tagesordnung und bei bootstauchgängen muss ich oft feststellen dass leute auch probleme beim an und ablegen der ausrüstung im wasser haben, weil sie das eben noch nie gemacht haben....ist auch gängig

also mein fazit ist: tauchschulen/tauchlehrer halten sich aus kostengründen einfach nicht an die standards, da sie damit die zeit eines kurses verkürzen und somit die kosten niedrig halten können....desweiteren werden kurse oft mit zu vielen teilnehmern durchgeführt...(kein mensch kann mir erzählen, dass ein tauchlehrer bei einer sicht von unter zwei metern mit mehr als 4 schülern immer die volle kontrolle hat...auch wenn padi eine höhere anzahl an schülern zulässt)
darüber hinaus wird wichtiges wissen, oft nur über das padi-video vermittelt...dazu kann ich nur sagen, dass das einfach unverantworlich ist...das padi video stellt zwar eine gute basis an wissen zur verfügung...doch müssen gewisse bereiche, bei denen es im wahrstem sinne um leben und TOD geht durch den tauchlehrer vorgetragen werden....
der Tauchlehrer der das nicht einsieht ist ein Sicherheitsrisiko für jeden Tauchneuling.

ich will hier in keiner weise das padisystem in frage stellen, nur die scheinbar schwarzen schafe, die sich wie ich feststellen muss immer mehr vermehren.
das padisystem ist, bis auf die tatsache, dass den tauchlehrern und basen das geld aus den fingern gezogen wird(naja da steht padi anscheinend nicht ganz allein da), sehr ausgereift und macht sinn, und schüler die das volle programm des padisystems absolvieren, können auch wirklich sicher tauchen...

ich hätte hier gerne meinungen, erfahrungen( und auch kritiken sind willkommen) von padi-tauchlehrern padi-tauchern und die die es vielleicht noch werden wollen

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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
12.08.2005 21:51
Warum beziehst du das nur auf PADI?
Eigentlich haben doch alle Verbände dasselbe Problem.
Eine vernünftige Tauchausbildung ist zeitaufwendig. usw. usw. => du hast es ja schon beschrieben.
Aber nur PADI rauspicken ist nicht seriös.
Schliesslich sind bei allen Verbänden bzw. Tauchschulen die Kursgebür so niedrig, dass ein TL erst ab ca. 6 Tauchschüler einen halbwegs vernünftigen Stundensatz erhält.

Jetzt könnte man auch noch über Mischkalkulationen reden usw., aber lässen wir das lieber


12.08.2005 21:53
ich rede nicht über andere vereine weil ich da nicht mitglied bin und über einzelheiten der verschiedenen systeme nicht bescheid weis
12.08.2005 22:43
zum einem hab ich schon gehört das es shops gibt die in erster linie vom verkauf von ausrüstung, reisen, fortbildung ect leben und der owd nur zum "anfixen" gut ist.
zum zweiten stellt sich natürlich immer die frage was der schüler gezeigt bekommt und was versteht -vorallem auch verstehen und lernen will.ich habe auch schon taucher getroffen welche mir erzählten tauchgangsplanung ist dem guid hinterherpaddeln. und so manches erfordert halt auch routine welche sich halt nicht an 5 tagen vermitteln läst (obwohl man es "irgendwie" doch hinkriegen sollte).
und letztendlich ist auch die geduld eines tl endlich und wer würde schon ein brevet verweigern wegen "dieser einen übung"? hierbei dürfte auch eine rolle spielen das ein tl auch kaufmann ist/sein muss.
und die prüfung bei padi ist auch nicht sooo streng: ich habe auch die prüfung bestanden ohne die padi-tauchtabelle verstanden zu haben (wenn man halt sich die literatur aus der stadtbücherei besorgt anstatt teuer bei padi, sieht man halt erstmal die deco 20xx, aber inzwischen hab ich es gelernt.
zur dauer: bei mir hat es zwei wochenende gedauert
(ein abend "vorbesprechung" 2 1/2 tage schwimmbad, 2 tage freiwasser), allerdings nannte es sich intensivkurs und es sollte es sich zeigen das man schon die literatur vorher gelesen haben sollte. entsprechend war auch der "schwund" (ca. 7.00 uhr aufstehn für schwimmbad und 6.00 für freiwasser ist halt nicht sooo einfach). die anderen kurse erstreckten sich bei meiner tauchschule über mehre wochen (meist ein termin pro woche).
was dein schnitt tl-schüler ist war das bei uns ähnlich, wobei in der mitte der plattform ein tl hockte, dann am rand die schüler und dahinter dm, angehende tl uns so weiter welche dann ca 2 buddyteams beaufsichtigten.
dein preis kommt glaub ich auch hin.
oktoTL / 1850 TG
12.08.2005 22:58
Muß beiden Recht geben, leider sind an dieser Misere die " Kunden" nicht ganz unbeteiligt. Denn "Geiz ist ja geil" und die Tauchschule wird oft nur nach dem Preis für den Kurs ausgesucht. Man sollte sich mal als Kunde überlegen ob zu diesen Dumpingpreisen ein Kurs in guter Qualität und im Rahmen der Standards (sind dem Kunden meist nicht bekannt)überhaupt durchgeführt werden kann.Einsteigertauchkurs ( OWD oder ein Stern)für 150,-- - 200,-- Euro incl. Schulungsunterlagen, Brevet, Ausrüstung u.s.w. K A N N nicht sein, Mehrwertsteuer muß auch noch abgerechnet werden.
Außerdem sollten A L L E Verbände ihre Qualitätssicherung enster nehmen und bei gemeldeten Verstößen strenger vorgehen. Neulingen kann ich nur raten sich den Ausbilder/Tauchschule genau anzusehen und zu hinterfragen.
allen weiterhin gut Luft
Gruß Okto
oktoTL / 1850 TG
12.08.2005 23:03
@ekke
du schreibst "habe die Tauchtabelle auch nicht verstanden" warum fragst du deinen TL nicht ???? Du hast doch Geld dafür bezahlt das er dir es beibringt.Genau solche Kunden sind es die der laschen Ausbildung den weg bereiten. Wenn ich für etwas bezahlt habe möcht ich auch einen Gegenwert haben, auch bei der Ausbildung und wenn ich etwas nicht verstanden habe frage ich soooooo lange nach bis ich es erklärt und verstanden habe.
Gruß Okto
12.08.2005 23:04
Tu paupera austria ...

Jetzt sind die bösen Deutschen schon schuld, dass vielleicht irgendwann in Österreichs Seen nicht mehr getaucht werden darf, weil es ja immer sie sind, die dort Unfälle verursachen. Und jetzt nehmen diese bösen Deutschen den Österreichern auch noch die Schüler weg.

12.08.2005 23:29
genervter deutscher so war das nicht gemeint...
ich kenne keinen österreicher der nach dtl fährt um dort nen kurs zu machen...
ausserdem was haben dumpingkurse damit zu tun dass man bald nicht mehr tauchen kann...ich verstehe den zusammenhang nicht
und zusätzlich muss ich sagen, dass es in meiner nähe einen see gibt an dem sehr viele taucher verunglücken...attersee dürtfe da ein begriff sein...auf der einen seite verunglücken an dem see sehr viele erfahrene taucher die sich einfach übernehmen..tja und auf der anderen seite sind dann diejenigen, die eben solche dunpingkurse gemacht haben...und wenn ich höre dass in dem see in dem ich gerade tauchen, war wieder mal wer umgekommen is dann tut mir das innerlich weh...weil ich genau weis dass es nicht sein muss...vor einpaa tagen erst war es ein 14 jähriges deutsches mädchen das verunglückt ist, bei einem kurs der von einer deutschen tauchschule aus durchgeführt wurde...ich meine muss das wirklich sein...ich meine ein 14 jähriges mädchen?? wie können leute die das leben eines 14jährigen mädchens aufs spiel setzen überhaupt noch mit ruhigem gewissen schlafen
13.08.2005 00:07
Ging es nicht darum, das es gerade Taucher aus Deutschland sind (seien), die scheinbar schlecht, weil schnell und somit kostensparend, ausgebildet sind? Bei den letzen Unfällen waren ja aber wohl auch Österreicher beteiligt, soweit ich mich an die diversen Meldungen hier im Unfallforum erinnere, oder? Haben die dann nach Meinung von "frustrierter PADI-MSDT" vielleicht doch ihre Ausbildung in Deutschland oder im Süden (ich nehme an es ist Bayern gemeint) gemacht? Beispiele bringen ist schon schön, nur sollten sie auch Objektivität bewahren.

Außerdem finde ich diesen thread mal wieder völlig überflüssig!
13.08.2005 00:23
johansi...les dir meinen letzten beitrag noch mal durch....da steht doch dass es zum einen teil die erfahrenen taucher sind die sich überschätzen...(egal welche nationalität...) tja...wenn wir mal so die letzten tauchunfälle betrachten dann kommt da einmal 80 meter vor, dann zwei froschmänner, dann 45 meter usw...wenn östterreicher auf 80 meter tauchen dann kann ihnen auch die beste ausbildung bei nem problem nicht mehr helfen...die leute wissen aber auch worauf sie sich einlassen...ausserdem kennen zu den meisten unfällen die passieren nur wenigsten genauere infos...und was in den zeitungen steht, ich hoffe das nimmt keiner von euch ernst weil die informationen aus den zeitungen stimmt gerade ma zu 10%...
und wenn du den thread überflüssig findest dann antworte einfach nicht darauf...
ich würde nur gerne wissen ob ich mit meiner meinung alleine dastehe und vielleicht auch ein paar leute zum nachdenken anregen
13.08.2005 05:23

Da macht ihr (in Ösiland??) aber schon was falsch:
"dann muss man natürlich noch den tauchlehrer bezahlen...der arbeitet natürlich auch nicht um sonst...wenn der auch nur 40 euro am tag"
Festeingestellte/bezahlte Tauchlehrer?? Wo gibt es denn sowas?
Tauchlehrer bekommen ~30% der Kursgebühr, maximal, und wenn ein Kurs mehr als 2 oder 3 Teilnehmer hat, wird das natürlich auch noch mit "Mengenrabatt" berechnet, natürlich nicht beim OWD-Preis, sondern bei der Bezahlung, mehr als 20% ist dann aber nicht mehr drinn!
Ihr solltet das Firmensystem, "das padisystem ist, bis auf die tatsache, dass den tauchlehrern und basen das geld aus den fingern gezogen wird(naja da steht padi anscheinend nicht ganz allein da), sehr ausgereift" mal auf eure Basis umsetzen, damit fängt es schon an, dafür ist es erfunden worden! Funktioniert überall auf der Welt, auch bei NICHT PADI Basen (mmmh, gibt es sowas überhaupt noch?) mitlerweile!!
Und was füllt ihr in die Tanks, das da 50 Euro bei nem 1:1 Kurs bei rauskommen?? Nen Füller müsst ihr nicht bezahlen, habt doch irgendwo nen "Ausbildung geg. Mitarbeit" DM-Schüler, ansonsten tut es zur Not der TL, wird ja schliesslich für den Kurs bezahlt!

400 Euro in Europa, incl. Brevetierung und Buch ist ok, finde ich. Da hat ja "Das System" schon mal funktioniert, ihr verkauft ja (im Gegensatz zu vielen anderen) IMMER das Buch.
Rechnet das großzügig raus, bezahlt Euren TL "angemessen" und schon seit ihr bei 350 Teuro!
:o
Blues LeeTauchscheinbesitzer
13.08.2005 07:46
Hallo Tauchers,

ohne jetzt im Detail auf alle vorhergehenden Beiträge eingehen zu wollen, hier einmal meine Sicht: Der Verfall der Kurspreise liegt m. E. an zwei Ursachen: Die konkurrierenden Systeme der Club- und Basisausbildung UND die Pest des globalen Überlebenskampfes, wo die Tauchausbildung in Hochlohnländern (Westeuropa) mit all ihren Nebenkosten mit der der Billiglohnländer ohne die auch nur im Ansatz vergleichbaren Nebenkosten der dortigen Standorte konkurrieren muss.

Ich erwarte eine ähnliche Entwicklung wie in der Konsum- und mittlerweile sogar auch Investitionsgüterindustrie: Bald machen wir eine Tauchausbildung nach chinesischen Sicherheitsstandards (Thema Bergwerksunglücke) mit indischen Lohnkosten (verschwindend gering) unter der Leitung von pakistanischen Wandertauchlehrern, die jeweils für einen Kurs angeheuert werden...

... dass Qualität bei "low cost" voll auf der Strecke bleibt, wissen wir spätestens, seit dem wir alle zwei Jahre ein neues Handy brauchen, weil die Dinger nicht mehr länger halten... ein echtes deutschs SEL-Telefon aus vergangener Zeit hielt mindestens 20 Jahre...

So, und nun zu den Tauchkurspreisen: Ich wundere mich, dass das alles überhaupt so preiswert ist (manchmal eher im Sinne von billig...). Ich habe 1990 meinen OWD (PADI) gemacht. Damals auf einer deutschen TB in Yugoslavien. Dauer: 7 Tage volles Programm von 8-17 Uhr, anschließend in der Hotelbar noch Theorie für den Kurztest am nächsten Morgen gebüffelt. Preis: damals ca. 700 DM.
Wenn ich das mit heute vergleiche (z. B. Kfz-Preise), dann müssten wir etwa bei 700 Euro pro Kurs sein...
Übrigens: Wir waren beim OWD-Kurs zu fünft. Zwei von uns wurden vom TL dann mit einer Bescheinigung über absolvierte Übungen, aber ohne bestandenes Brevet, nach D geschickt, wo sie ihre Ausbildung dann abschließen konnten. Begründung: Abschlusstest nicht bestanden, 2 x wiederholt + mündliche Nachprüfung... und immer noch nix gewusst...

Welche TB kann sich das heute noch leisten? Kein Wunder, dass hier bequeme "Brevet-Käufer" und geldgierige (oder von Existenznot betroffene) "Tauchlehrer" gemeinsame Sache machen...

Tauchausbildung ist vergleichbar der Massenproduktion von Konsumgütern in Billiglohnländern: In Hochlohnländern nicht mehr gewinnträchtig, und hier somit nur noch als "ehrenamtliche Clubaktion" durchführbar.

Schade für all diejenigen, die als professionelle Tauchlehrer und ernsthafte Tauchschüler nicht nur die $$-Zeichen im Auge haben, sondern sich um eine vernünftige Ausbildung bemühen... sei es nach CMAS oder PADI, das ist letztenendes egal.

In diesem Sinne
Blues Lee
Blues LeeTauchscheinbesitzer
13.08.2005 07:49
@ Redaktion,

letzen unvollständigen Satz bitte steichen...

Danke
Blues
13.08.2005 09:25
@globalview...festangestellte tauchlehrer gibt es weltweit :P
...sag mir mal: muss es denn wirklich sein dass man den tauchlehrern das geld aus den taschen zieht...es sollte doch jeder was davon haben oder?
und die füllungen kosten nun mal geld wenn man einen kompressor gewissenhaft führen will...
wir füllen 10l tanks für unsere kurse...das kostet bei uns normalerweise um die 6 euro....rechne davon die umkosten weg...dann bleiben pro füllung ein euro für uns über...so und dann brauchen wir für nen kurs 9 füllungen...so auf wieviel kommt man dann??
wie gesagt, ich rechne hier mit kosten für eine gewissenhafte füllanlage....von diversen füllanlagen wo vielleicht einmal in 10 jahren der filter und öl gewechselt wird rede ich nicht

globalview...ich denke wir in ösiland haben einiges besser gemacht als ihr in dtl...zumindest gibt es unsere basis noch im gegensatz zu vielen tauchschulen die in den letzten jahren den fallenden preisen zum opfer gefallen sind...
ausserdem schau dir ma eure arbeitslosen zahlen usw. an...und dann sag mir ma wer da was falsch macht...aber das ist wieder was anderes...
13.08.2005 09:47
Moin,

vorweg: Ich bin kein PADI-Instructor, sondern TL eines anderen Verbandes.

Wie eine deutsche Tauchschule auf ihre Kosten kommt, lässt sich oft genug beobachten:
Hallenausbildung - mehrfach gesehen in der größten Schwimmhalle meiner Heimatstadt - besteht darin, dass ein Instructor auf dem Beckenboden sitzt, 10 Schäfchen im Halbkreis um ihn herum, meist schwimmt irgendwo noch ein Divemasterkandidat und guckt. Erste Übung, zweite Übung usw., dann raus, fliegender Wechsel mit den nächsten Adepten. Möchte wetten, dass keiner dieser Kandidaten am Ende der Hallenlektion mehr als 50 Flossenschläge gemacht hat.
Im Freiwasser gehts dann im gleichen Stil mit etwas weniger Kandidaten gleichzeitig am Grund sitzend weiter, die anderen werden am Strand oder an der Oberfläche "geparkt". Richtige Tauchgänge, bei denen nebenbei das eine oder andere gezeigt und geübt wird, gibts da nicht.

Und wer in seiner Region kein Tauchgewässer hat, der bündelt z. B. in Berlin oder Oberhausen seine Schüler und sorgt in Riesenrudeln in Hemmoor dafür, dass Samstag bis Sonntag an Einstieg 1 absolute Nullsicht ist. Da konnte ich voriges Jahr sogar beobachten, wie im Rahmen eines AOWD ein (!) Instructor mit 10 Schäfchen und einem Divemaster hinterher einen Nachttauchgang machte. Wir haben Wetten abgeschlossen, wann die ersten abbrechen und mit wie vielen der Instructor wohl wieder herauskommt. Es kam schlimmer als gedacht: Nacheinander (der erste schon nach 2 Minuten) ploppten 7 der 10 Kandidaten hoch, der Rest machte weiter. Gabs da nicht mal die sinnvolle Regel, bei Partnerverlust gemeinsam aufzutauchen???

Und im Ausland läufts doch genauso, vorausgesetzt die Basis hat überhaupt genug Schüler. An den "confined water"-Spots sieht man sie doch auch nur herumsitzen, und wenn sie mal 50 m Strecke machen, dann sieht man sofort, dass ihnen niemand je den Unterschied zwischen Fahrradfahren und Flossentauchen erklärt hat, geschweige denn das mit ihnen trainierte.

In der Breite ist es doch leider so: Tauchanfängerkurse verkommen zum billig angebotenen Massenprodukt, die nicht mal etwas mit "fun" zu tun haben, geschweige denn mit Training und Sport (so weit ich weiß gibt es diese Termini bei PADI ohnehin nicht). Der Normalokunde will doch ohnehin nur seinen Schein haben, damit im Urlaub bunte Fische gucken und dem Guide hinterherschwimmen, und als nächstes sammelt er dann den Katamaran- oder Surfschein.

Diesen Leuten kannst du doch nicht verkaufen, dass man Tauchen nicht in so kurzer Zeit lernt, dass zum Lernen auch viele Übungsphasen gehören und dass das alles zusammen viel Geld kostet. Und die wenigen, die das verstehen, die gehen in Tauchvereine, und da sind sie besser aufgehoben.

Zu deiner Kalkulation in Deutschland und so einer Rudelbasis:
10 OWD-Schüler bringen 3.000 Euro
4 Stunden Schwimmhallenmiete = 200 Euro
anteilige Abschreibung Ausrüstung = 500 Euro
Luft für Kursdauer incl. Fremdfüllungen am See = 400 Euro
Fahrt- und Übernachtungskosten Staff = 200 Euro
10 x Buch, 10 x PIC = 700 Euro
Bleiben also 1.000 Euro übrig, von denen Divemaster, Ladenvermieter, Finanzamt, Versicherer auch noch was abhaben wollen. Wovon lebt dann der ladenbesitzende Instructor?
- gleich danach AOWD ans Rudel verkaufen, spart auch Hallenzeiten
- Video verkaufen
- Ausrüstung verkaufen (denn Anfänger sind da noch unkritisch)
- Reisen verkaufen (bringt ab 10 % Provision)
- Freelancer beschäftigen gegen Provision und als solches nicht benannte Drückerkolonne bei deren Bekannten

Hat man aber nur 2 OWD-Schüler, muss aber allein schon alle Größen an Leihausrüstung vorrätig halten + Laden + alles andere, ist das eine Minus-Sache. Oder der Kurs kostet 700 Euro und die letzten beiden laufen zum Billigheimer, weil sie null Ahnung haben von dem, was sie lernen wollen und was sie da erwartet.

Und wie Jürgen Pastorino von Beluga schon vor einigen Jahren postulierte, werden viele in der Branche vom Markt verschwinden. Dann ist zu hoffen, dass sich die Negativtendenz umkehrt und ein Bewusstsein wie z. B. im Tennis oder Golf entsteht:
Will ich es lernen, brauche ich einen Trainer und viele Übungsstunden auf dem Platz bzw. hier im Wasser.
Will ich mehr lernen = besser werden, buche ich Trainerstunden, die dann natürlich auch gutes Geld kosten, aber nützlich und wertvoll sind.

Ich sehe es als hausgemachten Fluch des PADI-Systems, einerseits viel effektiver als Scientology deren "Philosophie" global zu verbreiten und damit Geister immer noch zu wecken, die sie de facto nicht beherrschen.

So, das war bislang mein längster Diskussionsbeitrag hier

Jo
13.08.2005 11:33
hallo zusammen,
wie ich schon einmal hier geschrieben habe, ihr seid absolut selber schuld wenn ich euch zu billig verkauft. Verkauft doch qualität und diese kostet auch dementsprechen. wie gesagt meine owd kurse sind immer ausgebucht und der kostet pro schüler 600 euro.
@ndreasPADI MSD
13.08.2005 12:07
Hallo frustrierter PADI-MSDT,

vielleicht kann ich (obwohl branchenfremd) einige unternehmerische Überlegungen ergänzen:

Es gibt unter Tauchern (manchmal schon bei Anfängern, häufiger aber bei etwas fortgeschritteneren) offenbar mehrere sehr unterschiedliche Kundensegmente.

1. Kunden, die das notwendige Geld für das Hobby Tauchen eigentlich nicht haben

Tauchen ist ein relativ teures Hobby, das sich nicht jeder leisten kann. Diese Wahrheit sollte man nicht verschweigen. Hartz IV-Empfänger z.B. (das ist nicht diskriminierend gemeint) tun sich da schwer. Für sie gibt es eigentlich nur einen vernünftigen Weg (wenn überhaupt): Tauchausbildung im Verein. Dort senken z.B. öffentlich Mittel zur Sportförderung und ehrenamtliches Engagement der Trainer die Preise und manchmal hilft man sich auch gegenseitig. Für diese Kunden ist eine brauchbare Ausbildung in einem Dive-Center nicht bezahlbar. Eine vernünftige Beratung kann z.B. so aussehen, dass man sie deutlich auf die Kosten hinweist und von der Suche nach Billigangebote abbringt. Schön, wenn man dann noch auf die Angebote der Vereine hinweisen kann. Ergebnis für Dich: Diese Kunden werden keine Ausbildung bei Dir machen. Sie sind aber später mögliche Käufer für preiswertes (und dennoch brauchbares) Tauchzubehör. Du solltest sie als pfleglich behandeln und (z.B. mit Hinweisen auf Tauchvereine etc.) gut beraten.

2. Die Kunden, die genügend Geld haben aber Geiz geil finden

Das sind ganz offensichtlich die schwierigen Kunden, und sie sind weit häufiger anzutreffen als Tauchinteressenten, die wirklich zu wenig Geld haben. Jetzt ist es Deine Entscheidung:

Willst Du diese Kunden in Deinen Kursen haben? Dann begibst Du Dich in die Konkurrenz mit Billiganbietern, und das geht u.a. zu Lasten von Qualität und Sicherheit. Du wirst dann z.B. hauptsächlich in Gruppen ausbilden. Je größer, desto wirtschaftlicher.

Nimmst Du in Kauf, dass diese Kunden zur Konkurrenz gehen? Dann sage Ihnen deutlich, was Tauchen kostet, welche Qualitätsmaßstäbe mindestens erfüllt sein müssen und welche Qualitätsmaßstäbe Du darüber hinaus für sinnvoll hälst. Damit wirst Du zumindest die vernünftigeren unter ihnen überzeugen können. Ich befürchte aber, dass das eine Minderheit ist.

3. Die Kunden, die bereit sind, Qualität angemessen zu bezahlen

Das sind für Dich die wirklich interessanten Kunden. Bei ihnen ist Qualität wichtiger als der Preis. Preisdiskussionen sind dann viel seltener. Aber: Du musst deutlich herausstellen, warum sich Dein Dive-Center von den hundert Billiganbietern unterscheidet und auch tatsächlich höhere Qualität bieten, die auch von Deinen Kunden wahrgenommen wird. Am besten, Du betrachtest die Ausbildungs-Standards nur als Minimum und bietest deutlich mehr.

- Z.B. Einzelausbildung und Einzelguiding statt Rudeltauchen

- Videobegleitung des Pool- und Freiwasserausbildung sowie einzelner Tauchgänge mit anschließender Auswertung des Videos (und natürlich ein Video oder eine DVD für deinen Kunden zum mitnehmen, vielleicht sogar mit Computerdarstellung des Tauchgangprofils und des Luftverbrauchs etc.)

- individuelle Tauchberatung für fortgeschrittene Taucher statt Standard-Ausbildungsbausteine für Kärtchensammler

- Orientierungs- und Evaluierungstauchgänge für neue Kunden in Deinem Tauchcenter (mit detailierter Einweisung in das Tauchgebiet, Besprechung der taucherischen Fähigkeiten und Handicaps und ausführlicher Beratung über Verbesserungsmöglichkeiten) statt sogenannter "check-Dives" (Maske ausblasen und fertig)

- ausführliche umfassende Ausrüstungsberatung (kann ruhig etwas kosten) statt "Verkaufsgespräch"

- spezielles Guiding für spezielle Interessen (Unterwasserfotografen z.B. brauchen einen Guide, der sich mit Fotoausrüstung auskennt, ihnen bei der Motivsuche hilft, ständig ein Auge auf sie hat uund bereit ist, eine halbe Stunde vor einen Loch zu warten bis der Krebs herausschaut usw.)

- individuelle Tauchgänge und Beratung für Taucher mit Handicap (Übergewicht, Tauchen im Alter, Behinderungen)

- sportlich orientierte Trainings-Tauchgänge für Kunden mit entsprechenden Ambitionen (Flossenschwimmen, Apnoe, diverse Übungen, Orientierungsparcours, Tarierungsparcours etc.). Training und Sport können, müssen aber nicht, im Vordergrund stehen. Abgesehen von dem fürs sichere Tauchen erforderlichen Minimum, kommt es auf die Wünsche Deiner Kunden an und auf Deine Beratungsleistung.

- Servic, Service, Service. Wenn Ausbildung und Tauchgänge von hoher Qualität und damit auch etwas teurer sind, dann lohnt sich auch viel Service drum herum (auch wenn der Service einmal "kostenlos" ist). Warum also nicht einmal einem Kunden das Gerödel zum Wasser tragen, wenn er bei einem etwas längeren oder schwierigeren Einstieg damit Probleme hat. Warum nicht angewärmte Handtücher, heißen Tee, Kekse und eine warme Dusche nach dem Tauchgang. Es ist einfach schön, nach einem kalten Süßwassertauchgang den Anzug unter einer warmen Dusche ausziehen zu können. Warum nicht bei Kundengesprächen erst einmal einen Kaffee anbieten. usw. usw. usw. Am Besten natürlich: Überrasche Deine Kunden mit besonderem Service (deshalb habe ich z.B. "angewärmte Handtücher" erwähnt: überraschend, ungewöhnlich, kommt gut an)

Kurz: Du bietest Deinen Kunden nicht ein Produkt von der Stange sondern Du planst mit ihnen individuell die Ausbildung und die Tauchgänge, die ihnen am meisten bieten. Die "Kärtchen" sind dann nur noch eine Zugabe, da Deine Ausbildung ja deutlich über die Minimalanforderung herausgeht.

Wirtschaftlich dürfte sich das rechnen: Maßarbeit statt Produkte von der Stange. Das Kundensegement ist sicher kleiner als die Geiz-ist-geil-Fraktion, aber der Anteil der Qualitätsbewussten Taucher ist größer, als die meisten annehmen.

- Ich gehöre auch dazu. Und wenn ich mich jemals an einer Tauchbasis beteiligen sollte (zum TL reicht meine Kondition nicht, aber Beteiligung an einer Basis ist ein Wunschtraum, den ich sicher mit vielen anderen Tauchern teile), dann mit Schwerpunkt auf diesem Kundensegement.

Schönen Gruß

@ndreas

13.08.2005 13:36
@ andreas:
es stellt sich natürlich die frage ob die taucher welche auf eine über standart hinausgehendes trainingsprogramm sich nicht selbst kompetent machen und bereits mit einem (seltenen) motivierten buddy und einer ecke im schwimmbad glücklich werden bzw früher oder später doch einen verein suchen (geht zumindest mir so). es mag zwar ein nettes zubrot sein ab und zu eine flaschenfüllung im winter zu verkaufen und nett anzuschauen einem motivierten taucher beim training zu sehen, aber ob man damit wirklich reich wird?
und ob es ein massenmarkt ist wenn man leuten warme handtücher bietet. und dieser luxus muss ja auch von jemand organiesiert werden wo bestimmt geld will anderen das leben angenehmer zu machen.
und wenn der preis zusehr sich in der höhe von den anderen angeboten unterscheidet würde ich mir überlegen ob mir das wirklich soviel wert ist. schlieslich muss man ja auch mit seinem geld irgendwie haushalten, egal ob es mir passt oder nicht.
13.08.2005 13:42
Moin @ndreas,

fachlich fundierter Volltreffer!

Meine Vermutung: Auf 100.000 erwachsene Bürger einer Stadt findest du genau so viele Tauchinteressierte, die das überzeugt, wie Käufer eines BMW 7XX. Und damit
- ist die PADI-Strategie, absolut jeden von sich zu überzeugen (die schon mal von mir angesprochene Parallele zu Scientology hat durchaus Hintersinn) ad absurdum geführt,
- damit haben 95 % der PADI-Instructorproduktionsware nie im Leben auch nur 5 Schüler in 10 Jahren,
- das gesamte Franchisingsystemm bricht zusammen, keine "Go pro" Anzeigen mehr in den Tauchpostillen, denn die Verkaufschancen eines PADI-Instructor-Seminars egal wie billig gleichen der einer Werbung für einen Trabbi,
- deren Aktienkurs bricht ein,
- 90 % aller Tauchbasen weltweit machen dicht,
- eine Menge "SporttaucherscheiXX" und deren Produzenten verschwinden vom Markt,
- pro Großstadt und 300.000 Einwohner reicht ein Tauchladen zur Grundversorgung aus,
- Halle 3 der Boot Düsseldorf wird wieder ein Fachforum mit Ansprechpartnern, die wissen, wovon sie reden.

Wäre für den Sport und vor allem die übertauchten tropischen Riffe nicht mal verkehrt, wenns so kommt.

Aber leider sind wir davon immer noch sehr weit entfernt und PADI produziert weiterhin auf Halde.

Aber eines muss man denen ja lassen:
Wer Kühlschränke oder Autos auf Halde baut, zahlt viel Geld drauf. Wer Instructoren auf Halde zertifiziert, bekommt dafür noch Geld! Genial!
13.08.2005 15:01
habt ihr etwa ein schlechtes gewissen wen man sagt das der eine od andere kurs zu teuer ist wen ja dann müsst ihr leider gottes das auch zugeben
13.08.2005 18:26
@ manolo

Ist bei Tauchkursen wie bei Schnitzel: Supermarkt XY bietet es für 5 Euro pro kg an, der ehrliche Schlachter um die Ecke für 8 Euro. Dass beim 5-Euro-Schnitzel 50 % Wasser dabei sind, beim ehrlichen Schlachter aber nur 10 %, merkt der Käufer erst später.

Und nächste Woche kauft er dennoch wieder Schnitzel für 4,59 Euro und vergurkt dabei auch noch Benzin quer durch die Stadt - ist ja sooo ein Supersonderangebot!
13.08.2005 18:33
nur das es hier nicht um wasser im fleisch geht sondern um die sicherheit des eigenen lebens... und manolo du kannst dir sicher sein dass wir kein schlechtes gewissen haben...es geht mir hier in erster linie um sicherheitsfragen, über die sich hier leider einige überhaupt keine gedanken machen
@ndreasPADI MSD
14.08.2005 00:08
@ Ekke
Wenn Selbststudium und Ecke im Schwimmbad ausreichen ist das OK. Aber auch dann braucht man gelegentlich Rat von einem kompetenten Ausbilder. Und es gibt halt auch einige Taucher die lieber bei einem Tauchlehrer lernen und sich das auch etwas kosten lassen. Und zum Massenmarkt: Es gibt halt Malle oder Male. Und ich bin der Ansicht, dass ein Tauchprofi eher mit einem Male-Angebot auf seine Kosten kommt.

Die "warmen Handtücher" waren sicher provokativ. Aber es ist ein schönes Beispiel für überraschende Qualität. Es kostet nicht viel und wird vom Kunden als etwas besonderes wahrgenommen. Kundenwahrnehmung ist sehr wichtig: Perception beats Reality. Und: Es gibt einen Markt dafür. Denke doch mal an die diversen Wellness-Angebote.

Vor allem aber: Wichtig ist die individuelle Orientierung am Kunden. Du willst vielleich keine warme Handtücher. Dafür gibt es andere Leistungen, die Du gerne hättest und für die Du auch bezahlen würdest.

@ Manolo
Es kommt auf die Qualität an. Wenn die Qualität stimmt, ist der Preis gerechtfertigt.

@ Fördertaucher

Ich teile in vielen Punkten nicht Deine Ansicht (- aber ich hätte sicher kein Problem damit, mit Dir zu tauchen).

So halte ich z.B. Deinen Hass auf PADI für übertrieben. PADI hat doch auch vor allem deshalb Erfolg, weil die traditionelle Vereins-Tauchsport-Ausbildung die Bedürfnisse der Tauchinteressenten nicht erfüllt. Es lohnt nicht, über die Bedürfnisse des Marktes zu jammern. Es will nicht jeder monatelang Flossenschwimmen und Streckentauchen üben, bevor er zum ersten mal im Freiwasser tauchen darf - zumal das gar nicht unbedingt nötig ist. PADI bringt die Leute halt etwas schneller unter Wasser. Man darf nur nicht glauben, dass man nach einem PADI-OWD Kurs wirklich tauchen kann. Man kann es danach aber nach und nach lernen. In der Selbstüberschätzung von manchen PADI-Absolventen liegt eher das Problem. Und: Warum zerbrichst Du Dir den Kopf von PADI. Die werden schon nicht pleite gehen - Aldi u.a. leben ja auch noch. Und als Durchlauferhitzer ist auch der Massentauchbetrieb zu etwas gut. So mancher, der dort angefangen hat, will danach mehr. Aber: Es gibt einen Grund dafür, das dem traditionellen Sporttauchen der Markt weggebrochen ist. Darüber sollte man nicht jammern sondern nachdenken. Vielleicht ist es doch möglich, sicheres Tauchen für (fast) jederman ohne die öde Sport-Leistungs-Ideologie anzubieten.

Das Schimpfen auf PADI kommt mir so vor, wie die ewige Klage der Tante-Emma-Läden über die bösen Supermärkte. Dieses Jammern ist politisch reaktionär und wirtschaftlich unsinnig. Besser ist es doch, sein Angebot nach den Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Butter Lindner oder Dallmeyer können mit guter Qualität und höheren Preisen neben Aldi, Lidl u.a. durchaus bestehen.

Ich teile auch nicht Deine Auffassung, dass Tauchen in erster Linie ein Sport sei. Auch Freizeittauchen ohne besondere sportliche Ambitionen hat seine Berechtigung - und hierfür gibt es auch ein großes Kundeninteresse. Auch hier wieder: Der Markt entscheidet! Zur Erläuterung: Ich bin fett, unsportlich, über 40, beruflich erfolgreich - ich lasse mich sicher nicht mehr von einem typischen Vereins-Sporttrainer durch die Schwimmhalle scheuchen und ich lasse mich auch nicht durch irgendwelche Sport-Tauch-Ideologen vom Tauchen ausschließen. Trotz meiner Handicaps habe ich nach und nach ein bißchen Tauchen gelernt - allerdings ohne Suche nach sportlichen Herausforderungen und Tiefenrekorden.

Dein Vergleich mit dem BMW7XX trifft die Sache vielleicht. Aber aus der Sicht des Unternehmers: Warum sind die Händler von BMW7XX glücklich und die Händler von Billigautos unglücklich? Oder: Warum fahren immerhin doch Einige lieber nach Male als nach Malle? Aus der Sicht des Kunden: Wenn mein Hobby das Autofahren ist, leiste ich mir halt den BMW oder Porsche, auch wenn ich anderswo sparen muss.

Man kann sich natürlich fragen, ob diese Segmentierung des Marktes politisch und moralisch wünschenswert ist. Man sollte aber nicht die Realität des Marktes leugnen, weil sie den politischen Wünschen nicht entspricht - schon gar nicht als Unternehmer.(Und auch nicht als Linker. Ich bin selbst einer.) Wer Sporttauchen für Mittellose anbieten will (und ich meine Leute,die wenig Geld haben, und nicht die Geiz-ist-Geil-Fraktion) der kann ehrenamtlicher Trainer im Tauchverein werden, aber nicht hauptberuflicher Tauchprofi. Meine Hochachtung für alle, die sich so entschieden haben. Aber: Auch sie müssen von irgendetwas leben - halt nur nicht vom Tauchen.

Ich habe in meiner Branche die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, im oberen Marktsegement die Konkurrenz über die Qualität zu suchen, als im unteren Marktsegement die Konkurrenz über den Preis. Wer Spitzenleistungen bietet, hat bei der Preisgestaltung mehr Spielraum. Und er kann es sich leisten, etwas an andere abzugeben - oder mal einen Kunden umsonst oder zu Discount-Preisen zu bedienen. Für das Tauchen heist das. Basen mit Spitzenangebot (und etwas höheren Preisen) können z.B. auch etwas für den Riff-Schutz tun oder für die Tauchsicherheit oder für die Wissenschaft oder für die Ausbildung von lokalem Tauchguide-Nachwuchs in Entwicklungsländern usw.

Interessante Diskussion
meint
@ndreas
14.08.2005 06:44
Wie der Frustrierte schoon ganz richtig schreibt: Es geht um Sicherheit. Und die Sicherheit wird doch eindeutig erhöht durch
- eine aufwändigere Ausbildung (die dann auch teurer ist),
- die richtige Technik, angefangen mit der Beherrschung eines effektiven Flossenstils (was beim Lernen und Üben Zeit kostet und wieder den Kurs verteuert),
- eine ausreichende Kondition (und da sind wir doch wieder beim Thema Sport!)

Ich will hier ja gar nicht auf PADI einhauen, aber vor allem dort, wo man Urlaub macht, egal ob Male oder Malle, sind die nun mal dominant. Und gerade deren Werbung suggeriert doch, dass nahezu jeder tauchen kann.

Und was man eben eindeutig sehen muss, um bei meinem Autobeispiel zu bleiben: Die Absatzzahlen eines Opel Corsa sind viel höher als die von Porsche. Ich gebe @ndreas Recht: Wer Porschefahren als Hobby wählt, verzichtet gern auf anderes. Aber Porsche hat gegenüber der erstklassigen und teuren Tauchschule einen Riesenvorteil: Jedes Kind kennt das Auto und weiß, dass da etwas ganz tolles ist! Bis die erstklassige, teure Tauchschule in einer Stadt überhaupt per Werbung auch nur ansatzweise diesen Bekanntheitsgrad hat, ist der Chef pleite.

Ja, und dann kommen noch die ganz vielen Tauchinteressierten, die in unsere heimischen Seen gar nicht hineinwollen, weil dunkel, kalt, schlammig ... Und wenn die auf Schöne-Bunte-Insel sind, wollen sie es schnell und billig und ohne viel Mühe haben, denn sie haben ja nur 2 Wochen Urlaub. Denen klarzumachen, dass alternativ ein erstklassiger, längerer, teurerer Kurs angeboten wird und sich der doppelte Preis lohnt wird schwierig.

Über Billigstangebote wie neulich in Dahab gesehen (OWD plus AOWD plus 1 Tag tauchen, alles zusammen in 4 Tagen, incl. Ausrüstung und PICs für 300 Euro) brauchen wir nicht zu reden, da habe ich arge Zweifel, ob alle Standards erfüllt werden.

Noch eine Frage an den Frustrierten: Könntest du als Fachmann und Besitzer der aktuellen Bulletins bitte hierzu
http://www.taucher.net/forum/ausbShow.html
mal etwas sagen? Überschrift ist "Als OWD tauchen gehen", und da ist jetzt totale Konfusion angesichts der Umsetzung der EN-Norm.
14.08.2005 12:05
@fördertaucher: ich wäre vorsichtig, auf einzelne verbände zu schimpfen. ich habe bei drei verbänden meine ausbildung gemacht und auch meinen tl. jede verbandsrichtlinie (standards) ist ausreichend eine gute anfängerausblidung zu gewährleisten. egal, ob padi, vdst, cmas, ssi, ...
das problem sind die tl`s und tauchschulen und clubs selbst. auch in der ach so hochgeschätzten europäischen ausbildung gibt es die gleichen schwarzen schafe wie in den amerikanischen systemen. die situation auf einem trotz boom recht begrenzten markt, auf dem immer mehr anbieter sich tummeln, gehorcht nur den marktgesetzen. der kunde allein entscheidet, was er will und erhält. die positionierung der einzelnen tauchschulen, clubs, etc. ist doch letztendlich endscheidend darüber, welche ausbildung ich anbiete und welches kundenklientel ich bekomme. leider wird durch das jetztige überangebot erst wieder eine harte phase kommen, bis sich viele tauchschulen, etc. wieder in luft auflösen.
ich denke es bringt nichts diese ewige verbandsdisskussion zu führen. meiner ansicht nach ist keiner schlechter und keiner besser.
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