Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.

Dienstag - Quiz (KW 27)

Du bist auf einem Tauchboot und siehst zufällig wie Dein Dir zugeordneter Buddy beim Frühstück eine Tablette einnimmt. Dein Buddy gibt an, dies sei für Kopfschmerzen. In seiner Box siehst Du ein Präparat wie auf dem Foto (http://www.facebook.com/pages/Stiftung-Tauchmedizin/176864739015641) - "Carbamazepin". Danach recherchierst Du im Internet. Wie verhälst Du Dich?

Lösung wie immer am Mittwoch

Das Dienstag-Quiz wird eingebracht von der Stiftung Tauchmedizin. http://tauchtauglichkeit.org/index.php
Die Diskussion läuft parallel in mehreren Foren.
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Steffen25Adv.TX
05.07.2011 07:42
Carbamazepin - Nebenwirkungen: Somnolenz, Sedierung, Schläfrigkeit, Schwindel, Ataxie

Was tun: Ich geb` ihm noch 20mg Diazepam dazu, er schläft, ich spar mir die Diskussion und gehe entspannt alleine tauchen
05.07.2011 08:03
Mit dem Buddy ein Gespräch führen und erklären, dass er nach der Einnahme dieses Medikamentes auf keinen Fall fit zum tauchen ist. Das ganze lieber mit Fingerspitzengefühl als mit erhobenen Zeigefinger, um mit etwas Glück mehr darüber herauszufinden, warum das Medikament genommen wird. Mögliche Indikationen sind z.B. Epilepsie, Schizophrenie und Bipolare Störung, welche alle die Tauchtauglichkeit ausschließen. Als nächstes sollte der verantwortliche Tourleader informiert werden.
Scapegoatkann schwimmen ;-)
05.07.2011 09:09
Derjenige ist vermutlich mit sowie ohne Medikament nicht tauchtauglich.
Da derjenige sich und damit auch mich vermutlich bewusst in eine Gefahrensituation bringen wollte (Tauchen unter Einfluss von Carbamazepin sehe ich nun als solche), würde ich direkt auf den zuständigen Guide zugehen und ihm das ruhig erklären, wie es aussieht mit demjenigen, und das ich bestimmt nicht mit ihm ins Wasser gehe.

DorisMittelschule (damals)
05.07.2011 09:34
Ich würde es machen wie Steffen.

Spaß

Ehrlich gesagt halte ich i dieser Situation nichts von einem verstandnisvollen Gespräch.
Ich würde Buddy und dem Anweiser sagen, dass ich nicht mit dem tauche und gut ist es.
Wer einen Tauchschein hat und es für nötig hält, seinen Partner bewusst zu belügen hat es nicht besser verdient.
05.07.2011 09:37
Moin, ich würde fragen: Was für Kopfschmerzen? Und nimmst Du das regelmäßig? Wenn er auf Frage 1 antwortet: Eigentlich eher Gesichts- als Kopfschmerzen, aber mit "Trigeminusneuralgie" kann ja normalerweise kein Schwein etwas anfangen und auf Frage 2: Ja, schon jahrelang, ist halt Dauermedikation, eine Trigeminusneuralgie ist ein Freund fürs Leben- dann würde ich antworten: Ach Du armer Hund!- und unbesorgt mit ihm tauchen gehen, das mache ich nämlich seit über 15 Jahren auch -auch kalt, tief und solo, ohne jeden Zwischenfall und unter ständiger ärztlicher Überwachung.

Falls er auf Frage1 antwortet: Nur wenn es mir schlecht geht oder: Damit ich keine Anfälle bekomme oder auf Frage 2: Nur gelegentlich- Dann würde ich ihn wahrscheinlich als Buddy ablehnen- einmal wegen der Grunderkrankung, dann auch wegen der Nebenwirkungen die bei einem nicht gut eingestellten Patienten bei der Einnahme durchaus auftreten können. (S. Steffen25, obwohl er sich da reichlich aus dem kleinen Horrorladen des Beipackzettels bedient hat, ähnliche Symptome können auch bei Mitteln gegen Seekrankheit, beim Alkoholabbau oder als Tiefenrausch- Symptome auftreten und gehören, zumindestens in der Häufung, sicher nicht zu den regelmäßig auftretenden Nebenwirkungen. Nebenbei wäre mir persönlich ein sedierter Buddy allemal angenehmer als ein hyperaktiver- diese Bemerkung aber ausserhalb der Wertung )

Hartmut

Hartmut
MableAOWD
05.07.2011 11:11
Sehe es wie Scapegoat:

Er ist auf Grund seiner Grunderkrankung nicht tauchtauglich. Punkt. Die Nebenwirkungen spielen für mich dann nur eine untergeordnete Rolle...

Würde mit dem betreffenden Reden, wenn uneinsichtig käme ich in arge Gewissenskonflikte. Einerseits will man niemanden "anschwärzen" und den Urlaub verderben andererseits stellt er eine massive Gefährdung für sich und den Rest der Gruppe (bzw. seinen Buddy) dar...

@Steffen25
Gut gekontert.

Gruß
MableAOWD
05.07.2011 11:17
@klarwassertaucher

Mit der Trigeminusneuralgie hast du mich erwischt. Mist.
Das ist immer wieder interessant, wie man sich, wenn alles klar zu schwein seit, festlegt, ohne wirklich nachgedacht zu haben.

Danke dafür hält vielleicht wieder etwas vor

Gruß
DorisMittelschule (damals)
05.07.2011 12:03
Hartmut, mit der Trigemminusneuralgie magst Du recht haben, dennoch würde ich es bei einem fremden Taucher darauf nicht ankommen lassen.
Wenn er seinen Buddy nicht von sich aus vor dem Tauchgang darüber informieren möchte, dann ist das Vertrauen innerhalb des Buddyteams zumindest angeknackst und für mich wäre das ein Grund ihn abzulehnen.
Ich habe keine Probleme damit, wenn der Partner vor dem TG ein (!) Bier, irgendwelche dämpfenden Tabletten oder ähnliches in sich reintut, aber wissen möchte ich es, damit ich weiß, worauf zu achten ist.

Im geschilderten Fall gehe ich eigentlich nicht davon aus, dass ein chronisches Leiden zugrunde liegt, eher eine Sucht. Chroniker wissen, dass Information wichtig ist und die, die ich kenne scheuen sich nicht davor, sich mitzuteilen.
05.07.2011 14:38
Gehen wir mal davon aus, dass der Pursche Hartmut ist, die Pillen wegen einer Neuralgie nimmt und seiner Meinung nach unter keinen wesentlichen Nebenwirkungen oder Einschränkungen leidet. Meiner Meinung nach wäre er dann gut beraten, wenn er so was schriftlich von einem Tauchmediziner hat, dies bei der Anmeldung so offenlegt und entweder mit dem Buddy mal bespricht oder wenigstens auf Nachfrage das alles aufklärt. Carbamazepin ist nun mal ein Medikament, bei dem in Bezug auf`s Tauchen erst mal die Alarmglocken läuten sollten.

Bin mal gespannt wie der Robert dieses Kombi sieh und ob er jemanden so ausstatten würde.
05.07.2011 15:13
Moin, die Frage war ja auch eine böse Falle . Es gibt durchaus einige Medikamente mit "dual use", das kennt Otto Normaltaucher (z.T. auch Otto Hausarzt) natürlich nicht, deshalb ist fragen schon ganz richtig. Ich bin mal gespannt, was unsere Fachleute bei der "Auflösung" dazu zu sagen haben.

Es ist leider beim Bild im OP nicht zu sehen, ob das dort gezeigte Carbamazepin ein Retard- oder ein Akutmedikament ist, bei Akut würden bei mir auch die Alarmglocken läuten, das nimmt der eingestellte Chroniker meist nicht (und wenn, ist er in einem Zustand in dem er ohnehin nicht tauchen kann).
Ansonsten- na ja, ich teile meinen "Gelegenheitsbuddys" eigentlich auch nicht ungefragt meine Krankengeschichte samt Medikation mit- das machen Chroniker mit hohem Blutdruck ja auch nicht (ist mir zumindestens noch nie untergekommen). Ich bezweifle auch, das er so eine Information sofort richtig einordnen könnte (wie sich ja hier auch zeigt)- es nützt ihm nichts und verunsichert ihn bestenfalls. Gerade Chroniker wissen meist genau, was geht und was nicht und sind da eher konservativ- und erklären auch bei Nachfrage gern, während "Junkies" eher ausweichen.
@ Doris: Ich kann zwar nicht sagen, ob C. bei der Anwendung als Suchtmittel etwas bringt (m.E. knallt es nicht, dreht nicht, man wird nicht lustig und sieht auch keine bunten Bilder- eigentlich ein klassisches "Hintergrundmedikament", von dessen Wirken man normalerweise wenig spürt), aber -abgesehen von der Frage, was einen Menschen dazu bringen kann, vor einem Tauchgang ein Akutmedikament einzuwerfen-, ich hätte mit dem Bier oder dem Seditativ vorm Tauchgang eher Probleme- ich persönlich jedenfalls vertrage so etwas schlecht.

Hartmut
DorisMittelschule (damals)
05.07.2011 15:46
Hartmut,
mit Sucht meinte ich nicht unbedingt, dass es knallen muss, es reicht auch schon, wenn man bei Nachschubmangel Not leidet.

Ich könnte mit Bier oder Sedativ vor dem TG auch nicht tauchen, kenne aber genug, denen das nichts auszumachen scheint.
Wie gesagt, wenn jemand irgendwas in sich reintut, das die Reaktionsfähigkeit beeinflusst, was auch immer es ist, auf Safari oder an Tauchplätzen, die tiefer sind als der Haustümpel, hätte ich das gerne vorher gewusst. Dann kann ich nämlich entscheiden, wo die Nadel des Tiefenmessers stehenbleiben soll.

Grundsätzlich muss das jeder Taucher für sich entscheiden und das ist auch richtig so.
05.07.2011 23:19
Ich würde nach der Internetrecherche erstmal versuchen mit dem "Buddy" zu reden, Einblick in die TTU haben wollen (Ob vom Allgemeinarzt/HNO-Arzt ausgestellt oder vielleicht doch sogar vom GTÜM-Doc) - vielleicht klärt sich das auf. Wenn nicht, würde ich freundlich aber bestimmt sagen, dass ich mit ihm nicht Tauchen werde. Anonsten sehe ich es wie Scuba Dude...
crazy_Divers_GermanyIntensivstation
06.07.2011 20:45
hallo zusammen
ih finde die Ansätze schon teilweise recht interessant.
@Doris Carbam. kenn ich als Phasenprofilaxe bei MDE, da kommt sicher keiner meiner Klienten und vermisst es vielmehr vermissen Sie das Nichtnehmen müssen.
Als medikamentöse Profilaxe im Rahmen einer Entzugsbehandlung von Benzodianzepinen und C2 wird es gern genommen.
@ Hartmut als Suchtmittel ist es völlig ungeeignet,da stimme ich dir zu und da ist eine Varinate aus Ritalin +andere Med in Kombination geeigneter.
aber deine Erklärung mit der Neuralgie finde ich im Ansatz gut , aber leider hilft Carbamazepin meist nur am Anfang der Trig.Neuralgie und muss später umgestellt werden auf häufig Oxcarbazepin, welches aber wohl im Moment noch im Zulassungsverfahren für diese Krankheitsbild ist.
Im Zweifel nach einem Gespräch kann man sicher etwas miteinander anfangen ( Tauchen) wenn klare Kommunikation herrscht. Zur eigentlichen Frage von Robert würde ich noch ander Faktoren einbringen um abschliessend mich zu entscheiden, tendiere aber zu einem ja wenn für mich die Facts stimmen.
Die GTüM hat sicher ihre Richtinien, aber als Tauchpartner haben ich auch noch einen gesunden Menschenverstand und zum Glück bisschen "Halbwissen"
07.07.2011 23:50
Jetzt würde mich aber doch langsam wirklich brennend die "Musterlösung" interessieren...
09.07.2011 08:36
Nach Einnahme von Carbamazepin ist dieser, mir zugeteilte Buddy, absolut tauchuntauglich.

Ob er auch ohne Einnahme dieses Medikaments tauchuntauglich wäre oder er dieses tatsächlich "nur" gegen Kopfschmerzen einnimmt, wäre reine Spekulation.

Ich würde nicht mit ihm tauchen und dafür sorgen, daß ein klärendes Gespräch mit dem Guide/Tourleader geführt wird.

IGL C.
09.07.2011 09:26
Auflösung Dienstagquiz:

Sorry erst mal für die späte Antwort. Kaum in der BRD zurück, Ausfall vom www in Praxis und zu Hause.

Mit dem Carbamazepin habe ich bewusst ein Medikament gewählt, welches unterschiedliche therapeutische Ansätze hat.

Wer im Internet recherchiert, wird evtl. nur auf Epilepsie stoßen, was natürlich eine absolute Tauchuntauglichkeit nach sich zieht. Es ist aber ein typisches Medikament für unterschiedliche Indiaktionen. Ich möchte hier aber nicht alle Anwendungen dieses Medikamentes diskutieren. Mir ging es um unser Verhalten als Taucher untereinander.

Von radikaler Ablehnung des "Kranken", Information des Tourleaders bis zum verständnisvollen Gespräch mit dem Betroffenen lagen die Antworten.

Ich denke, wir haben beide Personen zu betrachten. Den Taucher, der Medikamente nimmt (der Kranke) und den, der dies beobachtet (der Gesunde).

Der Kranke hat im Buddyteam die Verpflichtung vor! einem Tauchgang sein Umfeld zu informieren, wenn er gesundheitliche Einschränkungen hat und Medikamente nimmt und warum. Dies hat nichts mit einem Bruch des Persönlichkeitsrechtes auf Verschwiegenheit zu tun. In einem Tauchgang kann unter Umständen ein Handicap tödlich ausgehen, muß ich mich bei einem technischen Defekt auf meinen Buddy verlassen können. Hier hat aus meiner Sicht das Persönlichkeitsrecht des Erkrankten seine Grenze, da das Handicap im schlimmsten Fall das Recht auf körperliche Unversehrtheit des gesunden Buddies beeinträchtigt. Wer seine Buddies oder den Tourguide nicht informiert, verspielt schon mal seine Glaubwürdigkeit. Und wenn der Tourguide informiert ist und verschweigt dies dem zugeteilten Buddy ist dies nicht minder ein Vertrauensbruch.


Der Gesunde kann berechtigt mit Skepsis an die Situation herangehen. Es handelt sich um ein heikles Medikament, welches unter anderem bei Krankheiten eingesetzt wird, die Tauchen unmöglich macht. Aber ein klärendes und freundliches Gespräch sollte doch vorausgehen, egal, welche Konsequenz man daraus zieht. Der Kranke kann in dem Gespräch darlegen, warum er das Medikament nimmt. Vielleicht hat er ja sogar ein Attest, daß belegt, daß Tauchen (eingeschränkt) möglich macht, siehe unten. Vielleicht löst sich das Problem im Gespräch.

Wenn Bedenken bleiben, hat sicher der Gesunde das Recht den gehandicapten Buddy abzulehnen. Wenn der Kranke nicht selbst den Guide informiert, hat der Gesunde das Recht, vermutlich sogar die Pflicht den Guide zu informieren.

Zum konkreten Fall: Ich habe bewusst auf weitere Informationen verzichtet. Der Fall soll exemplarisch sein.

Einnahme wegen Epilepsie - nogo.

Einnahme wegen gelegentlicher Schmerzattacken (sehr seltene Indikation), kein Tauchen wegen unklarem Reaktionsvermögen.


Carbamazepin wird nicht selten wegen Neuralgien eingenommen = chronische Nervenschmerzen, z.B. nach Gürtelrose oder einer Trigeminusneuralgie (Kopfschmerz, wie in diesem Fall angegeben). Nach einer Gewöhnungszeit von einigen Wochen sind diese Personen in Ihrem Reaktionsvermögen nicht beeinträchtigt, können Auto fahren. Ein Tauchen ist möglich, ABER im Rahmen des HANICAPED DIVING. Also mit Einschränkung. Eine Tiefenbegrenzung ist erforderlich! Medikamente, die prinzipiell zu einer Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens führen können, können in Kombination mit der Wirkung von Stickstoff zu nicht vorhersehbaren Reaktionen führen. Da wir ja keine "Versuchskaninchen" unter Wasser wollen, muß dort die Grenze liegen, wo Stickstoff beginnt relevant zu werden.

Also bei 15-18 m (und nicht erst bei 30m und mehr- siehe Ehm und seine nette Martiniregel). Der Kranke könnte also ein Tauchtauglichkeitsattest mit dieser Einschränkung haben. Tauchen im Bereich des OWD wäre möglich. Und mal ehrlich: die Mehrzahl der Tauchgänge ist in diesem Tiefengebiet (0-15m) am Schönsten.

Hat der Kranke kein Attest bei sich (und dieses würde ich von einem Tauchmediziner sehen wollen), würde ich ihn als Guide nicht tauchen lassen und als Buddy ablehnen.

Antwort