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Diabetes Typ I

Hallo Ihr Lieben,

habe mal eine Frage zur Tauchtauglichkeit und Diabetes. Ein Bekannter von mir hatte im letztem Herbst eine ziemlich blöde Erkältung und aus vermutlich diesem blöden Grund haben sich seine Inselzellen verabschiedet. Folge: Typ I Diabetes. Er ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber leider liegt es wohl in seiner Familie. Vor ein paar Wochen hat er sämliche Dinge, die mit Tauchen zu tun haben, weggeräumt, da er seiner Meinung nach nie wieder tauchen darf. Ich weiß aus andere Quelle, dass man im gut eingestellten Zustand eigentlich noch tauchtauglich sein soll. Kann mir irgendwer nähere Informationen zukommen lassen?

Gut Luft

Ilka
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08.02.2004 22:04
Hallo Ilka,

ich könnte Dir sicherlich einiges zu dem Thema Diabetes und Typ1 sagen. Aber da Du selber schreibst, dass Dein Bekannter "nicht mehr so ganz jung ist", handelt es sich wohl eher um den Diabetes Typ2, zumal Du auch anfügst, "es liegt wohl in seiner Familie".

Da Typ1 und Typ2 zwei unterschiedliche Krankheiten mit unterschiedlichen Ursachen und Behandlungen, aber ähnlichen Symptomen sind, wäre es sicherlich wichtig zu wissen, ob hier tatsächlich ein Typ1 oder Typ2 vorliegt.

Martin
08.02.2004 22:58
Liebe Ilka

Tauchen mit Diabetes ist ein "heisses Eisen". Bis vor einigen Jahren galt mit Diabetes (gleich welcher Typ) absolutes Tauchverbot. Heutzutage gibt es dank einer Studie aus dem Jahr 1995 (Du findest eine Übersetzung unter: http://www.diabeticus.de/berichte/thurm001.html) weniger Vorbehalte, klare Reglen und nicht zuletzt den Beweis, dass sicheres Tauchen für Diabetiker unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Ein Artikel dazu erschien im "Divemaster" 03/01 (http://www.divemaster.de/archiv1.htm).
Natürlich ist ein Diabetes für den betroffenen Taucher ein hohes Risiko, dessen er und vor allem auch seine Buddies sich bewusst sein müssen. Beide müssen über Diabetes Bescheid wissen, die richtigen Notfallmassnahmen treffen können und die entsprechende (nicht sehr umfangreiche) Ausrüstung mitführen. Da Dein Bekannter aber bereits ein erfahrener Taucher ist, muss die Diagnose nicht das Ende seiner Tauchkarriere bedeuten. Es tauchen weit mehr Diabetiker, als gemeinhin bekannt ist, nur reden diese nicht darüber - und bringen sich und andere damit in Gefahr. Verständlich ist dies jedem, der selbst leidenschaftlicher Taucher ist, sich mit einem gut eingestellten Diabetes absolut gesund fühlt und dann wegen dieser Krankheit nicht mehr tauchen dürfen soll. Klar liegt da die Hemmschwelle, die Erkrankung zu verschweigen und einfach zu tauchen tief, allerdings ist ein solches Verhalten nicht empfehlenswert und Gott sei Dank auch nicht mehr erforderlich um als Zuckerkranker unter Wasser zu kommen.
Vielleicht gehst Du ja die Informationen die ich Dir oben gab mit Deinem Bekannten zusammen durch, lässt Dir von ihm zeigen, wie man den Blutzucker misst, wie man Glukagon spritzt und wie man Entgleisungen erkennt, dann bist Du als Buddy für ihn in Zukunft prädestiniert. Fangt mit dem Tauchen aber erst einige Monate nachdem er perfekt mit der Krankheit und der Therapie umgehen kann an, verhindert "Extremtauchgänge" (Kälte, Strömung, Tiefe, schwerer Einsteig, extreme Aussentemperaturen usw.) und nehmt Euch viel Zeit. Ich wünsche Euch jedenfalls viel Vergnügen bei der "verzuckerten" Fortführung unseres wunderschönen Hobbys.

P.S.: zu Fragen der Tauchtauglichkeit bei bestimmten Krankheiten liefert das "Manual Tauchtauglichkeit" (z.B. http://www.danshop.com/85012.html) der deutschsprachigen tauchmedizinischen Gesellschaften erstklassige Infos. Dieses Buch gehört zwar in die Hände eines Arztes, aber wenn der Arzt, der die Tauchtauglichkeit begutachten soll kein Tauchmediziner ist, dann ist es ihm sicher eine grosse Hilfe, wenn der Kandidat das Buch mitbringt - also eine lohnende Anschaffung für jeden Club und jede Tauchschule.
09.02.2004 00:04
Hallo Ilka,

ich kenne einen 14-jährigen Jungen, der Diabetes hat (vermutlich Typ I) und begeisterter Taucher ist. Dein Bekannter sollte sich nochmal genauer informieren, vielleicht darf er ja doch noch tauchen.

Gruß, Steffi
09.02.2004 10:56
Hallo Martin,

vielen Dank. Mein Bekannter ist 29. Man hat bei ihm
Typ I festgestellt und zwar die seltenere erbliche Form, da seine Cousine es ebenfalls hat. Die Diagnose wurde in der Klinik gestellt, die was davon verstehen. Inzwischen ist er auch ganz gut eingestellt.


Vielen Dank auch an Christian und Steffi. Werde es so weitergeben. Wir sind beim Tauchen meistens zu dritt, manchmal auch zu fünft.
Inzwischen sind wir auch soweit geschult, dass wir auch unabhängig vom Tauchen wissen, was zu tun ist.

Liebe Grüße

Ilka
09.02.2004 19:14
Hi,

Typ 1 tritt meistens in der Jugend auf und hier verabschieden sich die Zellen der Bauchspeicheldrüse, welche Insulin produzieren. Die geschied meisstens nach einem Infekt und genau davon hast Du ja oben berichtet. Typ 2 bekommt amn eher im Alter (ich dachte ich zähle mit meinen 30 Lenzen noch nicht zu denen ;)).

Der eigentliche Unterschied zwischen beiden Typen ist aber, dass beim Typ 2 die Bauchspeicheldrüse noch genügend Isulin produziert und nur die anderen Zellen im Körper "immun" gegen dieses Insulin werden und somit den Zucker auch nicht mehr aufnehmen können (Insulinresistenz)...

Kleines Beispiel, bis vor Kurzem sollten insulinpflichtige Diabetiker (Typ1) keine Berufe mit Fahr/Steuer/Überwachungstätigkeiten aufnehmen. Dieses hat sich durch die heutzutage sehr guten medikamentösen Möglichkeiten gravierend gewandelt.

Ich denke man kann dies ohne weiters auf das Tauchen übertragen. Wichtig ist das der Diabetes bei Ihm gut eingestellt wird und er diese Einstellung regelmäßig überprüft und dokumentiert.
Sofern dies geschied, denke ich, ist er vielleicht sogar ein besserer Buddy als jemand der abends vor einem TG lange feiert und dann "ausgetrocknet" in Wasser springt.

Er soll sich bloß nicht durch diese Diagnose seinen Spass verderben lassen, die therapeutischen Möglichkeiten sind heutzutage ziemlich weit. Ausser den paar "Piecksern" wird er, Voraussetzung er hält sich an seinen Plan, nciht mehr viel von seinem Diabetes spüren....

Alles Gute wünscht
Dani
09.02.2004 22:26
http://www.taucher.net/redaktion/6/show.html?topic=4
JoeTL***Nitrox**-Instr.
10.02.2004 07:04
Hier gibts auch noch ein paar konkrete Infos:
www.IDAA.de
Und hier noch einige Erfahrungsberichte:
www.sauerland-tauchen.de

Gruss
10.02.2004 07:40
Ich bin seit 17 Jahren Diabetiker Typ 1 und tauche
seit 1998. Mit meinem Arzt habe ich bei meiner erste Tauchtauglichkeit-Untersuchung das Thema
ausgiebig erörtert. Da ich meine Krankheit gut im Griff habe und meine Einstellung recht gut paßt hatte mein Arzt keine Bedenken. Ich gehe übrigens
jährlich zur Tauchtauglichkeit-Untersuchung und alle 3 Monate zur Routineuntersuchung.
Bisher hatte ich bei keinem meiner TG Probleme
mit meinem Diabetes. Vor jedem TG bestimme ich meinen Blutzucker den ich auf ca.150mg/dl einstelle um eine Sicherheit vor einer Unterzuckerung zu haben. Meine Buddys informiere ich vor dem TG über meine Krankheit und meinen momentanen Zustand. Zur Sicherheit führe ich immer eine Tube Zuckerlösung (Jubin 2,6 BE)in meinem Taucherei mit. Diese Lösung kann man mit etwas Übung problemlos Unterwasser einnehmen.
Meines Erachtens ist ein Typ1 Diabetes kein Grund dieses schöne Hobby an den Nagel zu hängen.
Viele Grüße
Roger
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