Tach zusammen,
dann werde ich hier auch mal meinen Senf dazugeben:
Giftigster Fisch: Steinfisch (Synaceia horrida und S. verrucosa und S. trachnis sind die häufigsten Arten). Gleichwohl hier betont werden muss, dass sowohl die Verletzungsgefahr als auch die tatsächliche Unfallhäufigkeit zwar "hoch" sind, aber die tatsächliche Sterblichkeitsrate deutlich niedriger als uns die übliche Tauchausbildungsliteratur, die Zeitschriften und vor allem das Internet glauben machen will. Nichtsdestotrotz sterben regelmäßig Menschen, die zuviel von dem Nerven- und Muskelgiftcocktail, einem Gemisch von hochmolekularen Proteinen, abbekommen haben. Bei Versuchstieren bewirkt Steinfischgift massive "Herzprobleme" (einen atrioventrikulären Block und Kammerflimmern). Die zusätzliche Lähmung der Skelettmuskulatur ist weniger problematisch, auch die überaus starken Schmerzen (Opiate wirken meist nicht) sind nicht tödlich (wohl aber ein panischer Notaufstieg nach Kontakt) - die tödliche Wirkung des Gifts ist letztendlich im raschen Blutdruckabfall des Opfers begründet! Netterweise enthält das Gift auch ein Eiweiß, das die Zellzwischenräume erweitert und die Ausbreitung des Gifts im Körper erleichtert.
Die "Heißwassermethode" und verwandte Hitze- (Verbrennungs-) Therapien erweisen sich daher, aber auch aus anderen Gründen, in den allerwenigsten Fällen als geeignet, das Gift zu denaturieren. Hitze in moderater Form angewandt gilt dagegen als schmerzstillend. Trost: Es gibt ein (allerdings nicht nur in Ägypten schwer verfügbares) Gegenmittel.
Mehr zum Thema "Steinfisch" in jeder BIONAUT-Show "Achtung gefährlich!" ("Neues von Würfelquallen- und Steinfischfront / Praxisnahe Tipps für Tauchlehrer und Diveguides").
Und nu zu Freund Kugelfisch (Familie Tetraodontidae) und dem Tetrodotoxin - kurz TTX, das der schuppenlose Paddler in bestimmten Teilen seines Körpers konzentriert.
Tatsache ist, dass der Giftgehalt (z.B. in Leber und Eierstöcken) jahreszeitlich wie auch geografisch extreme individuelle Unterschiede aufzeigen kann. Selbst bei ein und derselben Kugelfischart. TTX ist eines der potentesten marinen Giftstoffe. Die mittlerer lethale Dosis (LD50) liegt bei 9 Mikrogramm pro Kilogramm (bei intravenöser Injektion). Es ist eher nicht unkomplex gebauter Einzelstoff (Chinazolin-Derivat), und es wirkt auf "das Nervensystem", indem es die Natriumkanäle der Nervenzellen korkenähnlich verstopft. (Ähnliches tut übrigens auch das Muschel- bzw. Algengift Saxitoxin.) Damit werden Muskelkontraktionen verhindert; beim Menschen führt das am Ende meist zu einer Komplett-Lähmung Atemmuskulatur.
In Japan zählt man jährlich etwa soviel "Fugu"-Vergiftungsfälle mit TTX in Privathaushalten (!) wie Hai-Unfälle weltweit, so um die 60. Bei den Haien sind nur etwa 15 % der Kontakte tödlich, bei TTX immerhin 60% ...
Es gibt kein spezifisches Gegenmittel. Im frühen vergiftungsstadium Erbrechen auszulösen ist hilfreich. Erstaunlicherweise findet sich das TTX im Meer auch in manchen Grundeln, Papageifischen, einer Kaiserfischart, dem Mondfisch, verschiedenenen Meeresschnecken, einem Strudelwurm, ein paar Krabbenspezies, dem Blauringkraken usw.
Damit stellt sich die Frage, woher das Zeug kommt. "Künstlich" aufgezogen Kugelfische waren TTX-frei. Setzte man sie jedoch zu Wildformen, waren sie bald toxisch!
... Lösung: Die Tiere "infizieren sich" mit bestimmten TTX-bastelnden Bakterienstämmen (Bacillus, Micrococcus, Acinetobacter, Alteromonas u.a.), die millionenfach im Boden (im Meer und an Land) leben, aber auch auf algenbestandenem "Weide"-untergrund usw.
"Die Aussage: Der Kugelfisch ist der passiv giftigste Fisch der Welt" ist also nur unter bestimmten Bedingungen zutreffend.
So. Schweinchen schlau hat lang und ausführlich geplappert. Blähungen bei Redaktionsmitgliedern sozusagen. Nur den giftigsten Nicht-Fisch haben weder ich, noch ihr bisher beschrieben...
Nu schaunmermal.
Vielleicht wird`s ja noch.
Best fishes,
BIO-Uli
Ohne BIO fehlt dir was!
http://www.bionaut-seminare.de