Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.

Dehydration

Habe schon viel über das Problem Dehydration beim Tauchen gelesen und gehört. Leider glauben noch immer viele TaucherInnen, daß viel trinken von Wasser, Softdrinks, Tee oder Kaffee gegen die Dehydration hilft.
Wir haben mit unserer Organisation "Tauchen mit Diabetes" bei einigen Safaris auf dem Raoren Meer u.a. auch Messungen von Hämatokritwerten =Hk (=feste Bestandteile im Blut-Viskosität des Blutes) vor und nach dem Tauchen/Tauchtag durchgeführt, auch bei "gesunden" Begleitern.

Hierbei kamen wir zu der Erkenntnis, daß, wie vielfach gefordert, übermäßiges trinken (bis 1-1,5 Liter/TG) einen gegenteiligen Effekt zur Folge hat. Die Hk-Werte waren in der Gruppe der Vieltrinker durchgängig nach den TG`s schlechter als bei der Kontrollgruppe, die nur dem natürlichen Bedürfnis nach trinken gefolgt ist. Lediglich den Hinweis nicht mit "trockener Kehle" zu tauchen haben wir aus Sicherheitsgründen gegeben.

Einzig erklärlich ist das osmotische Gefälle zwischen Wasser (und anderen nichtsalinischen Getränken) und Blut, wodurch ein größeres Blutvolumen vorgetäuscht wird und die Urinausscheidung, über das nötige Maß hinaus, gesteigert wird.

Daraus resultierend und nach Rücksprache mit einem Nephrologen (Nierenfacharzt) werde ich bei unserer nächsten Aktion schwach gesalzene Getränke benutzen, um meinen Flüßigkeitsbedarf zu decken. Das heißt, auch hier nicht mehr trinken, als mein Körper verlangt.

Wasser und Co. sind lediglich ein durchlaufender Posten, dessen übermäßiger Genuss nicht das gewünschte Ziel erreicht.

Wir freuen uns über JEDE andere Meinung und sind zu sachlichen Diskussionen bereit.
AntwortAbonnieren
26.01.2003 01:01
Ich habe auch schon mal davon gelesen. Literweise nur Wasser trinken verwässere das Blut. Der Rat an Taucher sollte daher eher lauten, nicht nur viel Wasser zu trinken, sondern das ganze mit Mineralien und Spurenelementen anzureichern, sprich nicht nur Wasser, sondern isotonische Getränke, Säfte etc. zu trinken.
Nebenbei: im Deutschen heisst es medizinisch korrekt Dehydratation und nicht Dehydration - wird nur leider oft falsch übersetzt, denn der englische Begriff ist dehydration.
26.01.2003 04:16
Irgendwie hab ich den Eindruck, dass ich das schon mal so geschrieben hab

http://www.taucher.net/redaktion/1/show.html?topic=5
26.01.2003 11:31
Hai,
dass zur Besitigung eines Volumenmangels hypotone Flüssigkeit, oder noch besser Kaffee oder Tee mit Methylxantinen, die die Diurese noch steigern verwendet werden soll, hat meines Wissens nach nie jemand behauptet. Der Artikel von Jessica gibt eine gute Handhabe mit benötigtem Volumen vor.
Grüße
S.Overhagen http://www.tcsoverhagen.de
26.01.2003 16:19
@ Katharina, Jessica und S.Overhagen
zum Teile tolle Tips, leider habe ich auf einem Schiff im Roten Meer z. B. große Schwierigkeiten an Saft oder Mineralwasser zu kommen. O.K. ich kann mein Mineralienpulver mitnehmen. Das beantwortet aber nicht meine Frage: Warum soll ich viel mehr trinken, wenn danach mein Hk deutlich SCHLECHTER ist, als wenn ich mich ganz normal hydriere?
Liebe Jessica, du hast das geschrieben, was in jedem Tauchlehrbuch steht, aber wo ist die Begründung?
An Stefan: nach einem kurzen Blick auf deine Homepage scheinst du gut bescheid zu wissen. Also, warum dickt mein Blut ein, wenn ich den Vorgaben folge? Es ist uns leider noch nicht möglich den Blut pH z messen, ebensowenig können wir die einezelnen Dehydratationsformen nicht bestimmen. Hast du einen Tip?

26.01.2003 18:10
in aegypten kannst du diese netten brausetabletten ins wasser werfen, die es in den drogerien zu kaufen gibt (magnesium und co).

und wieso soll dein haematokrit nach etwas mehr trinken signifikant schlechter werden? hier waeren zahlen angebracht. und mal ehrlich, mein HK ist mir beim tauchen relativ egal, solange er im rahmen bleibt und davon gehen wir bei gesunden doch mal aus. ehe ich meine gewohnheiten umstelle, waere mir auch eine studie mit viel mehr tauchern lieber. eine studie mit vielleicht 20 leuten nehm ich noch nicht als beweis einer tatsache.

fazit: ich bleib dabei: viel trinken ist gut, ganz besonders in warmen gefilden. wasser ist gut, mit mineralien angereichert noch besser. kaffee und tee gemaessigt.
26.01.2003 18:28
Hai,
die Mengenangabe 1-1,5 Liter Volumen pro TG ist eine theoretische Größe. Der Verlust durch Immersion kann immer nur geschätzt werden, liegt so ca. bei 500 - 750 ml/TG (45Min., keine Deko, max.Dept. 40m)
Als Maßstab den Durst heranzuziehen ist natürlich der einzig "richtige" Anhaltspunkt um dem Körper exakt nach seinen Bedürfnissen das wieder zu geben, was ihm fehlt. Leider ist es mit dem Durst ebenso wie mit dem Hunger: manche Leute haben ständig Hunger, andere selten bis nie und pressen sich irgendwann am Tag notgedrungen etwas zwischen die Zähne.
Das ist aber im Zusammenhang Tauchen und Flüssigkeit nicht zu tolerieren, daher die Massangabe.
Beim Urlaubstaucher gibt man eine erheblich größere Menge vor, damit er überhaupt etwas zu sich nimmt und nicht sagt, den halben Liter nehme ich heute Abend als Bier zu mir. Da dieser Taucher vom Vorabend noch dehydriert ist, kommen bei ihm 1 - 1,5 Liter hin.
Wenn Ihr im Rahmen einer kontrollierten Studie die Trinkmengen herausfindet, ist das sicherlich wissenschaftlich korrekt, entspricht aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten.
Das beste ist mmer noch kontinuerlich Flüssigkeit zu sich zu nehmen, immer in geringen Mengen (ca. 500ml/Stunde in 100 - 150 ml Portionen), so dass der Kreislauf nicht überschwemmt wird und überschießend reagiert.
Das alles in Balance zu halten ist reichlich Finetuning, daher die für die Mehrheit zutreffenden Massangaben.
Grüße
S.Overhagen http://www.tcsoverhagen.de
26.01.2003 18:39
@Jessica wenn dir dein Hk beim tauchen so egal ist, dann hast du irgentetwas nicht verstanden. Der Hämatokrit gibt Aufschluß über die Viskosität des Blutes. Somit ist er von bedeutender relevanz bei der Diskussion. Denk mal drüber nach.
26.01.2003 18:45
@ S. Overhagen kommt unserer Meinung gleich. Danke hierfür. Vielleicht sollte man die gängige Lehrmeinung dahingehend ändern. Mehr als ein Denkanstoss soll es ja auch nicht sein. Wenn der ein oder andere meint er müße trinken bis die Niere Platz weil es im Lehrbuch steht und vom Diveguide verlangt wird, bitte.
26.01.2003 19:57
ich weiss, was ein HK ist, aber ueberleg mal: warum sollte er sich signifikant veraendern, wenn ich nur wasser trinke im gegensatz zu mineralisierten getraenken?

man soll ausserdem nicht trinken, "bis die niere platzt", sondern nur bedenken, dass man mehr fluessigkeit braucht, als wenn man in heimischen breiten rumduempelt.
26.01.2003 20:52
hm....ich finde diese "untersuchung" die ihr durchgeführt habt schon ziemlich seltsam.warum habt ihr euch beim getränk nicht mal auf wasser beschränkt? mittlerweile sollte doch wohl jeder flossenjünger wissen daß tee und kaffee entwässernd wirken?
26.01.2003 22:23
Hallo? Nochmal an alle: Wir haben Wasser getrunken!!! Kaffe und Tee eben NICHT. Ist da was falsch rübergekommen? Ich glaube es ist besser, die Fragestellung genauer durchzulesen und erst nachdem der Sinn verstanden wurde ein Statement zu geben. Ganz oben im zweiten Satz steht, das " viele Taucher/innen glauben.... Ich gehe hier von Erfahrung aus. Weil ich es immer wieder gesehen habe und bestimmt auch weiterhin sehen werde, daß es Zeitgenossen gibt, die ihren Flüßigkeitshaushalt mit einer Tasse Kaffee oder Tee regulieren wollen. Wobei anzumerken ist, das ab der dritten Tasse beide Getränke positiv billanziert werden, wenn das jemandem was sagt...
27.01.2003 07:34
Mal ganz laienhaft: wenn ich Salz futtere, lagert mein Körper Wasser ein, wenn ich salzarmes Wasser trinke, schmeißt er es raus.. Ich finde den Hinweis von Bernd sehr interessant, sagt er doch: wenn ihr keine isotonischen Getränke dabei habt, trinkt nicht zu viel einfaches Wasser, da ihr euch sonst selber das Wasser abgrabt. Für mich ist das in der Form neu, aber durchaus logisch nach zu vollziehen.
27.01.2003 16:15
Hallo Bernd,

ein erwachsener Mensch hat ein Blutvolumen von ungefähr 4,5 bis 6 Litern, was etwa sechs bis acht Prozent seines Körpergewichtes entspricht. Das Blut setzt sich aus festen Bestandteilen, den Blutkörperchen und Blutplättchen, und einer flüssigen Phase, dem Plasma und den Plasmaeiweißen zusammen. In einem Liter Blut sind beim Mann 0,46 Liter und bei der Frau 0,41 Liter Blutkörperchen enthalten. Dieser Wert wird meistens in Prozent angegeben (46% und 41%) und als Hämatokrit bezeichnet (Text von oben aus Medicine-Worldwide; Link siehe unten)

http://www.m-ww.de/krankheiten/blutkrankheiten/blut.html

Die Normalwerte sind:
0,38-0,52 (=38-52%) bei Männern
0,36-0,46 (=36-46%) bei Frauen

Wieviel schlechter waren die Hk-Werte in der Gruppe der Vieltrinker als der der Kontrollgruppe?

Ebenfalls bei Medicine-Worldwide steht unter:

http://www.m-ww.de/krankheiten/tauchkrankheiten/tauchen5.html#fluessigkeitsmangel_dehydratation

Flüssigkeitsmangel, Dehydratation
Unter Dehydratation versteht man eine gesteigerte Abnahme der Körperflüssigkeit ohne eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Der Flüssigkeitsverlust kann über den Magen-Darm-Trakt, die Atemluft, über den Urin oder über die Haut (Schwitzen) erfolgen. Beim Tauchen verliert man besonders stark Körperflüssigkeit. Dieser Flüssigkeitsverlust ist natürlich besonders groß bei Tauchgängen in subtropischen oder tropischen Regionen. Es sind prinzipiell drei Arten der Dehydratation zu unterscheiden:

isotone Dehydratation: Eine isotone Dehydratation bedeutet, dass sich der osmotische Druck des Extrazellulärraums nicht ändert, da der Verlust von Wasser und Salz (Na) im gleichen Verhältnis erfolgt. Dies ist vor allem bei unzureichender Wasser- und Natriumzufuhr(Salz) der Fall; aber auch bei Erbrechen oder Durchfall.

hypertone Dehydratation: Eine hypertone Dehydratation entsteht beim Verlust von freiem Wasser bei nicht entsprechendem Verlust von Salz (Na). Dies kann bei Fieber und Verdursten der Fall sein.

hypotone Dehydratation: Eine hypotone Dehydratation entsteht, wenn im Verhältnis zu der Menge des vorhandenen Wassers, zu wenig Salz (Na) vorhanden ist. Dies geschieht dadurch, dass zuviel Salz ausgeschieden wird. Dies ist z.B. bei starkem Schwitzen der Fall. Beim Tauchen spielt vor allem diese Art der Dehydratation eine Rolle.

Ein erhöhter Flüssigkeitsverlust kann u.a. zu einer Blutdrucksenkung, bis hin zu Schockzuständen führen. Außerdem kann es zu Bewußtseintrübungen bzw. -verlusten führen. Es ist daher - natürlich nicht nur beim Tauchen - unbedingt auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Ein Erwachsener sollte beispielsweise in den Tropen mindestens 5 l Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen; beim Tauchen unter Umständen noch mehr.

Symptome
Das normalerweise vorhandene Durstgefühl kann bei schweren Formen wegen gleichzeitig auftretenden Störungen des Zentralen Nerven Systems (ZNS) fehlen bzw. nicht wahrgenommen werden. Es kann zu Krampfzuständen, Bewußtseinstrübungen bis hin zu schweren Schockzuständen kommen. Beim Tauchen können derartige Zustände sehr schnell lebensbedrohend werden.

Prophylaxe
Es ist daher auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme auch ohne Durstgefühl, z.B. in Form von Mineralwasser, Säften oder Tees, zu achten. Auch stark flüssigkeitshaltige Früchte wie Apfelsinen oder Melonen sind geeignet. Auf keinen Fall Alkohol, auch kein Bier, vor dem Tauchen zu sich nehmen.

Wir sind alle keine "Medizinmänner" und diskutieren über ein komplexes Thema was die allerwenigsten hier verstehen (inkl. mir).

Solange es keine schlüssigen Erkenntnisse gibt, sollte man sich meiner Meinung nach noch an die Ergebnisse/Erkenntnisse/Empfehlungen der derzeitigen Verbände/Forschung halten.

Das Thema ist sicherlich Interesant. Wäre vielleicht nicht schlecht wenn sich ein Taucharzt / Nephrologe an der Diskussion beteiligt bzw. seinen Wissensstand mitteilt.

Gruß
28.01.2003 08:08
@Bernd,

jetzt habe ich mich zwei Tage lang bemüht herauszubekommen, was du uns mit deinem Posting eigentlich sagen willst ... Was meinst du mit "... das ab der dritten Tasse beide Getränke positiv billanziert werden ..."?
02.03.2003 17:17
Ich finds recht interressant was bernd da auf den tisch gebracht hat!
am spassigsten find ich jedoch so manche reaktionen, vor allem die von jessica die als erstes mal gleich gross schreibt:hab ich doch schon alles gewusst und auch schon lange veröffentlicht. nach durchsicht von jessicas ausführungen die fast eins zu eins schon im buch "der kleine tauchlehrer" vor 20 jahren zu finden sind, muss ich jedoch feststellen dass sie eben genau die althergebrachten binsenweisheiten vertritt - also warum die aufregung, bernd ist ja wohl geau anderer meinung - und hat unter umständen wohl recht. aber so lange leute wie jessica, die ja wohl zu jedem themea was beizutragen hat - siehe das gesammte forum - einfach stur an allem festhalten was irgendwann mal stand der dinge war, bringt uns das natürlich nicht weiter. dann würden wir auch heute noch ausschliesslich mit helm tauchen und jessica müsste ihre ergüsse auch heute noch in stein meisseln.......
also liebe jessica fühl dich jetzt bitte nicht angepisst, aber ich find denkanstösse wie bernd ihn geliefert hat einfach wichtig und bin der meinung du solltest das nicht einfach so abschmettern - auch wenn dir dein hk im grossen und ganzen egal ist - andern vielleicht nicht....
edi
31.03.2003 21:30
Hallo Bernd,
Dein Artikel interessiert mich sehr.Kannst Du mir das Studiendesign und die HK-Werte zumailen?
Antwort