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DAN Risikoanalyse Tauchprofil

Geändert von Taucher327668,

Liebe Festgemeinde,

ich hatte im September einen kleinen Ausflug in die Druckkammer in Athen. DAN hat das alles herausragend abgewickelt.
Jetzt habe ich von DAN Research and Education eine Risikoanalyse meiner Tauchgänge erhalten, die mir den Ausflug beschert haben. Ich wundere mich etwas über die Bewertung bzw. die Empfehlungen. Die TG waren aus meiner Sicht komplett unauffällig, max Tiefe 28 m. GF99 den kompletten TG über bei 1%, am Ende auf den letzten 5 m dann natürlich hochgegangen, aber auch da max. 61%. Ich bin aus der max. Tiefe kontinuielrich und mit langsamer Aufstiegsgeschwindigkeit ausgetaucht. Und mir ist schon klar, dass langsam und mittlere Gewebe da noch aufsättigen.


DAN empfiehlt jetzt mit Verweis auf eine Studie die über 20 Jahre alt ist
(prä-NEDU) Deepstops. Wie ist eure Einschätzung zu dieser Empfehlung?

In the dives performed, slow descents and, above all, continuous and very gradual ascents were observed.
As highlighted in our studies published in 2004, this type of slow and continuous ascent can promote bubble formation, thus representing a critical issue in terms of decompression stress.

A Marroni, P. B. Bennett, F. J. Cronje, R. Cali-Corleo, P. Germonpre, M. Pieri, C. Bonuccelli, C. Balestra. A deep stop during decompression from 82 fsw (25 m) significantly reduces bubbles and fast tissue gas tensions. Undersea & Hyperbaric Medicine, Summer 2004; 31(2):233–243.

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Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 12:50
Hi,

erst einmal, natürlich das wichtigste, dass alles gut überstanden wurde.

Dann als nächstes ein Statement das man von mir vermutlich andauernd liest, aber das mir unglaublich wichtig ist: Man wird, wenn man weiss dass bei einem TG ein Deko-Unfall stattgefunden hat, immer etwas finden das es gewesen sein *könnte*. Ob es das aber wirklich war, wird meist nicht mit Sicherheit zu klären sein. Diesem grundsätzlichen Limit unterliegen auch Wissenschaftler. Das soll nun nicht heissen, dass die Aussage von DAN nicht richtig sei. Dort arbeiten sehr gute und kompetente Leute. Aber Grenzen hat unser aller Fähigkeit.

Dennoch ist es aber richtig gut, sich Profile anzuschauen und sich zu fragen, was man vielleicht anders machen möchte. Caveat, die Profile kenne ich jetzt beim Schreiben dieses Postings nicht. Wenn Du möchtest -- wirklich nur wenn Du möchtest -- könntest Du sie ja posten, oder auch per PN schicken (wobei es immer top ist, wenn viele aus einer Diskussion etwas mitnehmen können). Und meinen Absatz oben über die Grenzen des Wissens kann ich selbst hoffentlich beachten. Ich nehme auch mal an, das was Du zitiert hast ist alles was an Einschätzung von DAN kam, oder?

Das zitierte Paper (Marroni et al. 2004) kenne ich, wir haben diese Studie tatsächlich auch besprochen. Vorweg ist wichtig zu beachten, dass bei dieser Studie ein Vergleich zwischen verschiedenen Aufstiegs-Strategien nach Nullzeit-TGs geht. Die insgesamten Aufstiegszeiten waren deutlich verschieden lang, zwischen 8 und 18 Minuten(!). Beides sind wesentliche Unterschiede zu Doolette et al. 2011 (der berühmten "NEDU Deep Stop Studie"). Dort wurden tiefe Luft TGs mit viel Luft-Deko untersucht, und die Deko-Zeiten bei beiden getesteten Profilen waren gleich lang.

Nun stimmt es, dass im Paper-Titel von Marroni et al. 2004 zu lesen ist, dass ein tiefer Stopp ihren Erkenntnissen nach in dem Rahmen den sie getestet haben Vorteile bringen konnte. Im Hinterkopf behalten aber bitte dabei, dass die verglichenen Profile unterschiedlich lange Austauchzeiten hatten, was vermutlich auch nicht irrelevant ist.

Aber ich würde hier auch nicht den Studien-Titel vermischen wollen mit dem was sie Dir persönlich geschrieben haben: in dem Text steht doch gar nicht, dass sie Dir einen Deep Stop empfehlen, oder? Da steht, dass sie vermuten, Dein Aufstieg (ich vermute sie meinen denjenigen aus der Tiefe bis zur "Entsättigungsgrenze") sei recht langsam gewesen. In Marroni et al. 2004 wurde z.B. auch ein Profil getestet mit einem kontinuierlichen Aufstieg ohne Stopp, aber mit sehr langsamen 3m/min. Dieses Profil schnitt was Blasen angeht nicht gut ab. Ich denke das ist eher worauf sie sich beziehen. Und vielleicht kann man das ja mitnehmen? Der Aufstieg bis zu dem Punkt an dem das erste Gewebe anfängt zu entsättigen, dieser kann gerne relativ zügig sein (natürlich aber auch nicht hochschiessen). Denn wenn man diesen sehr langsam macht, dann verlängert man logischer Weise die Zeit in der Gewebe noch aufsättigen.

Ob das bei Deinen Profilen zutreffen könnte, das kannst Du ja mal schauen (oder sie posten). Nur, ganz am Ende wird man vermutlich "den Grund" nicht finden, es ist wichtig, mit der Sache irgendwann auf Frieden zu schliessen. DCS passiert auch mal bei TGs an denen nichts "falsch" war. Und dann können auch wieder ganz viele TGs ohne Ärger folgen.
CiccioneAdvanced Technical Mermaid
30.11.2025 13:50Geändert von Ciccione,
30.11.2025 13:53
Dumme Frage (sowohl an den Poster als auch an Dominik):
Wenn ich von meiner Maximaltiefe langsam aufsteige (mach ich teilweise auch, weil halt die Topographie das nahelegt), dann mach ich sozusagen eine Art "Tiefenstop". Nehmen wir an, ich komm von 50m und finde bei 30m ein Plateau vor, das nur leicht nach oben geht.
Genau so ein Fall liegt hier ja anscheinend vor.

Das Gegenteil (also keine Deep-Stops) wäre ja, dass uch von meiner Maximaltiefe mit 10m/min direkt bis zum ersten Dekostopp auftauche (zB an einer Shot-Line)

Nach der Logik müsste man dem Poster ja "ankreiden" dass er womöglich zu langsam aufgestiegen ist?! Mir scheint du kannst tauchen wie du willst - irgendwie kann man dir immer einen"Strick" draus drehen.
Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 14:10
Hi Cicci,

Dein letzter Satz umschreibt ja humorvoll auch, dass man in der Rückschau immer etwas finden wird. Ich wünsche mir manchmal mehr Mut auch sagen zu können Kopf hoch, es passiert eben mal, behandeln und trösten und dann mit Freude weiter leben.

Es sind natürlich ganz viele Profile denkbar, und manche davon werden besser funktionieren, andere weniger gut. Vielleicht kann man so sagen: Zeit die auf so grossen Tiefen verbracht wird, dass noch kein Gewebe entsättigt, die nutzt der Deko natürlich nichts und verlängert indirekt eigentlich die "Grundzeit". In diesen Tiefen würde ich den Aufstieg also eher zügig halten. Es sei denn es gibt da was zu sehen, dann wars den Einsatz der Zeit ja wert, und ein TC würde z.B. um dafür zu kompensieren ja auch die dann folgende Deko verlängern.

Wenn man nochmal in Marroni et al. 2004 schaut, oder wenn es jemand hat auch ins Buch, da ist es zitiert: sie hatten ein Profil mit durchgehendem Aufstieg mit 3m/min dabei, und auch ein durchgehendes mit 10m/min. Das 3er dauerte logischer Weise länger, aber war was Blasen angeht sogar schlechter. Wenn man kurz mal nur die beiden vergleicht, die Zeit war also nicht gut eingesetzt. Und Deep Stops können manchmal das gleiche Problem haben, mehr Zeit in Tiefen wo Gewebe noch aufsättigen die das dann nicht danken. Aber sie haben zumindest in der Studie offenbar auch Profile dabei gehabt bei denen es anders war. Zu allem anderen kommt dann noch die kleine Sample-Grösse hinzu...

Ich glaube man kann sich eine Art Pendel vorstellen: zu weit in Richtung "zu schnell" ist nicht gut und kann Blasen provozieren. Aber zu langsam kann eben auch mal Nachteile haben weil die Inertgas-Last wächst. Die Mitte finden ist die grosse Aufgabe, eine Aufgabe die nicht perfekt gelöst ist...
30.11.2025 14:28

Hi,
ich hatte bewusst das Profil nicht gepostet, weil es mir um die grundsätzliche Einschätzung der Bewertung geht. Aber ich war mir natürlich auch bewusst, dass es dann ein bisschen stochern im Nebel ist.

Aber dann hier auch gerne die Auswertung von DAN. Das Profil vom Computer kann ich auch gerne zur Verfügung stellen (UDDF?) allerdings finde ich heir gerade keinen Möglichkeit eine Datein (nicht Foto/Video) anzuhängen.

CiccioneAdvanced Technical Mermaid
30.11.2025 14:38
@Dominok: wie du schon schreibst, haben wir hier ein winziges SampleSize und vermutlich auch zahllose Faktoren völlig unberücksichtigt gelassen.

Wenn man da zB unterschiedliche Probanden vergleicht hat man alleine da schon die hohe individuelle Varianz und wenn man ein und demselben Probanden an unterschiedlichen Tagen unterschiedlichw Profile taucjen lässt ist da sicherlich auch die Tagesform nicht unwesentlich variabel.
Ich unterstelle mal, das der ursprüngliche Poster auch schon oft sehr ähnliche TG gemacht hat ohne dass es irgendwelche Komplikationen gegeben hat.

Ich hatte zum Glück noch kein DCS (3x auf Holz klopfend), aber kann mich sehr wohl erinnern, dass ich mal bei eunem TG auf 55m hefigsten Tiefenrausch hatte und schnell wieder höher ging, während ein paar Tage später auf 57m noch alles im Lot war.
Auch kann ich mich an einen TL erinnern, den wir nach einem 75m TG in die Kammer fahren musste weil er zusammen gebrochen war (er hat solche TG schon sehr oft gemacht - IT bis Hypoxic Tx). Ansonsten hatte niemand in der Gruppe auch nur die leisesten Symptome (ok, nachdem wir ihne ins Krankenhaus gebracht hatten entwickelten manche "Phantomsymptome"

Lange Rede kurzer Sinn: mir scheint, als seien diese ganzen Studien doch auf einem sehr wackelig len Fundament gebaut zu sein. Ist zugegeben auch schwierig, da etwas zu machen, was beispielsweise mit einer echten klinischen Studie zu vergleichen wäre. Aber nur so etwas würde halt eine wirklich belastbare Aussage generieren können
CiccioneAdvanced Technical Mermaid
30.11.2025 14:45
@Taucher327668: wenn mich mein Blick nicht trübt hat dein Geweben Nr 6 aber so etwa einen GF von 80 erreicht. Das ist jetzt auch nicht "tödlich" - so manche recreational TCs schicken dich mit GF90 an die Oberfläche. Aber es ist schon mehr als als die von dir erwähnten 61%

Kann es sein, dass du vielleicht einfach einen Scheißtag hattest und diesmal diese ca 80% zuviel für dich waren?
30.11.2025 15:11

Hi Cicci,

die 61% kommen vom TC, die 80 aus der Berechnung von DAN. So oder so, sicher richtig, Scheißtag erwischt.

Wobei was ich auf jeden Fall als take-away mitnehme, ist die Bedeutung der Hydrierung. Einer der Fehler den ich sicher gemacht habe, war schlicht zu wenig zu trinken. Eigentlich weiss ich das, aber hier nicht nur für mich als Mahnung: auf gute Hydrierung achten und es eben nicht einmal durchrutschen lassen ist wirklich wichtig!!

Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 15:13
Hi,

ganz vielen Dank für das Posten des Profils. Eben auch weil das "Risiko" besteht, dass da nun jeder einen Zacken "findet" der es auch gewesen sein könnte. Wir sollten als Community viel offener über solche Fälle reden, ohne jedes Ankreiden. Du trägst dazu bei, was ich super finde!

Was Ciccione sagt, dass die meisten Studien kleine Stichproben und keine volle Kontrolle über Faktoren haben stimmt. Aber nun, das ist die Welt in der wir leben, wir versuchen eben wenigstens etwas zu lernen.

Vorweg, in dem PDF sehe ich nun Marroni et al. 2004 gar nicht zitiert, oder übersehe es (sorry dann... war evtl. ja auch in der Email).
Dafür aber eine Studie in der versucht wurde Faktoren aus einer wirklich umfangreichen Stichprobe (über 39 000 TG, die aller meisten natürlich ohne Unfall) zu extrahieren. Cialoni et al. 2017. Diese haben wir auch umfangreich rezipiert, sie ist wertvoll. Auch in Anbetracht dessen, dass alles Grenzen hat. Was dort zu sehen war ist, dass Unfälle bei im TG maximal erreichten GF von weniger als 60 vermutlich (mathematisch absolut sicher kann man wieder nichts sagen, weil die Grundgesamtheit nicht bekannt ist) recht selten werden. Heisst aber nun auch nicht, dass grösser 60 absolut gefährlich sei, oder dass jeder so zurückhaltend tauchen muss.

Eher nur, dass bei einem Profil wie dem gezeigten eben auch mal ein Unfall passierrn kann. Und dann bestimmt wieder viele viele solche TG ohne Ärger!

Schluss den man, und ich denke genau das versucht DAN da auch zu sagen, ziehen kann ist es kommt vor. Wenn man das Risiko gerne reduzieren will, ist eine weitere Senkung des maximal erreichten GF (und das erreicht man am TC oft mit einem niedrigeren GF high) eine Option.

Aber, wichtig ist vor allem nach vorne zu blicken. Zuversichtlich! Lass diese TG nun nicht wie eine Wolke über Dir hängen.
Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 15:18Geändert von Dominik_E,
30.11.2025 17:06
Da haben sich Postings überschnitten. Hydration: genug trinken ist gesund und wichtig, nicht nur beim Tauchen. Aber in Bezug auf DCS ist auch da die Datenlage echt nicht so klar wie manchmal vermutet wird. Bitte nun auch nicht einer möglichen Dehydration einfach so die Schuld an einer womöglich zufälligen DCS geben. Das wird der Erkenntnislage da auch nicht gerecht. Und bitte vor allem nicht viel zu viel trinken, das kann auch Risiken haben.

Ausgetrocknet tauchen ist nichts, das kann man immer mitnehmen, klar. So weit ist das Konsens.

Der aus meiner Sicht entscheidende Satzteil aus dem DAN Statement ist

"...not entirely beyond explanation and falls within the rather random character of the DCS phenomenon when it comes to dives at the limit of acceptable tissue inert supersaturation levels."

Nicht so sehr das einzelne Wort "dehydration" aus einer Reihe von aus ihrer Sicht denkbaren Faktoren über die sie allgemein sprechen.
30.11.2025 15:45Geändert von Taucher327668,
30.11.2025 15:49

Hallo,

Marroni et al. (2004) wurde in der Mail zitiert, zusammen mit der initial geposteten Bewertung. Als Anhang zu der Mail gab es dann noch die Modellierung, hier dann mit Cialoni et al. (2017).

Und tatsächlich blicke ich weder pessimistisch nach vorne (komme grade aus Bonaire zurück mit 20 wunderbaren und problemlosen TG), noch tappe ich die die Falle einfache Ursachen für komplexe Probleme schuldig zu machen.

Und auch wenn mir die Grenzen von induktiven Schlüssen sehr wohl klar sind, meine persönlichen take-aways:

  • Auch ohne ans Limit zu gehen, kann es einen treffen.
  • Trinken nicht vernachlässigen, insbesondere wenn die Sonne knallt und man viel schwitzt.
  • Wird beim OWD gelehrt (und immer wieder danach), aber ich habe es nie ernst genommen: es ist wert, im Blick zu haben, wo die nächste Kammer ist (ich wurde quer über den Penelopes von Zakynthos nach Athen gekarrt)
  • Tauchversicherung ist zwingend - ich habe nur Erfrahrung mit DAN, aber die waren vom ersten Anruf bis jetzt zur Nachbetreuung mit der Risikoanalyse wirklich allererste Sahne!
  • Wenn man einmal in die Mühle gerrät werden Sachen gefunden, von denen man nie ahnte / im Marienekrankenhaus von Athen hat eine Leistungsschau der griechischen Medizin stattgefunden (Notfallmediziner, Hyperbar-Mediziner, Kardiologe, Neurologe, HNO)
Ich weiss nicht ob wir schon zu weit abgebogen sind, aber wie ist denn der Diskussionstand hier zu: kontinuierlich und langsam aufsteigen/austauchen vs. diskrete Tiefenstufen. Zumindest im mathematischen Modell von DAN scheint es ja Nachteile hierbei zu geben ("...slow and continuous ascent can promote bubble formation...")
Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 15:52Geändert von Dominik_E,
30.11.2025 17:04
Hi,

ich finde das sind ganz viele prima Schlussfolgerungen!

Zu

"Ich weiss nicht ob wir schon zu weit abgebogen sind, aber wie ist denn der Diskussionstand hier zu: kontinuierlich und langsam aufsteigen/austauchen vs. diskrete Tiefenstufen. Zumindest im mathematischen Modell von DAN scheint es ja Nachteile hierbei zu geben ("...slow and continuous ascent can promote bubble formation...")"

möchte ich noch sagen: (zu) langsam aufsteigen kann vor allem Nachteile haben in so großen Tiefen, dass die Gewebe die einen später ärgern (natürlich weiss man nie vorher genau welche das sein werden...) noch deutlich aufsättigen. Ich würde glaube ich gerne mitgeben: in der Tiefe gerne zügig aber nicht abrupt, und im Flachen dann gerne schön langsam. Ob dort dann kontinuierlich oder mit diskreten Stufen auf 6m, 3m...das würde ich eher als an Feinheiten der Modelle an den Gegebenheiten des TG festmachen (ohne visuelle Referenz ist kontinuierlich anstrengend, aber wenn man oberhalb 9 und unterhalb 3m viele Fische und Korallen hat kann es auch mal Spass machen die Deko langsam "wegzutauchen", auch ohne dass man die gewählten Grenzen scharf erreicht).
CiccioneAdvanced Technical Mermaid
30.11.2025 16:06
Das mit der Hydrierung könnte auch bei mir Ursache für's platt sein (hatte wie gesagt noch kein DCS) gewesen sein. War in beiden Fällen direkt am Tag nach der Anreise. Die erfolgte entweder mit Flieger oder im Auto. Ich hatte mir zwar jede Menge Wasser ins Auto genommen, aber dann während der Fahrt doch zlviel zu wenig getrunken.

Zwar dann am Abend nach der Ankunft ordentlich gesoffen (nein, kein Alk), aber so schnell scheint das mit dem Re-Hydrieren nicht zu gehen.
Sascha314SSI MD, Nitrox, Deep
30.11.2025 16:58
Ich kann das leider nicht gross machen das Profil, das würde mich schon interessieren. Kannst du das mal in Subsurface laden, sa kannst du dir die Ceilings nach Bühlmann angeben lassen. Fände das mal interessant, was dann am Ende rauskommt mit wieviel GG High du rauskommst.

Laut dem was ich lese 80%, aber war das wirklich nur viel auf 20m? Oder liegts daran, dass ich das nicht gross bekomme?

Also ich hab jetzt "gelernt", dass man wenn man auf knapp 30m in die Deko (konservative) Einstellung kommt, dann relativ schnell auf 10-11m hoch sollte, wenn man nicht schnell mehr aufsammeln möchte, bei rund 20m sammelt man noch ordentlich schnell auf.


30.11.2025 17:33Geändert von Taucher327668,
30.11.2025 17:38
Funktioniert der Link?

UDDF
https://drive.google.com/file/d/1Z73kHADk3IAvKQAP3B_FEk7FNI6XCU9F/view?usp=drive_link

CVS
https://drive.google.com/file/d/1wwMNb8KCT9-nIfuBmibhEpywyxqaW_wB/view?usp=drive_link

uanlikerIT PATD
30.11.2025 18:15Geändert von uanliker,
30.11.2025 18:17

Spannende Diskussion und vielen Dank für die Offenheit.

Tauchcomputer/Tabellen funktionieren für einen Modelltaucher - ursprünglich war er 20-25 Jahre alt und durchtrainiert. Heute wurden die Modelle konservativer gemacht, damit sie auch auf den 60-Jährigen leicht übergewichtigen Taucher passen.


Es ist aber immer noch ein Model mit einem Restrisiko. Wie akzeptierst du eine Muskelzerrung oder Muskelkater nach dem Sport?
Bis jetzt hast du nicht geschrieben, wie heftig die Symptome waren. Schmerzen? Neurologische Ausfälle?


Brille eines techn. Tauchers, wir sehen das eine oder andere eher entspannter; bzw. es sind oft weite Weg zur Druckkammer.
Bei Schmerzen bist du für mich im Bereich Muskelzerrung. Müdigkeit wäre dann der Muskelkater. Wenn es alle paar Hundertauchgängen vorkommt, gehört dazu. Wenn es oft ist ... Taucharzt. Sauerstoff bei Schmerzen zu nehmen ist immer gut - nicht nur 5 Minuten, sondern 30 oder mehr Minuten.

Wie von Dominik geschrieben, findet man in jedem Profil bei jedem Tauchgang Dinge die man anders machen kann und wahrscheinlich eine Reduktion des Risikos haben.

Was war für deinen Körper anders als bei den unauffälligen Tauchgängen mit ähnlicher Stichstoffbelastung.
- stressige Anreise
- Erkältung im Anzug
- Dehydration, Alkohol am Vorabend?
- Durchfall, ungewohntes Essen
- Hoher / tiefer Luftverbrauch
- Kalt, heiss
- Anstrengung vor, während oder nach dem Tauchgang
- Fitness-Level
- Schneller Aufstieg von 5m an die Oberfläche
- JoJo im Flachwasser (weniger Tief wie 10m)

Und es ist normal, dass es typischerweise nur einer aus der Tauchgruppe erwischt, ausser bei den "vorhersehbaren" Dekompressionsverstössen. Da erwischt es oft einen nicht.

Dominik_Emind is like parachute
30.11.2025 20:06Geändert von Dominik_E,
30.11.2025 20:08
Vielleicht kann man in Bezug auf die real getauchten Profile und die Statements von DAN noch sagen: die Natur der Dekompression beim Tauchen bringt es ja mit sich, dass man für vergleichsweise kurze Zeiten in der Tiefe manchmal echt lange Zeiten im Flachen investieren muss. So lange man diese Zeiten dann wirklich investiert, kann man natürlich auch in der Tiefe schon sehr langsam aufsteigen. Die Realität ist aber oft ein bisschen anders, irgendwann will man raus. Und nicht selten entstehen große Gradientenfaktoren (und damit vermutlich Risiken) in den letzten Phasen des Aufstiegs. Was man ein wenig in dem Profil sehen kann ist, dass ca. zwischen 25m und 15m relativ lange verweilt wurde, vor allem beim Aufstieg. An sich überhaupt nicht schlimm, aber das bedeutet die Inertgas-Last mag signifikant größer gewesen sein als wenn die grob 28m max. ein kurzer Bounce gewesen wären. Maximale Tiefe sagt eben nicht alles. Und dann gab es zum Ende des TG, insbesondere beim abschliessenden Auftauchen auf den letzten 5m, vergleichsweise schnelle Bewegung. Möglicher Weise hätten es die Modelle und der Körper gedankt, diese 5m mit sowas wie 1m/min zu bewältigen, vor dem Hintergrund der nicht zu vernachlässigenden bis dahin (u.a. auch durch den langsamen Aufstieg eine Weile vorher) aufgesammelten Inertgas-Last nicht nur in den schnellsten Geweben. Du schriebst ja Eingangs selbst, das sei der Punkt gewesen wo der GF99 ordentlich hoch ging.

So würde ich jedenfalls auch den Hinweis von DAN lesen. Das "...not entirely beyond explanation and falls within the rather random character of the DCS phenomenon..." sagt es aber wirklich gut. Sie wollen das auch nicht überinterpretiert sehen, und da stimme ich von Herzen zu.
30.11.2025 20:59
Wenn das Profil nicht auffällig schlecht ist dann mach Dir besser Gedanken über andere Faktoren: Dehydration, Anstrengung, viele Wiederholungs-TG in kurzen Abständen über mehrere Tage in Folge etc. Das sind nicht einfach zweitrangige Nebensächlichkeiten, sondern relativ wichtig.
RT08IANTD TMX
30.11.2025 21:44
Wurde ja schon viel richtiges gesagt.

Die Unfallstatistiken sagen ja das ammeisten mit den mittleren Geweben passiert.
Und die macht man sich bei 25-30 mtr. schon schön voll, trotz CCR.

Meine Dekohits habe ich mir nicht bei den tiefen TGs geholt (>50 mtr.).
Die Treffer sind interessanterweise bei 30 mtr. TGs gewesen.
Auf 30. mtr. eben mit Grundzeiten von 60-120 min., also nichts mit grossen Dekoverpfilchtungen,
trotzdem sehr ordentlich ausgetaucht.

Auch nicht zu vernachlässigen ist die Pause nach den TGs, sonst gehen wegen Pressen/Anstengung
und der hohen Blasenlast
eben die Shunts auf. Und viel warten eben nicht 90-120 min. bis sie
ihr Zeug verräumen.
CiccioneAdvanced Technical Mermaid
30.11.2025 22:06
Was lernen wir daraus? Die "Todeszone" 30m immer vermeiden und lieber gleich tiefer gehen loltest
stb216RDiver PADI
01.12.2025 08:31
Zuerst mal vielen dank für die offene und fruchtbringende Diskussion hier - Chapeau! und zu allererst, GsD nicht mehr passiert!

eine Frage hätt ich noch zur TG Historie vor dem Unfall (wenn ich so unverschämt sein darf): wie hat Deine Tauchhistorie unmittelbar davor ausgesehen? Wieviel WH-TG, mit welchen Eckdaten?

LG
Stefan


01.12.2025 09:42
Es war der erste Tag im Urlaub. Davor ein TG mit sehr ähnlichen Parmetern, Oberflächenpause knapp 2 Stunden.
SolosigiSporttaucher
01.12.2025 10:41
@Taucher327668
Es ist zwar schon lange her, aber auch ich war 3 mal in der Kammer (Bends).
2 mal war jeweils ein Kollege dabei. Die waren ganz erstaunt über meinen "Kammerbesuch".
1 mal war ich alleine.
Ich war immer in Traunstein. Der Arzt hat schon gemeint, ich wäre "Stammkunde"...
Ursache konnte nie eine exakte gemacht werden. Ich habe meinen TC immer ausgetaucht. Möglicherweise hatte ich zu wenig getrunken, oder es war halt der 3. TG pro Tag, oder zu geringe Oberflächenpause, oder eben eine schlechter Tag...
Was ich (für mich) daraus gelernt habe: ich tauche grundsätzlich meine Deko (wenn es mal ein sollte) auf 5m aus! Und die letzten 5m tauche ich (gestoppt) mit 1/2m pro Minute aus. Ich bilde mir ein, das ist nicht nur gesund (zumindest für mich). Da übe ich auch tarieren (in 40m kann das jeder aber bei 1-2m trennt sich die Spreu vom Weizen...

Gruss
Solosigi
CiccioneAdvanced Technical Mermaid
01.12.2025 12:35
Dehydrierung scheint und Tagesform scheint wirklich ein wesentlicher Faktor zu sein. Ich versuche inzwischen, nicht gleich am Tag nach der Anreise gleich in die Vollen zu gehen. Egal ob Flieger oder lange Anreise mit dem Auto - dabei dehydriert man doch recht deutlich und das holt man nicht durch 1-2 Flaschen Wasser auf ex nach.
Ich hatte deshalb zwar noch kein DCS aber war nach dem TG schon so richtig fertig, dass ich mich mit letzter Kraft ins Bett geschleppt habe.

Langsam auftauchen auf den letzten Metern wie von Sigi geschrieben ist sicher eine gute Idee.
Dominik_Emind is like parachute
01.12.2025 13:25
Ich hätte nun gedacht Du als Chemiker magst "Dehydrierung" nicht in dem Zusammenhang, Cicci ;)

Davon abgesehen:

- In Tierversuchen verlief die Provokation von schwerer DCS bei starker Dehydration dramatischer (Fahlmann, A., & Dromsky, D. (2006). Dehydration effects on the risk of severe decompression sickness in a swine model).

- Und durch gezielte Flüssigkeitszufuhr bei Menschen konnte man in einem Test (wiederum wenig Probanden...) die Blasenlast offenbar senken (Gempp, E. et al.(2009). Preventive effect of pre-dive hydration on bubble formation in divers).

So weit erstmal in Zusammenhang mit dem was meist unter Tauchern vermutet wird. Starke Dehydration ist nicht gut (wenn man aber Fahlmann & Dromsky 2006 liest, die Schweine in der dehydrierten Gruppe bekamen 24h vorher Schleifendiuretika, die Frage kann man schon stellen, in wie weit das eine Situation beim Tauchen abbildet). Weder für den Körper insgesamt, noch für das DCS Risiko. Ich denke das ist relativ unstrittig.

Interessant ist aber auch ein vergleichender Test (Han, K. H. et al. (2021). Effect of water amount intake before scuba diving on the risk of decompression sickness), bei dem Probanden vor TGs 0,7L, oder 1,3L, oder 2L getrunken hatten. Die Gruppe mit den 0,7L stand in Bezug auf Blasen am besten da.

Was ich daraus mitnehmen würde? (Deutliche) Dehydration kann eine Rolle spielen. Insgesamt, in dem Ausmass wie man sie meist vorfindet, ist Dehydration aber auch wieder nicht das eine große Ding mit dem sich alles erklären liesse. Trinken ist wichtig und gut, aber am sinnvollsten eben auch nur so viel, dass es den erwarteten Flüssigkeitsverlust ausgleicht.
01.12.2025 13:55
"Trinken ist wichtig und gut, aber am sinnvollsten eben auch nur so viel, dass es den erwarteten Flüssigkeitsverlust ausgleicht." Hier ist Flüssigkeitsverlust aber weit zu fassen, nicht nur schwitzen. Durch die (unvermeidliche) Aufnahme von Salzwasser beim Tauchen (im Meer), ist hier auch der "physiologische Flüssigkeitsverlust" auszugleichen.
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