Ein Halbtrockentauchanzug (HT) isoliert durch seine Lufteinschlüsse (Neopren). Mit zunehmenden Druck UW verringert sich sein Auftrieb. Es ist somit schwer, die richtige neutrale Tarierung bezogen auf nur den Anzug herzustellen, in verschiedensten Tiefen, mittels Blei am Körper, das ist mir klar.
Die Decostufen - besonders bei Verwendung von Helium haltigen Gasgemischen als Atemgas sind sensibler zu betrachten im Verhältnis zur Verwendung von Pressluft oder EAN. Wir sind im Tek-Bereich und reden also über TMX; der Einfachheithalber lassen wir Stage-Flaschen-Handling mal außer Betracht.
Allein auf der Deco sollte eine konstante Tiefe gehalten werden, die idealer Weise +/- 0,5m nicht übersteigt. Ebenso ist bekannt, dass sich auf der Deco waagerecht / horizontal austariert werden sollte (Druckgradient im Körper).
Zu dem Punkt, warum und wann man sein WingJacket ablegen sollte kommen wir noch. Setzen wir voraus, dass dieses getätigt werden soll.
Legt der Taucher das Jacket UW ab, benötigt er (üblicherweise) beide Hände dazu. Löst der Taucher das Jacket von seinem Körper, erfährt der Körper durch den HT oder den TrilaminatTauchanzug (Tri) mit Unterzieher einen spontanen Auftrieb. Mathematisch korrekt wird im Gegenzug das Tauchgerät sinken (sonst wäre der Taucher in der Summe nicht neutral tariert). Bläst er das sinkend Jacket an, ist es eh rum. Die Situation liegt auf der Hand. Obwohl der Taucher nun versucht, sein Tauchgerät vor die Brust zu bekommen, wird die Einheit "kopflastig". Zusätzlich strömt bei Verwendung eines Tri die "Restluft" im Anzug in den Fußbereich. Der Kopfstand ist perfekt, die nach oben verlagerte Luft, bzw. das sich ausdehnende Neopren bewirkt nun ein ganzheitliches Auftriebsmoment, der Taucher beginnt langsam an die Oberfläche zu steigen und das mit den Füßen zuerst.
Ich habe es zu den theoretischen, physikalischen Annahmen hinreichend getestet.
Dass ein Kopfstand schlechter zu kompensieren ist, als ein Absinken der Füße sollte jedem Taucher klar sein. Es gilt also, das Drehmoment um die Schulterpartie in die andere Richtung zu lenken. Das erreicht der Taucher durch nicht etwa Tragen von Fußblei oder schweren Flossen sondern durch Tragen eines bspw. handelsüblichen Bleigürtels im Hüftbereich. Und davon nur so viel, dass der Taucher, Anzug technisch eher auf der 6m - Reinsauerstoff - Decostufe (gänzlich) neutral tariert ist. Diese Stufe ist nämlich in zweierlei Hinsicht sensibel zu betrachten, a) im Flachen Tarieren ist schwieriger als im Tiefen und man ist schnell an der Oberfläche, b) Partialdruck von O2 ist hier 1,6bar und sollte möglichst so auch gehalten werden. Die 6m-Deco-Stufe stellt für den Deco-Gas verwendenden Taucher die letzte Deco-Stufe an sich dar, abgesehen von dem nun sehr, sehr langsamen Aufstieg an die Wasseroberfläche.
Was passiert nun bspw. auf der ebenso wichtigen und sensiblen 21m-Gaswechselstufe. Muss hier das Gerät abgelegt werden, sackt der Taucher selbst, mit den Füßen voran leicht/langsam in die Tiefe. Das jedoch kann durch gezielte, geübte, Flossenschläge beim HT streßfrei kompensiert werden, währenddessen das Jacket mittels Inflator ggf. neutral angepaßt wird.
Was passiert nun in bspw. auf 39m Tiefe? Der Abtrieb des Tauchers ist deutlicher zu spüren (Neopren verdichtet, Blei am Körper). Hier verhindert bspw. ein entspanntes Kreisschwimmen ein Durchsacken des Tauchers (dynamischer UBoot-Trimm), und/oder auch hier Froschbeinschlag. Bei Verwendung eines Trockis wird vorher etwas Luft in den Anzug gegeben und das Jacket adequat entlüftet.
Alles ist besser als ein Kopfstand.
Fazit: Der Taucher sollte rein mit seinem Anzug bekleidet / ausgerüstet auf 6m neutral austariert sein. Und genau soviel Blei benötigt er am Körper.
Warum sollte der Taucher UW sein Atemgerät ablegen müssen oder wollen? Die Gründe sind vielfältig:
* Steif gefrohrene Finger können die Ventile durch Griff in den Nacken nicht schließen, Rauswurschteln aus dem Wing, dann das Gerät vor die Brust, dann Frontalangriff auf das Ventil geht schnell
* Baggersee: Ein Ast eines Baumes bei trüber Sicht verhakt sich fest im Bereich 1.Stufe - MD-Schläuche (Nähnadel und Faden - Prinzip). Ein einfaches Zurückschimmen funktioniert hier nicht. Das Jacket ist jetzt zwar am Baum fest und kann nicht sinken, doch erfährt der Taucher nach dem Ausstieg den bereits erwähnten starken positiven Auftrieb, krallt sich am Wing fest und steht wieder mit den Füßen nach oben. Streß pur, garantiert!
* Wrack hat NikoBallic bereits erwähnt, hier stößt der Taucher mit den Flossen ggf. an die Wrackdecke und löst Sediment (Rost) ab.
* Wiedererlangen eines verdrillten / verlustigen Atemreglers. Die PAID-Lehrmeinung: rechts lehnen, rechten Arm am Körper vorbei, Rad schlagen, etc. funktioniert bei dem Gedöns und Gerödel nicht. Die zweite Stufe hat sich irgendwo verklemmt...
* Fischernetz: die Dinger sind teilweise so feinmaschig und feinzwirnig, dass man lediglich nur die am Meeresgrund verlaufene Grundleine sieht und nicht immer ist auch im Mittelmeer das Wasser so klar. Ich habe oft genung in den Dingern dringehangen, ohne auch nur die Spur von einem Wrack in der Nähe zu haben. Reusen soll es übrigens in Binnenseen geben, ebenso verlorengegangene Binnenfischereinetze.
Warum mehr Blei als "eigentlich benötigt"? Die Frage sollte man sich nun selbst beantworten können: egal wie schwer (viel Abtrieb) - das Tauchgerät im Wasser ist (hat), der Taucher "braucht seinen Bleigurt" zum Kompensieren des Anzugauftriebs; das Blei kommt eben "draufgerechnet", damit das leer geatmete Tauchgerät nicht positiven Auftrieb erfährt (Ägypten, Doppel 80cuft als Rückengerät).
@ bubblemaker2001
D12 und Wing (Baukastensystem) ist mein Standardgerät und bei 70m - SoloWracktauchgängen mit nennenswerter Grundzeit auch entspr. Decogas(e).
Das letzte mal Mono bin ich - glaube ich - auf `m Golfplatz getaucht...
Macht wie _ihr_ denkt...
