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BluewavefilmsRescue Diver

Blei-Check - wie denn nun?

Hallo zusammen!

Ich hätte da mal eine (Anfänger-)Frage bezüglich der richtigen Durchführung des Blei-Checks.

Nach PADI lernt man: Mit leerem Jacket ausatmen. Ist die Menge ausreichend, sollten sich die Augen etwa auf Höhe der Wasseroberfläche befinden. Für die während des Tauchens verbrauchte Luft soll man noch 2kg hinzufügen.

Alles schön und gut, aber die Praxis auf den Tauchbasen, die ich bisher besucht habe sah so aus: Mit leerem Jacket im seichten Wasser mit leerem Jacket auf dem Boden knien können, ohne nach oben zu gehen.

Meine Frage an die alten Hasen:
Was ist denn nun die richtige Vorgehensweise? PADI oder die Praxis der Tauchbasen? Überbleien die ihre Gäste vielleicht mit Absicht, damit am Ende garantiert niemand beim Sicherheitstop nach oben schießt?
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shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
18.04.2012 09:31
"im seichten Wasser auf dem Boden knien " -> ... zu was soll das gut sein. Ich würde mich weigern, im offenen Gewässer auf den Boden zu knien.

Du bist dann richtig ausgebleit, wenn du dich mit leerer Flasche (20bar oder so) auf 3m gut halten kannst.

Tipp: zu Beginn des ersten Tauchganges die "übliche" Vorgehensweise. Am Ende des Tauchgangs vor dem Besteigen des Bootes / dem Verlassen des Wassers "Nachchek" mit geleerter Flasche. Nach ein paar Tauchgängen "nachjustieren" (da der erste Tauchgang, vor allem, wenn schon längere Tauchpause, nicht repräsentativ ist).
milkywayUnvollendet
18.04.2012 09:31
Hallo!

Im Prinzip hast Du Dir Deine Antwort schon selber gegeben.

ich denke nämlich auch, dass viele Tauchbasen ihren Kunden lieber etwas mehr Blei mitgeben, damit sie auf 5m kein Problem bekommen. Der korrekte Bleicheck nach PADI sollte dieses eigentlich auch vermeiden, aber da scheinen die Tauchbasen eher auf Nummer sicher zu gehen.

Wie gesagt, meine Meinung!

CU Oliver
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
18.04.2012 09:38
Bißchen was zum lesen: http://www.atalaia-madeira.com/media/Tarierungs_Knigge.pdf
ag2908PADI Staff Instr.
18.04.2012 09:49
Du wirst hier einige "richtige" Vorgehensweisen empfohlen bekommen, aber ich bin von der Methode die auch Padi lehrt, überzeugt. Ich sage dies nicht nur Schülern, sondern wende die Methode auch privat an. Am genauesten funktioniert die Sache nach dem Tauchgang mit leerer Pulle, dann kannst du die zusätzlichen zwei Kilo vergessenund dich stattdessen korrekt ausbleien.
Vom Überbleien halte ich nichts, aber zu wenig Blei ist ein noch grösseres Problem. Wenn ein Tauchschüler mal ein Kilo mehr hat, dann ist das durchaus kein Fehler. Mehr als ein Kilo sollte es aber nicht sein. Genauso wenig sollte man sich schon zu Beginn des TG nach unten kämpfen müssen, aber hier in Dahab sehe ich öfters lustige Szenen von Tauchern die sich mühevoll nach unten paddeln Wichtig ist dass der TL sich Zeit nimmt für Atemübungen und das richtige Erlernen des Tarierens. Von einigen TL höre ich immer die Ausrede "Tauchen lernt man dann mit der Praxis". Das ist mit Sicherheit richtig, aber der Grundstein wird in der Ausbildung gelegt und ich hatte schon einige Taucher mit vielen TG die immer noch an groben Fehlern zu knabbern hatten, die sie in der Grundausbildung in der Tauchschule oder im Verein falsch gelernt hatten. Wer Fertigkeiten von Anfang an falsch lernt, kann sie später sehr schwer wieder korrigieren.

Grüsse aus Dahab
18.04.2012 10:21
ist doch völlig Wurscht nach welcher Lehrmeinung du das machst.
Denke doch einfach mal nach:
Sinn macht ausbleien nur, wenn du auch die Gewichtsänderung mit berücksichtigst.
ein Daumenwert ist 1kg Abtrieb pro 1000Liter Luft in der Flasche.

Also:
entweder ausbleien mit voller Flasche und dann noch 1kg pro 1000Liter dazunehmen,
oder ausbleien bei leerer Flasche.

18.04.2012 11:00
@ Blue:

Du hast da was falsch verstanden.

Du sollst bei dem Check eingeatmet mit den Augen an der Wasseroberfläche bleiben, nicht ausgeatmet. Das macht natürlich nur Sinn, wenn dabei die Flasche leer ist.

Machst Du diesen Test am Anfang des Tauchgangs, mußt Du (wie kohlensaeure beschrieb) natürlich das Luftgewicht berücksichtigen.

Zitat Instructor Manual:
"Lasse die Tauchschüler mit ihren Lungenautomaten im
Mund einen normalen Atemzug anhalten, bis auf Augenhöhe
ins Wasser eintauchen, die Füsse vom Grund nehmen und
bewegungslos verharren. Bei korrekter Gewichtsmenge
werden die Tauchschüler an der Oberfläche treiben, mit dem
Wasserspiegel auf Augenhöhe. Füge Gewichte hinzu oder
nimm Gewichte weg, falls erforderlich, und lasse sie die
Tarierung erneut überprüfen. Da dies üblicherweise mit
vollen Pressluftflaschen durchgeführt wird, füge Gewichte
hinzu, um den Gewichtsverlust durch den Luftverbrauch
während des Tauchgangs auszugleichen, üblicherweise 2 kg
für eine einzelne Flasche ."
BluewavefilmsRescue Diver
18.04.2012 14:01
@ Toxidiver: Danke für den Hinweis. Ich meinte eingeatmet, habe aber ausgeatmet geschrieben, weil ich den Satz umgebaut habe. (Wann kommt hier endlich eine Edit-Funktion?)

@ all: Danke für die Antworten. Wie das alles in der Theorie funktioniert ist mir schon klar, aber die Praxis sieht halt anders aus.
Da gibt es kein Wunschkonzert. Man kommt mit einer Gruppe von 5-10 neu hinzugekommen Tauchern an. Die Basis zieht im seichten Wasser den Blei-Check durch und fertig. Dann geht es zum Tauchen. Zeit das selbst zu machen bleibt da nicht.
Es sei denn, nach dem Tauchen, so wie Shuttle es vorschlägt. Bleibt man halt noch 5 Minuten im Wasser und macht einen Nach-Check für sich. Das werde ich in Zukunft so machen.
ag2908PADI Staff Instr.
18.04.2012 14:03
Toxidiver hat natürlich Recht. Hab ich oben ganz überlesen. Mit angehaltenem Atem auf Augenhöhe und beim ausatmen absinken

Gruss Fred
18.04.2012 14:11
"...Zeit das selbst zu machen bleibt da nicht".
Nimm dir die Zeit: DU bist der Gast. Wenn das nicht möglich ist, wäre das keine Basis für mich.
18.04.2012 18:36
@ Bluewavefilms

.. oft geht man auch gleich auf`s Boot, ohne vorherigen Bleicheck. Daher ist es sehr hilfreich, wenn man seine persönlich benötigte Bleimenge gut kennt. Im Rahmen eines Kurses bzw. zum Lernen ist die o.g. Methode natürlich völlig in Ordnung, aber nach einiger Erfahrung macht man es so eigentlich nicht mehr, weil es meistens zu umständlich wäre.

IGL C.
ag2908PADI Staff Instr.
18.04.2012 22:01
@Claus
Wieso braucht man das irgendwann nicht mehr?
Ich brauche das sehr wohl, bei unterschiedlicher Konfiguration, Wechsendem Salzgehalt des Tauchgewässers( Urlaub) etc.
Aber vielleicht mangelt es mir auch nur an Erfahrung

Grüsse aus Dahab
18.04.2012 22:50
@ ag2908

Wahrscheinlich ... allerdings habe ich nicht gesagt, daß "man es irgendwann nicht mehr braucht", sondern daß man es irgendwann so nicht mehr machen wird, weil ... s.o.

IGL C.
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
19.04.2012 00:09
"ist es sehr hilfreich, wenn man seine persönlich benötigte Bleimenge gut kennt" -> keine Frage, absolut Richtig.

"oft geht man auch gleich auf`s Boot, ohne vorherigen Bleicheck" -> auch das ist Richtig. Nur kommt dann irgendwann der Zeitpunkt, wo man ins Wasser geht. Und bevor man dann abtaucht, hat man i.d.R. Zeit für einen Check (sofern gewünscht und notwendig). Oder wer verwehrt das einem? Dazu kommt, dass ebenfalls i.d.R. der erste Tauchgang ein Checktauchgang ist. Auf Booten stehen dan meist Crewmitglieder bereit, um Blei zu reichen oder entgegenzunehmen. Also fehlende Möglichkeiten: eher weniger der Fall (in der Praxis, wie ich sie kenne). Auf meiner letzten Safari waren ausschließlich Taucher mit min. dreistelligen Tauchgangszahlen und gut 80% hat beim ersten Tauchgang seine Bleimenge gecheckt. Warum auch nicht ... dauert wenige Minuten. Und wie gesagt, nach dem Tauchgang vor dem Verlassen des Wassers kurzer Nachcheck.

Dass es Fred an Erfahrung mangelt ... "wahrscheinlich"? Als erfahrener TL, mit Erfahrungen im In- und Ausland (derzeit im Ausland), eher nicht (wahrscheinlich).
hketTL CMAS
24.04.2012 13:33
Bleicheck nach dem TG oder mit leerer Flasche ist ganz super - aber praxisfremd.
Der Taucher will den ersten TG schon geniessen, nach dem 2. TG fliegt er evtl. schon wieder heim.

Also ist der PADI-Check eine gute Alternative:
mit leerem Jacket gerade noch schweben können,
dann je 1000 Liter Luft mit 1kg Blei kompensieren.

Damit sollte dann der Safety Stop kein Problem sein, aber vermutlich hast du jetzt 1-2 kg zu viel Blei drauf weil der trockene Tauchanzug viel Luft speichert (prüfe: wieviel Luft ist beim Stop auf 3m im Jacket ?).
vor dem nächsten TG dann die 1-2kg Angstblei unauffällig in die Kiste zurücklegen.

So machen es auch die alten Hasen.
24.04.2012 23:08
Nenne es Comfortblei - und ich schäme mich nicht, es nach 2 Tauchgängen vor allen anderen zurückzulegen
10.05.2012 16:26
Die Bezeichnung "Komfort-Blei" gefällt mir

IGL C.
14.05.2012 15:10
Moin,
nachdem ich auch diverse Probleme mit der richtigen Bleimenge hatte, habe ich mir inzw. eine andere Weise der Bleimengenermittlung engewöhnt.

Ich rechne mir vorher aus wieviel die Luft in der Flasche wiegt. Das kann man ja wirklich auf 100g genau ausrechnen, wenn man den Druck am Fini und das Flaschenvolumen kennt. Dieses Gewicht, das nachher am Ende des Tg bei leerer Flasche fehlen wird, speicher ich in meinen Hirnwindungen.
Wenn ich jetzt ins Wasser gehe, packe ich mir so lange Blei auf, bis ich voll eingeatmet mit leerem Jacket gerade so untergehe.
Auf die so ermittelte Bleimenge pack ich jetzt noch das oben errechnete Luftgewicht in der Flache drauf.
Abschließend runde ich diese Summe noch auf ganze kg auf, da die zusätzliche Bleimenge ja auch noch Wasser verdrängt (wenn auch wenig).

Also mal ein Beispiel für mein Flaschenpäckchen:
D7/300 --> 14L Luft bei 300bar. Wenn wir jetzt mal der Einfachheit wegen Van-Der-Waal außen vor lassen, habe ich also 5kg Luft dabei. (1L Luft = 1,2g).
Wenn ich jetzt mit vollen Flaschen, leerem Jacket und eingeatmet zu Beginn des TG mit 6kg Blei gerade so untergehe, nehme ich für den TG 6+5=11kg Blei mit.

Bisher hat das Verfahren immer gepaßt.
17.05.2012 10:52
Da rechnest du imho großzügig. Da du mit 50 bar Reserve austauchst, sollten 250x14x0,0012= 4,2 Kilo Blei für die Luft reichen. Man bleit sich ausserdem so aus, dass man mit eingeatmeter Luft nicht unter geht, sondern erst beim Ausatmen: Ich schätze deshalb mal, dass du dann nach ein paar Tauchgängen mit 9 kg Blei tauchst?
ogroetenich lebe noch
18.05.2012 10:43
@kwolf

auch wenn man die Reserve braucht, sollte man sich noch halten können.

Insgesamt erscheint mir die Rechnung aber trotzdem etwas `Bleilastig`: Eingeatmet sollte man beim Bleicheck nicht untergehen, sondern auf Augenhöhe einsinken ... und selbst dann ist in etwa das Luftvolumen einer 10l Flasche da schon überschlagsmässig mit drin. Sprich: Bei ner D7 legte ich da 2, maximal 3kg drauf.

Wenn ich meine letzten TG betrachte: (M15/200) Eingeatmet bin ich nicht ganz bis zum oberen Maskenrand eingesunken. Kein zusätzliches Blei dazugepackt. Damit komm ich mit 20bar Restdruck knapp hin. (Auf 3m kann ich mich noch gut halten, aber wenn ich Anzug und Jackt nicht ganz leer mache, wirds darüber knapp.)

Wenn ich da 6kg draufrechne, wirds Bleitechnisch einfach sehr grosszügig (ikg zum untergehen wenn eingeatmet, 5kg für das Luftgewicht)

@cbk
Was meinst Du mit `hat immer gepasst`. Hast Du am Ende vom Tauchgang mal geprüft, ob auch weniger reichen würde? In ganz grober Näherung würde ich annehmen, dass Du auch mit 3-5kg weniger auskommen könntest. Das hängt aber von so vielen Parametern hab, das man das aus der Ferne nicht zuverlässig sagen kann.

Solange Du dich mit der Bleimenge wohlfühlst muss die Menge ja kein Problem sein. Es gibt ja keinen Wettbewerb: Wer braucht am wenigsten Blei! Ich bin nur für jedes Kilo dankbar, das ich nicht ausserhalb des Wassers mit mir rumschleppen muss.
Antwort