Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.
hketTL CMAS

Biotop Wasserleiche

Zum Thema Wasserleiche gibt es jede Menge Gerüchte:
Zum einen soll ein Brunnen / Wasserloch vergiftet sein, wenn eine Leiche darin verwest.
Wie gammelig muss die Leiche sein, bzw. wieviel Wasser kann sie vergiften ?
In der Blechtrommel von Grass wird gezeigt, wie ein Pferdekopf als Aaalköder eingesetzt wird, ist das realistisch ?
Und da gibts dann noch die Szene aus vielen Filmen, wo der Wasserleiche ein Krebs aus dem Mund krabbelt - real oder erfunden ?

Gibt es eine Tabelle, wie eine Leiche sich im Wasser entwickelt (in Abhängigkeit von Temperatur und Zeit) ?

Helmut
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DorisMittelschule (damals)
03.05.2007 08:43
Hallo Helmut,

ich denke hier solltest Du bei Leuten nachfragen, die in der Forensik ihr täglich Brot verdienen.

Eine Wasserleiche in einem Brunnen mit einem Kubikmeter Wasser ist sicher anders zu berwerten als eine Leiche in einem See, zumindest was das vergiften angeht.

Gruß, Doris
03.05.2007 09:09
Hallo,

kann man alles in entsprechenden Fachbüchern nachlesen und sollte hier nicht diskutiert werden.

Gruß

Uwe
Mytilus23TL CMAS
03.05.2007 09:16
Aus eigener Anschauung kann ich dir bestätigen:
Krebse (hier Strandkrabben) und Aale nutzen eine Wasserleiche gern als gedeckten Tisch. Zusammen mit Bakterien schaffen sie einen Erwachsenen binnen 3 Jahren, Knochen bleiben übrig.
Geht vermutlich schneller, wenn die Leiche frei herumliegt. In diesem Fall lag sie in einem Auto und sie konnten nur durch die Hecktür rein und ran.

Seenotretter sagten mir mal, eine im flacheren Wasser untergegangene Leiche käme temperaturabhängig nach 6 - 10 Tagen noch einmal hoch und ginge dann endgültig unter.

Vergiftung von Wasser: Wenn ich richtig erinnere, führten beim Krieg in Ruanda die vielen Leichen in Kivusee dazu, dass das Wasser nicht mehr trinkbar war.

hth
03.05.2007 10:10
Also das mit dem Pferdekopf ist realistisch.
Mein Onkel hat immer einen Kuhkopf (Schlachtabfall) genommen um Süsswasserkrebse zu fangen.
Der wurde einfach bei uns an den Teichrand ins Wasser gelegt und nach einiger Zeit konnte er dort massenweise Krebse raussammeln.
Ist zwar eklig in meinen Augen aber effektiv.
Und innerhalb weniger Wochen war von dem Kopf wirklich nur noch der Knochen über, Fleisch und Fell waren weggefressen.
Thorsten74Taucher
03.05.2007 11:21
Aale sind KEINE Aasfresser! Wenn eine Leiche länger im Wasser liegt, wird kein Aal mehr was davon fressen. Aale suchen gerne Unterschlupfmöglichkeiten und deshalb kriechen die ggf. auch in alte Pferdeköpfe wo kein Fleisch mehr dran ist. Wenn ausreichend Aale vorhanden sind, was leider immer seltener der Fall ist, tuts auch alles andere was Versteckmöglichkeiten bietet um von den Schlangenfischen bewohnt zu werden
hketTL CMAS
03.05.2007 12:26
Also ich finde das Thema interessant genug, darüber zu diskutieren. Solange mir Uwe keinen Grund bietet, das zu unterlassen.
Klar kann ich in der Uniklinik Bücher suchen mit Abhandlungen über Wasserleichen, aber vielleicht will ichs gar nicht so wissenschaftlich.
Oder ich suche hier nach Statements, die es so in der Literatur nicht gibt.

Unsere Flusskrebse im See scheinen an den toten Karpfen nicht sonderlich interessiert zu sein. Ich habe jetzt zwei grössere tote Karpfen seit mehreren Tagen gesehen, die Krebse ziehen mit Ihren Panzerspuren aber daran vorbei.

Helmut
hketTL CMAS
04.05.2007 08:13
asserleiche (Aquatinctor Ptrs.) - Familie: Pseudodelphinidae
Verbreitung: in allen zivilisierten Ländern Größe: bis etwa 60 cm Länge, Farbe: farblos
Die Wasserleiche gehört trotz ihres fischähnlichen Aussehens zu den Säugern. Leider hat sie sich bisher unter den Menschen kaum Freunde gemacht. Dabei hat auch dieses fleißige Tier Anspruch auf unser Interesse, ist erst einmal geklärt, warum der Aquatinctor seiner von der menschlichen Gesellschaft ungern gelittenen Betätigung nachgeht. Dann wird man über den Einfallsreichtum der Natur staunen und mit dem Dichter die bewundernden Worte sprechen: »Nicht alles dienet uns auf gleiche Weise!« Die Wasserleiche ist von äußerst schlanker, wenn auch ziemlich weitläufiger Gestalt und nahezu durchsichtig. Da ihr Inneres so gut wie farblos genannt werden muß, kommt es immer wieder vor, daß die Tiere nicht gesehen werden, obwohl sie zweifellos vorhanden sind. Ihr Aufenthaltsort ist, wie schon der Name sagt, das Wasser, vorzüglich aber enge Kanäle, Brunnen und Röhren. Hier fühlt sich die Wasserleiche wohl, paßt sich ihre wendige Gestalt doch vortrefflich solchen Örtlichkeiten an. So nimmt es nicht wunder, daß sich das Tier besonders gern in Abflußrohren von Waschbecken oder Badewannen ansiedelt. Hier findet es die bevorzugte Nahrung: Meine Schmutzteilchen, Textilfasern, Haare und dergleichen. Eifrig vertilgt die Wasserleiche diese vom Menschen ungern gesehenen Abfälle, aus denen sie die notwendigen Aufbaustoffe gewinnt. Freilich kommt es solcherart zu den für die Menschen unliebsamen Erscheinungen. Vergrößert die Leiche nämlich durch die andauernde Nahrungsaufnahme ihren Leibesumfang, so verstopft sie endlich den Wasserabfluß. Wie oft kommt es vor, daß nach dem sonntäglichen Bad, das die Familie in froher Laune vereinte, das Wasser nicht mehr abfließen will. Trotz sofort angewandter Saugglocke (Campanula suconis Schrimpf.) kommt aber kein stopfender Gegenstand zum Vorschein. Da ist es die für den Menschen nicht wahrnehmbare Wasserleiche, die dem Naß den Abfluß verwehrt. Mit ihren Saugnäpfchen, deren sie längs ihres Leibes zahllose besitzt, hält sie sich an den Rohrwänden fest und weiß nicht, daß sie zum Ärgernis friedlicher Menschen geworden ist. Würde aber der homo sapiens doch endlich erkennen, wie sehr ihm die Natur hier entgegenkommt! Denn ohne die emsige Nahrungsaufnahme der Wasserleiche könnten Abfälle ungehindert die Abflußrohre verstopfen. Traurig zu nennen ist endlich das Schicksal der Tiere, wenn sie zur Vermehrung schreiten. Nach mühevollem Begattungsvorgang, nach wenig beneidenswerter Trächtigkeit und schmerzlichem Gebären, das oft von leisem Wimmern der tapferen Tiere begleitet wird (wer kennt nicht die merkwürdigen Geräusche, die aus Abflußrohren dringen?), säugt das Muttertier seine meist in die Hunderte gehende Nachkommenschaft. Auch dazu dienen die bereits erwähnten Saugnäpfchen. Die kleinen Wasserleichen, die gleich nach der Geburt eine erstaunliche Aktivität entwickeln, saugen ihre Mutter buchstäblich leer. Dabei wachsen sie in unbeschreiblicher Schnelligkeit, während das alte Tier immer dünner und fadenscheiniger wird. Endlich bleibt nur mehr seine inhaltsentleerte Hülle vorhanden, die, befreit von den selbständigen Jungtieren, rasch mit dem Wasser abfließt. In Kanälen, Flüssen und Abwässern kann man die zarten Gebilde, deren ehemalige Funktion sich kaum mehr erkennen läßt, dahintreiben sehen. Gar mancher, der auf einer Brücke stehend sinnend ins ewig fließende Naß blickt, mag sich schon gefragt haben, welches düstere, niemals beschriebene Schicksal eben unter ihm vorüberzog. - (kv)


Quelle: http://www.physiologus.de/wasserl.htm

man staunt doch immer wieder ...

Helmut

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