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Bergen eines Trockentauchers

Hallo zusammen,
vor kurzem war im Medizinforum ein ziemlich guter Beitrag zum Thema Retten und Bergen.
Mein Lieblingsbuddie und ich sprachen lange über das was wir dort lasen. Irgendwann gingen wir vom "worst case" aus: Trockentaucher muß Trockentaucher bergen, also vier Tariermöglichkeiten für den Bergenden. Wir beide kennen "nur" die beiden verschiedenen Rettungsgriffe, die wir bei VDST und CMAS Ausbildungen geübt haben d.h. den Verunfallten von Gesicht zu Gesicht, mit Griff an Automat (um Hals zu überstrecken) und Griff an Jacket um ihn zu sichern und mit dieser Hand für Beide zu tarieren. Oder aber unter den Arm greifen, mit dieser Hand den Automaten nehmen und den Hals überstrecken mit der anderen tarieren.
Beides hat Vorteile und Nachteile,z.B. bei der einen kann es sein man "verliert" den Verunfallten, bei der anderen kann das Auslaßventil des eigenen Anzug verdeckt sein.
Wie reagiert Ihr?
Ich möchte dazu sagen, daß wir beide nicht gerade wenige Tauchg. haben, wahrscheinlich ist aber die Routine und die damit vermeintliche Sicherheit, die uns nie länger über das Problem nachdenken lies. Da ja bekanntlich die Routine und ihre Folgen, die größte Gefahr für ein erfahrenen Taucher sind.
Folge davon ist: am Wochenende wird geübt, bis dahin würde uns aber Euer Wissen und Erfahrung dazu interessiern.
Schönes Wochenende und
Gruß Baerbeltaucht
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07.11.2003 23:40
Also Gesicht von mir weg.Die Flasche des Buddys zwischen die Knie geklemmt.
Das Eigene Jacket Entleeren und beide Trokiventile öffnen. Mit dem linken Arm unter dem linken Arm des Buddys durchgreifen und dessen Inflator in die Hand nehmen.Mit der rechten Hand über die rechte Schulter greifend, den Automaten fixieren und den Hals überstrecken. So auf dem Buddy liegend, kann man sich durch dessen Luftpolster nach oben heben lassen . um den Troki zu entlüften braucht man nur seinen eigenen Arm zu heben und entleert automatisch auch den des Buddys.

man kann auch mit der linken Hand unter dem Arm durchgreifen und den Automaten fixieren und mit der rechten den Inflator bedienen.

Das kommt einwenig auf die Konfiguration an und es ist gut, das einmal auszuprobieren.

Schlimm finde ich eigentlich, das Solche Bergungen meist der einfachheit halber meist mit Nassanzug oder in Geringen Tiefen geübt wird.

klar ist eine Bergung aus 40 m zum üben etwas heikel und es kann was passiern. Aber die meisten tauchen dann troken und meist auch tiefer als 40m.

Grüässli Blub
07.11.2003 23:46
Heikles Thema!

Ich würde auch die Methode wie zuvor beschrieben (von hinten unterm Arm greifen) anwenden. Wichtig ist halt das Öffnen beider Trockiventile (aber wer denkt da im Notfall dran)!

Auf jeden Fall unter den Arm des Verunfallten greifen, an dem das Ventil ist.

DenInflatorshlauch zwischen Nacken und Flasche legen (mach ich immer) und damit tarieren.

Hört sich vielleicht etwas komischan, aber dies erscheint mir eigentlich als die beste Alternative.

P.S.: Den Auftrieb dann mit dem Jacket herstellen, die Trockis eigentlich kontinuierlich entlüften.
08.11.2003 00:59
Es gibt sicher verschiedene Arten, eine Rettung durchzuführen. Ich kenne zwei Arten. Assistierender Aufstieg: Frontal mit Sicherung des Lungenautomaten. Wird empfohlen, wenn der Partner noch ansprechbar ist resp. auf Zeichen reagiert, z.B. beginnender Tiefenrausch.

Bei Bewusstlosigkeit erfolgt die Rettung zum Rücken.

Das unter dem Arm durchgreifen, klappt bei mir nicht. Ich greife über der Schulter mit der rechten Hand an das Kinn um den Kopf zu überdehnen und gleichzeitig den Lungenautomaten zu fixieren. Dabei halte ich den Rettling möglichst tief und habe eine gute Übersicht. Das mit der Flasche zwischen den Beinen einklemmen ist eine gute Lösung. Dabei kann ich den Rettling gut kontrollieren und sogar einen Blick auf sein Gesicht werfen und Atmung überwachen.

Sollten die Füsse oder Arme nach oben kommen, kann man diese gut wieder nach unten drücken.

Aufstiegsgeschwindigung wird mit dem Computer überwacht oder auf die kleinste Luftblase geachtet und mit ihr aufgestiegen.

Etwas problematischer ist die Positionierung der Konsole, da diese meist wegrutscht. Computer am Handgelenk ist m.M. etwas praktischer.

Noch was zur eigenen Sicherheit: Für das 1. Mal genügt ein Aufstieg aus 5 Meter. Wegen der Sättigung sollten Rettungsübungen immer gleich zu Beginn des Tauchganges stattfinden. Der Rettling muss gleichmässig atmen und den Schnellablass in Griffnähe haben. Am besten vereinbart man klare Zeichen für einen allfälligen Abbruch der Ubung.

Und wie baerbeltaucht sagt, immer wieder üben. Aber eigentlich finde ich die Rettungsübung im Trockentauchanzug sogar leichter als im Nassanzug. Aber nur wenn man vorher nicht vergisst, die Ventile zu öffnen.

08.11.2003 11:27
Ich würde es auch genau so machen, wie Blub_Ch, was etwas davon abweicht, was ich gelernt hatte (CMAS/VDST): Dort hieß es rechten Arm unter die Schulter des Verunglückten, Automat fixieren und den Kopf überstrecken, mit linkem Arm den Inflator des Verunglückten nehmen (über seiner Schulter) und damit tarieren.

Ich habe es mit meinem Buddy aber dieses Jahr umgekehrt trainiert, weil man mit linkem Arm unter linker Schulter halt sehr schön beide Trockiauslässe (wenn sie sich denn an dieser Stelle befinden) bedienen lassen. Natürlich wäre rechter Arm unter rechter Schulter ein zusätzlicher Bonus, um so den Verunglückten zu fixieren, aber so lange sind meine Arme nicht.

@Baerbeltaucht: Du schreibst: "den Verunfallten von Gesicht zu Gesicht, mit Griff an Automat (um Hals zu überstrecken) und Griff an Jacket um ihn zu sichern und mit dieser Hand für Beide zu tarieren."
Ich habe von dieser Methode bei der Bergung von Bewußtlosen (und nur da musst Du ja den Kopf überstrecken) noch nie gehört und tue mir auch sehr schwer, mir das entsprechend vorzustellen. Wie ist dann der genaue Ablauf? So wie ich das sehr, hast du auf diese Weise doch mindesten eine Hand zu wenig, denn mit der einen überstreckst du den Kopf, mit der anderen hälst du ihn fest.
Und wie genau wird dann tariert?

Zu der von mir und Blub_CH preferierten Methode ist noch zu sagen, dass durch das Einklemmen der Flasche zwischen den Knien/Schenkeln zusätzlich für Stabilität und Sicherheit gesorgt wird. Das klappt auch mit einer kurzen 12er ganz gut. Allerdings habe ich es noch nie mit einem Doppelpack ausprobiert, denke aber, dass man mit D12 schon wegen der Breite insgesamt Probleme mit dieser Rettungsmethode hat.

Immer gut Üb,

Andreas

08.11.2003 15:48
@an Novotaucher,
Bezüglich der Methode von Gesicht zu Gesicht, die ein maltesischer Tauchlehrer mir während ein Tg. zeigte, da wir abends zuvor kontrovers über Retten diskutierten.
Es ist tatsächlich so, zum Tarieren mußt den anderen (bzw. das Jacket) loslassen - sehr sehr gefährlich. Sie hat nur den einen Vorteil, das man den Verunfallten am besten beobachten kann (Ausatmen) und man die totale Übersicht über sämtliche Auslaßventile etc. hat. Also linke Hand (an der am besten Computer ist) an das Kinn des Verunf., Computer so drehen, daß man seine Aufstiegsgeschwindigkeit überwachen kann, rechte an das Jacket und damit tarieren. Als ich sie das erste Mal übte hatte der Tauchlehrer blaue Flecken am Hals.Ich selbst würde so wahrscheinlich nie retten, vielleicht bei einem der das Bewußtsein wieder erreicht hat, da wäre der Blickkontakt sehr wichtig. Tatsache ist, so wird aber ausgebildet.....
@ an alle, die Idee mit Flasche zw. die Knie klemmen ist gut. Wird ausprobiert.
Ach ja, da ich auch im Trockenen immer mit dem Jacket tariere (nur soviel Luft im Anzug, daß es warm ist)würde ich mein Jacket nie völlig entleeren, nur das von meinem Partner, denn ich kenne meine Ausrüstung immer besser als die des anderen und weiß wie mein Inflator und Auslässe reagieren.
PS: @Novotaucher, Gott sei Dank tauchen wir meistens mit 10er.
Gruß Barebeltaucht
10.11.2003 10:28
Hi,
ich bin für gesicht zu gesicht, inflator schlauch auf die andere Seite verlegen, beide Trocki Venitle auf, seine li Arm auf meine Schulter,
dann mit seinem JAcket tarrieren. Mit den Beinen den Unterkörper de VU umklammern, dann belibt man wie eine Einheit recht gut zuammen. Ich wil den VU in die augen gucken, speziell wenn er noch bei bewußtsein ist. Das größte Problem ist, dass man möglicherweise jemanden mit einem "billigen" JAcket vor sich hat... dann wird es heftig, speziell wenn man einen Abtrieb erstmal stoppen muß, da würde ich evt. auch mein Jacket einsatzen, dass es auf jeden fall kann und dieses dann als erstes entlüften.

Die Methode von hinten ist schwierig bei z,.B. 2x7 L oder 2x5L oder so etwas.

Gunther
11.11.2003 14:13
Ich favorisiere die CMAS Methode: von hinten, rechter Arm unter rechter Schulter, damit Automat fixieren und Kopf überstrecken. Mein linker Arm ist damit frei und ich kann beide Inflator und beide Auslassventile bedienen, sofern sie denn links sind. Aber es gibt ja die wildesten Konstruktionen. Egal was ich mache, der Verunfalli ist fixiert. Die Tarierung erfolgt idealerweise über das Jacket des Verunfallten, das eigene wird auf dem Weg nach oben nur entlüftet. Den Trockiventilen brauchte nach meiner Erfahrung beinahe keine Aufmerksamkeit geschenkt werden, alle hatten allerdings Automatikventile (linker Oberarm).
Bei unseren Übungen haben sich Wing Jackets und Doppelpacks als absolut nicht bergungstauglich erwiesen. Das ganze Gedöhns auf dem Rücken macht es fast unmöglich für kleinere Personen an die Tariergeräte des Verunfallten zu gelangen. Auch extrem lange Inflatorschläuche sind schlecht zu erreichen. Die Krönung war ein Jacket mit einem zentralen Ein/Auslassmechanismus in Hüfthöhe ohne Schlauch, das man ausschliesslich tastend erreichen konnte.
Am wenigsten hinderlich war die gute alte Weste mit Schnellablass im Schlauch (also auch links).
11.11.2003 14:46
@carchaias:
"Den Trockiventilen brauchte nach meiner Erfahrung beinahe keine Aufmerksamkeit geschenkt werden, alle hatten allerdings Automatikventile"

Dann muss man aber auf jeden Fall darauf achten, dass die Automatikventile auch offen sind. Manche Taucher drehen die nämlich ab 20m zu.

Gut Luft,

Andreas
Peter GaertnerGUE Cave 2
11.11.2003 14:48
Egal, wie ich den Verunfallten rette, auf jeden Fall würde ich den Auftrieb mit seinem Jacket/Wing herstellen. Denn das wichtigste ist, daß er nach oben kommt. Falls er ich ihn aus irgendeinem Grund loslasse, kann ich für mich für Auftrieb sorgen, er aber nicht und das Jacket hat keinen automatischen Ablass wie der Trocki. Trockiventil auf ist ein guter Hinweis!
Ansonsten hab ich es im wesentlichen so gelernt, wie oben beschrieben: von hinten halten, rechter Arm am besten unter Achsel durch und damit Automat sichern, von Zeit zu Zeit Luftdusche drücken, Kopf überstrecken. Zusätzlich mit den Knien an Flasche klammern. So hat man die Linke frei für Tarierung / Compi.
Grüße
Peter
11.11.2003 15:41
Ok, dann hatten die Leuts se bei uns eben offen die Ventile. Aber auch ein zugedrehtes Ventil lässt irgendwann die Luft raus..Oder gibts welche die man komplett dicht machen kann? Bei apeks gehts nicht, hab ich selber.
11.11.2003 20:41
Hallo carchaias,

ich wollt Dir keinen Vorwurf machen, sondern nur auf diese Problematik hinweisen. Klar machen die Ventile irgendwann auf, aber bis dahin hat der Anzug so viel auftrieb, dass Du ein echtes Problem hast. Wenn der Verunfallte eine weite Halsmanschette hat, dann wird die Luft zuerst dort rausgehen - dabei kann halt auch Wasser eindringen.

Gut Luft,

Andreas
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