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SolitonCMAS** 100TG Apnoe**

Barotrauma Trommelfell nach Hochschießen aus 7m?

Hallo,


ich werde gerade zum * ausgebildet. Im Rahmen der Ausbildung kam es im fünften Freigewässertauchgang dazu, daß ich aus 7 m "hochgeschossen" bin.

D. h. ich war auf 7 m eigentlich ok, wollte mich nur aufrichten, um etwas Luft aus der Weste zu lassen, fing an aufzusteigen, obwohl ich das nicht wollte (war also kein Panikaufstieg, lediglich unkontrolliert in dem Sinne, daß ich nichts dagegen tun konnte). Wir sind danach nochmal für 10 Minuten runter auf 5 m, weil ich wieder ok war.

Abgesehen davon hat mich der Tauchgang körperlich sehr angestrengt. Beim Ausstieg aus dem Wasser war ich ziemlich erschöpft, bekam dann Kopfschmerzen.

Drei Stunden später hatte ich das Gefühl von "Wasser im rechten Ohr", wie man manchmal nach Duschen hat. Habe ein bißchen Valsalva versucht, daraufhin recht ein stechender Schmerz und ein sich mit jedem Maneuver wiederholendes "Knistern".

Bin darauf zur HNO-Klinik, weil ich Trommelfellriß befürchtete.

Arzt sagt: Trommelfell leicht gespannt und gerötet ("beginnende Mittelohrentzündung"?) im Vergleich zu links (objektv und subjektiv unauffällig).

Da ich aber vor dem Tauchgang und ewig schon nicht erkältet war und keine Probleme hatte (TTU vor vier Wochen), denke ich, daß der Zustand mit dem Hochschießen zu tun hat. Der Arzt hat das auch nicht verneint.

Hat jemand Erfahrungen damit? Kann beim Hochschießen denn so etwas passieren - wenn sich doch, wie ich dachte, der Druck auf den Ohren von selbst ausgleicht? Oder war der Aufstieg vielleicht etwas zu schnell für den "von selbst stattfinden" Ausgleich über die Röhre, aber warum nur auf einem Ohr?

Ich versuche zu verstehen, warum das nun genau passier ist.

Wie soll ich weiter vorgehen? Arzt meinte, wenn ich wieder beschwerdefrei sei, könnte ich weitermachen.

Was ist zu den Kopfschmerzen zu sagen? (Die sind mit einer Aspirin weggegangen; Schwindel hatte ich nur direkt beim Ausstieg aus dem Wasser, das kann aber auch eher Erschöpfung gewesen sein).

Danke im voraus für Meinungen.
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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
25.05.2008 16:54
lies mal hier

http://www.tauchersprechstunde.de/Erkrankungen/Mittelohrbarotrauma.htm
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
25.05.2008 17:35
Ah, danke, das ist sehr hilfreich.
Hat denn jemand hier ähnliche Erfahrungen gemacht - und wie seid ihr damit umgegangen? (Irgendwie gruselt mich die Infoseite schon. Überlege, ob ich jetzt gleich wieder zur Klinik fahre für Hörtest usw., um Innenohrschädigung auszuschließen.)
25.05.2008 19:04
Zum Thema Ohr ist ja mit dem Link zur Tauchersprechstunde alles gesagt.

Nun zur Ursache für das Hochschießen, wie es sich zugetragen haben könnte. Ich vermute mal, das man Dich völlig überbleit ins Wasser geschickt hat. Du hast wahrscheinlich um dieses ausgleichen zu können, recht viel Luft im Jacket gehabt. Die hat sich bei einer geringen Druckänderung so stark ausgedehnt, das es Dir nicht mehr gelungen ist, gegenzusteuern. Du solltest mit deutlich weniger Blei und mit fast keiner Luft im Jacket tarrieren. Am besten fast nur mit der Lunge.

Gut Luft,
Klaus
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
26.05.2008 01:03
Hi Klaus,


danke für den Tip. Hm, ich hatte nur 7 kg Blei dabei. Kurz vor dem Zwischenfall war alles ok, also ich hatte mit dem Lungen-Tarieren eigentlich keine Problem. Dann hatte ich aber den Eindruck, doch noch etwas zu viel Auftrieb zu haben und wollte Luft aus der Weste lassen. Ging von der horizontalen Lage in die vertikale, um die Luft rauslassen zu können. Kam aber nichts. Dabei fing ich dann an, aufzusteigen. Ich bin nicht in Panik geraten, sondern mußte ziemlich bewußt zusehen, wie ich aufstieg, ohne das verhindern zu können. Ich bilde mir ein, ich hätte (weil ich unter allen Umständen den Aufstieg verhindern wollte) auch voll ausgeatmet... aber wer weiß. Ich habe die ganze Zeit nur auf den Auslaß der Weste geachtet, da kam aber nichts. Nur zum Schluß, nachdem ich noch ein wenig herumgefuchtelt hatte, meine ich, daß etwas Luft rauskam. Sehr seltsam.

Macht das irgendeinen Sinn? Der Zwischenfall fand nach ca. 25 Minuten statt oder später, ich glaube, ich hatte da unter 100 bar.

Kann es sein, daß ich sogar zu wenig Blei dabei hatte und gar keine Luft mehr in der Weste war?

Gegen Ende des Tauchgangs im Flachwasserbereich hatte ich große Schwierigkeiten, unten zu bleiben, hing ziemlich schräg da, die Flossen kamen sogar (ohne, daß ich das wollte) aus dem Wasser.
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
26.05.2008 01:05
Achja, ich hatte das Problem schon vorher, nämlich bei dem Tauchgang, wo ich das erste Mal ein Kilo weniger mitnahm (anfangs acht, später sieben). Da ging es auch plötzlich nach oben, ohne daß ich das nachvollziehen konnte (und Luft ging irgendwie auch nicht raus). Nur konnte ich bei jenem Tauchgang meinem Ausbilder noch die Hand hinhalten, so daß er mich halten konnte.
Vercingétorixold school
26.05.2008 08:24
Wenn das tatsächlich ein Barotrauma im Bereich des Ohres und keine Mittelohrentzündung ist, kann das ganz schön lange dauern bis das wieder funktioniert.
Von daher würde ich dann doch zu einem HNO gehen, der sich mit Tauch- und Überdruckmedizin auskennt oder mit einem Kollegen zusammen arbeitet!
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
26.05.2008 08:31
Ja, die Empfehlung von Vercingétorix kann man nur unterstreichen.
Soliton: Ist es dein eigenens Jacket? Hast du neben Luftablass via Inflator auch den/die Schnellablass(ablässe) betätigt?
26.05.2008 12:47
Zu wenig Blei glaub ich nicht bei 7 Kg. Zuviel Luft im Jacket ist schon wahrscheinlicher. Die Frage von shuttle ist berechtigt. Denn über den Faltenschlauch die Luft abzulassen ist nicht so efektiv wie über die Schnellablässe.

Gut Luft,
Klaus
26.05.2008 12:58
Tja..
An der Stelle lobe ich mir dann doch den PADI-Tauchleerer, der seine Mannen mit 14kg reinschickt...

Arztbesuch ist bestimmt nicht verkehrt, aber was will der machen, außer einer Diagnose?

Und zum Vorgang selbst: Aufrichten kann heißen, um 1/2m hochgegangen zu sein (jedenfalls im Bereich des Jacket), plus Bewegungsdynamik (vorwärts->aufwärts) dann noch etwas höher, dann begann damit schon der Aufstieg. Aus nur 7m kann man, wenn vielleicht auch noch der Faltenschlauch ungünstig gebogen ist (schön ordentlich in Schlaufe hängend), oder wenn man als Anfänger womöglich noch beim ersten drücken die Knöpfe kurz verwechselt, dann kaum noch was machen, in den ca. 1..2s, die da für die Reaktion noch bleiben.

Üblicherweise passiert da aber nichts, muss dumm gelaufen sein, oder schon vorgeschädigt (viel getaucht in Wochen vorher?) bzw. doch sensibel in dem Bereich.

Gute Besserung. Und nächstes mal TIEFER tauchen, dann ist mehr Zeit zur Reaktion...
phxCMAS*** (VDST Gold)
26.05.2008 12:58
Auf jeden Fall solltest Du mal mit deinem TL reden. So wie du das schilderst scheint er eine absolute Niete zu sein.

Dir ist schon bewusst, dass die Luft die du während des TG veratmest auch deinen Abtrieb verringert? Bei 10l Flasche können das bis zu 2kg werden, bei 15l dementsprechend bis zu 3kg. 1000l Luft wiegen ca. 1kg. Das sollte man beim Bleicheck vor Augen haben.
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
26.05.2008 19:25
Hi,


danke für die vielen Antworten.

@Vercingétorix: Was heißt "ganz schön lange", hast Du Erfahrung damit? Der HNO-Arzt meinte, ich könne am Wochenende wohl wieder runter, wenn ich keine Beschwerden mehr habe. Es ist ja, wie schon gesagt, kein Trommelfellriß. Werde aber vorher nochmal zum HNO gehen. Bestehen also tatsächlich so gravierende Bedenken, d. h. ich kann die Ausbildung nun haken?

@shuttle: Ist eine Weste, Leihausrüstung. Ich habe den Schnellablaß NICHT betätigt, daran habe ich nicht gedacht.

@kwm: Hi Klaus, komischerweise kam aber so rein gar nichts aus dem normalen Auslaß, erst ganz spät, nachdem ich lange rumgefrickelt hatte, glaube ich, kam noch was.

@deeperdiver: Knöpfe verwechselt habe ich definitiv nicht, ich habe es die ganze Zeit im Blick gehabt (und daher wohl auch nicht sofort gemerkt, daß ich aufstieg); vielleicht war ich auch zu konzentriert und habe die Luft angehalten? Obwohl ich mir einbilde, spätestens dann voll ausgeatmet zu haben, als ich merkte, was vor sich ging.

Bin nicht viel getaucht vorher, nur am Wochenende vorher an zwei Tagen vier TG mit je 20 Minuten.

Vorgeschädigt - nicht wirklich. Aber ich habe eine verkrümmte Nasenscheidewand, auch eine Zyste in der Nebenhöhle, meine NAse fühlt sich oft "zu" an - mit dem Druckausgleich habe ich sonst aber keine Probleme. Auffällig nur, daß bei der TTU der Arzt beim nun geschädigten Ohr nicht "gesehen" hat, wie sich das Trommelfell wölbte beim Valsalva. Meinte aber, das sei nicht zwingend erforderlich.

Die Tauchtiefe war ja nicht meine Entscheidung-

@phx: War kein TL. Aber er konnte ja nicht ahnen, was passieren würde, da ich ansonsten unauffällig getaucht bin. Ich war schon sehr froh, daß er mich mitgenommen hat, er hat sich gut gekümmert. Vielleicht lag es wirklich zum Teil an Problemen, die nicht beherrschbar waren: verknickter Schlauch, etwas zu wenig Blei... hätte ich nur den Schnellablaß gezogen - ich denke, das vergesse ich nicht ein zweites Mal. Falls ich je wieder tauchen kann.

Ja, inzwischen denke ich auch an die veratmete Luft. Es war ja wohl so, daß ich schließlich etwas Auftrieb hatte, sonst hätte ich ja keine Luft aus der Weste lassen wollen. Später im Flachwasser war es ja auch extrem schwierig, Tiefe zu halten, ging nur mit Flossenschlag.

Also mit 7kg dann doch einen Tick zu wenig Blei, und zwar gerade das zu wenig, was durch das Veratmen verlorengeht - hm?

Oje, ich bin jedenfalls nicht happy damit.

We finde ich HNO-Ärzte, die Tauchmediziner sind, in meiner Umgebung?

Danke im voraus.
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
26.05.2008 19:40
"We finde ich HNO-Ärzte, die Tauchmediziner sind, in meiner Umgebung? " -> hier PLZ eingeben und einen heraussuchen.

"http://www.gtuem.org/62/Taucherärzte.html"

viel Glück
27.05.2008 11:57
.. und wenn du das nächste mal hochgehst, ungewollt, dann kannst du auch deine Flossen benutzen und nach unten paddeln, natürlich mit Kopf nach unten =)

Mir ist das auch am Anfang passiert... Auch auf so 7m. Ich habe einen anderen Taucher dabei beobachtet, wie er die Boje startklar gemacht hat, dabei ist ihm das Seil um den Hals gewabbert und er hats nicht gemerkt.
Instinktiv, wie im Kino, wenn was spannendes passiert, habe ich die Luft angehalten =)
Keine gute Idee... Als ich es dann gemerkt habe, dass ich aufsteige, wäre ich gar nicht schnell genug an den Luftablass gekommen, glaube ich..
Kopf nach unten und ein paar Flossenschläge und ich war wieder auf der richtigen Tiefe mit richtiger Tarierung..

Gute Besserung und noch viel Freude am Tauchen
-Landliebe
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
27.05.2008 23:57
Danke nochmals für die Auskünfte.

Traf heute jemanden, der vor vier Jahren mal 10 m von einer Brücke ins Wasser sprang, den Kopf leicht schief hielt und durch den Aufprall einen Trommelfellanriß mit schwerer Mittelohrentzündung erlitt.

Und der sagte, daß er auf dem betroffenen Ohr heute noch gedämpfter hört als auf dem anderen. Da das im Moment auch mein Gefühl ist, habe ich tierisch Sorgen, daß das bleibt. Bei mir gab`s zwar keinen Riß und keine Entzündung...

Anscheinend läßt sich medizinisch sowieso nichts machen außer Nasenspray. Also kein "Richten" des Trommelfells, Entfernen von Blutergüssen (die verschwinden immer von selbst?)...

Ob eine Beteiligung des Innenohrs wirklich ausgeschlossen ist, wenn ich nicht schwindelig bin oder Ohrgeräusche habe oder deutlich an Hörverlustleide...

Dieses "Dämpfungsgefühl" - kann das nur zurückzuführen sein darauf, daß das "gedehnte" Trommelfell nicht so beweglich ist, und wird sich das wohl legen?

Also fahre ich morgen nochmal zum HNO, diesmal zugleich Tauchmediziner.

Verdammt. Das hätte ich mir echt nicht träumen lassen. Selbst die Tauchausbildung in einem kleinen See IST gefährlich.
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