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SolitonCMAS** 100TG Apnoe**

Barotrauma Trommelfell beim Auftauchen

Hallo,


ich hatte vor einigen Wochen schon von meinem Problem geschrieben. Da es sich nun anders wiederholt zu haben scheint, hoffe ich nochmals auf Rat.

Hatte jetzt einen sehr schönen und entspannten Tauchgang, 45 Minuten, im Uferbereich eines Baggersees (max. 6 m). Alles wunderbar bis zum Schluß: aufgetaucht und ordentlich Ohrenschmerzen auf einem (dem rechten) Ohr. Hielten noch zwei Tage an. Jetzt wieder weg.

Was kann die Ursache sein?

- bin Anfänger; halte also vor allem im flachen Bereich nicht permament die gleiche Tiefe;

- aktiven Druckausgleich habe ich nicht unterlassen, und selbst wenn (und ich das zunächst nicht gemerkt hätte), dann müßten ja wohl beide Ohren schmerzen

- kann der passive Druckausgleich einseitig eingeschränkt sein?

Bei der TTU ist nichts aufgefallen, lediglich "sah" der Arzt den Druckausgleich nicht auf dem rechten Ohr, meinte aber, das sei nicht zwingend; der aktive Druckausgleich funktioniert ja auch.

Ich habe laut Allergietest leichte Allergien gegen diverse Pollen usw. Allerdings habe ich mich nie als behandlungsbedürftig empfunden. Meine Nase ist morgens meistens zu, verkrümmte Nasenscheidewand, eventuell Polypen. Früher mal eine Zyste in der Nebenhöhle, die inzwischen verschwunden sein soll.

Vor einigen Wochen hatte ich ein ähnliches Problem. Da war ich unkontrolliert aus 7 m bis an die Oberfläche aufgestiegen. Zunächst keine Beschwerden, also wieder runter und im flachen Bereich zurück (ähnlich wie bei dem oben beschriebenen Tauchgang). Abends dann ähnliche Probleme auf dem rechten Ohr wie oben beschrieben, die ebenfalls einige Tage anhielten (das rechte Trommelfell war auffällig gerötet laut HNO).

Infekte oder dergleichen hatte ich seit Jahren nicht mehr.

Ist also die sinnvolle Erklärung, daß meine rechte Tube sich zu spät öffnet beim passiven Druckausgleich, d. h. erst bei einem Mittelohrdruck, der bereits das Trommelfell schädigt?

Wenn ja, wie kann ich damit umgehen?

- kein Flachwassertauchen mehr?
- langsamer aufsteigen?
- Medikamente?
- gar nicht mehr Tauchen?

Ich denke, SO selten kann das Problem nicht sein, daher hoffe ich auf Erfahrungsaustausch.


Danke im voraus,

Soliton














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SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
21.06.2008 13:45
P.S.

Nach dem ersten Zwischenfall wurde Tympanometrie gemacht. Bin nur Laie, aber ich konnte den Kurven eine auffallende Asymmetrie zwischen links und rechts entnehmen, d. h. die Kurven für das beeinträchtigten Ohr waren nicht so ausgeprägt wie die für das andere. Der Arzt meinte, das hätte gar nichts zu bedeuten. Kann dies trotzdem auf eine Asymmetrie der Tubenfunktion hinweisen? (Weil bei der Tympanometrie ja im Grunde auch ein wechselnder Außendruck gegeben wird wie beim Tauchen.)

21.06.2008 16:58
Ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, kann dir aber aus eigener Erfahrung bestätigen, dass der Druckausgleich auf beiden Ohren unterschiedlich gut funktionieren kann.

Ich mache den Druckausgleich nur noch durch Verschieben des Unterkiefers. Das ist ungefährlich und funktioniert bei Ab- und Aufstieg. Es lässt sich auch ganz gut an Land üben - ich merke zumindest, wann ich die Stellung erreicht habe, in der die Tuben offen sind, und kontrolliere damit vor Tauchgängen schon mal meine Tagesform.

Wie du es üben kannst, kann ich dir nicht gut beschreiben. Ich habe dazu aber schon recht gute Tipps im Tnet gesehen, vielleicht kann Dir also ein anderer User hier noch weiterhelfen.
snoopydiverDivemaster - NAUI
21.06.2008 19:58
Moin Soliton,

hab bzw hatte aehnliche Probleme mit meinem rechten Ohr. Bin dann nach Heidelberg zu nem HNO med. Kann Dir nur empfehlen zu den Profis zu gehen, haben mir super geholfen.
Ende der Gesichte ist, das meine rechte Eust. Roehre ist kleiner als die linke. Ist aber keine contradiction fuer das Tauchen. Fuer mich heisst das Druckausgleich kurz bevor ich abtauche, dann waehrend des tg`s und sehr wichtig immer langsamer auftauchen als normal.
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
21.06.2008 21:33
Ah, das klingt passend. Wie kann man sowas dann herausfinden? Wie wurde das bei Dir herausgefunden?
snoopydiverDivemaster - NAUI
22.06.2008 05:25
Moin,

Hatte nach dem Tauchen des oefteren leichte Ohrenschmerzen und so ein komisches Knacken im rechten Ohr. Meine HNO`s konnten mir nicht wirklich helfen, dann hab ich von der Uni-Klinik Heidelberg gehoert die einen sehr erfahrenen Tauch HNO haben. Der hat dann die zu kleine Eust. Roehre festgestellt und mir Druckausgleich als Hausaufgabe gegeben, so 50 mal ueber den Tag verteilt. Seit dem hatte ich keine Probleme mehr damit.
Wuerde es auf alle Faelle noch mal von einem Profi checken lassen.


Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
22.06.2008 09:04
@ snoopydiver:

guter Tipp
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
23.06.2008
Anderer Tipp, obwohl von einigen als unwirksam deklariert ... (jedem halt seine Meinung und Erfahrung)

Versuch mal, eine Oceanic Pro Ear auszuleihen und mit dieser einen Tauchgang zu machen.

Die Pro Ear ist ein geschlossenes System mit (über die Maske) belüfteten Ohrmuscheln.

Ich selber kann wegen einem Unfall (einige Jahre her) auf dem linken Ohr keinerlei Druckausgleich unter Wasser ausführen, an Land funktioniert ein Druckausgleich in einem von 10 Fällen.
Seit Jahren tauche ich daher nun mit der Pro-Ear (meine erste kam aus Israel, da es die Maske damals in Deutschland noch nicht gab) - dieses OHNE Druckausgleich und ohne Probleme.
Selbst die Tauchdoc`s geben mir - was meine Ohren betrifft - immer grünes Licht, da diese Maske für mich optimal ist und mein Ohrproblem nichtig macht.

Ich habe einige in meinem Umfeld, die durch die Nutzung einer Pro-Ear-Maske ohne Beschwerden weiter dem Tauchsport treu bleiben konnten.
Es kommt nur nicht jeder mit der Maske und Ihrer leicht anderen Benutzungsfunktion zurecht.

Wenn Du im Großraum München wärst, könnte ich Dir eine von meinen zum Testen leihen (ich hab 3 ;) )
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
23.06.2008 00:40
Danke für die Tips. Was die Pro Ear angeht, verstehe ich noch nicht ganz, wie man ohne Druckausgleich auskommt. Wenn in der Maske Oberflächendruck herrscht, dann erleidet man doch ein Maskenbarotrauma. Also muß man in der Maske Umgebungsdruck herstellen und hat dann doch wieder das Druckausgleichsproblem mit den Ohren...
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
23.06.2008 05:03
Der Druck in der Maske ist der gleiche wie bei den Ohren bzw. der Druck auf/in den Ohren ist der gleiche wie in der Maske.
Überschüssige Luft in der Maske wird durch Schläuche mit Rückschlagventil (jede Ohrmuschel ein Schlauch)in die Ohrmuscheln gedrückt.
Perfekt arbeitet die Maske, wenn man immer den Ausatemvorgang beim Tauchen durch die Nase durchführt (da gewöhnt man sich aber dran) ...
Somit gleicht man immer den Druck in der Maske aus und damit auch automatisch den Druck auf/in den Ohren ...
Ich selber bezeichne die Pro-Ear bzw. deren Ohrmuscheln immer als Art vorgelagertes Trommelfell - so läßt es sich evtl. eher erklären ...
Das Wasser bzw. der Umgebungsdruck drückt die weiche Muschel (die Muscheln bestehen aus 2 Teilen - ein harter Korpus und eine weiche Innenschale) in Richtung Ohr und der überschüssige Druck aus der Maske (über diese Schlauchverbindung) drückt die weiche Muschel wieder nach außen ...

Lies Dir mal die Bedienungsanleitung der Maske durch ... - dürfte evtl. etwas Klarheit verschaffen.
http://www.divestore.tv/Anleitung/proear.pdf

Wie gesagt, hilft nicht bei jedem - man muß sich halt an die Maske gewöhnen und nicht jeder kommt mit dieser Art zurecht.
Eine spezielle Kopfhaube (2 Hauben) gibt es zwar auch für die Pro-Ear, die benötigt man aber nicht.
Ich selber tauche die Maske mit einer normalen Kopfhaube - man muß halt die Maske unter der Kopfhaube tragen (we. den Ohrmuscheln)

Sicherlich gibt es viele Leute, die sagen - funktioniert nicht..., kann nicht funktionieren usw. - sind aber dann meist Leute, bei denen es halt nicht funktioniert (wenige) bzw. die die Maske überhaupt nicht kennen (meist die Mehrheit) ...

Ich selber tauche die Maske nun seit 8 Jahren und für mich ist es die einzigste Möglichkeit, überhaupt den Tauchsport ausüben zu können ...

Früher - ohne diese Maske - konnte ich nur unter Schmerzen und mit anschließenden Entzündungen (Barotrauma) der Ohren tauchen und wenn es diese Maske nicht gegeben hätte, dann hätte ich halt mit dem Tauchen aufhören müssen, da dies ja kein annehmbarer Zustand war und auch nicht gerade ungefährlich ...

Man sieht halt etwas lächerlich aus - wie Mickey Mouse halt - aber es funktioniert und hilft.
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
23.06.2008 05:23
Zur Erklärung we. meinem def. Trommelfell bzw. dem dortigen Schaden ...
Beim Bund ist mir bei einer Übung im Gelände ein Ast ins Ohr eingedrungen, hat dort das Trommelfell perforiert und die dahinterliegenden Sachen beschädigt (ging halt ein gutes Stück rein).
Das Trommelfell ist wieder zugewachsen, allerdings sehr steif.
Hinter dem Trommelfell dürfte einiges an Gewebe vernarbt sein, dadurch ist bei mir dort über die Eustachische Röhre kein normaler Druckausgleich mehr in der normalen Form möglich - wie bereits geschrieben - an Land funktioniert es bei dem Ohr ganz selten, unter Wasser jedoch nie ...
Eine Druckkammerfahrt könnte ich zb. nur durchführen, wenn man mir dabei dann das def. Trommelfell absichtlich perforiert ...
23.06.2008 16:01
Hallo,
du kannst einen Druckausgleich "üben".
50x am Tag Druckausgleich machen.

Es kann auch davon kommen, das die Muskeln rechts nicht genug Trainiert sind. Das du eben mehr links Kaust etc. Daher Druckausgleich üben und rechts Kaugummi kauen, kann Helfen.

U.a. würde ich, wenn es nicht zu weit weg ist, nach Heidelberg fahren. Wie oben bereits gesagt.
Doc. Ch. Klingmann hat jeden Di. Tauchersprechstunde (Voranmelden!)

Was die Pro Ear betrifft:
Natürlich hast du da Druck auf´m Ohr! Nur kein Wasser drin. Du musst genau so Druckausgleich machen. Überleg mal, das wäre nicht so! Dir Tritt bei 20m einer die Maske vom Gesicht (vom Ohr) was passiert dann wohl?!

Gruß
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
23.06.2008 16:10
@Cargo

Zitat bezüglich Pro-Ear:
"Dir Tritt bei 20m einer die Maske vom Gesicht (vom Ohr) was passiert dann wohl?! "

Ganz einfache Antwort ... - Nichts ...

Das geschlossene System hat bis zu dem Zeitpunkt seine Arbeit schon verrichtet

Ich setze selber des öfteren die Maske auf unterschiedlichen Tiefen ab, setze sie wieder auf, blase den Maskenkörper und die Ohrmuscheln aus und tauche dann weiter ...


23.06.2008 18:56
@boesewicht

eben, nichts. Druckausgleich ist ja da.
Die Maske ist z.b. gut, wenn man kein Druckausgleich wg. defektem Trommelfell machen muss.
Da ist aber die eigentliche Sache, das kein Wasser ins Mittelohr kommt. Mit Druckausgleichproblemen ohne Trommelfelldefekt ist es nicht anders als ohne pro Ear.

Allerdings, wenn man ein Riss im Trommelfell hat, die Maske einem "verloren" geht, das kalte Wasser ins Mittelohr bekommt...nicht Lustig...
23.06.2008 23:40
@soliton
das selbe Problem hatte ich auch ab und zu. Ausserdem habe ich es auch schon bei einem Buddy von mir beobachtet.
Bei etwas engerer Eustachischer Röhre braucht die Luft beim Auftauchen etwas Zeit um aus dem Mittelohr zu entweichen. Das ist eine ungewohnte Belastung des Trommelfells und führt bei manchen Tauchern, so auch bei mir, zu den beschriebenen Problemen.

Abhilfe:
Seeehr langsam auftauchen - insbesondere die letzten paar Meter.
Im Flachwasser sehr auf die Tarierung achten und schauen, dass man nicht JoJo taucht. Nimm Dir eine bestimmte Tiefe vor und versuche sie auch sehr genau zu halten.

Fazit: Mit zunehmenden Tarierungsfähigkeiten wird das Problem vermutlich nicht mehr auftreten.


Immer Gut Luft!
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
24.06.2008 11:43
@Cargo

"Die Maske ist z.b. gut, wenn man kein Druckausgleich wg. defektem Trommelfell machen muss"

?? Ein Trommelfelldefekt bzw. ein Defekt eines Ohres besteht nicht zwingend nur aus einem Riß des Trommelfells ...

Das ohne Trommelfell oder mit einem Riß im Trommelfell keine Maske hilft ist richtig.

Aber wenn das Trommelfell vorhanden ist (also kein Wasser in das Ohr eindringen kann - außer halt in den Gehörgang), sich aber wegen Schäden im Ohr kein natürlicher Druckausgleich erzeugen läßt (wie bei mir der Fall), dann kann einem eine derartige Maske sehr wohl helfen ... - dieses aber halt je nach Ohrproblem und je nach Gewöhnung des entspr. Tauchers an die Maske und den Umgang damit ...

Die Pro-Ear ist nicht für jeden Taucher und für jedes Problem mit den Ohren etwas, aber erst durch den Versuch kann man feststellen, ob seine eigene Problematik damit ausgeglichen wird ...
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
25.06.2008 22:20
Vielen Dank nochmals, boesewicht für den ausführlichen Hinweis auf pro-ear, CARGO für den Tip mit dem Doc und mit dem Üben und dejowag für den Erfahrungsbericht, der mich schon deshalb ungemein tröstet, weil ich damit eine plausible Erklärung bestätigt finde. Meine Leute halten mich wohl für einen Spinner "Probleme mit dem passiven Druckausgleich? Die gibt`s nicht."

Als erstes werde ich mich an die Tips zum langsamen Auftauchen und Vermeiden von Jojo noch intensiver halten und evtl. auch mal einen Abstecher nach Heidelberg wagen. Nach dem Ergebnis teste ich vielleicht auch mal die Maske, wenn es sich ergibt und sich sich das Problem nicht anders löst.
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
25.06.2008 23:39
Gutes Gelingen und teile uns doch bitte anschließend das Endergebnis mit

SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
28.06.2008 19:01
Zunächst mal haben die praktischen Tips Erfolg: War heute erstmals am Edersee auf 20 m, drei Tauchgänge. Hatte zwischendurch an der Oberfläche zwar beidseitig leichte Ohrenschmerzen, aber wohl eher oberflächlich an den Ohrmuscheln.

Habe sowohl beim Absteigen sehr oft Druckausgleich gemacht, als auch beim Aufsteigen sehr auf Schlucken geachtet, um den passiven zu unterstützen.

Auf 5 m dann etwas gewartet und ganz oft geschluckt, dann langsamst höher, auf 1 m nochmal etwas gewartet und oft geschluckt: alles wunderbar.

Nach insgesamt 45 Minuten: keine Schmerzen im Ohr, keine Schmerzen im Kopf. Mag ja auch daran liegen, daß es eben von vornherein nicht jojomäßig und nicht im flachen Bereich stattfand.

Auf jeden Fall bin ich hoffnungsvoll. Ich werde mir einfach angewöhnen, den Sicherheitsstop IMMER und IMMER zu machen und ihn auch als meinen persönlichen Trommelfellbarotraumavermeidungsstop anzusehen.

"Gib der Tube ein Chance" - lautet also mein Motto.
Antwort