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SolitonCMAS** 100TG Apnoe**

Barotrauma Schwimmbad Apnoe-Übung

Hallo,

bekanntlich kann ein Apnoeist, der zu tief taucht, ein Barotrauma der Lunge erleiden. In diesem Fall führt der Umgebungsdruck auf Tiefe dazu, daß die Lunge unter das Residualvolumen verkleinert wird. Wenn man diesen Effekt provozieren wollte, könnte man bereits ausgeatmet abtauchen.

Meine Frage zielt auf eine scheinbar ähnliche Situation: Abtauchen mit gefüllter Lunge, auf Tiefe (etwa 5 m, im Schwimmbad) die Lunge "ganz" entleeren. Bei dieser Übung empfinden einige meiner Buddies und ich ein ungewohntes Druckgefühl auf der Lunge. Ich frage mich, woher das kommt.

Mein erster Gedanke war, daß auch in diesem Fall die Lunge nach bzw. mit dem Ausatmen durch den Umgebungsdruck unter das Residualvolumen verkleinert wird.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob das richtig ist. Da erst das Ausatmen auf Tiefe zu einer wesentlichen Verkleinerung der Lunge führt, sollte der Körper doch das Ausatmen ebenfalls stoppen, wenn das Residualvolumen erreichtist.

Anders ausgedrückt: Ob ich an der Obrfläche ganz ausatme oder auf Tiefe - in beiden Fällen sollte das gleiche Volumen - Residualvolumen - verbleiben?

Oder liegt der Irrtum darin, daß das Ausatmen im Grunde ein passiver Vorgang ist und deshalb auf Tiefe der Umgebungsdruck doch zu einer weiteren Verkleinerung führt, wenn die Atemwege zum Ausatmen entspannt werden?

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SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
07.01.2009 01:13
"Anders ausgedrückt: Ob ich an der Obrfläche ganz ausatme oder auf Tiefe - in beiden Fällen sollte das gleiche Volumen - Residualvolumen - verbleiben?"

Gemeint ist natürlich: Ob ich an der Oberfläche ganz ausatme (und dort bleibe) oder abtauche und auf tiefe ganz ausatme...
07.01.2009 07:10
Das Volumen wird beim Ausatmen auf Tiefe geringer als beim Ausatmen an der Oberfläche.
StrunzowGUE Tec 1 / Cave 1/ Protec ADV TMX / Gasblender 570 TG
07.01.2009 09:49
Warum sollte das so sein ? In der Lunge sollte doch nahezu der gleiche Druck wie in der Umgebung herrschen. Also warum sollte beim Ausatmen deutlich unter das Residualvolumen geatmet werden ?
07.01.2009 10:46
RV an der Oberfläche 1,5 l geschätzt, bei normalen Umgebungsdruck. Ist ein Luftgefüllter Hohlraum, bei 10m Tiefe wird der meines Erachtens auf die Hälfte zusammengedrückt, eben durch den erhöhten Umgebungsdruck
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
07.01.2009 11:12
Wenn ich meine volle Lunge an der Oberfläche ausatme habe ich ein"Restlungenvolumen" von ca. 1,5 Liter.

Wenn ich unterwasser meine unterwasser voll gefüllte Lunge ausatme habe ich auch ein "Restvolumen" von 1,5 Litern.

Wenn ich mit meiner an der oberfläche volle Lunge abtauche, dann wird das sich Volumen auf 10m halbieren. Also ist meine Lunge mit 5 Litern an der Oberfläche nur noch mit 2,5 Litern Volume auf 10m gefüllt. Und wenn ich nun ausatme habe ich wieder das "Restvolumen" von 1,5 Litern.

Wenn ich auf 10m einatme und meine Lunge voll mache und dann ohne auszuatmen auftauche, dann dehnen sich die 5 Liter auf 10 Liter aus und es gibt eine Lungenüberdehnung oder schlimmeres.


http://www.gtuem.org/977/Tauchmedizin/Barotrauma.html#lungenriss

eine Lungenüberdehnung kann man auch schon bei 3m bekommen..


Und nun noch als Letztes.
Wenn ich mit meiner vollen Lunge abtauche. Bzw. immer weiter abtauche.
Dann ist mein aktuelles "Lungenvolumen" ab ca. 25m kleiner als das "Restvolumen".
Es entsteht also ein Unterdruck in der Lunge.
Dieser Unterdruck wird mit Gewebeflüssigkeit/Blut ausgeglichen.

http://www.gtuem.org/977/Tauchmedizin/Barotrauma.html#lunge

crazy_Divers_GermanyIntensivstation
07.01.2009 13:30

@ Stephan
ein mit Flüssigkeit ausgefüllter Raum in dem Sinne ist ein Pleuraerguss , Lungenödem iss wat anderes kommt dabei aber auch vor, manchmal.
bei weniger Luft als das bestehende "Restlungenvolumen" auch als Residualvolumen bekannt würdest du unter Umständen einen Pneumothorax vorfinden.
Zu allem hast du die ständig zirkulierenden Volumina im Hals und den beiden Hauptästen der Lunge vergessen(Totraumvolumen, zum Residualvolumen zugehörig), kann bis zu etwas ü. 0,5 Liter ausmachen.

@Soliton
wäre das möglich das du den Atemreiz also Einatmen so interpretierst? als s.g. Druck auf der Lunge?

Wer kreuzigen will, sollte ein Kreuz mitbringen
SolitonCMAS** 100TG Apnoe**
07.01.2009 15:40
Danke.

Inzwischen ist mir auch mein Denkfehler klargeworden.

Ausatmen ist "auf den letzten Metern" (bzw. Millilitern) kein passiver Vorgang, sobald der Lungendruck und der Umgebungsdruck gleich sind.

Und das wiederum gilt ja nicht nur für den, der an der Oberfläche eingeatmet hat und dort verweilt, sondern auch für den, der (nicht zu tief) abgetaucht ist. Das Ausatmen der letzten Milliliter bis auf das RV ist (in nicht zu großer Tiefe) nur mit bewußter Anstrengung, d. h. Muskelarbeit, möglich, und hier setzt die Mechanik im Brustkorb unabhängig vom Umgebungsdruck eine Sperre für die selbst durch Ausatmung herbeiführbare Komprimierung, wenn das RV erreicht ist. Kann das man das so beschreiben?

@crazy_Divers_Germany:

Nein, das ist es nicht. Es ist ein spezifisch anderes Gefühl, daß ausschließlich bei dieser Übung auftritt und daß ich als negatives Druckgefühl empfinde (also anders, als wenn ich die Luft anhalte und dann presse); das Gefühl tritt nicht nur bei mir auf. Es kann ja jeder von euch einmal selbst ausprobieren beim nächsten Mal im Schwimmbad. Achso, ich vergaß, nach dem Ausatmen auf Tiefe wird sich noch etwas angestrengt, z. B. noch eine Strecke getaucht.

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Nun bin ich leider noch nicht schlauer, weil es, wenn auch auf Tiefe das RV nicht unterschritten wird, noch keine andere Erklärung für das Druckgefühl gibt. Das Gefühl entstand übrigens erst und hielt auch eine Stunde nach dem Training noch an, bevor ich nach einer Ursache suchte; es war nicht so, daß ich mir schon vorher darüber Gedanken gemacht hätte.

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