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Barotrauma des Innenohrs

Hallo!
Habe mir bei meinem letztem Tauchurlaub in Ägypten ein Barotrauma des Innenohrs zugezogen. Bei meinem zweiten Tauchgang hatte ich beim Auftauchen (ganz normaler Aufstieg, keine Probleme, keine Notaufstieg!) plötzlich das Gefühl, dass Wasser in mein Ohr eingedrungen ist, aber keinen Schmerz oder Ähnliches. Nach dem Auftauchen hatte ich ein Schwindelgefühl, aber ansonsten keine Probleme. Habe dem keine weitere Bedeutung zugemessen und in der Urlaubswocche noch drei weitere Tauchgänge gemacht. Beim Druckausgleich hatte ich keine Probleme, nur manchmal ein Schwindelgefühl und ein Ohrgeräusch (Tinnitus). Wieder zuhause bin ich zum HNO Arzt, der mich sofort ins Krankenhaus schickte zur Infusionstherapie. Der Hörtest ergab einen Hochtonverlust ab ca. 5000 Hertz, der sich auch nach 3 Monaten Therapie noch nicht sonderlich verbessert hat. Meine Beschwerden bestehen derzeit noch immer, und zwar in der Form des Hochtonverlustes und des noch immer andauernden Tinnitus. Mein HNO Arzt rät mir davon ab, wieder tauchen zu gehen. So kann ich das aber nicht akzeptieren. Was sagt ihr dazu?
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21.11.2008 14:24
Moin, moin

einer meiner Schüler hat vor etlichen Jahren nach einem zu "starken" Druckausgleich ebenfalls ein Hochtonbarotrauma erlitten, ähnlich wie Deines. Es war übrigens ein bleibender Schaden. Sein Arzt hat ihm seinerzeit ebenfalls geraten, zukünftig auf das Tauchen zu verzichten.

An Deiner Stelle würde ich einen Taucherarzt aufsuchen, ihm alles schildern und mit ihm klären, was noch möglich ist. Solche Ärzte findest Du z.B. hier:

http://www.gtuem.org/

Mehr kann Dir hier wohl niemand raten.
Viele Grüße
Peter
Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
21.11.2008 17:59
@ Minimi:

wenn Du es nicht akzeptieren kannst, dann liegt die Entscheidung bei Dir - auch ohne "Freigabe" durch einen Arzt wirst Du Mittel und Wege finden, um weiter tauchen zu gehen ... und wenn Du nur lange genug sucst, dann findest Du wahrscheinlich einen Arzt, der Die Deine "Sorgen" nimmt und vielleicht sogar eine positive TTU macht. Dann aber tatsächlich noch einmal den Kopf unter Wasser zu stecken, bedeutet, dass Du mit Deiner Gesundheit "spielst": geht es gut, dann gut. Wenn nicht, dann bist Du es selber schuld ... no risk no fun Oder doch vernünftig bleiben Die Entscheidung liegt bei Dir. Meine Mama würde in so einem Fall sagen "Junge, Du bist 18 Jahre alt, Du solltest wissen, was Du tust, aber wenn Du einen guten rat willst, dann lass es ...". Was glaubst Du, was ein artiger Sohn dann macht
22.11.2008 06:45
Barotrauma oder DCSII?
Falls DCS, ist ein PFO ausgeschlosssen? Wie siehr der neurologische Befund aus?

Alles Fragen, die nur ein qualifizierter Tauchmediziner klären kann. Wende Dich an einen Profi.
22.11.2008 11:05
Hallo minimi,

mir ist vor gut zwei Jahren dasselbe passiert. Hochtonverlust und Tinnitus sind bei mir seitdem ebenfalls dauerhaft. Beim Innenohr-Barotrauma kann das runde Fenster Schaden nehmen, bei mir wurde darum eine OP vorgenommen und das Runde Fenster mit Eigengewebe wieder abgedichtet. Infusionen gab es zusätzlich und nachfolgend noch Medikamente.

Ob tauchtauglich oder nicht, ist übrigens eine individuelle Entscheidung. Wichtig ist dabei anscheinend, ob Drehschwindel zu den Symptomen gehört oder eben nicht.

Das Problem, dass Du haben wirst, ist eine kompetente ärztliche Meinung zu bekommen.
Der gewöhnliche HNO wird Dir i.d.R. aus Prinzip vom Tauchen abraten, da er damit auf der sicheren Seite ist. Ein Tauchmediziner wird sich wiederum nicht so weit auf das Feld des HNO wagen. So war es jedenfalls bei mir. Zum Glück haben mir beide Seiten das auch genau so ganz ehrlich und differenziert gesagt.

Habe dann nach längerer Suche eine Spezialistin auf beiden Gebieten gefunden. Die hat mir dann auch nach eingehender Untersuchung die Tauchtauglichkeit bescheinigt, allerdings erst nach 6 Monaten Tauchverbot.

Was Dir klar sein muss, wenn Du weiter tauchen willst: Bei so einer Vorschädigung trägst Du natürlich auch ein größeres Risiko (z.B. zu ertauben). Darüber solltest Du Dich eingehend beraten lassen und mal nachdenken, ob es Dir die Sache wert ist.
23.11.2008 00:52
Hallo,

hatte einen ähnlichen Unfall vor vier Jahren. Auch bei mir waren während des TGs keine größeren Schwierigkeiten aufgetreten. Ich hätte aber nicht mit der Valsalva-Methode "nachdrücken" sollen, als ich Probleme beim Druckausgleich hatte - das hat sich aber erst Monate später herausgestellt. Seitdem lasse ich Valsalva sein.

Bei mir gab es zwischenzeitlich 90% Hörverlust auf einem Ohr und Tinnitus. Nach wochenlanger Druckkammerbehandlung (Verdacht auf DCS) und einigen Wochen Warten hat sich das Hörvermögen langsam aber sicher wieder zurückgebildet. Heute habe ich noch ca. 20% Hörverlust, was aber nicht weiter auffällt. Der Tinnitus ist komplett weg.

Nach dem Besuch vieler Ärzte (u.a. Ausschluss PFO und damit einer DCS) und der Lektüre von medizinischen Fachartikeln habe ich damals zwei Spezialisten gefunden, die sich gut im Bereich HNO und Tauchmedizin auskennen und auch in dem Bereich publizieren (viele dürften die tauchmedizinischen Handbücher beider Ärzte kennen):
-Dr. Christoph Klingmann, Uniklinik Heidelberg
http://www.tauchersprechstunde.de/
- Dr. Frank Böhm, Hannoversch Münden
http://www.hnobesuch.de/

Ich kann beide sehr weiterempfehlen. Beide haben mir Mut gemacht, wieder über das Tauchen nachzudenken.

Natürlich bleibt immer ein Risiko, vor allem, wenn ein Ohr schon sehr geschädigt ist (ein erneuter Unfall kann dann zur kompletten Ertaubung führen, ob das ein Hobby wert ist...). Aber wissenschaftliche Studien haben bisher offensichtlich kein signifikant erhöhtes Risiko weiterer Barotraumen gezeigt, falls es bereits zu Barotraumen im Innenohr gekommen ist. Insofern ist die alte Regel nach einem Barotrauma nicht mehr tauchtauglich zu sein, inzwischen aufgehoben worden.

Allerdings war für mich sehr erschreckend zu sehen, wie wenig noch über die Tauchmedizin im Detail verstanden wird. Wie gesagt, bei mir war der Tipp von drei Ärzten anfangs auf DCS Innenohr anstatt Barotrauma Innenohr, erst nach aufwändigen Nachuntersuchungen (Schluck-Echo des Herzens) konnte die DCS zu 99% ausgeschlossen werden, da der Tauchgang vom Profil auch im Rahmen des Normalen lag und ansonsten keine neurologischen Symptome einer DCS vorlagen.

In jedem Fall würde ich aber abklären, wieso es bei Dir zu dem Unfall gekommen ist, bevor ich wieder anfangen würde zu tauchen.

Ich habe nach dem Unfall komplett meine Druckausgleich-Methoden umgestellt und gebe viel mehr auf den korrekten und häufigen Druckausgleich acht.

In jedem Fall: Ich tauche wieder und habe seit dem Unfall über 50 Tauchgänge und noch mehr Apnoe-Trainings gemacht, ohne je wieder Ohren-Probleme bekommen zu haben.
23.11.2021 18:14
Liebe Wasserfreunde,
ich habe vor vier Wochen einfach zwei Stunden im Schwimmbad abwechselnd Schwimmen, Streckentauchen (meistens etwa 15m) und Tieftauchen (3,80m) trainiert. Ich habe mich total ausgepowert und es hat riesigen Spaß gehabt. Beim letzten Tieftauchgang hat mein Druckausgleich nicht funktioniert und ich habe durch Nasendruck nachgeholfen: leider mit katastrophalen Folgen. Es zischte im rechten Ohr, Wasser strömte spürbar ein und schlagartig hatte ich keine gefühlte Orientierung mehr. Theoretisch war mir diese plötzliche Orientierungslösung seid über 30 Jahren bekannt; erlebt hatte ich das nie. Mit den Augen fokussierte ich den Beckenrand, versuchte mich in diese Richtung abzustoßen und konnte tatsächlich im fokussierten Bereich auftauchen. Am Beckenrand überfiel mich eine unglaublich heftige Übelkeit und ein wahnsinniger Klangteppich im Hintergrund. Die Orientierungslosigkeit und der Schwindel klangen nach etwa 15 Minuten ab, der "Klangteppich" im Hintergrund (mehrtöniger Tinnitus) blieb. Nach einer Woche entwickelte sich der Tinnitus ab und zu zur Kreissäge, manchmal kann ich reale Geräusche gar nicht mehr hören. Ich bin ehrlich besorgt einen Dauerhörschaden von der Tauchübung zu behalten und mit der aktuellen Lärmbelästigung kann ich meinen Beruf (den ich wirklich liebe) gar nicht fortführen.

Ich bin am Tag nach dem Unfall in HNO-Behandlung gegangen. Eventuelle Diagnose: Innenohrbarotrauma ohne Fensterriß.

Das Hauptproblem scheint mir, dass kaum jemand sich mit Ohrerkrankungen durch Tauchen auskennt. Man wird zum Bsp. sehr intensiv befragt, ob man suizidale Gedanken habe????? Geht`s noch?

HNO-Ärzte kennen sich hauptsächlich mit altersbedingten Hörschädigungen aus, Taucherärzte haben im wesentlichen die Befügnis zur Tauchzulassung, aber leider nicht alle ausgefeilte Kenntnisse in der Behandlung von Tauchkrankheiten. Ich bin von Hinz zu Kunz gerannt und habe mich in Fachliteratur eingearbeitet; wirklich viel schlauer bin ich nicht.

-> Keiner traut sich eine Prognose zu formulieren....es ist aber viel einfacher, wenn man z.B: weiß "das dauert nur 6 Wochen" und umgekehrt schwer erträglich, wenn man annehmen muss "das bleibt so"?????

-> Bei Innenohrbarotraumata verbietet sich nach meinem Kenntnisstand fast jede Therapie; man bekommt sofort die Empfehlung Tinnitussprechstunde (dort lernt man mit den neuen Hörschäden umzugehen) und der Kontakt zu Hörgerätefirmen??????

Ich vermute, dass es vielen engagierten Rettungsschwimmern (davon gibt es 560.000 Mitglieder) und Berufstaucher (nicht einschätzbar) aber etwa 200.000 Intensivtaucher gibt, die nach einem ähnlichen Unfall verwundert feststellen werden, bei Innenohrbarotrauma gibt es nahezu keine Hilfe und diesen Zustand finde ich absolut unverantwortlich. Wie kann es sein, dass in einem so angeblich fortschrittlichen Land solche Zustände existieren?

Viele Taucher finden sich nach Unfall mit dieser Tatsache ab. Aber so erwirkt man keine Verbesserung. Viele Taucher bringen ihr eigenes Leben in Gefahr um andere zu retten und als Dankeschön ist die Unfallsituation nicht geregelt?

Freue mich über alle konstruktiven Beiträge!!!

Karen







AnnaFull-Trimix, Fullcave, mCCR
23.11.2021 20:29
Mein Mann hat im Herbst durch zu starkes spülen des Ohrs nach dem tauchen ein Innenohrbarotrauma. Extrem starker Schwindel, Übelkeit und erbrechen. Therapie in Ägypten Behandlung auf Infekt und der Symptome. Es war kein HNO Doc greifbar. Sind früher heimgeflogen und er war dann beim HNO und in der HNO Klinik. Es gibt gewisse Zeitfenster, in denen es etwas bringt zu operieren bezüglich Hörverlust. In der HNO Klinik hieß es ist sicher keine Ruptur im Innenohr. Er hört ja etwas. Es gab Hochdosiert Kortison für 14 Tage. Keine Veränderung. Bei der Kontrolluntersuchung hat man dan doch beschlossen sicherheitshalber zu operieren. 2. Meinung sagte das gleiche. Es kam.ein Patch auf das runde und ovale Fenster. Bei ovalen Fenster sah es aus, dass evtl. Riss war.
Hörverlust in dem Ohr ist immer noch 50 %, schepperndes Geräusch im Ohr, Tinnitus. Hörgerät

Wenn Dir Austausch mit meinem Mann etwas bringt, schreibe mich pm an
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