Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.

Barotraum Grad IV nach Goodhill

hallo!
ich habe kürzlich den owd gemacht und es dürfte da wohl etwas schief gegangen sein.
generell ist mir der druckausgleich nicht leicht gefallen aber bis auf die 5 meter plattform ging es langsam aber gut. als wir von dort wegtauchten hatte ich massive tarierungsprobleme und bin kurz wie ein stein abgesunken, konnte mich aber dann wieder fangen, da taten meine ohren aber schon krass weh.

mein tauchlehrer hat mich sogleich festhalten lassen und wir sind zurück auf die plattform wo ich noch einige zeit druckausgleich gemacht habe und dann war es wieder okay und wir haben den tauchgang fortgesetzt.

beim auftauchen hatte ich nasenbluten was aber keiner von uns sehr ernst nahm. nach dem zweiten tauchgang wieder. abends leichte ohrenschmerzen was ich mehr auf die kälte zurückgeführt hatte. am nächsten tag bei den zwei tauchgängen beim auftauchen wieder nasenbluten und abends starke ohrenschmerzen.

da ich am nächsten tag in urlaub fliegen wollte war ich dann doch beim arzt weil ich eine mittelohrentzündung vermutete - der (selber taucher) hat ein hämatotympanon festgestellt, mir flugverbot erteilt und mich gleich weiter zum hno geschickt. der hno hat das bestätigt und mir gesagt dass das keine große sache ist und nach abheilen tauchen auch wieder möglich ist und ich nur früher den druckausgleich machen muss.

mit schmerzen, schwindelattacken und hörproblemen bin ich jetzt aber doch etwas verunsichert. weiss jemand wie lange das dauern kann und ist das wirklich nicht so tragisch?
passiert das so vielen?

ich fürchte mich ehrlichgesagt auch ein wenig vor den nächsten tauchgängen, beim normalen abtauchen nehm ich mir einfach die zeit, das ist ja kein problem aber ich fürchte als blutiger anfänger bin ich trotz aller pivoting-übungen nicht davor gefeiht wieder tarierungsschwierigkeiten zu haben und ich will dann nicht wieder so dahängen wie jetzt! dachte nicht das das sooo leicht passieren kann...

oder hab ich es vielleicht durch die darauffolgenden 3 tauchgänge so verschlimmer obwohl es mir mit dem druckauslgleich zusehends besser gegangen ist?

heute hab ich meinen tauchlehrer davon in kenntnis gesetzt und der hat praktisch garnicht reagiert - ich weiss nicht genau was ich davon halten soll obwohl ich vom kurs begeistert war weil sie uns so toll und individuell geführt und unterstützt hatten...

ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen weiterhelfen
danke und liebe grüße
chili
AntwortAbonnieren
11.06.2006 12:39
Hallo Chili

Solche Fragen sind aus der Ferne kaum zu beantworten. Auf Basis dessen was Du schreibst, würde ich mir insbesondere zwei Fragen stellen:

1. Liegt möglicherweise ein grundsätzliches körperliches Problem vor?
2. Was ist möglicherweise beim Tauchen und/oder in der Ausbildung schief gelaufen?

zu 1.

Die gestellte Diagnose ist keinesfalls harmlos, sondern beschreibt die letzte Stufe vor einem Trommelfellriss. Hier ein Link auf einen wie ich finde sehr interessanten Artikel:

http://www.arztnoe.at/localfiles/4796_.pdf

Ob die Ursache pathologischer Natur ist, sollte von einem Arzt bewertet werden; ebenso die Frage ob sich hieraus eine Kontraindikation für das Tauchen ergibt. A priori ausschließen würde ich dies nicht.

zu 2.

Ein Außenstehender kann diese Frage natürlich nicht beantworten. Insofern stelle Dir doch einfach selber ein paar Fragen und versuche dann zu beurteilen, ob es Punkte gibt die verbesserungsfähig sind. Folgende Fragen würde ich mir stellen:

Habe ich frühzeitig und regelmäßig Druckausgleich gemacht? Hat mir der Tauchlehrer das so beigebracht? Ist das ausreichend geübt worden?

Benötige ich noch Hilfe beim Tarieren oder zusätzliche Pool-Lektionen? Was sagt mein Tauchlehrer dazu? Habe ich meine diesbezüglichen Probleme angesprochen? Hat mich der Tauchlehrer dazu angehalten, solche Dinge stets zu artikulieren?

Was hat mein Tauchlehrer zu meinem Nasenbluten und meinen "krassen Ohrenproblemen" gesagt? Hat er mich explizit gefragt, ob es mir gut geht und ich mir wirklich zutraue einen weiteren Tauchgang zu machen? Habe ich ehrlich darauf geantwortet? Hat mir mein Tauchlehrer beigebracht, solche Dinge unbedingt ehrlich anzusprechen?

Was hat der Tauchlehrer nach dem zweiten Tauchgang mit Nasenbluten und "krassen Ohrenproblemen" gesagt? Hat er danach gefragt? Habe ich das Problem angesprochen, verniedlicht oder sogar verheimlicht? Hat mich mein Tauchlehrer darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, mögliche Probleme zu artikulieren?

Hat sich der Tauchlehrer am zweiten Tag explizit nach meinen Nasen- und Ohren-Problemen erkundigt? Hat er mir den Rat gegeben, besser zu pausieren und zum Arzt zu gehen? Wie habe ich mich selber gefühlt? Warum bin ich (Idiot?) am nächsten Tag nach den Erfahrungen des Vortages überhaupt tauchen gegangen? Hat mich mein Tauchlehrer während der Ausbildung immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig körperliche Fitness ist und wie wichtig es ist, mögliche Probleme unbedingt zu artikulieren?

Wie hat sich die Tauchgangsbegleitung nach den "massiven Tarierungsproblemen" des Vortages geändert? Wurde ich (im wahrsten Sinne des Wortes) an die Hand oder an die Leine genommen? Habe ich meine Unsicherheit artikuliert? Hat mich der Tauchlehrer während der Ausbildung dazu animiert?

Was hat der Tauchlehrer nach den erneuten Problemen nach dem ersten Tauchgang am Folgetag gesagt? Warum hat er sich nicht geweigert noch mal mit mir tauchen zu gehen?! Habe ich die Situation verharmlost oder gar verheimlicht? Warum bin ich (Voll-Idiot?) dann noch mal tauchen gegangen? Hat mir mein Tauchlehrer nicht beigebracht, dass ich solche Anzeichen in keinem Fall ignorieren sollte?

Du merkst es sicher schon, die Fragen reduzieren sich immer wieder auf die selben Punkte:

a. Wie gut wurdest Du ausgebildet?
b. Wie gut ist die Fürsorge/Betreuung beim Tauchen?
c. Wie gut ist die Fürsorge vor und nach dem Tauchen?
d. Wie gut ist Dein persönliches Kommunikationsverhalten?

Ein Urteil hierzu maße ich mir nicht an; empfehle Dir aber Dich mit diesen Fragen durchaus ernsthaft auseinander zu setzen. Vielleicht lässt Du uns ja wissen, zu welchem Ergebnis Du dabei gekommen bist.

Gruß
Christof
11.06.2006 13:56
Du sprachst von Druckausgleichs- und Tarierungsproblemen. Folglich hast Du wohl die Ausbildung zu früh abgeschlossen.
Wenn Du auch noch schnell weggesackt bist, dann vielleicht deshalb, weil Du Dir es zuvor auf der 5m-Plattform bequem gemacht hast (also da nicht austariert geblieben bist), oder weil Du ohnehin stark überbleit warst.

Nasenbluten ist anfangs nicht unnormal (wenn es nur wenige Tropfen sind), meist liegt es am falschen Druckausgleich.

Auch Kopfschmerzen sind möglich, aber eher nicht bei den üblichen kurzen OWD-Ausbildungstauchgängen. Da Du Kälte ansprachst: Vielleicht hattet ihr auch ungeeignete Tauchanzüge (keine oder unbequeme und daher nicht benutzte oder zu dünne Kopfhauben). Ohrenschmerzen, die auch nach dem Tauchgang anhalten, sind m.E. selten; während des Tauchens ein Zeichen für falschen Druckausgleich (nicht weiter abtauchen, bis man das hinbekommen hat).

Ärzte sind oft übervorsichtig, und ich persönlich wäre wohl bei erträglichen Schmerzen trotz "Flugverbot" geflogen, wenn sonst der Urlaub in Gefahr wäre. Die Druckunterschiede schon beim Tauchen in geringer Tiefe sind viel größer als beim Fliegen. Aber das soll keine Empfehlung sein, das muß man selbst wissen, und im Flugzeug kann man bei Problemen ja schlecht aussteigen.

Wie gesagt, geringfügige Anfangsprobleme, etwas Ohrenschmerzen während der ersten Tauchgänge (wo man noch Druckausgleichsprobleme nicht beherrscht) und auch zeitweise kleine Probleme nach dem Tauchgang (über Stunden hinweg gelegentlich sekundenweise dumpfes hören z.B., oder etwas Blut an der Nase) sind nicht unnormal, notwendige Arztbesuche aber lassen auf schwerere Fehler oder Probleme schließen.

Der Tauchleherer wird *nach* Ausbildungsende auch nicht mehr dafür bezahlt, Dich an der Hand zu halten, und wird es vermeiden, eigene Fehler (oder prinzipielle Fehler der Ausbildung) einzugestehen. Denn wenn es keine gesundheitlichen Ursachen gibt, war ja was an der Ausbildung nicht in Ordnung (z.B. zu kurz, zu wenig individuell, Druckausgleich und Tarierung und Bleibestimmung unzureichend besprochen). Eine auf Schnelligkeit angelegte kommerzielle Ausbildung wird den meisten Tauchneulingen die wesentlichen Inhalte zwar vermitteln, aber ein paar Leute brauchen eben länger. Für die ist dann eher die monatelange Verbandsausbildung was.
11.06.2006 16:30
hi christoph, hi flasche!
erstmal danke für eure antworten.

nun, all diese fragen sind mir die letzten tage durch den kopf gegangen und das war/ist einer der gründe weshalb ich eben verunsichert bin. ich kann aber trotz aller überlegungen keinen "schuldigen" ausmachen.

ich habe mit dem hno gesprochen der gemeint hat mein trommelfell sei einfach nur noch nicht elastisch genug und das dies mit der zeit werden würde. er hat auch gemeint dass anatomisch und physiologisch vorher nichts dagegen gesprochen hätte mich tauchen zu lassen sprich er hätte mich bei vorheriger untersuchung (die zwar nicht gemacht wurde weil nicht verlangt und ich auch nie probleme im hno bereich hatte) tauglich gezeichnet.
sprich add 1) - nein, es gab kein grundsätzliches problem und ja, ich bin/war gesund und fit genug.

wir hatten prinzipiell eine gute ausrüstung (7mm anzüge mit kopfhaube). weil ich nicht wirklich die standart-maße (groß und dünn) habe war mir mein anzug eher ein wenig zu groß aber die kopfhaube hab ich als durchaus passend angesehen.

klar war ich überbleit, das hatten wir gleich bei der ersten tarierungsprobe festgestellt weil ich da regelrecht "abgesoffen" bin, der lehrer hat aber gemeint es ist besser ein bisschen zuviel als zuwenig zu haben - nachdem muss ich mich mal richten, ich hab ja selbst keine ahnung...

was den druckausgleich an sich betrifft haben wir vorher besprochen wie er zu machen ist und die lehrer haben explizit gesagt wir sollen uns zeit lassen, was ja vom prinzip her funktioniert hat - wie gesagt auf die 5 meter plattform bin ich ja langsam aber gut runtergekommen.

die situation nach der plattform war die, dass wir mit entleertem jacket auf der plattform übungen gemacht hatten und ich in all der aufregung beim verlassen vergessen hatte mein jacket aufzublasen und neben der plattform "gings berab".
ja, der tauchlehrer hat mir wieder rauf geholfen, war beim druckausgleich anwesend und hat fürs weitertauchen (nach meinem okay) meine hand gehalten bis ich ihm gedeutet hab dass ich okay bin und selbst weiter bin. das tarierungsproblem ist nachher weiter nicht mehr aufgetreten. und die ohren waren nach dem spektakel auch okay.
er hat mir allerdings angeboten (auch die weiteren tauchgänge) dass er direkt neben mir bleibt und ich mich gegebenenfalls wieder festhalten kann. auch hier kann ich keine unverantwortlichkeit entdecken.

zur meiner schmerzartikulation - ich bin sicher zu einem gewissen grad hart im nehmen aber ich artikuliere mich durchaus wenn mir etwas zuviel wird oder mir komisch vorkommt. die ohrenschmerzen am abend waren ja wie gesagt nur leicht und in der früh weg - ich dachte das sei normal was der lehrer auch bestätigte.

bei den tgs am nächsten tag hatte ich auch schon erheblich weniger probleme mit dem druckausgleich und dem tarieren und daher (denke ich) dachten wir alle das sei damit in ordnung und direkt am see hatte ich auch keine schmerzen, im gegenteil eher die freude dass es besser klappte - was hätte ich also kommunizieren sollen?

da wurde weder was verharmlost noch verheimlicht - es war ja nichts ausser dem nasenbluten was - wie ja schon am vortag besprochen - nichts tragisches ist sondern nur ein paar gerissene gefäße in der nase. war auch nicht viel nur beim schneuzen ein wenig im taschentuch.

die eigentlichen schmerzen traten ja erst am abend NACH dem kurs auf, die ich auch zum anlass genommen hatte zum arzt zu gehen.

zusammengefasst:
a)das kann ich nicht beurteilen weil ich erstens keine ahnung und zweitens keinen vergleich habe. wohl haben mir in der theorie einige sachen gefehlt aber ich gehöre zur kategorie der sicherheitsdenkenden i-dipferlreiter und kann verstehen dass die dinge nicht so intensiv gebracht wurden weil sonst alle hysterisch geworden wären...

b) sehr gut, ich habe mich zumindest immer gut aufgehoben gefühl und jeder vom kurs hatte die eine oder andere "angstsituation" die schnell und proffessionell gehandelt wurde. es haben sich alle gut aufgehoben gefühlt.

c) mässig. wir waren in den pausen damit beschäftigt uns aufzuwärmen und unsere eindrücke/erlebnisse aufzuarbeiten. ich hätte es toll gefunden wenn wir das im "supervidierten kollektiv" gemacht hätten aber das war es eben nicht.

d) ich denke ich habe ein gutes körperbewusstsein und kann und traue mich ausdrücken wenn ich mich nicht wohl fühle, ich denke da bin ich durchaus verantwortungsbewusst.

ich habe mir des weiteren folgendes gedacht. ich warte jedenfalls auf die freigabe des hno und werde dann meinen tauchleher fragen ob ich beim nächsten schwimmbadtauchgang anwesend sein darf um pivoting und druckausgleich zu üben.
wenn das gut funktioniert meinen nächsten freitauchgang mit erfahrener person in wärmeren gewässer machen und mir viel zeit lassen.

und dann hoffen das sich alles einspielt und funktioniert.

würdet ihr noch etwas ergänzend machen?

euren antworten entnehme ich aber dass ein barotrauma dieser ausprägung wohl doch nicht an der tagesordnung steht...

ich hoffe ich habe ausführlich genug geschildert und ihr könnt euch so ein besseres bild machen!

liebe grüße
chili
11.06.2006 20:29
Hallo Chili

> würdet ihr noch etwas ergänzend machen?

Zunächst einmal finde ich es gut, dass Du Dich aktiv mit diesem Thema auseinander setzt. Auch halte ich es für wichtig (und richtig), dass Du Deine Verletzung erst mal auskurierst und dies auch noch mal von einem Arzt prüfen lässt.

Ergänzend zu dem oben gesagten (und unabhängig von Deiner Verletzung) würde ich Dir noch folgendes empfehlen.

Auch der Pflege der Ohren kommt eine wichtige Bedeutung bei. Viele träufeln sich vor dem Tauchgang Pflegemittel (von Babyöl über Ehmsche Lösung) in ihre Ohren. Während des Tauchganges ist regelmäßiger Druckausgleich angesagt. Mach ihn lieber zehn mal zu oft, als ein mal zu wenig. Nach dem Tauchen (insb. im Meer) Ohren ausspülen, abtrocknen und Mütze auf (auch im Sommer).

Die Ohren sind halt (beim Tauchen) ein sensibler Teil des Körpers. Wenn Du ein Bisschen darauf achtest, kannst Du das Risiko einer weiteren Verletzung oder aber anderweitiger Beschwerden deutlich verringern.

Ich hoffe das hilft Dir schon mal ein Stückchen weiter.

Gruß
Christof
11.06.2006 21:11
lieber christof!

vielen dank für deine ergänzung, das sind wertvolle tipps!

von meinem hno habe ich auch ein otovent-training für die vordehnung des trommelfells bekommen mit dem ich beginnen werde sobald er es sagt.

ich hoffe das alles gut wird!
lieben dank
chili



13.06.2006 12:59
Ich kann zu christof`s Tip nur folgendes ergänzen:
- kurier dich erstmal aus!
- übe dann ca. 1X täglich den Druckausgleich
- sag wenn du tauchen gehst deinem Tauchlehrer dass du schon Ohrenprobleme hattest und er auf einen langsamen Abstieg achten soll (gut geeignet sind auch seen die sehr seicht abfallen)
- wenn du probleme mit "freien" Abstiegen hast übe sie im Schwimmbad
-WICHTIG: du solltest bevor du ins wasser gehst deine Kopfhaube leicht fluten (dh. im etwa Hüfttiefen Wasser kurz abtauchen, zur Oberfläche drehen und die abschlüsse mit einem Finger ein bissel anheben) wenn du Wasser an den Ohren hast geht`s oft einfacher
-bis ich beim tarieren sicher war hatte ich beim tauchen immer die rechte Hand beim inflator um bei Problemen nicht hektisch fummeln zu müssen.
Viel glück
moritz
Antwort