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Auswirkung auf Herz und Lunge beim Tauchen?

Hallo Zusammen,

was mich mal interessieren würde, immer wieder heißt es bzw. liest man: Tauchunfall Ursache Herzinfarkt. Extrembelastung für Herz und Lunge beim Gerätetauchen. Belastung der Atemmuskeln beim Atmen unter Druck. Negative Auswirkung auf Gesundheit usw usw.

Natürlich heisst es ein "gesunder" Mensch mit Tauchtauglichkeit-Untersuchung hat das Tauchen keine negative Einlüsse, einen Herzinfarkt hätte er auch an Land bekommen früher oder später...

Mich würde aber interessieren was für Einflüsse tatsächlich beim Sporttauchen auf Körper, Herz und Lunge anliegen. Oder wird das Tauchen von vielen Mediziner tatsächlich nur schlecht geredet?

Bitte keine Antworten zur Aufklärung zum Thema Barotrauma





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shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
21.06.2012 07:44
Ich kenne einige Tauchmediziner, jedoch keinen, der diesen Sport schlecht redet .... Nenne mal ein Beispiel für "viele" ?

Dass man ein Minimum an Fitness haben sollte, sowie sich regelmäßig einer TTU unterziehen sollte, bei der Lunge und das Herz-Kreislaufsystem geprüft werden, ist doch nicht schlecht reden?
NikolausAOWD 100 TG
21.06.2012 08:09
Für Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen kann der Immersionseffekt durch die Verschiebung von Blut aus den Extremitäten in den Torso zu einer Volumsüberlastung des Herzen führen.
Weiterführend http://www.deinklick.de/l_46_Immersionseffekt.html
21.06.2012 09:20
@Nikolaus

und wie bekommen diese Menschen eine TT???

@Markus

nenne doch bitte einen Taucherarzt als Beispiel bzw. eine Fachartikel, damit man konkrete Antworten geben kann.

Glückauf
21.06.2012 09:38
Also ich persönlich fühle mich beim Tauchen ruhig und entspannt, ich lasse es aber auch ruhig angehen und hetze nicht in Höchstgeschwindigkeit durch die Riffe.

Ich neige eher dazu, das diese Herzinfarkte unter Wasser früher oder später auch an Land gekommen wären; ein Herzinfarkt hat immer eine Vorgeschichte; u.A. Übergewicht, mangelnde Bewegung/Fitness, Stressfaktoren, Ernährung, medizinische Faktoren etc.

Es ist auch ein Unterschied, ob ein infarktgefährdeter Taucher voll aufgerödelt 200m bis zum Wasser laufen muss oder von einer Bootsplattform direkt ins Wasser springt. Diese 200m können einen Infarkt eher auslösen, als das Tauchen selber; nur kommt ein Infarkt oft verzögert, daher passiert es dann unter Wasser, auch wenn der Auslöser der schwere Weg war.

Diese Erfahrung der Zeitverzögerung eines Infarkts nach schwere Anstrengung habe ich ein paar Jahre auf dem RTW/RTH gemacht; viele Infarkte kamen erst etwas später nach einer körperlichen Anstrengung ("er hat dem Nachbarn geholfen, das Auto anzuschieben und dann saß er ruhig vor dem Fernseher und fiel plötzlich um...")

Wenn ich mir so die vielen Taucher z.B. aus den USA anschaue, die ich an wirklich anspruchsvollen und schwierigen Tauchplätzen erlebt habe, würden die alle nicht mehr leben, wenn tauchen wirklich so anstrengend wäre. Und in den USA gibt es keine TTU und Untersuchungen sind teuer... die Leute gehen oft erst zum Doc, wenn sie ernsthaft krank sind. Außerdem waren fast alle extrem dick und hatten null Fitness, aber bei 10kn Strömungsgeschwindigkeit Tauchen gehen... aber alle sind ohne vorherige Anstrengung bequem von einer Bootsplattform ins Wasser gesprungen. Der älteste US-Taucher auf einer Galapagos-Tour war 75 und hatte gerade 150kg abgenommen, wog aber immer noch 150kg! Der hat aber auch nicht alle Tauchgänge mitgemacht...

Also Tauchen im normnalen Sporttaucherbereich ist nach meiner Erfahrung keine Extrembelastung. In den USA gilt Tauchen auch nicht als Sport, sondern als Freizeitbeschäftigung; ein himmelweiter Unterschied.

Und verabschiedet euch von dieser leidigen TTU... sie sagt nichts aus; vor allem sollte man sich nicht darauf verlassen, wie man hier oft zwischen den Zeilen heraus lesen kann. Ich habe eine noch gültige TTU, also bin ich gesund... ok, es zieht zwar gerade etwas im linken Arm und ich habe kalten Schweiß und etwas Herzrasen, aber das ist wohl die Aufregung auf den neuen Tauchplatz... schau mer mal...

Ich persönlich gehe jedes Jahr zu einem Komplettcheck zu einigen Fachärzten und habe keine TTU, da diese jährlichen Untersuchungen viel ausführlicher sind. Schließlich sind wir eigenverantwortliche Taucher, warum soll diese Eigenverantwortung bei der eigenen Gesundheit aufhören? Und ob ich vor jedem TG tauchtauglich bin, entscheide ich ganz alleine für mich in diesem Augenblick vor jedem TG und nicht irgendein Taucharzt 6 Monate vorher...
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
22.06.2012 00:18
"gehe jedes Jahr zu einem Komplettcheck .... " -> ich auch
"und habe keine TTU" -> ich schon, die krieg ich obendrein ... und sie ist ganz nützlich bei allen Aktivitäten, die diese erfordern.
22.06.2012 10:22
> ich schon, die krieg ich obendrein <
ich nicht. Mein Doc hat vom Tauchen keine Ahnung und schreibt mir deswegen keine. Finde ich sehr verantwortungsvoll, wir haben im Verein Leute, die bekommen die von ihrem Hausarzt auf Anruf zugeschickt... bei vielen Tauchern, die man hier an den Seen und auch im Urlaub so sieht, fragt man sich, wie hat der jemals eine TTU bekommen?

> ... und sie ist ganz nützlich bei allen Aktivitäten, die diese erfordern. <
ich tauche seit über 40 Jahren und habe nur die Padi-Selbstauskunft, bisher überall ohne Probleme.
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
22.06.2012 16:20
"wir haben im Verein Leute, die bekommen die ... " -> das ist nicht vergleichbar. Du hast ja nach eigenen Angaben alle relevanten Untersuchungen. Insofern kann dein Doc einem von dir benannten Kollegen seine Ergebnisse kurz mitteilen /Rücksprache halten und dann kann das Attest von ihm oder dem Kollegen ja ausgestellt werden.

"Padi-Selbstauskunft, bisher überall ohne Probleme. " -> ist ja OK. Zwischenzeitlich ist jedoch die TTU in manchen Ländern gesetzlich verankert, Voraussetzung auf manchen Safaribooten und für manche übrige Aktivitäten. Ich hab sie im Logbuch und brauch mit hierzu keinen Kopf machen
22.06.2012 18:21
Nochmal zur Ausgangsfrage: Es kommt darauf an, was man beim Tauchen betrachtet: Die Druckbelastung des Herz-Kreislaufsystems? - Halte ich für einen Taucher mit TTU für nicht relevant. Andere Faktoren wie Pressen beim schweren Heben, Überanstrengung allgemein gibt es genauso im Alltag und sind nicht tauchspezifisch. Ein Kreislaufproblem unter Wasser kann zu Ertrinken führen, insofern haben sie beim Tauchen eine schlechtere Prognose z.B. ein Infarkt oder auch Schlaganfall. Diabetische Hyopglykämie ebenfalls.
Für diese Themen sollte man bei Interesse ein Tauchmedizinisches Buch befragen. Z.B. den Klingmann.
Dazu kommen noch Gastoxizität und einiges andere, was du ja aus der Ausbildung kennst.

22.06.2012 19:34
@ shuttle
"Padi-Selbstauskunft, bisher überall ohne Probleme. " -> ist ja OK ..."

Nee, is eigentlich nicht ok. Das ist IMHO eine seit Jahren "gefeierte" Umgehung örtlicher Standards und führt den gesunden Gedanken an die Notwendigkeit einer TTU völlig ad absurdum !!

Jetzt kann man natürlich darüber diskutiern, ob es vielleicht bei einem angehenden OWD (um Kurse zu verkaufen, geht es ja doch schließlich) vielleicht noch im Rahmen wäre, eine entsprechende Untersuchung nur etwas "zu verschieben" (so war es am Anfang gedacht !!) !?

Mittlerweile ist es aber auf Urlaubs-Tauchbasen Gang und Gäbe, daß der angehende Tauchschüler auf oben erwähntem Forular brav seine Kreuzchen macht, der Tauchbasis-Besitzer damit (vermeintlich!) aus der Haftung ist und die GRUNDSÄTZLICHE TAUCHTAUGLICHKEIT des Kursbuchenden scheinbar NIEMANDEN GENAUER INTERESSIERT !!

... IMHO eigentlich ein völliges NoGo.

IGL C.
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
23.06.2012 00:35
Cl@aus: dieses "ist ja OK" falsch interpretiert. War an RogerT gerichtet, keine allgemeine Aussage, sondern im sinne von "schon recht(für dich vielleicht)" gemeint. Das siehst du ja an dem davor genannten. Was du ausführst, sehe ich ähnlich und von der Selbstauskunft halte ich überhaupt nichts, dieses "Alibi" Papierchen kann man auch gleich sein lassen: Eine evtl. latent vorhandene Kontraindikation kann durch eine ärztliche Untersuchung festgestellt werden, (auch 6 Monate früher) und nicht durch Selbstdiagnose beim Ankreuzen tlw. lachhafter Fragen

23.06.2012 11:22
Ein ehrlich ausgefüllter Selbstauskunftsbogen ist manchmal besser als eine TT vor Ort

shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
23.06.2012 11:46
Was heißt das jetzt Uwe? ... das überrascht jetzt, ich hätte eher erwartet, dass du als Mediziner diech eher für eine (gründliche) Tuachtauglichkeitsuntersuchung einsetzt ...
23.06.2012 16:57
Ich war schon mal mit einer Erkältung bei einer TTU und bestand - selbst hätte ich mich zu diesem zeitpunkt NICHT tauchtauglich genannt!
Ein anderes Mal war ich wieder mit einer Erkältung bei einem anderen Arzt und sagte, ich fahre Morgen in einen reinen Tauchurlaub - aber bin nicht tauchtauglich - Antwort war: Doch, ich bekomme deshalb kein attest
23.06.2012 18:08
musher,
Wenn es *nur* die Erkältung ist, kann er dir die generelle Tauchtauglichkeit bescheinigen mit der Belehrung, dass jeder ausgebildete Taucher weiß, dass er mit Erkältug nicht tauchen darf. Ein Arzt ist doch kein Kindermädchen.
Deinen zweiten Satz verstehe ich nicht...
24.06.2012 01:06
kwolf1406 - eine Erklärung gab es nicht

Zum zweiten satz, ich bin zum Arzt, weil ich wg Krankheit eine Tauchreise (Bootssafarie) stonieren wollte und bekam vom Arzt gesagt, daß es dazu keinen grund gibt
24.06.2012 08:55
Ah`so... Dann scneint mir dieser Mediziner etwas seltsam. Das ist aber kein Argument gegen das System der TTU.

Grnerell wird häufig der gänzlich falsche Anspruch gestellt, die TTU sei dazu da, Gesundheit zu garatieren. Das ist aber unmöglich. Sie kann nur bestätigen, dass zu dem Zeitpunkt keine bekannten und professionell gesuchten gesundheitlichen Risiken das Tauchen verbieten.
Ich finde, das ist schon eine Menge.
24.06.2012 14:59
@ kwolf1406, genau deshalb muß man für scih selbst vor jedem TG eine Selbstauskunft machen, auch bei bestehender TTU
Muß jetzt kein Formular sein, aber ein in sich herein hören
FotohaieMSD / TDI Rebreather (Triton)
24.06.2012 15:06
zum Thema:
Tauchen hat etwas mit körperlicher Belastung zu tun, jedoch (und zum Glück) nicht mit einer körperlichen Anstrengung wie bei einer Sportart, bei der man an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommt. Die Energie wird überwiegend durch Wärmeverlust und Atemarbeit verpulvert. dabei muss man wissen, dass gerade die Atemarbeit durch Tiefe bereits an ihre machbaren Grenzen stösst (dazu gibt`s in der aktuellen Caisson nen schönen Beitrag von J. Zimmermann). Daraus ergibt sich, dass eine zusätzliche körperliche Anstrengung (Strömung, Tarrierprobleme, Panik etc), die man über Wasser einfach mit einem mehr an Atmung und einer Pause kompensieren kann, unter Wasser eben nicht mehr kompensierter werden kann. Das Gleiche gilt für gesundheitliche Zwischenfälle, wie z.B. epileptischer Anfall, der einen eben unter Wasser schlagartig ertrinken lässt, Herzinfarkt oder Angina pectoris, die eben nicht mehr durch schnelleres Atmen und Ruhe geben kompensiert werden können, Asthmaanfall durch kalte Luft, Unterzucker beim Diabetiker... die Ärzte reden das Tauchen nicht schlecht, weil es eine Extremsportbelastung sei......es geht da eher drum festzustellen, ob bei Jemanden Probleme auftauchen könnten, die unter Wasser nicht zu beheben sind.

Tauchen hinterlässt am Körper auch nicht unbedingt Schäden, zumindestens nicht annähernd in dem Maße als wie Rauchen oder Alkohol.

Also tauchen ist kein Sport, bei dem man ausser Puste kommt oder kommen sollte....schlecht ist nur beim tauchen, wenn man ausser Puste kommt.
25.06.2012 14:16
@shuttle

bezog sich auf vor ORT!!
Habe TT gesehen, da war außer Bezahlen und die Frage "Bist Du gesund" nichts weiter.
Kostete 30Euro.

Glückauf
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
25.06.2012 14:58
Uwe: ja, so was gibt es (leider).
08.07.2012 17:10
Was das Herz ziemlich belasten kann, ist eine erhöhte CO2-Produktion, die schlecht abgeatmet wird, in Verbindung mit hoher Atemgasdichte.
08.07.2012 17:12
Was das Herz ziemlich belasten kann, ist eine erhöhte CO2-Produktion, die schlecht abgeatmet wird, in Verbindung mit hoher Atemgasdichte.
Ein Lungenprblem ergibt sich auch bei hoher Atemgasdichte, wenn durch die Atemhilfsmuskulatur die elastischen Bronchiolen zusammengedrückt werden und sich das Atemgas dahinter "staut". Das führt dann wieder zur CO2-Vergiftung.
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