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Atemregler Verständnisfragen

Geändert von Wollhandkrabbe,

Moin,

erste und zweite Stufe sollen ja immer aufeinander abgestimmt sein.

Aber welchen Unterschied macht das bei einer balancierten zweiten Stufe?

Da dürfte sich eine Veränderung vom Mitteldruck doch nicht auswirken, oder?

Führt ein höherer Mitteldruck zu einer höheren Lieferleistung der zweiten Stufe?

Führt ein höherer Mitteldruck zu einer erhöhten Vereisungsgefahr der zweiten Stufe?

Danke

Grüße

Wollhandkrabbe

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andre171PADI MSD, NAS Foundation, künftig weiter mit dem VDST
23.07.2024 21:06
Bei Balancierten 2. Stufen ist die Feinabstimmung wenger ausschlaggebend. Aber: die Kraft auf die Dichtfläche wird nicht vollständig balanciert, sondern nur ein Teil. Praktisch: die Balancierkammer hat einen geringeren Querschnitt als die Dichtscheibe. Dadurch bläst die balancierte 2. Stufe auch bei zu hohem Mitteldruck ab (Vereiser z.B.).

Je niedriger der Mitteldruck, desto schlechter atmet es sich (nicht genug Luftstrom durch die "Düse").

Je höher der Mitteldruck, desto stärker ist die Feder in der 2. Stufe belastet (ok bei Balanciert nicht wirklich nennenswert). Aber durch den höheren Druckunterschied ist der Abkühlngseffek am Ventil (die Düse) stärker und das Vereisungsrisiko höher. Relevant höher... kann ich nicht sagen.

Praktische Feinabstimmung erfolgt auch aufgrund von Fertigungstoleranzen. Ich mache es seit vielen Jahren ohne Zwischenfälle immer so: Mitteldruck bei voller Flasche in die Mitte des Toleranzbereiches regeln. Den Dichtsitz der zweiten Stufe nach Gefühl nachstellen. Gefühl ist besser als eine Messung mit dem Magnehelic (Differenzdruckmesser), wie ich finde. Das Gefühl ist halt genauer. Nachkontrolle bei Reservedruck - hat bis jetzt immer gepasst.
hispaVDST 2 Star Instructor
PADI Master Scuba Diver Trainer
SSI Master Instructor
24.07.2024 11:22Geändert von hispa,
24.07.2024 12:08

Wollhandkrabbe

Okay, hier mit meinen Worten….

Zu Deinen Fragen:

Erst einmal ist ‚aufeinander abgestimmt‘ so richtig und unpräzise wie ‚Grundeinstellung‘ und ‚Feineinstellung‘.

Die Begriffe beziehen sich auf sehr konkrete Einstellungsschritte, die in vom Hersteller vorgegebenen Bereichen allerdings nicht auf eine konkrete ‚richtige‘ ‚Abstimmung‘ oder ‚Einstellung‘ abzielen, sondern einen Bereich abdecken, in dem man die Einstellungen vornehmen kann.

Das gilt für primäre 2te Stufen wie für Octos oder Westenregler, sowie balancierte und unbalancierte 2te Stufen.

Es gibt also keinen spezielle ‚Abstimmung‘ der 1sten Stufe mit balancierten 2ten Stufen.

Die Höhe des MDs spielt durchaus eine Rolle auch bei balancierten 2ten Stufen, allerdings eben eine deutlich geringere als bei unbalancierten.

Ich habe das vor Jahren mal in einer Testreihe gecheckt (SP Regler), da ergab sich, dass, um den Einatemwiderstand (EAW) um 0,25mbar ( 0,1 inch/h2o) zu verringern, man den MD bei unbalancierten 2ten stufen um 0,2-0,4bar ( 3-6psi) erhöhen musste, bei balancierten um 0,35-0,62bar ( 5-9psi).

Die 2ten Stufen waren auf der leichtesten Stufe der Specs eingestellt, d. h. bei härterer Einstellung bräuchte man dann wahrscheinlich deutlich höheren MD, um diese Wirkung zu erzielen.

Also, höherer MD macht auch bei balancierten 2ten Stufen durchaus etwas aus, darfst nicht vergessen, dass die Downstream Ventile nach dem Fail Safe Prinzip konstruiert wurden, d.H. wenn die 1ste Stufe versagt (und sie wird quasi nie zumachen, sondern auf), dann soll der Überdruck das Ventil öffnen und nicht zuhalten wie bei den alten Upstream Ventilen der 60er und frühen 70er Jahren.

Zur 2ten Frage:

Theoretisch sollte mehr Luft aus dem Tank (mehr MD) auch eine höhere Luftlieferleistung bedeuten, in der Praxis sind andere Faktoren wichtiger, z. B. ob der Kipphebel optimal eingestellt ist oder wie der Venturi auf den Luftflow anspricht.

Insofern würde ich nicht den MD erhöhen ( zumindest nicht über Specs), um z.B. bei Deep Air TGs mehr ‚Luftlieferleistung‘ zu erzielen.

Zur dritten Frage:

Ich bin kein Kaltwasserfredi, aber:

Ich würde sie generell mit ja beantworten, weil die größte Kälte sich dort bildet, wo der größte Druckabfall am Regler stattfindet.

Das wäre erst einmal natürlich in der 1sten Stufe, wo der HD des Tanks auf den MD reduziert wird (von 200bar auf ca. 10bar), deshalb ist es wahrscheinlich keine schlechte Idee, wenn möglich, den TG in sehr kalten Gewässern nicht mit 200bar zu beginnen, sondern mit vielleicht mit 130bar, wenn das vom Tauchprofil und Plan möglich wäre.

Und dann den MD eher am unteren Ende der Specs einzustellen, ist sicher auch nicht blöde, da auch die Druckdifferenz zwischen den MD und dem Umgebungsdruck die 2te Stufe nochmal zusätzlich abkühlt.....

Antwort