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HarryCMAS*** usw.

ASS (Aspirin) prophylaktisch ?

was haltet ihr von der prophylaktischen einnahme von ASS (acetylsalicylsäure, aspro, aspirin & unzählige generica namen, 1x 1 tabl= 500 mg) nach tieferen u/o häufigeren (safari) tauchgängen zur vermeidung von thrombosenbildung durch bläschen ?(spreche von gesunden menschen !)

gibt es dazu seriöse literatur (auch im internet)

gerne auch via mail !

thx,
harry

ps: habs eben erst wieder am sinai gesehen- viele (auch ich) tun es, aber darüber reden tut kaum jemand ...

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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
13.04.2002 19:46
Bei einem DCS soll es Vorteile bringen.
Aber die dauerhafte Einnahme von Medikamenten ist immer bedenklich.
Besonders da man mit der Einnahme von Aspirin (und Andere) über einen längeren Zeitraum sein Blut flüssiger macht. Das heißt bei Wunden werden sich wie bei Blutern schlecht oder garnicht schließen (die Blutgerinnung wird verringert).
Besonders bei Safaris, wo der nächste Arzt weit weg ist, kann es dann zu Komplikationen kommen.

Als seriöse Literatur kann ich dir den Beipackzettel empfehlen (Nebenwirkungen), oder Frage mal deinen Arzt warum man von Operationen kein Aspirin nehmen darf.

13.04.2002 19:50
hm,
gut gegen die Gas-Blaeschen, bzw. Trombose o.k.
Mein erster TL (es war in Ägypten) gab mir bei einem meiner ersten TG`s damals auch direkt Aspirin - allerdings wirklich gegen Kopfschmerzen - er meinte es schadet nix, gar nimmer nie ... - (natürlich wollte er mich beim TG auch dabei haben (damals CMAS*) - und die Kopfschmerzen waren unter Wasser futschii! tollen TG gehabt.)

Aber: was ist mit der erhöhten Blutungsneigung, gerade bei regelmäßigem Konsum !!!??
13.04.2002 21:11
unabhängig von der erhöhten Blutungsneigung sollte man auch bei regelmäßiger Einnahme die Magenschleimhaut nicht vergessen! Vielleicht langt ja prophylaktisch auch die "Ass 100mg" Dosierung...ist auch besser verträglich!
*g*
14.04.2002 11:08
Hi Harry,

hier mal ein paar Zeilen einer medizinischen Datenbank (das Wesentliche, außer den Wechselwirkungen der Packungsbeilagen):

Die Anwendung der Acetylsalicylsäure erfolgt in erster Linie bei leichten bis mäßig starken Schmerzen, beispielsweise bei Kopfschmerzen, und zur Fiebersenkung.

Für diese Anwendungen werden Tabletten oder Brausetabletten verwendet, die üblicherweise eine Dosierung von 500 mg enthalten, wobei die schmerzstillende Wirkung bei der Anwendung von Brausetabletten in der Regel etwas schneller eintritt.

In der Kinderheilkunde soll Acetylsalicylsäure nach Möglichkeit nicht verwendet werden. Der Grund hierfür ist eine sehr seltene Nebenwirkung (siehe dort) der Substanz, die aber bei Kindern vermehrt auftreten kann.

Eine weitere Anwendung der Acetylsalicylsäure erfolgt zur Vorbeugung von Durchblutungsstörungen im Gefäßsystem des Herzens und des Gehirns, wodurch ein drohender Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden soll. Die Acetylsalicylsäure vermindert im arteriellen Gefäßsystem das Auftreten von Zusammenballungen der Blutplättchen und senkt dadurch das Risiko eines Gefäßverschlusses. Bei dieser Anwendung wird die Acetylsalicylsäure üblicherweise in einer Dosierung von 100 mg eingesetzt.

Acetylsalicylsäure wirkt auch antiphlogistisch, also entzündungshemmend. Allerdings ist hierfür eine Dosierung nötig, die über der schmerzlindernden Dosis liegt, und zu vermehrten Nebenwirkungen im Bereich des Magen-Darm-Trakts führt.

Wirkungsmechanismus
Die schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung der Acetylsalicylsäure beruht auf einer Hemmung der Cyclooxygenasen. Hierbei handelt es sich um Enzyme, die unter anderem für die Bildung von Prostaglandinen zuständig sind. Die Prostaglandine sind an verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt; eine wichtige Rolle spielen sie bei der Entstehung von Schmerzen, Fieber und entzündlichen Vorgängen.Neben der Hemmung der Prostaglandinsynthese, wird durch die Acetylsalicylsäure auch die Bildung von Thromboxan A2 gehemmt. Thromboxan A2 wird ebenfalls von den Cyclooxygenasen gebildet und ist ein Bestandteil der Blutplättchen. Durch die Hemmung des Thromboxans A2 wird das Zusammenballen der Blutplättchen gehemmt, wodurch die Gefahr des Auftretens von Thrombosen, also akuten Gefäßverschlüssen, reduziert wird.

Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen der Acetylsalicylsäure betreffen den Magen. Es kann hierbei zu Sodbrennen, Magenschmerzen und Blutungen der Magenschleimhaut kommen. Bei den Blutungen der Magenschleimhaut wird von Mikroblutungen gesprochen, womit kleinste Blutungen gemeint sind, die in der Regel ungefährlich sind. Bei Einnahme erhöhter Dosierung von Acetylsalicylsäure vermehrt sich aber das Risiko für das Auftreten von stärkeren Blutungen. In seltenen Fällen können die Blutungen im Bereich des Magens durch Verlust des im roten Blutfarbstoffs gebundenen Eisens zu einer Eisenmangelanämie führen.

Werden erhöhte Dosierungen über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann es ferner zu Sehstörungen, Ohrensausen, vermindertem Hörvermögen, Schwindel und Übelkeit kommen. Nach Reduzierung der Dosis sind diese Nebenwirkungen aber in der Regel rückläufig.Als weitere Nebenwirkung der Acetylsalicylsäure kann es zur Verminderung der Harnsäureausscheidung kommen, wodurch bei Gichtpatienten die Gefahr eines Gichtanfalls erhöht wird.

Ferner können allergische Reaktionen auftreten, die sich beispielsweise in Form von Hautausschlägen oder Atemwegsverkrampfungen äußern. Zusätzlich kann das so genannte Analgetikaasthma auftreten, wobei entsprechend vorbelastete Patienten durch die Abnahme der Prostaglandinkonzentration im Körper mit asthmaähnlichen Verkrampfungen der Atemwege reagieren.

Bei Kindern und Jugendlichen kann, besonders in Verbindung mit viralen Infekten, als Nebenwirkung das sehr seltene Reye-Syndrom auftreten. Bei dem Reye-Syndrom, das eine hohe Sterblichkeit aufweist, kommt es zu Erkrankungen des Gehirns und zu Leberschädigungen. Die genauen Zusammenhänge des Reye-Syndroms als Nebenwirkung der Acetylsalicylsäure sind nicht geklärt, allerdings werden genetische Vorbelastungen der Betroffenen vermutet.
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Der Blutverdünnende Effekt ist wohl bei Niedrigdosierung über längere Zeit unbedenklich!

Grüße
Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
14.04.2002 11:31
Schön den Beipackzettel abgetippt. )

Aber letztendlich ist es ein Medikament, welches auch gerinnungshemmend wirkt.

Und wer meint nur mit Drogen, Medikamenten usw. tauchen kann, der sollte es lieber sein lassen, oder sich schonmal einen Platz im Krankenhaus/Dekokammer reservieren.

Auch sind die Wechselwirkungen von fast allen Medikamenten im Zusammenhang mit Tauchen nicht erforscht.

Ich rede nicht nur von dem EINEM Aspirin, sondern von der profilaktischen längerfristigen Einnahme.


Zitate aus dem Beipackzettel:

- asthmaähnlichen Verkrampfungen der Atemwege
- Mikroblutungen gesprochen, womit kleinste Blutungen gemeint sind, die in der Regel ungefährlich
- Werden erhöhte Dosierungen über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann es ferner zu Sehstörungen, Ohrensausen, vermindertem Hörvermögen, Schwindel und Übelkeit kommen
- das Zusammenballen der Blutplättchen gehemmt (GERINNUNG bei Wunden)

All dies ist möglich.
Weißt du, ob bei dir nicht auch so was passieren kann???
Oder tust du das als "kalkuliertes Risiko" ab???

14.04.2002 14:17
Also ich kenne nur die regelmäßige und dauerhafte Anwendung von geringen Dosierungen ASS bei Patienten die eine Koronarerkrankung hinter sich gebracht haben.

Dies betrifft z.B. Patienten die aufgrund von Stenosen in den Koronararterien einen oder mehrere sog. Bypasse gelegt bekommen haben. Sie bekommen i.d.R. ASS verschrieben um einer Neubildung solcher Gefäßverengungen vorzubeugen.

Früher wurde ASS auch Tauchern empfohlen die leichte Symptome der sog. Taucherkrankheit z.B. Taucherflöhe aufwiesen. Heute haben sich jedoch die Anschauungen verändert. Es wird sofort mit Sauerstoff, Getränken und mit der Druckkammer behandelt.

Auch wenn ASS Rezeptfrei zu bekommen ist handelt es sich nicht um ein harmloses Medikament. Bei manchen Menschen kann es zu Lebensbedrohlichen unverträglichkeiten kommen. Bei dauereinnahme kann es zu Magenproblemen kommen oder bestehende Magenprobleme können damit drastisch verschlimmert werden.

Fazit:
Die profilaktische Einnahme von ASS gegen DCS ist Blödsinn. Erstens sollte man so vernünftig tauchen das ein schlechtes Gewissen nicht nötig ist und zweitens lässt sich das Blut auch durch ausreichendes Essen von Obst und die einnnahme von Getränken dünn halten. Im Notfall schließlich helfen nur noch Sauerstoff, Flüssigkeiten und die Druckkammer.
15.04.2002 00:22
Recht so Stefan!
Es heisst doch immer so schön: Die Relation von Wirkung und Nebenwirkung sollte gewahrt bleiben! Konservative, sprich gesundheitsschonende Tauchtechnik und Kreislaufstabilisation ist hier sicher vorzuziehen!
15.04.2002 13:01
Um das Ganze noch etwas weiter aufzuklären:

ASSmacht das Blut nicht flüssiger, das ist Oberquatsch!
Es wirkt als "Thrombozyten-Aggregationshemmer", verhindert also ein Zusammenklumpen der weissen Blutkörperchen, wie es bei einer evtl. Immunreaktion auf Gasblasen im Kreislauf geschehen würde. Somit könnte man damit theoretisch die Stabilität der entstehenden Blasen günstig beeinflussen. Theoretisch.

Aber wegzaubern kann man sie nicht. Genauso könnte ich vorbeugend Digitalis einwerfen, damit ich nie Herzprobleme bekomme. Oder mir als Kettenraucher schon mal prophylaktisch die Schenkel amputieren lassen, damit ich niemals Raucherbeine kriegen kann. ))

Eine prophylaktische Einnahme von ASS ist von allerlei Nebenwirkungen begleitet, die den Nutzen im Regelfall übersteigen würden.

Die längerfristige Einnahme von ASS birgt auf der Seite der Nebenwirkungen praktisch vor Allem die Gefahr von Magengeschwüren/ Magenblutungen, da der Wirkstoff den Eigenschutz den Magens ausschaltet.

Gut, wenn man denn meint, es beim Tauchen mit der Vernunft nicht so eng sehen zu müssen, weil man ja Tabletten einwirft - anders kann ich mir den Sinn solch einer unnötigen Medikation nicht vorstellen...es verleitet jedenfalls zu einer solchen Denke. >

Es ist nun einmal nicht _so_ einfach, die Gefahren zu kontrollieren - dazu gehört schon mehr als eine Pillenpackung!

Mat²
17.04.2002 17:25
Hallo zusammen!
ASS wird als Thrombozyten-Aggregationshemmer eingesetzt, d. h. Thrombozyten sind die Blutblättchen. Sie lösen bei einer Verletzung den Beginn der Blutgerinnung aus. Um diese Bereitschaft der Blutblättchen etwas herabzusetzen, gibt man ASS.
Der Ausdruck "Blutverdünnung" ist laienhaft und medizinisch nicht korrekt. Der Laie versteht unter "Blutverdünnung" eine Herabsetzung des Gerinnungspotentials des Blutes. Bei manchen Krankheiten, z.B. nach Herzinfarkt oder Thrombosen, ist die Gabe solcher Medikamente bisweilen nötig. Wer solche "Blutverdünner"-Medikamente nimmt, sollte nicht tauchen. Das wurde in der Vergangenheit hier schon zur Genüge besprochen.
ASS prophylaktisch vor dem Tauchen zu nehmen, ist nicht nötig!! Es ist ein Medikament (!) und kein Nutschbonbon.
Beste Grüße
Kalle
18.04.2002 13:30
Es iss keen Nutschbonbon und leeder ooch keen Knutschbonbon. Scheeen das Du des alles nachgwatscht was oben jeschrieben is.
16.08.2002 16:15
Aspirin einzunehmen vor dem Fliegen zur Verringerung der Trombosegefahr nützt auch nix!

Ich muss nach einer Lungenembolie (kam aber nicht vom Tauchen!) z.Z. wirklich ein Blutverdünnendes Mittel einnehmen (Marcoumar) und mein Arzt hat dringend vom Tauchen abgeraten! - noch nicht mal schnorcheln auf 3m Tiefe liegt drin...
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