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Apnoetauchen nach Gerätetauchen - medizinischer Hintergrund

Hallo
Irgendwie stehe ich gerade auf dem Schlauch,habe eigentl. eine Anfängerfrage, aber ich komme grad echt nicht auf die Antwort:

Genau wie Fliegen, Sport treiben soll man nach einem Tauchgang ja auch keine Apnoe-Tauchgänge machen, weil noch Reststickstoff, also Mikrogasbläschen im Körper sind. Während dem Apnoe Tauchgang werden die Bläschen komprimiert, wandern mit dem Blutkreislauf weiter in evtl. engere Blutgefäße und könnten diese dann beim Auftauchen, wenn sie sich ausdehnen, verstopfen. Soweit richtig? Jetzt aber meine Frage: Beim Auftauchen sind die Bläschen ja eigentlich wieder in der "Ursprungsgröße". Wenn ich ganz normal an der Oberfläche bleiben würde, würden diese Bläschen doch genauso mit dem Blutkreislauf "mitwandern" und irgendwann zu den kleineren Gefäßen gelangen? Klar-sobald sie zur Lunge kommen, werden sie abgeatmet, aber wenn sie auf dem Weg dorthin durch kleinere Gefäße gehen? Was genau ist also der Grund, warum man nicht Apnoe tauchen soll nach dem TG?

2. Frage: Nach einem Tauchunfall wird geraten, sofern das Opfer bewusstlos ist, Flüssigkeit zu geben, um das Blut dünnflüssiger zu machen, dass es eher zur Lunge gelangt, wo der Stickstoff abgeatmet wird. Gleichzeitig wird aber abgeraten, nach dem Tauchen den Kreislauf anzuregen, z.B durch Sport (Joggen etc). Außerdem soll man auch nicht heiß duschen. Warum? Dadurch weiten sich die Gefäße doch und der Stickstoff könnte noch besser abtransportiert werden?

Die Fragen gehen alle in die gleiche Richtung, wäre nett, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte ;)
Lg
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EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
22.04.2012 18:41
Mit dem Wissen eines Interessierten Leihen gesprochen: Das Problem ist, dass die Mikroblasen, die z. B. im Lungenfilter "hängen", auf eine Größe komprimiert werden, in der sie den Lungenfilter passieren können und dann im arteriellen System wieder expandieren. Normalerweise entstehen nicht symptomatische Mikoblasen im venösen System, d. h. der Aderquerschnitt wird bis zum Herzen immer größer und nicht kleiner. Das arterielle System bleibt dagegen blasenfrei.
22.04.2012 19:26
Durch Joggen fließt wird das Blut schneller gepumpt, dadurch steig tdas DCS Risiko durch Blasenbildung an Unregelmäßigkeiten der Gefäße (Plaques, Stents, usw.)
22.04.2012 19:43
Außerdem steigt durch Sport oder heißes Duschen die Körpertemperatur. Dadurch werden einerseits die Gasbläschen größer, und das Lösungsvermögen für Gase ist in wärmeren Flüssigkeiten geringer... zumindest sagt das die Physik... man korrigiere mich, wenn ich irre!
NikolausAOWD 100 TG
22.04.2012 21:21
Wer rät einem Bewußtlosen Flüssigkeit zu geben?
Ich halte das für gefährlich, da Bewußtlose nicht schlucken und daher die Flüssigkeit einatmen können.
22.04.2012 22:03
oh, Fehler von mir: Es sollte natürlich heißen: "sofern das Opfer nicht bewusstlos ist"
Nikolaus hat natürlich recht, einem Bewusstlosen Flüssigkeit einzuführen ist natürlich Unsinn bzw. sehr gefährlich!

Exil: Danke für die Antwort, klingt schonmal ziemlich logisch ;)

Hat evtl. jemand noch eine Quelle oder Literaturempfehlung, wo man sich etwas tiefer einlesen kann?
Lg
23.04.2012 06:46
gucks du hier: http://www.gtuem.org/198/Tauchmedizin/Leitlinie_Tauchunfall.html
ramklovApnoeTL, TL**
23.04.2012 10:08
@ Terry335,

maßgeblich sind hier physikalische Sachverhalte, weniger medizinische.

Zur bildlichen darstellung des Zusammenhangs Gase und Gewebe, wird gerne eine Sprudelflasche genutzt. Stelle Dir vor, Dein Blut wäre so mit Stickstoff gelöst, wie das Sprudelwasser mit CO2. Wenn Du die Sprudelflasche schüttelst oder erwärmst wird das CO2 ausperlen und die Flasche beim Öffnen überschäumen. Machst Du sie ganz langsam auf entstehen wesentlich weniger und kleinere Blasen - und auch weniger Blasenkeime, an denen weitere Blasen entstehen. Das CO2 entweicht schließlich auch nur langsamer, nicht so deutlich sichtbar.

Ähnlich ist es beim Tauchen. Du willst den Stickstoff in der Regel nicht schnell sondern schonend, ohne spürbare Gasblasen, aus Deinem Blut raushaben.

Mit dem schnellen und häufigen Auf- und Abtauchen beim Apnoetauchen "schüttelst" Du Dein Blut kräftig durch und produzierst Blasen, die sich zu großen Blasen zusammenballen oder als Blasenkeime für Anlagerung von weiteren Gasen führen. In der Folge hast Du in sehr kurzer Zeit viele Blasen und vor allem große Blasen, die Gefäße verstopfen können. Die schnelle Produtkion von Gasblasen vermeidest Du auch, wenn Du direkt nach dem Tauchen eben nicht heiß duschst und Sport treibst.

Das von Dir genannte Verhalten von Gasblasen im Blut scheint etwas sehr an Vorstellungen von kleinen isolierten Luftballons im Blut zu haften. Echte Gasblasen stehen aber in Wechselwirkunt mit dem umgebenden Medium.

gruß ramklov
23.04.2012 13:22
"Mit dem schnellen und häufigen Auf- und Abtauchen beim Apnoetauchen "schüttelst" Du Dein Blut kräftig durch und produzierst Blasen,..."

Relevantes Schütteln zur Blasenbildung hast du eher bei einer heftigen Zodiakfahrt nach dem Tauchgang, aber nicht durch Auf- und Abtauchen.

Da sind die Druckbedingten Einflüsse auf die Blasengeometrie imho eine bessere Erklärung.

Zur Durchblutung: Starke Durchblutung hilft, die N2-Partialduckdifferenzen im Gewebe schneller aufzubauen: Das verstärkt einerseits die Aufsättigung (die tut nicht weh) aber auch die Entsättigung (das kann weh tun) entlang der Diffusionsgradienten (die Effekte von MatV sowie die Temperatureffekte kommen noch dazu). Hier hilft das klassische Modell besser zum Veranschalichen, als das Blasenmodell, denn Diffusion ist auch bei letzterem die Grundlage!
hketTL CMAS
24.04.2012 13:19
stell dir die Mikroblasen Problematik wie eine Sektflasche vor:
kalt und ruhig => Sekt perlt langsam aus
warm und schütteln => Flasche schäumt über

der Taucher der sich nach einem anspruchsvollen TG entspannt und seinem Körper Zeit gibt, wird ohne großes Risiko den angereicherten Stickstoff abatmen.

Sport bedeutet warm und schütteln
Sauna oder heiss duschen bedeutet viel warm
Apnoe bedeutet Flasche zuhalten (Druck) und schütteln
Arbeit (Flaschen den Berg zum Auto hochtragen) warm und schütteln

so gesehen ist das Deco Bierchen in der kühlen Bar eigentlich Medizin:
kühl, ruhig, Flüssigkeit zuführen
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