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Apnoe bis zur Bewusstlosigkeit

Moin,

vor einiger Zeit wurde bei einer Diskussion in einem anderen Medium behauptet, man könne die Luft nicht willentlich bis zur Bewusstlosigkeit, bzw. Ohnmacht anhalten. Eher würde der Atemreflex einsetzen.

Ich spreche hier natürlich von Apnoe ohne vorheriger Hyperventilation!

Was sagt die anwesende Fachwelt dazu?

Gruß,

Rehlein
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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
27.03.2002 16:34
Der normalen Mensch wird nicht Bewustlos, sondern der Atemreflex wird vorher da sein.
Allerdings sieht es bei Hyperventilation anders aus. Auch wenn "Luftanhalten" trainiert wird, kann sich das ändern.
27.03.2002 16:37
Bewustlosigkeit und Ohnmacht ist meines Wissens nicht dasselbe. Es ist durchaus möglich die Luft willentlich solange anzuhalten, bis das Bewustsein kurzfristig ausfällt. In dieser Situation setzt beim gesunden Menschen die Spontanatmung ein.
Befindet sich die Person unter Wasser, atmet sie Wasser ein und kann ertrinken. Wird sie jedoch von einem Buddy sofort an die Oberfläche gerettet und auf den Rücken gedreht wird nach wenigen Sekunden das Bewustsein zurückkehren. Diese Bewustlosigkeit kann spontan ohne Vorwarnung einsetzen.

Daher ist der Trainingspool ein gefährlicher Ort, der nicht unterschätzt werden darf. Hierfür gibt es die Regel das Apnoe-Streckentauchgänge mit mehr als 25 Meter Strecke grundsätzlich durch einen Buddy zu sichern sind. Das gilt auch für statische Zeittauchübungen. In den letzten Jahren hat es immer wieder schwerwiegende Poolunfälle gegeben die einigen Apnoeisten das Leben gekostet haben.

Eine Ohnmacht die z.B. durch schwere äußere Schläge verursacht wird kann auch mit einem Atmungs- und Herzkreilauf Stillstand einhergehen. Ohnmächtige Personen kommen häufig ohne Medikamentenverabreichung nicht mehr zu Bewustsein.
KatharinaTrainer C/ ***
27.03.2002 18:56
Das hat was mit dem CO2-Spiegel im Körper zu tun: Ein Anstieg des CO2-Gehalts löst den Atemreiz, also die Botschaft" O2 nimmt ab - bitte Sauerstoff-Nachschub!" aus.
Wenn man vor dem Apnoe-Tauchen hyperventiliert, wird dadurch der CO2-Gehalt im Körper abgesenkt. Bis der dann wieder soweit angestiegen ist, dass die Atemreiz ausgelöst wird, liegt aber schon Sauerstoffmangel vor, was die Ohnmacht verursacht. Beim Schnorcheln oder Apnoe-Tauchen (für Taucher, die mal so abtauchen wollen bzw. beim Pooltraining, fürs "richtige" Apnoe gilt sicher was anderes, denn das wirds ja trainiert) sollte man maximal 3-4 mal tief Luft holen.
@Stefan: Laut Medizin-Duden ist eine "Ohnmacht" (Synkope) eine plötzliche und kurzzeitige Sache, bedingt durch einen Durchblutungsmangel (entspricht Sauerstoffmangel) des Gehirns. Bewusstlosigkeit ist eine auf einer Störung im Hirnstamm beruhende Ausschaltung des Bewusstseins, die nach Grad und Tiefe (bis zum Koma) unterschieden wird.
HarryCMAS*** usw.
27.03.2002 19:50
Literaturhinweis: "Asterix in Spanien"
))

harry
28.03.2002 01:02
Sind ja schon einige richtige dinge geklaert worden. hauptproblem beim apnoe tauchen (nur bei tieftauchen).
1. desdo tiefer man geht reicht einem in der atemluft der vorhandene sauerstoff aus auch wenn dieser an der oberflaeche bereits einen kritischen wert erreicht hat. (vergleich trimix O2 level gesenkt aber erst ab xxm atembar). wie bereits geschrieben hat der atemreiz allerdings nur mit dem CO2 level zutun (laesst sich relativ einfach wegtrainieren). durch das auftauchen, bei dem der O2 gehalt weiter absinkt sowie der druck wieder zunimmt, kommt es nun zu einer unterversorgung des gehirns mit O2 und einem blackout.
geht sehr schnell. also pech gehabt und lieber nen anderen mitnehmen
28.03.2002 09:20
Ach so, also ist der CO2-Spiegel für den Atemreiz verantwortlich - wer hätte das gedacht

Junx und Mädelz: warum wir nach dem Luftanhalten wieder anfangen zu atmen, weiß ich selber, das steht in jedem Lehrheftchen und natürlich im "Asterix in Atlantis". Was mich interessiert ist, wem beim Luftanhalten über oder unter Wasser schon mal das Licht ausgegangen ist.
28.03.2002 09:27
Vielen Dank für die Info Katharina,

ich habe nur das wieder gegeben, was mir bei einem Apnoe Tauchseminar, zu diesem Thema vermittelt wurde. Fakt ist das, aus welchen Gründen auch immer, bekannte Apnoeisten im Schwimmbad beim Training ertrunken sind.

Ich selber achte beim Training sorgfältig darauf das sich alle Teilnehmer beim Streckentauchen über 25 Meter paarweise sichern. Einer bleibt an der Wasseroberfläche während der andere taucht.

Auch von unserem Verein hat jemand einen Schwimmbadblackout nach 75 Meter Tauchstrecke erlitten. Sehr ehrgeizige Apnoetaucher unterdrücken bewust den Atemreiz in dem sie stark dagegen ankämpfen. Dabei kann es nunmal zu einem Blackout auch ohne Hyperventilation kommen. Dieser Blackout kann auch noch etliche Sekunden nach dem Ende des Tauchgangs auftreten.
28.03.2002 09:40
>Sehr ehrgeizige Apnoetaucher unterdrücken bewust den Atemreiz in dem
>sie stark dagegen ankämpfen

Ist ja auch von Vorteil, so lange der Kopf unter Wasser ist
KatharinaTrainer C/ ***
28.03.2002 11:21
Rehlein, probier doch mal den alten Trick aus, den bestimmt viele Schülergenerationen schon gemacht haben:
Wir haben uns als Teenies früher in der Umkleide nach dem Schulsport gegenseitig in Ohnmacht versetzt: Einer hält die Luft an und Nase zu und atmet aus, währnd von hinten ein anderer stark mit beiden Armen gegen Brustkorb und Solarplexus drückt. Es folgt eine Ohnmacht für ein paar Sekunden mit himlischen Gefühlen. Es gab deswegen ziemlichen Ärger mit der Schulleitung, denn es ist angeblich gefährlich... die medizinische Erklärung hab ich aber leider nicht...
28.03.2002 11:28
hmmm, also wir haben früher in den Umkleidekabinen .... Na ja, wenn`s schön macht
28.03.2002 23:25
Zur obigen Frage: "Apnoe bis zur Bewusstlosigkeit"

Hallo alle zusammen!

Stefan hat zwar gesagt ich bin ein Angeber, habe aber trotzdem einen Beitrag zu diesem Thema ))
(Nicht böse gemeint)

Auch ohne Hyperventilation kann ein Blackout einsetzten. Z.B beim Apnoe abtauchen werden durch den steigenden Umgebungsdruck vermehrt O2 Molekühle gelöst und der PO2 steigt an. Es steht also in der Tiefe genügend Sauerstoff zur Verfügung. Beim Auftauchen, besonders bei den letzten Metern, fällt der PO2 stark ab und dadurch kann es ohne Atemreiz zu einem Blackout kommen. Auch wie bereits erwähnt auch nach dem Apnoetauchgang. Einziges Anzeichen kannn ein Körperzucken sein, auch Samba genannt. Also nie ohne Sicherung - Auch nicht in der Badewanne
Wenn man regelmässig Apnoe taucht, insbesondere Static (Zeittauchen) dann werden andauernd die Chemorezeptoren, die den Atemreiz steuern, gereizt. Dass bedeutet, sie werden unempfindlicher. Zwar erreicht man eine wesentlich höhere Zeit, dafür arbeitet die "Alarmanlage" nicht mehr so zuverlässig. Und schon haben wir wieder einen Blackout, ohne Hyperventilation.
Nach neusten medizinischen Erkenntnissen steigt der CO2 Spiegel, der dem Atenreiz auslöst, in der Tiefe nicht in den gleichen Verhältnis an, wie der O2 Spiegel abnimmt. Medizinisch noch nicht eindeutig erklärbar, eventuell wird aber das CO2 in den Geweben kurzfristik eingelagert. Also noch ein Punkt, der für einen Blackout förderlich ist.

Die Praktik von Katharina habe ich zwar auch in der Schule gesehen - Hat mir aber Angst gemacht bzw. habe ich mich nie getraut.

Grüsse,

Tom
06.06.2003 15:11
an Alle:
Gestern Abend habe ich beim Training selber "Samba" getanzt und Glück gehabt.
Der Abend lief wie folgt ab:
- 1000m Flossenschwimmen zu warm werden
- mehrmaliges 25m Streckentauchen 1:00 - 1:30min
- 25m non limit - bis 2:40min
- 2 x Zeittauchen 3:00
- Streckentauchen 50m (ganz ruhig)
da mir jetzt nach insg. 35 min noch nicht kalt war tauchte ich die 50m mit Wende (natürlich mit Ansage
- 50m ohne Problem, Wende, nach 70m wegen Atemnot auftauchen, jetzt setzt starkes Zittern ein, was sich aber nach ca. 3 sek. legte. Weder war mir schwindelig, noch hatte ich das Bedürfniss schnell hechelnd nach Luft zu schnappen sondern atmete ganz normal.
All dies ohne vorher zu hyperventilieren.

Selbstverständlich werde ich auch weiterhin Apnoe Tauchen, weil es absolut geil ist nichts schöneres gibt als sich unter Wasser zu entspannen.

Gruß @ All
Deko 1
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