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Anfänger - Luft nie anhalten - Tarieren

Hallo

Ich habe vor kurzem den Level 1 Kurs gemacht und habe folgende Fragen:
1.
Warum darf bei gleichbleibender Tiefe, die Luft nie angehalten werden ? Ist es einfach eine Grundregel, dass man immer atmen - zumindest ausatmen - soll oder kann es auch bei absolut gleicher Tiefe schädlich sein ?

2.
Beim Tarieren...
(Ich war bis jetzt nie tiefer als ca. 4m)
Wenn ich beim tarieren mit der Lunge nach oben möchte, atme ich mehr Luft ein als beim normalen Atmungsvorgang... somit vergrössert sich das Volumen der Lunge. Nun habe ich das Problem, dass ich automatisch wieder ca. die selbe Menge ausatmen möchte. (Somit würde sich das Volumen wieder verkleinern und ich sinke wieder) Um das zu vermeiden, atme ich stark ein, wenig aus und dann wieder normal weiter.

Dieser Vorgang kommt mir nicht sehr relaxed vor. Zu Beginn ist es sogar eine Anstrengung.
Ist das ein typischer Anfängerfehler ?
Oder muss das so gemacht werden?

Besten Dank für eure Hilfe !

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tl3Instructor Trainer
25.09.2007 00:56
1.Es geht nicht unbedingt um dürfen, sondern um sollen.
Die Normale Atmung an Land ist: Einatmen – Ausatmen – Pause, Einatmen – Ausatmen – Pause, usw.
Und diesen Atemrhythmus solltest du UW auch beibehalten.
Außerdem hat das den Vorteil, das du als Anfänger nie mit voller Lunge auftauchst.



2. Falsche Atmung (siehe Punkt 1).
Wenn du ausgeatmet tauchst, hast du das Problem nicht.
Mit deiner Methode hast du die doppelte Arschkarte.
Du musst die Lungen mehr als normal befüllen und verringerst durch dein auftauchen auch noch den Umgebungsdruck, wobei sich die Luft in den Lungen ausdehnt und sie noch mehr füllt.
Das kann sehr schnell zu einem Lungenüberdruchunfall führen.
Besonders in so geringen Tiefen.
Außerdem brauchst du so mehr Blei.

„Ist das ein typischer Anfängerfehler ?“
Ich habe auch schon fortgeschrittene Anfänger gesehen, die so zu tarieren versuchen.
Es ist wichtig, das du es von Anfang an richtig lernst.

„Oder muss das so gemacht werden?“
Nein

TL3
25.09.2007 08:57
Du hast in der Theorie den Auftrieb mitgekommen? Beim normalem Atmen brauchst du in etwa 0.5 lt Luft. Atmest du stark ein, brauchst du schnell 2 - 3 kg mehr Blei, weil du ja 2 - 3 lt/Luft mehr einatmest. Dadurch wird für dich das Tarieren noch schwieriger. Versuche ruhig ein- und auszuatmen und nicht wie ein Pferd zu schnaufen.

Und was dir tl3 gesagt hat, ist absolut richtig. Versuche dir das so schnell wie möglich anzugewöhnen. gute Luft
25.09.2007 09:28
Danke für eure Antworten !

1. Mir ist schon klar, dass immer geatmet werden soll. Die Frage habe ich nur gestellt um sich zu gehen, dass ich die Theorie richtig verstanden habe. Ist es richtig, dass es bei absolut gleichbleibender Tiefe kein Problem wäre, wenn nicht geatmet wird ?

2. Das hab ich soweit verstanden, nur.. wie wird dann richtig nur mit der Lunge tariert ?

Up & DownVergessen
25.09.2007 09:40
allo Samuel,

es gibt noch einige weitere Punkte die in deine fragen mit hereinspiele, wobei tl3 schon das wihtigste genannt hat!

Es wäre auf gleichbleibender Tiefe kein Problem, wenn Du nicht atmen würdest! Wie tl3 schon schrieb, es ist vor allem auch eine Übung dahingehend, das man (Taucher) immer atmet, um keinen Reflex zu erzeugen, z.B. in einer Notsituation (Notaufstieg -> Stichwort sich ausdehnende Luft!) die Luft anzuhalten.

Weiterhin bleibt zu sagen, dass es auf den ersten Metern am schwierigsten ist, überhaupt zu tarieren, weil das Druck/Volumen-Verhältnis hier die grössten Änderungen erfährt. Mit zunehmder Tiefe wird das Tarieren dann leichter. Du wirst mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich mit über die Lunge tarieren lässt, da es ja immer einen leichten Verzögerungseffekt gibt und man selbst herausfinden muss, wie es sich verhält. Ferner wirst Du lernen mit deiner Atmung "zu spielen", will heissen, Du wirst mal mehr oder mal weniger stark ein- und ausatmen und so deine Wasserlage beeinflussen!

Aber für all diese Sachen bedarf es vor allem eines: Zeit und Übung.

Viel Spass weiterhin beim Tauchen
25.09.2007 09:49
Vielen Dank !

Ich konnte es mir physikalisch vorstellen, dass es auf den ersten Metern am schwierigsten ist. Deshalb habe ich erwähnt, dass ich bis jetzt nie tiefer als ca. 4m getaucht bin.

"Ferner wirst Du lernen mit deiner Atmung "zu spielen", will heissen, Du wirst mal mehr oder mal weniger stark ein- und ausatmen und so deine Wasserlage beeinflussen!"

So habe ich bis jetzt auch gemacht.. nur ist das für mich nicht mehr "100%" relaxed.

tl3Instructor Trainer
25.09.2007 09:55
@Samuel Wohlgemuth

„Das hab ich soweit verstanden, nur.. wie wird dann richtig nur mit der Lunge tariert ?“
Gar nicht. Und erst recht nicht richtig.
Du kannst nicht nur mit der Lunge tarieren. Es wird grundsätzlich mit den Jacket tariert.
Du kannst nur eine „Feintarierung“ mit der mit der Lunge machen.
Wenn du zu viel mit der Lunge tarierst, wirst du nie entspannt ein- und ausatmen können.

TL3
25.09.2007 09:58
Du willst ja meist auch auf einer Höhe bleiben, also wenn du deine Tarierung gefunden hast, wirst du gleichmäßig atmen. Und nicht ständig "spielen". Und nicht atmen geht eh nur kurzfristig oder willst du Apnoe mit Gerät machen? Bei Wechselatmung machst du ja auch Atempausen. Anstrengend sollte es nicht sein, kurzzeitig mal die Luft anzuhalten. Üben würde ich sowas allerdings immer über Wasser. Grundsätzlich atmet man als Taucher gleichmäßig langsam ein und aus. Bei richtiger Bleimenge ist es möglich, z.B. mal kurzzeitig 1 m höher zu tauchen und wieder abzusinken nur mit Lungentarierung. Aber das macht man ja nicht dauernd, sonst wäre das schon anstrengend und nicht mehr relaxed.

Die Regel nicht die Luft anzuhalten hat im Wesentlichen was mit Übung zu tun und somit im Notfall d.h. Aufstieg ohne Luft immer automatisch auszuatmen. Natürlich schades es nicht, mal kurzzeitig die Luft anzuhalten um zu tarieren. Aber wir reden hier über ein 1-2 Sekunden.

25.09.2007 12:01
Samuel Wohlgemuth schrieb in seinem ersten Beitrag: "Wenn ich beim tarieren mit der Lunge nach oben möchte, atme ich mehr Luft ein als beim normalen Atmungsvorgang... Nun habe ich das Problem, dass ich automatisch wieder ca. die selbe Menge ausatmen möchte. (Somit würde sich das Volumen wieder verkleinern und ich sinke wieder)"

Der Denkfehler hierbei ist meines Erachtens, dass die Luft im Jacket nicht in die Überlegung einbezogen wird. Gerade im niedrigen Tiefen reicht schon ein geringes Höhersteigen, um das Luftvolumen im Jacket so zu vergrößern, dass man oft Luft ablassen muss, um nicht ganz nach oben befördert zu werden.
Tarieren mit der Lunge eignet sich grundsätzlich nur um ein Aufsteigen oder Absinken einzuleiten, bzw., um kurzfristig die Tiefe etwas zu verändern.
Alles andere wäre zu anstrengend und zu riskant.

Gruß
Bert
25.09.2007 16:42
@ tl3 und Bert
Grundsätzlich kann man schon nur über Lunge und Schwimmlage tarieren. Bei meinem ersten Tauchkurs 1989 wurden die Anfänger noch ohne Jacket oder Klodeckel ins Wasser geschmissen - schnell verdientes Geld für die "Tauchschule".
Natürlich habt Ihr trotzdem Recht, dass kein vernünftiger Mensch seine Lunge zum groben Tarieren missbraucht, anstatt das Jacket zu benutzen.
25.09.2007 19:29
@Bert: "Gerade im niedrigen Tiefen reicht schon ein geringes Höhersteigen, um das Luftvolumen im Jacket so zu vergrößern, dass man oft Luft ablassen muss, um nicht ganz nach oben befördert zu werden."

Äh... also mit wieviel Luft im Jacket tauchst Du denn so?

Gerade wenn man nur flach taucht, sollte das Jacket nahezu leer sein (denn es gibt ja keine Kompression des Neoprens auszugleichen).

Aber selbst wenn man sagen wir mal auf 4m Tiefe einen Liter Luft im Jacket hat: Dann stiege das Luftvolumen im Jacket beim Aufsteigen auf 2m gerade mal um 167ml - das liesse sich noch total locker per Lungenvolumen ausgleichen! (selbst in Ruhe atmet man ca. 500ml ein/aus)

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich beim Shorty-Tauchen in tropischen Gefilden zwischen ca. 15m und 0m Tiefe eigentlich immer nur über Lunge tariere und das Jacket einfach leer lasse... finde ich bequemer als dauerndes Inflator-nesteln...
25.09.2007 20:18
@niemand bestimmtes

Prinzipiell stimme ich Dir zu. Aber meist tauchen gerade Anfänger mit zuviel Blei und somit auch viel Luft im Jacket.

Gruß
Bert
tl3Instructor Trainer
26.09.2007 02:03
@Michael aus MG
Ja, ja, die gute alte Zeit.

Bei meinen ersten Freigewässer TG in Kroatien hatte ich zwar schon einen Klodeckel zum Tarieren, aber keinen Infaltorschlauch. Tarieren ging nur oral. Und für den Notfall hatte man ja die 0,5l Notflasche für den Notaufstieg.
Auch hatte ich kein Fini.
Nur erste und zweite Stufe. Wenn man keine Luft mehr bekommen hat, hat man seine Reserve gezogen. Auch über Deko brauchte man sich keine Gedanken machen, weil die wenigsten Taucher Taucheruhr und Tiefenmesser dabei hatten.
Und wenn man noch dem ersten TG mit Kopfschmerzen aufgetaucht ist, lag es in der Regel an den 15-20 Bieren vom Vorabend.
Auch war es durchaus üblich, zwischen den TG eine Flasche Rotwein als „Dekowasser“ kreisen zu lassen, wobei der erste Schluck immer ins Wasser gegossen wurde. Um Poseidon für ein gesundes auftauchen zu danken.

Nur, wollen wir solche Zeiten wirklich zurück haben?

TL3
26.09.2007 08:17
@ TL3
Deine Beschreibung passt zu meinen (durchaus nicht nur positiven) Erinnerungen. Ich habe bestimmt keine Sehnsucht nach der Ausrüstung und den Tauchpraktiken "von damals". Ich wundere mich halt nur manchmal, dass heute schon in der Badewanne zwei erste + zweite Stufen nötig sein sollen, um nicht zu ertrinken oder dass man hunderte von TG brauchen soll, um die hohe Kunst der Tarierung zu erlernen.
DeichgeistTaucher
26.09.2007 08:27
@Samuel

Das oben gesagte ist alles richtig. Ein Aspekt des "Eingeatmet tauchen" wurde allerdings bisher noch nicht genannt:

Gerade wenn du beginnst in größere Tiefen abzusteigen und vorwiegend im eingeatmeten Zustand (auch auf konstanter Tiefe) tauchst besteht die latente Möglichkeit einer CO2 Vergiftung (z.B. durch ein Essouflement). Dabei "sammelt" sich CO2 im Blutkreislauf und bei erhöhtem Umgebungsdruck, unterstützt durch z.B. Anstrengung bekommst du das Gefühl einer Atemnot.
Der erhöhte CO2 Spiegel kann in einigen Fällen auch zu Kopfschmerzen nach dem Tauchgang führen. Also auch mein Rat: Üben und nochmals Üben und bewusst atmen, bis es dir das richtige Atmen in Fleisch und Blut übergeht. Es kann gut sein, dass du dabei feststellst, das du zum Tauchen einiges an Blei weniger benötigst.

Gruß Clemens
tl3Instructor Trainer
26.09.2007 10:38
@Deichgeist

Mhhhhh, interessante Theorie.

Aber ich befürchte, das du da etwas durcheinander gebracht hast

Aber dein Tipp mit dem üben ist richtig.
DeichgeistTaucher
26.09.2007 19:40
Ich hoffe nicht, dass ich da was durcheinander gebracht habe:

Sparatmung führt zu CO2 Anreicherung. CO2 Anreicherung führt zur Gefäßveränderung im Kopf mit (möglicher) Folge Kopfschmerzen. Auch ein erhöhter CO2-Partialdruck kann ähnliche folgen haben.
Wenn dann noch Anstrengung, fehlerhafte Ausrüstung, untraininert und all das zusammen kommt besteht die erhöhte Möglichkeit eines Essouflements... (meine ich). Aber korrigiert mich,m wenn ich falsch liege!

Hier mal klicken: http://www.tauchen.de/medizin/template.php?id=26

Gruß Clemens
tl3Instructor Trainer
27.09.2007 02:03
@Deichgeist

Ja, so kann das Sinn machen.
Eine Sparatmung kann zu Kopfschmerzen führen.

Nur habe ich das eingeatmete tauchen nicht mit Sparatmung in Verbindung gebracht.
Eingeatmet tauchen heißt erst mal, falsche Atmung (einatmen – Pause, ausatmen – einatmen – Pause).
Und das ändert nicht wirklich den CO2 Haushalt im Körper.

TL3
27.09.2007 10:53
Ich habe vor einiger Zeit mal zu Hause ausprobiert, wie sich die von TL3 beschriebene falsche Atmung (einatmen – Pause, ausatmen – einatmen – Pause, wobei die Pausen enden, sobald der Atemreiz einsetzt) auf den Luftverbrauch auswirkt. Ergebnis: Atemminutenvolumen 5-6l (über 30 min.)und damit weniger als die Hälfte von dem Luftverbrauch, den ich bei ganz ruhigen TG bei normaler Atmung habe. Gibt es eigentlich irgendwelche systematischen Untersuchungen, ob und wie der Luftverbrauch mit der Atemtechnik zusammenhängt?
Bitte nicht falsch verstehen - auch ich bin davon überzeugt, dass Experimente mit angehaltener Luft beim Tauchen aus den oben genannten Gründen (höherer Bleibedarf, höheres Risiko von Überdruckverletzungen, ev. Kopfschmerzen) unterbleiben sollten. Entspanntes Tauchen und Luftanhalten passt sowieso nicht gut zusammen.
DeichgeistTaucher
27.09.2007 14:02
Genau das war auch mein (gefühlter) Ansatz:

Das Tauchen im eingeatmeten Zustand ist die Grundlage für Sparatmung: Sparatmung findet (vermutlich) fast immer im eingeatmeten Zustand statt. Das könnte durchaus rein psychologisch bedingt sein. Ich persönlich würde für mich daraus ableiten: Tauchen im eingeatmeten Zustand ermöglicht eher die Sparatmung; mit allen bekannten Folgen. Umgekehrt, also Sparatmung im ausgeatmeten Zustand halte ich für eher unwahrscheinlich. Demnach wäre die falsche Atemtechnik durchaus mit der Gefahr einer CO2-"Vergiftung"in Verbindung zu bringen.
Allerdings sind mir bisher keine Studien bekannt die das wissenschaftlich fundiert untersucht hätten. Vielleicht weiss ja jemand von euch Näheres.

Oder das T-Net-Redaktion-Team macht daraus mal nen Artikel für das DiveInside und befragt dazu anerkannte Experten

Gruß Clemens
Antwort