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Ab welcher Tiefe wirds gefährlich?

Hallo zusammen,
Ich habe den Sommer an der Ostsee dazu genutzt, ohne Flaschen oder sonstiges Gerät in der Ostsee zu tauchen. Mittlerweile bin komme ich relativ problemlos auf 10 m Tiefe. Nun kann man häufig lesen, daß bei Tauchgängen von mehr als 10 m Tiefe beim Auftauchen längere Ruhepausen nötig sind, damit man keine embolie bekommt. Gilt das auch bei sehr kurzen Tauchgängen von weniger als einer Minute, bei denen nicht geatmet wird?
Bitte nur gesicherte Antworten, mein Leben hängt davon ab
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14.08.2003 13:10
vor DCS (Dekokrankheit -> vergleich dazu http://www.taucher.net/lexikon ) bist als Apnoetaucher recht sicher. Nur wenn Du das als Extremsport betreibst, oder vorher mit Tauchgeraet tauchst, gibt`s u.U. Probleme.

Sorgen machen wuerde ich mir ueber das sog. Schwimmbad-Blackout. Gib das mal bei Google ein. Das erwischt Apnoe-Taucher voellig unerwartet (ganz besonders, wenn sie vorher ein paar mal ordentlich hyperventilieren, um laenger unten bleiben zu koennen). Beim Schwimmbad-Blackout wirst Du ohne Vorwarnung bewusstlos und Du ertrinkst. Apnoe deshalb immer nur als Partersport! Es reicht ja, wenn Deine Begleitung an der Oberflaeche schnorchelt, solange sie Dich im Auge hat!
14.08.2003 13:14
hi,
was du beschreibst ist Anope-tauchen.
dabei entsteht keine embolie da die eingeatmete Luft sich beim Abtauchen (wie die Lunge ) kompriemiert. Beim Auftauchen deht sich die Luft und die Lunge wieder aus.
anders ist es wenn du (egal auf welcher Tiefe) einen Atemzug machst. Die lunge deht sich auf normale ( etwas ) größe mit der eingeatmeten Luft aus. Beim Aufstieg dehnt sich diese Luft wieder aus und Dehnt die Lunge mit. Da diese ihre "Normale" größe ja schon mit dem Atemzug auf der Tiefe erreicht hat. Überdehnt man die Lunge = Embolie !
14.08.2003 13:18
So lange Du unter Wasser keine Pressluft atmest, die sich beim Auftauchen ausdehnen kann, wirst Du keine Embolie oder sonstige Lungenüberdruckverletzungen bekommen. Die Luft die Du vorher eingeatmet hast, kann sich beim Auftauchen ja nicht weiter ausdehnen als an der Oberfläche.

Allerdings kann es beim Apnoe-Tauchen (Tauchen ohne Gerät mit Luft anhalten) aufgrund von übermässiger Hyperventilation vor dem TG beim Auftauchen zu einem sog. Schwimmbad-/Flachwasser-Blackout kommen. Also Vorsicht mit Hyperventilieren!!!
14.08.2003 13:49
Jessica, wieso vor DCS sicher ?
Das Atemgas geht genauso in Loesung. Ich halte das mit dem "Ich-bekomm-kein-DCS" fuer Humbug und die meisten Zwischenfaelle a la Benjamin Franz die als "Schlaganfall" abgetan wurden fuer normales DCS.
14.08.2003 14:11
ich sagte "recht sicher".

nun, die menge N2, die sich im koerper beim hobby-apnoe loesen halte ich fuer nicht beachtenswert. schliesslich will das ja niemand 8 std. am stueck betreiben.
14.08.2003 14:18
@MichaW

Deine Aussage ist denke ich richtig.
Bei 10m würde ich aber behaupten, dass die Sättigung mit STickstoff eher zu vernachlässigen ist. Die professionellen Apnoe Tiefenjäger tauchen die letzten 20 m extrem langsam aus.
Als viel größeres Problem würde ich den Blackout
sehen. Also auch hier immer mit partner, der einem ggf. entgegentaucht und auf den letzten 8 m
begleitet. Auch ein Bojenseil bis zur gewünschten Tiefe ist von vorteil, macht die Suche nach einem Taucher einfacher, weil er sich auch im Fall eines Blackouts nicht sehr weit davon entfernt haben wird. Tieftauchen ist nicht ungefährlich, deshalb auch hier besser immer mit Partner.
14.08.2003 14:21
Also erstmal danke für eure Anregungen. Die "Sicherheit" beim Tauchen kommt daher, daß ich im Winter sehr oft schwimmen gehe und dabei auch immer ein paar Bahnen tauche. Die Geschichte mit dem Schwimmbadbalckout ist mir klar, daher tauche ich immer ohne vorher zu hyperventilieren.
Also ist im Prinzip nichts zu befürchten, wenn ich beim Tauchen die luft anhalte?
14.08.2003 14:23
sicher... aber weisst du, wieviel 1ml am stueck sind? das ist ne ziemliche menge (fuer ein blutgefaess betrachtet). Ich halte das fuer seeeehr unwahrscheinlich, dass jemand eine solche Blase zusammenkriegt, wenn er ein paar mal 10m tief Apnoe taucht. Ich wuerde das durchaus vernachlaessigen. So ab 20m (und das wiederholt), wuerde ich auch mal drueber nachdenken, wobei das vermutlich auch noch nicht reicht....
14.08.2003 15:04
@Micha

Es ist schlicht falsch, wenn Du sagst, dass Du auf der sicheren Seite bist, wenn nicht Hyperventilierst. Die meisten Apnoeisten arbeiten mit Konzentrationsübungen und Atemübungen um sich auf den tauchgang vorzubereiten. Ich bin da mit Sicherheit kein Spezialist. Aber bei meinen ersten Apnoe versuchen mit einem sehr erfahrenen Partner hat er mich explizit darauf hingewisen, dass der Atemreis in der Tiefe ein schmaler Grat zwischen "voll da" und "Blackout" ist.
Wenn Du Dein Wissen erweitern möchtest mach doch mal einen Lehrgang bei einem der Verbände mit.
Da kriegst Du von echten Profis gesagt was da unten passiert und was passieren kann.
Ist wirklich nicht schön 100 Meter vom Stand entfernt ohnmächtig an der Wasseroberfläche zu treiben, bauchlings oder rücklings ist eigentlich egal.
Denk mal drüber nach.

Grüße
Tim II

P.S. ich will es Dir echt nicht madig machen, aber
ich denke eine gute Vorbereitung ist hier ebenso wichtig, wie beim Gerätetauchen.
14.08.2003 15:14
@ Tim II
Ich habe bereits viel übers Apnoe Tauchen gelesen. Lehrgänge habe ich noch nicht mitgemacht aber ich will ja auch keine rekorde brechen. Meine Vorbereitung bestand darin, daß ich im Winter sehr viel in der Schwimmhalle geübt habe. 50m weit tauchen (Ohne hyperventilieren) ist für mich kein Problem. Klar gibts auch Leute, die 120m weit tauchen und 80m tief. Da will ich aber nicht hin.
Ich wollte nur die Frage klären, ob aufgrund der Tauchtiefe Stickstoff(?) aus dem Blut ausperlt, oder ob das Problem nur beim Gerätetauchen auftreten kann.
Gruß, Micha
14.08.2003 15:27
@Micha
Wie gesagt, Stickstoff halte ich für vernachlässigbar!
Strecke ist nicht gleich Tiefe!

Naja Deine Frage scheint beantwortet.
14.08.2003 16:37
@Micha

Der Blackout kann dich auch treffen, wenn du nicht hyperventilierst. Das trifft vorallem beim Apnoetieftauchen zu.

Beim Apnoe-2* hab ich gerlent, daß du ab 10m idR kaum einen Atemreiz verspüren wirst. Das hängt mit dem Zusammenspiel der o2 - co2 Partialdrücke zusammen. Beim Auftauchen ist es dann zu spät !

Erst Blackout, dann Atemreiz halte ich für sehr ungünstig, vorallem beim Solotauchen.

Mach `nen Kurs oder/und frag jemanden der sich damit gut auskennt.

Langes Leben
wünscht Tim
14.08.2003 16:49
ok, ich werd mir den Rat zu Herzen nehmen.
Gruß, Micha
15.08.2003 21:46
Moin allerseits,

@Tim: "ab 10m idR kaum einen Atemreiz verspüren wirst. Das hängt mit dem Zusammenspiel der o2 - co2 Partialdrücke zusammen."

kannst Du das mal erklären? Ich habe das so verstanden, daß der Körper kontinuierlich CO2 produziert und in die Lunge abgibt. Der CO2-Partialdruck hängt dann ab von der Menge des CO2 und dem momentanen Lungenvolumen, d.h. je tiefer ich bin, desto eher erreicht der ppCO2 den Punkt, wo ich atmen will. Sobald ich anfange, aufzusteigen, nimmt aber weil das Lungenvolumen wieder zunimmt der ppCO2 ab und der Atemreiz geht zurück.

Das paßt auch zu meinen eigenen spärlichen Erfahrungen beim Apnoe---sobald es wieder aufwärts geht, nimmt der Atemreiz ab. Wobei ich dabei aber nicht ausschließen will, daß das andere Ursachen hat.


Schönes Wochenende,

Benedikt
16.08.2003 11:23
@Benedikt

Ich bin bei diesem Thema KEIN Experte, ich habe nur einen Kurs besucht.

So wie du hab ich mir das Ganze voher auch vorgestellt.

Den fehlenden Atemreiz kann ich dir nicht richtig erklären. Der TL sagte mir irgendwas von Zusammenspiel pCO2 - pO2. und dass der Reiz nicht allein vom steigenden pCO2 ausgelöst wird.

Die Ohnmacht ist relativ einfach zu erklären. Beim Aufsteigen sinkt durch den Druckverlust der pO2 dramatisch und falls du Unten zuviel Luft verbraucht hast, schaltet der Körper unwichtige Funktionen wie zB das Bewustsein einfach ab.

so long

Tim
18.08.2003 11:27
Hai Tauchers!!!!
@ Benedikt und Tim.

Stimmt schon so rum.
Je tiefer du gehst desto weniger Atemreiz hast du.
Ab 30 M Tiefe ist dieser ganz weg.
Ab 30M fängt der Körper an das Sauerstoffreichste Blut ins Hirn zu pumpen, dadurch sagt dein Hirn:
Hab genug Sauerstoff, brauch nix also nix atmen.
Is ne dezentrale Schutzfunktion im Alltäglichen Wortschatz ist auch von einem babyreflex die Rede.
Geh mal ins Wasser und lege dein Gesicht zweimal 30 Sek. unter Wasser bevor du abtauchst, miss deinen Puls vor diese Übung und nach dieser Übung und du wirst sehen, dass dein Puls niedriger ist als vorher.
Dies ist die 1. Stufe des Reflexes.
Die zweite istdas Sauerstoffreiche Blut ins Hirn zu pumpen und die dritte ist das ab einer gewissen Tiefe sich auch deine Lunge mit Blut füllt.
Jeder Mensch hat diese Prozedur schon gemacht, solange man nicht im Reagenzglas gezeugt wurde.

Ich hoffe mal dass ich nix wesentliches vergessen hab, falls doch, bin ich für jeden Hinweis dankbar.
Gruss Mayo
19.08.2003 10:00
Moin allerseits,

@Tim: Bewußtlosigkeit durch O2-Mangel und fallenden ppO2 beim Auftauchen

das dachte ich wäre klar, aber danke für den Hinweis.

@Mayo: Babyreflex zweite und dritte Stufe

Das war mir tatsächlich neu (ich bin ja auch nur Warm-Flach-Klarwasser-Urlaubstaucher). Mir ist auch ehrlich gesagt nicht ganz klar, woher das sauerstoffreiche Blut kommen soll, wenn in der Lunge und im Blut der Sauerstoff "aufgebraucht" ist.

Daß sich ab ca. 60m (?) die Lunge mit Blut bzw. Plasma füllt, ist mir auch bekannt, sollte aber nach meinem Wissen auf den Unterdruck in der Lunge zurückzuführen sein, also nur beim Extrem-Apnoe auftreten. Irgendwie eine kranke Vorstellung...


Schönen Tag noch,

Benedikt
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