Harry,Diskussionen um Tiefenbegrenzungen enden meistens mit der Verdammung der sogenannten Tieftauchenden Personen durch Taucher die für sich eher den flacheren Bereich des Tauchens sehen. Die Tieftaucher bringen auch genügend Argumente dafür, dass ein Tiefenlimit am Problem vorbeigeht und nicht per se die Gefahr darstellt. Irgendwie kommen wir aber nie so richtig zusammen

Eine allg. Tiefenbegrenzung löst meiner Meinung nach keinesfalls das von dir angesprochene Problem. 30 mt in unseren Gewässern sind relativ tief: ein unerfahrener Taucher der bedingt durch äußere Einflüsse wie Kälte, Sicht, etc. ein erhöhtes AMV aufweist kann in dieser Tiefe - sogar ab 20 mt Bereich - je nach individueller Indikation - einen Tiefenrausch einfangen. Ein erfahrener Taucher wird in dieser Tiefe weniger dem N2 zum Opfer fallen - sei es Gewöhnung oder ein ruhigeres Tauchen an sich (AMV !!!).
Eine allg. Tiefenbegrenzung verführt doch auch zu der leichtfertigen Denkweise - jetzt ist die Tiefe reglementiert - also bin ich sicher. 30 mt um sich sicher zu fühlen wäre ein Vorschub für böse Unfälle: jeder TG in jedwelcher Tiefe, erfordert eine absolute Konzentration auf die Umgebung, den Körper und die Ausrüstung. Diese Denkweise gepaart mit einer etwas realistischeren Denkweise bezüglich eigenes Können - wäre eine Vorraussetzung um Tauchunfälle zu vermeiden.
30 mt in einem dunklen See, Oberfläche durch Sprungschicht nicht mehr wahrnehmbar sind doch eigentlich auch zu tief. Zumindest für den größten Anteil der Taucher, für die 40 - 50 mt zu tief sind. Was macht denn dieser Taucher im Extremfall bei einem Problem - panischer Notaufstieg.....und dafür sind auch 30 mt zuviel. Wie viele unter uns schaffen den die 30 mt in einer OOA Situation nach oben ? Und wie viele schaffen diese 30 mt noch in einigermaßen vernünftiger Geschwindigkeit ? Ich könnte mir denken, dass einige Mittaucher - obwohl Verfechter von Tiefenlimits dies noch gar nicht probiert haben..... wäre eigentlich ein Hinweis die Grenzen noch enger zu setzen.... also 10 mt sind genug, da müsste der Großteil der Leute wieder nach oben kommen...
Ich weiß zuwenig über die Tauchunfälle im Salzkammergut. Die Tauchunfälle hier am Walchensee der letzten 10 Jahre mit tödlichem Ausgang spielten sich (bis auf ein Taucherpaar - diese waren im 40mt Bereich) ausnahmslos im Bereich kleiner 30 mt ab. Ein böser Dekounfall (ohne tödlichem Ausgang) wurde von Tiefenjägern eingefahren. [Statistiken bringen uns hier nicht zum Kern des Problems - wenn ich es richtig im Kopf habe (leider gerade nicht greifbar) ist der Großteil der DAN Statistiken gefüllt mit Unfällen aus dem Flachbereich.]
Die Tiefendiskussion führt am Problem vorbei: Es gibt Taucher die sehr wohl in der Lage sind auch tiefe Tauchgänge zu meistern - nicht jeden Tag denn die individuelle Tagesverfassung spielt hier eine grosse Rolle (alleine dies zu bemerken gehört schon zur Vorraussetzung). Es gibt aber auch Taucher die auch in 20 mt in unseren Seen nichts verloren haben - ein Tiefenlimit würde dieses Problem verkleinern.
Je Tiefer ich tauche, desto enger ist der Spielraum für mögliche Fehler - dies unterschreibe ich ohne Vorbehalt. Angefangen bei der körperlichen Konstitution, der geistigen Einstellung - weiter zur korrekten Planung des TG's - mit für diese Tiefe adäquater Ausrüstung, des Beherrschens eben dieser Ausrüstung - und zwar auch in kritischen Momenten, das kennen und beherrschen von Notfallverfahren - sind hier Regeln zu beachten, ohne die ein jeder Tieftauchgang sehr gefährlich bis tödlich enden kann. Wie die gefährliche Tiefe hier zu definieren ist - liegt am einzelnen. Für einige Kameraden wäre dies sicher schon im 20 mt Bereich gegeben, für andere verschiebt sich die Grenze unterhalb der festgemauerten 40 mt.
Abschließend möchte ich noch einmal behaupten, dass jeder Tauchgang ein potentielles Risiko darstellt. Eine sichere Tiefe gibt es und wird es nicht geben. Dies sollte jedem Taucher absolut bewusst sein.
Safe Diving