Tauchen in Albanien – generelle Bewertung
Tauchen in Albanien – eine generelle Bewertung der Möglichkeiten:
Zum Abschluss meines vierjährigen, familiär bedingten Aufenthalts in Albanien möchte ich eine kurze Übersicht über die derzeitigen Tauchmöglichkeiten in diesem Lande einstellen, wie sie sich mir in der Zeit zwischen 2006 und Sommer 2010 darboten.
Zum Verständnis der Grenzen meiner Erkenntnisse über die Tauchgründe ist voraus zu schicken, dass im genannten Zeitraum in Albanien für Einheimische (nicht für ausländische Yachten und Boote) ein Verbot bestand, die Küste mit Motorfahrzeugen zu befahren. Das Verbot dürfte noch mindestens bis 2013 in Kraft bleiben. Grund sind überhandgenommene Schmuggelaktivitäten per Boot in die Nachbarländer, vor allem der Menschenschmuggel nach Italien und Griechenland. Da ich selber kein Boot besaß, war es mir nur wenige Male durch Sonderumstände vergönnt, mit jemandem, der eine Sondergenehmigung besaß, einen Bootstauchgang zu unternehmen. Ich tauchte folglich nur von den zugänglichen Küstenstellen. Von diesen dürfte ich aber mit knapp hundert Tauchgängen in diesen vier Jahren die meisten ein-, viele mehrfach, betaucht haben. Ob an den mit nicht zugänglich gewesenen Steilküstenstellen noch wirkliche Überraschungen an Tauchplätzen zu erwarten sind, wage ich nicht einzuschätzen. Ein gewisses Potential etwa für überdurchschnittlich gute Steilwandtauchplätze sowie für Grotten- und Höhlenentdeckungen sollte dort noch gegeben sein.
Küsten- und Tauchsituation
Die Küstensituation des Landes ist zunächst als ausgesprochen trügerisch zu bewerten. Zwar beträgt die Luftlinie der Küste gute 300 km, aber ihre Morfologie ist strikt zweigeteilt in eine Nordhälfte nördlich der Vlora-Bucht (zur Adria gehörig) und die Südhälfte von der Landzunge Karaburun bis zur griechischen Grenze (zur Ionischen See gehörig).
Nordhälfte
Die Nordhälfte stellt fast durchweg die bis weit hinaus flache Verlängerung der an die Küste angrenzenden großen Tiefebenen dar. Hier münden auch acht größere, zum Teil hoch belastete Flüsse, sodass die Lage insgesamt für das Tauchen ungünstig, die Sicht stark, man muss für Mittelmeer-Verhältnisse wohl sagen, extrem, eingeschränkt ist. Lediglich im Bereich nördlich des Hafens von Shengjin, entlang des Hügelrückens mit der Sanddüne Rana e Hedhun, fällt das Meer nach nur kurzem Schwimmweg (etwa 150 m) über eine steile Sandböschung bis auf 25 m. Ab da herrscht ebener Schlammgrund, der dem Boden eines eiszeitlichen Binnensees ähnelt. Zu entdecken gibt es hier sehr wenig. Meine interessanteste Foto-Ausbeute waren Seefedern, denen ich sonst noch nie begegnet war, sowie erstaunlicher Weise einige Tethys Fimbria, die mir allerdings irgendwie verkrüppelt erschienen. Überdies ist gerade in diesem Bereich die Sicht besonders stark durch die Lezha-Mündung des Drin beeinträchtigt, sie kam unten oft kaum auf zwei Meter. Ich habe dieses Küstenstück folglich lediglich zum Routine-Tauchtraining benutzt, da es praktisch die einzige von Tirana aus relativ schnell erreichbare Stelle ist (eine Stunde Anfahrt), an der man überhaupt von einem Tauchgang sprechen kann. Allerdings ist das Tauchen hier auch gefährlich. Der ebene Buchtgrund wird täglich routinemäßig von drei großen Fischtrawlern umgepflügt. Wer dort taucht, muss sich vergewissern, dass die Trawler nicht im Anmarsch sind und bei entsprechendem Geräusch zusehen, dass er den Schutz der Böschung erreicht. Sonst besteht die Gefahr, dass man von den Netzen erfasst wird.
Unmittelbar nach Abzug der Trawler zu tauchen lohnt noch weniger, denn sie hinterlassen natürlich für Stunden eine Schlammwolke mit Null Sicht. Eventuell Nachahmer unter den Expats von Tirana haben heute noch schlechtere Karten als ich: Die lohnenswerteste Stelle östlich einer kleinen Landzungennase wurde bei meinem Weggang eben eingezäunt, offenbar steht dort ein Hotelbau bevor.
Möglicherweise gibt es an der Nordküste weiter draußen felsige Stufenformationen, die sich lohnen, das konnte ich jedoch mangels Boot nicht untersuchen. Angeblich sollen vor der Küste auch noch Kriegs- und andere Wracks liegen, die möglicherweise interessant sind.
Südhälfte
Die Südhälfte der albanischen Küste stellt sich extrem anders dar. Ab der großen Halbinsel Karaburun, die die Adria vom Ionischen Meer trennt, herrscht schnell große Tiefe vor. Die Ufer sind oft felsig-unzugänglich oder an den Stränden eher grobsteinig, Flusseinträge gibt es nicht. Die Sicht entspricht folglich der im Ionischen Meer üblichen, zumeist werden also mehr
als zehn Meter erreicht. Hier gibt es vermutlich entlang der unzugänglichen Steilküsten eine ganze Reihe lohnenswerter Tauchstellen, insbesondere im Bereich der mittleren und nördlichen Außenküste der Halbinsel Karaburun sowie zwischen Dhermi und Qeparo. Südlich von Borsh, etwa bis zur Bucht von Kakome, scheint die Lage im Steiluferbereich nicht so gut zu sein, hier ist wohl ein flaches Plateau zwischengelagert.
Die gesamte Südküste hat allerdings für Taucher, die nach Norden weiter oder zurück reisen möchten, ein Problem:
Ihrem Abschluss bildet der über 1000 m hohe Llogara-Pass, der die Verlängerung der bereits erwähnten Halbinsel Karaburun landwärts darstellt. Nach einem Deko-pflichtigem Tauchgang ist dieser Pass also am gleichen Tage nicht mehr überquerbar und folglich besteht für Expats in Tirana auch keine Möglichkeit, ohne Zwischenübernachtung die Südküste betauchen zu können.
Für Übernachter bzw. länger verweilende Touristen sind einige Tauchstellen von mittlerem Wert sowie eine von beinahe Mittelmeer-Spitzenwert an der Südküste auch von Land aus erreichbar. Sie klassifizieren sich, von Norden beginnend, wie folgt:
Großbereich des Ortes Dhermi
Mit dieser Benennung wird hier ein bei Google Earth gut erkennbarer, 7 km langer Flachstrandbereich zusammengefasst, der am Süd-Ansatz der Halbinsel Karaburun beginnt und südlich des zentralen Badeortes Dhermi an Steilküste endet. Grundsätzlich erreicht man hier nach Schwimmwegen zwischen 250 und 300 m immer einen zügigen Tiefenabfall über Sand, der zunächst auf über 30 m, dann sanft, aber schnell weiter fällt. Wer sich der Mühe des hinaus Keulens unterzieht, findet dort regelmäßig zumindest imposante Pinna, gelegentlich auch einige Tonna Galea und etliches anderes Getier. Am langen Sandstrand nahe des Ortszentrums von Dhermi lohnt am meisten die kleine Felsnase mit Insel am Gästehaus der Regierung. Hier kommt man, durch die Insel etwas geschützt, sogar bei mäßigem Seegang ins Wasser und erreicht seeseitig von dieser schnell ein 25-m-Sandschlammplateau, viel tiefer wird es aber dann lange nicht.
Mit einem geländefähigen Wagen kann man am Nordende des Strandabschnitts bis zum Ansatz der Halbinsel Karaburun vordringen. Dort findet man nach 150 m Hinausschwimmen allerdings nur eine mittelmäßig interessante, gemessen an der Erwartung, die die Gewaltigkeit des Uferberges weckt, eher enttäuschende Szenerie vor. Über eine gedrungene Felswulst auf etwa 15 m fällt der teils felsige, teils Posidonia-bewachsene Hang in mäßiger Neigung auf 27 m. Dann deutet sich eine größere, langsam tiefer werdende Feinsand(schlamm)ebene mit wenig Entdeckungspotential an. Etwas ergiebiger ist, ein Stück parallel zum Berg nach Norden vorzudringen. Der ufernahe Felsteil des Hangs dort zeigt bei Tiefen von 15-20 m tiefere Felseinrisse sowie einige kleine Höhlungen mit minderem Getier (Sabellen, Röhrenwürmer etc.).
Bucht Gjipa
Die bei Google Earth nicht namentlich ausgewiesene, naturattraktive Bucht enttäuscht taucherisch.
Einem gut 300 m breiten Flachplateau auf 15 m folgt ein rasanter, aber nur mäßig interessanter Sandabfall in die Tiefe (Man gelangt zur Zeit ohnehin nur mit einem geländeuntersetztem SUV zur Bucht).
Bucht Jala
Unmittelbar an dem Militärobjekt auf dem Kapberg an dieser Bucht zu tauchen empfiehlt sich nicht, vermutlich werden hier Abwässer nur teilgeklärt eingeleitet (zumindest war dort gelegentlich eine markante Schaumschleppe zu sehen). Die kleine Insel im uferseitigen Nordbereich der Bucht bietet jedoch sehenswerte, schnelle Abfallverhältnisse über Felskuppen, ebenso bietet die mit geländefähigem Fahrzeug erreichbare Geröllstrandstelle etwa 1 km südlich der Bucht felsigen, teils steilen Abfall.
Himara
Am breiten Strand etwas nördlich von Himara (Ortsteil „Livadh“, ist wieder mehrere hundert Meter hinaus zu keulen, bis man über einen zügigen Abhang schnell 30 m erreicht, allerdings bei geringem Entdeckungspotential am Grund. Die Hauptbucht unmittelbar an der Stadt lohnt überhaupt nicht.
In der Kleinbucht südlich vor Himara (Llaman) erfolgt der Abfall nach nur 50 m Schwimmweg rasant und sofort ohne Ende, allerdings auch rein über Sand. Hier sollte man, nach dem Tiefentest, in Richtung nordwestlicher Buchtberg aufsteigen, der ist auch unter Wasser schön felsig, durchlöchert und von Langusten bewohnt.
Bucht Porto Palermo
Das Highlight meines Tauchens in Albanien bot sich mir an eher unerwarteter Stelle, direkt in der Zangenbucht von Porto Palermo, südlich von Himara. Für mich war dies klar und mit Abstand der beste, vom Ufer erreichbare Tauchplatz Albaniens. Der Nordbereich der Bucht mit dem einzigen Feinstrand ist allerdings Militärsperrgebiet, der taucherische Zugang muss über den Landbrückenarm der kleinen, in die Bucht eingeschlossenen Festungshalbinsel erfolgen. Der Anblick bei Google Earth lässt so etwas kaum vermuten, aber das relativ kleine Buchtgebilde protzt nicht nur mit einer Tiefe von über 100 m. Die westwärts gerichtete Felsnase der Halbinsel bildet bald unter der Wasseroberfläche einen beeindruckenden „Wulstbug“, unterhalb dessen die senkrechte Wand fast kompromisslos auf 50 m hinunter rast, von dort über sandumlegte Felskuppen zügig weiter. Südlich wird dieser Bug flankiert von einem ebenfalls beeindruckenden, leicht hangähnlichen Felsareal, dessen Neigung geringer wird, je mehr man sich dem Südende der Halbinsel nähert, und letztlich in ein Fels-Sandhang-Areal übergeht.
Nach Nordosten schließt sich an das Nasenareal eine breitere „Wulststirn“ an, etwa bis auf acht oder höchstens zehn Meter Tiefe reichend. Unterhalb dieser setzt eine sehr hübsche Großgrotte an, ihre Basis auf etwa 17 m, von der wohl zu Zeiten des Festungsbaus auf der Halbinsel niemand etwas geahnt hat. Sie dürfte fast zwanzig Meter schräg in den Berg stoßen, und damit vermutlich bis unter den Nordwestturm der Festung reichen. Nicht gerade üppiger, aber formenreicher und hübscher Bewuchs mit verschiedenen Schwammarten macht den Aufenthalt interessant. Von der Grottendecke streckt sich ein Bruchloch noch mehrere Meter nach oben, sodass es vermutlich bis fast auf Oberflächenniveau unter die Basis der Turmmauer reicht (Luftdom hat es aber nicht). Wenn Festungsbelagerer das geahnt hätten (und dies damals technisch möglich gewesen wäre), hätten sie vermutlich von hier durch eine sehr kleine Unterwasser-Sprengung einen großen Effekt erzielen können...
Die Lage beider Sehenswürdigkeiten lässt zu, beide bei einem Tauchgang zu erleben. Man schwimmt zweckmäßiger Weise von Süden an der Oberfläche zur Insel-Westseite, stößt dort schräg über den Hang auf Tiefe, sodass man seine 50 m etwa in Höhe der Nase erreicht. Von dort hat man dann beim Aufstieg einen grandiosen Blick über den Eck-Steilbereich und die sich oben anschließende Wulstnase. Unterhalb dieser, etwa bei 15-10 m, nach Osten abbiegend erreicht man dann die Grotte. Nach deren Besichtigung, die ja bereits der Deko dient, schwimmt man den Halbinselsteg von Nordwesten an und muss dann, je nach Flaschengröße und Luftverbrauch, noch einen mehr oder weniger langen Überwasserweg kalkulieren (mit 18-l-Flasche kommt man praktisch bis zum Ausstiegspunkt).
Um sich nicht unmittelbar in der Sommersonne anrödeln zu müssen, sollte man sein Fahrzeug für Morgentauchgänge im Schatten der Tavernenbäume oberhalb des Halbinselstegs parken, am Nachmittag bis an die Mauer eines der Gebäude auf der Halbinselsüdseite heranfahren. Für Fotografen empfehlenswert ist zusätzlich ein Abstieg südlich außerhalb der Buchtzange, direkt am äußeren Ansatz des südlichen Buchtarmes. Dort verläuft ein Feinsandplateau auf etwas über 30 m, auf dem ich den reichsten Besatz an allerlei Kleingetier überhaupt an der albanischen Küste vorgefunden habe.
Qeparo - Borsh
Die Großbucht-ähnliche Lage von Qeparo bis Borsh stellt einen Schwemmkegel dar, der extrem langsam ins Tiefe läuft. Ich war nach wohl gut einem Kilometer Keulen gerade man auf 17 m Posidonia-Wiese angekommen.
Kakome
Die dann bis Saranda einzige von Land erreichbare Bucht von Kakome dürfte mittlerweile wegen Privatisierung gesperrt sein. Kein Verlust, man erreicht zwar in relativ zügigem Abfall 30 m, aber das dortige Sandschlammplateau bot nichts Erwähnenswertes. Für die Touristen des wohl im Bau befindlichen Hotels bleibt zu hoffen, dass das Kap südlich der Bucht mit Boot Interessanteres bietet.
Südlich Saranda
Die Ausläufernase nördlich der Bucht von Ksamil bot exzellenten Steilabfall über Fels, mit reich besetzten Kleinhöhlen, mittlerweile dürfte aber auch sie wegen Bauprivatisierung nicht mehr zugänglichsein.
Besondere Wracktauchplätze in Albanien
Bucht von Vlora
Im Gegensatz zu den Vielleicht-Wracks an der Nordküste wurden in der Bucht von Vlora im II. Weltkrieg insgesamt sechs genau definierte Schiffe versenkt (Skizze unter http://www.akt.gov.al/akt/nenuje.php?lang=1). Das heute für das Tauchen bedeutendste davon war das italienische Lazarettschiff „Po“.
Der über hundert Meter lange Riese sank auf ideale Tiefe von 34 Metern (höchste Stelle 17 m), steht dort weitgehend intakt aufrecht auf dem ebenen Grund und bietet insgesamt ein exzellentes
Tauchziel hoher Mittelmeer-Klasse (siehe auch Datenbankeintrag Wrack Po). Die leicht zugänglichen Decksaufbauten (Salon usw.) sind im Prinzip leer, aber vereinzelte hübsche Überbleibsel (Badewannen, Waschbecken) machen den Tauchgang zusätzlich interessant.
Innenexpeditionen sind wegen des noch guten, geschlossenen Erhaltungszustands des Wracks Wrackspezialisten vorbehalten.
Die anderen fünf Schiffe in der Bucht habe ich nicht betauchen können, sie sollen jedoch entweder nur noch aus spärlichen Resten bestehen oder so tief liegen, dass sie nur mit Mischgastechnik zugänglich sind.
In Zukunft könnte die Bucht jedoch noch um eine bedeutende Attraktion reicher werden: Die albanische Marine besitzt fünf russische U-Boote der einst im Westen gefürchteten Whisky-Klasse.
Diese sind natürlich längst außer Dienst und rosten als liegende Wracks im Militärhafen von Pashaliman vor sich hin (auf der Google Earth Karte sind die "Whisky's" deutlich auszumachen). Mit der in Kürze bevorstehenden Modernisierung des Hafens müssen
die Wracks beseitigt werden und es existiert der Plan, zumindest eines davon ebenfalls in der Bucht als Taucherziel zu versenken, zusätzlich noch einige alte russische Jagdflieger, von denen Albanien noch einen großen Schrott-Bestand besitzt. Es gibt am gesamten Mittelmeer meines Wissens kein gesunkenes U-Boot, dass in für normale Urlaubstaucher geeigneter Tiefe liegen würde und
zu betauchen wäre. Falls dieser Plan also verwirklicht wird, könnte die Bucht, und bei geeigneten Umständen und guter geschäftlicher Konzeption durch sie die gesamte Südküste, in Zukunft zu einem kleinen Mittelmeer-Tauch-Mekka aufsteigen. Die Versenkung würde, so denn der Plan bestehen bleibt, im Jahre 2011 stattfinden.
Das Problem der Bucht: Sie bietet insgesamt für normales Tauchen vom Ufer aus keine günstigen Bedingungen. Dadurch wird sich auch in Zukunft außerhalb des Wrackbetauchens durch eine eventuelle Tauchbasis kein flankierendes Ergänzungsangebot aufbauen lassen.
Der Buchtboden senkt sich vom Ufer her aus allen Richtungen sehr langsam über Posidonia-Schlammgrund und erreicht erst in über einem Kilometer Entfernung reichlich 20 m Tiefe, in der Mitte der Bucht erreicht er zwischen 30 und 40 m, nur zum Buchtausgang zu wird es schnell tiefer. Lediglich unmittelbar südlich der Stadt, im Bereich des Seepolizeistützpunkts, existiert ein auch gut mit Kleingetier versehenes Steilstück, das allerdings kaum tiefer als zehn Meter reicht. Die Sicht in der Bucht ist unberechenbar, zu günstigen Zeiten wohl bis fast zehn Meter, bei bestimmten (recht häufig vorkommenden) Windverhältnissen zieht es allerdings die Schleppe des sehr dreckigen Vjosa-Flusses in die Bucht und die Sicht sinkt auf unter fünf Meter. Insofern ist das Wrackangebot für das internationale Tourismusgeschäft nur in Kombination mit anderen Plätzen an der Südküste denkbar.
Saranda
Ein weiterer lohnender Wracktauchplatz, ebenfalls mit Zukunft, ist die Umgebung von Saranda. Am südlichen Buchtausgang liegt zunächst ein weiteres, derzeit betauchbares Weltkriegswrack. Es handelt sich um den italienischen Frachter „Probitas“, der, mit ebenfalls über 100 m Länge und insgesamt noch weitgehend formschlüssig, seitlich in einer Tiefe von 18 m liegt. Die Sicht ist hier in der Regel recht ordentlich, gelegentlich bis zu 20 m.
Am Nordkap von Saranda hat die albanische Marine 2010 bereits damit begonnen, ausgediente moderne Militärschiffe an Tauch-geeigneten Positionen zu versenken. Diese sollten ab 2011 für Tauchexkursionen zur Verfügung stehen.
Basen- und Füllangebot, Rechtliche Situation
Der hoffnungsvollen Zukunft des Tauchens, insbesondere der durch die bereits erfolgte und noch geplante Versenkung alter Einheiten entstehenden Perspektive, steht derzeit noch eine ausgesprochen desolate Angebots-Gegenwart gegenüber. Allgemeine Einkommensschwäche der Bevölkerung, das Fehlen von Urlaubsangeboten für Qualitäts-Küstentouristen, die nach einem Tauchangebot verlangen würden, sowie die Destimulierung durch das Bootsfahrverbot, das auch für Basen keine Ausnahme vorsieht, beschränken das Sporttauchen in Albanien bislang auf
eine Handvoll Privatinteressenten, die sich entsprechende Ausrüstung leisten können.
Einige davon haben zwar Ambitionen, ein Basengeschäft zu entwickeln, zu einiger Tragfähigkeit hat es allerdings bislang nur ein polnischer Fremdeinsteiger in Saranda gebracht, der 2009 und 2010
jeweils in der Hauptsaison ein regelmäßiges Angebot unterhielt (Albania Dive bzw. www.zhytjescubaneshqiperi.eu ).
Die weiteren albanischen Angebote im Internet:
Diving Kanud
Diving Albania
zeigen durch die Unfertigkeit und mangelnde Pflege der Sites bereits die derzeitige Malaise des Sports. Längere Zeit wurde unter dem zur Zeit außer Funktion gesetzten Site http://www.albtur.com/zhytja.html für einen weiteren hoffnungsvollen Versuch geworben. Hier stellte der Altmeister der Tauchzunft in Albanien, Xhemal Mato, seine Holzhüttenanlage direkt oberhalb der beschriebenen Tauchstelle Porto Palermo vor. Er hat dort, den Uferberg hinauf, an die 20 Holzbungalows errichten lassen, um sie in der Perspektive auch als Unterkünfte für Tauchergruppen und damit verbunden ein komplettes Tauchangebot unterhalten zu können. Leider ist der Versuch bislang recht unvollkommen geraten.
Zahlende Taucher, vor allem ausländische, kommen extrem selten vorbei, und falls, dann ist bestimmt gerade keiner da, um sie technisch zu betreuen. Der Qualitäts- und Versorgungsstandard der Hütten reicht überdies bestenfalls für anspruchslose Backpacker, situierte internationale Tauchfans werden mit Sicherheit Unzufriedenheit bekunden. Bei entsprechender schriftlicher Vorab-Verabredung mit Mato (xhmato@abcom-al.com) bietet das Angebot aber wohl derzeit die einzige Chance, an dem lohnenswerten Tauchort ohne eigenen Kompressor eine Luftversorgung sicherzustellen.
Einen weiteren zaghaften Versuch eines Basenangebots, bislang ohne Internet-Auftritt, unternimmt in der Stadt Vlora ein Enton Mishtaku als „Oasi Blu“ (Tel. 069 2905653).
Er bietet Grundausbildung auf PADI-Standard für sich selten genug einfindende albanische Interessenten. Für Ausländer dürfte er von geringem Nutzen sein, da auch er keine Bootstauchgänge anbieten darf und sich Ufertauchgänge in der Vlora-Bucht nicht lohnen.
Damit ist zugleich gesagt, dass es derzeit (Ende 2010) in Albanien kein einziges Geschäft gibt, dass kommerziell eine Luftversorgung für Taucher ermöglicht. Einige wenige Geschäfte bieten,
meist als Gemischtwarenhandlung, etwas Taucherausrüstung an.
Wer als Ausländer im Lande tauchen möchte, braucht also Freunde unter den paar tauchenden Albanern oder muss seinen Kompressor selber mitschleppen. Da das aber mittlerweile doch einige Ausländer tun (darunter leider schon wieder zu viele Italiener ohne Rechts- und Umweltbewusstsein) überlegten die Behörden 2010 doch, dem mit einem Tauchgesetz beizukommen. Möglicherweise unterliegt das Tauchen also bereits im Sommer 2011 einer rechtlichen Reglementierung.
Perspektiven für eventuelle ausländische Basengründer
Obwohl das bisher Erläuterte sicher wenig ermutigend ist, bin ich ziemlich sicher, dass das kommerzielle Sporttauchen auch in Albanien auf absehbare Zeit eine Entwicklung nehmen wird. Als wichtigste Voraussetzung dafür würde ich die Entstehung erster Hotel-Resort-Anlagen mit internationalem Niveau an der Südküste und damit das Eintreffen Tauch-interessierter Qualitätstouristen aus nicht-balkanischen Ländern sehen. Die ersten beiden Anlagen dieser Art entstehen derzeit leider an der kaum Tauch-geeigneten Nordküste. An der Südküste wird es wohl noch drei bis fünf Jahre dauern, bis Vergleichbares in Angriff genommen wird. Bei entsprechender Größer einer solchen Anlage dürfte sich dann in ihr für einheimische Basengründungs-Interessenten eines jener typischen Einfach-Basenangebote mit Ausfahrten in unmittelbare Hotelnähe rechnen, wie es sie bekanntlich viele entlang des Mittelmeers gibt.
Für höhere Ertragsansprüche, etwa die von deutscher Basenbetreibern, sehe ich nur unter spezifischen Konstellationen eine Chance. Im Wesentlichen wird es dabei, wie bereits angedeutet, darum gehen, die generell guten Tauchmöglichkeiten an einzelnen Orten der Südküste mit den exzellenten Wrackangeboten zu vernetzen.
Als Beispiel: Wie oben angedeutet, läuft derzeit in der Bucht von Kakome, nördlich Saranda eine private Hotelinvestition, möglicherweise wird daraus die erste, auch international Anerkennung findende Hotelanlage. Mit Boot dürften von Kakome aus nur einige gute Wandtauchplätze in südlicher Richtung erreichbar sein, zu wenig, um damit überzeugend zu werben.
Kombiniert man diese Plätze aber per Bus mit Besuchen an den 2010 geschaffenen neuen Wracktauchplätzen bei Saranda, erreicht das Angebot eine völlig neue Klasse.
Dies gilt noch mehr für eine Kombination künftiger Hotel-Tauchangebote, ganz gleich wo an der Südküste, mit dem Betauchen der Wracks in der Vlora-Bucht. Hier wird es allerdings wegen der Passüberquerung nicht ohne Unterkunftswechsel gehen. Aber möglich wäre durchaus ein tauchtouristisches Angebot von einer Woche oder zehn Tagen, das etwa für fünf bis sieben Tage mit den bereits überdurchschnittlich interessanten Tauchgängen in der Palermo-Bucht und anderswo wirbt und dann, ergänzend, auf die letzten drei Tage des Urlaubs, eine Umsetzung in eine Hotelanlage in der Vlora-Bucht anbietet, um dort noch mehrere der exzellenten Wracks zu besuchen. Ein solches Angebot wäre für das Mittelmeer qualitativ als klar überdurchschnittlich zu bewerten.
Die Möglichkeiten des Binnentauchens in Albanien
Am Ende ein Exkurs auch in diese Materie, da das Land hier noch einige Besonderheiten bietet. Die erste wäre der Ohrid-See, einer der größten, tiefsten und vor allem klarsten Seen Europas. Die
Sichtweiten hier übertreffen deutlich die beispielsweise des Bodensees, auf 40 m kann man noch getrost auf jegliche Zusatzbeleuchtung verzichten, wenn man seine Instrumente abliest. Die Nachteile des Sees: Unterhalb der oberflächennahen Sprungschichten ist die Temperatur im See auch im Sommer nur Trockenanzugs-gerecht und außer ausgedehnten Miesmuschelbänken und einzelnen Aalen ist in all der Klarheit kaum etwas Betrachtenswertes zu finden. Der See ist also mehr eine Einmal-Attraktion. Wer sie sich antun will, sollte das auf albanischer Seite ausschließlich an dem Landzungenvorsprung gleich unterhalb des Thana-Passes beim Orte Lin tun, an allen anderen Stellen liegt der Tiefenabfall zum Hinausschwimmen unakzeptabel weit draußen. Die besagte Landzunge wird seeseitig von einem Querhügel begrenzt, diesen kann man südlich umfahren, findet vor dem dortigen Hotel (Tauchplatz südlich Lin, Ohrid See) einige einigermaßen akzeptable Einstiegsstellen und erreicht, nach weniger als hundert Metern Schwimmweg den rasanten Sand-Abhang, der über die vierzig Meter weiter ins Unzugängliche zieht (davor liegt die tiefste Stelle des Sees mit 289 m). Die mazedonische Uferseite soll mehr und interessantere Tauchplätze bieten, darunter unterseeische Großquellen.
Weiter erwähnenswert wäre Syri i Kalter, eine senkrecht aus der Tiefe kommende Großquelle in Südalbanien an der Straße von Saranda nach Gjirokastra. Sie ist sehr klar und weist kaum aufwirbelndes Sediment auf. Allerdings ist sie nur bei verminderter Ausströmung zu betauchen, aber dieser Zeitpunkt ist nicht berechenbar und damit sind entsprechende Tauchgänge zeitlich auch nicht planbar. Bislang ist der Quelltopf bis auf knapp 50 m erforscht, reicht aber deutlich tiefer und bietet damit enormes Potential für Tekkies mit großer zeitlicher Anpassungsfähigkeit.
Unerwarteter Weise bieten infolge geologischer Besonderheiten auch einige Kesselseen in der agrarischen Hügellandschaft um den Ort Belsh, südwestlich von Elbansan, außergewöhnlich gute Sicht, ich fand mehrfach bis zu fünf Meter. Sie erreichen auch bis zu 20 m Tiefe, allerdings ist dort der Boden nur von grauem Schlamm halbfester Konsistenz bedeckt.
Darüber hinaus sind in Albanien noch mehrere Stauseen bedingt betauchbar, die Sicht wie zumeist in diesen Gewässern abhängig vom Zeitpunkt des letzten Niederschlags, örtliche Trübung während des Tauchgangs durch sich sofort erhebenden Feinstschlamm extrem schnell und durchgreifend. Da in Albanien häufig die steilen Wände der Talsperren vor der Flutung nicht abgeholzt wurden, ist das Tauchen über den stachligen Ästen der entlaubten Tannen anstrengend und durchaus auch gefährlich.
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Zum Verständnis der Grenzen meiner Erkenntnisse über die Tauchgründe ist voraus zu schicken, dass im genannten Zeitraum in Albanien für Einheimische (nicht für ausländische Yachten und Boote) ein Verbot bestand, die Küste mit Motorfahrzeugen zu befahren. Das Verbot dürfte noch mindestens bis 2013 in Kraft bleiben. Grund sind überhandgenommene Schmuggelaktivitäten per Boot in die Nachbarländer, vor allem der Menschenschmuggel nach Italien und Griechenland. Da ich selber kein Boot besaß, war es mir nur wenige Male durch Sonderumstände vergönnt, mit jemandem, der eine Sondergenehmigung besaß, einen Bootstauchgang zu unternehmen. Ich tauchte folglich nur von den zugänglichen Küstenstellen. Von diesen dürfte ich aber mit knapp hundert Tauchgängen in diesen vier Jahren die meisten ein-, viele mehrfach, betaucht haben. Ob an den mit nicht zugänglich gewesenen Steilküstenstellen noch wirkliche Überraschungen an Tauchplätzen zu erwarten sind, wage ich nicht einzuschätzen. Ein gewisses Potential etwa für überdurchschnittlich gute Steilwandtauchplätze sowie für Grotten- und Höhlenentdeckungen sollte dort noch gegeben sein.
Küsten- und Tauchsituation
Die Küstensituation des Landes ist zunächst als ausgesprochen trügerisch zu bewerten. Zwar beträgt die Luftlinie der Küste gute 300 km, aber ihre Morfologie ist strikt zweigeteilt in eine Nordhälfte nördlich der Vlora-Bucht (zur Adria gehörig) und die Südhälfte von der Landzunge Karaburun bis zur griechischen Grenze (zur Ionischen See gehörig).
Nordhälfte
Die Nordhälfte stellt fast durchweg die bis weit hinaus flache Verlängerung der an die Küste angrenzenden großen Tiefebenen dar. Hier münden auch acht größere, zum Teil hoch belastete Flüsse, sodass die Lage insgesamt für das Tauchen ungünstig, die Sicht stark, man muss für Mittelmeer-Verhältnisse wohl sagen, extrem, eingeschränkt ist. Lediglich im Bereich nördlich des Hafens von Shengjin, entlang des Hügelrückens mit der Sanddüne Rana e Hedhun, fällt das Meer nach nur kurzem Schwimmweg (etwa 150 m) über eine steile Sandböschung bis auf 25 m. Ab da herrscht ebener Schlammgrund, der dem Boden eines eiszeitlichen Binnensees ähnelt. Zu entdecken gibt es hier sehr wenig. Meine interessanteste Foto-Ausbeute waren Seefedern, denen ich sonst noch nie begegnet war, sowie erstaunlicher Weise einige Tethys Fimbria, die mir allerdings irgendwie verkrüppelt erschienen. Überdies ist gerade in diesem Bereich die Sicht besonders stark durch die Lezha-Mündung des Drin beeinträchtigt, sie kam unten oft kaum auf zwei Meter. Ich habe dieses Küstenstück folglich lediglich zum Routine-Tauchtraining benutzt, da es praktisch die einzige von Tirana aus relativ schnell erreichbare Stelle ist (eine Stunde Anfahrt), an der man überhaupt von einem Tauchgang sprechen kann. Allerdings ist das Tauchen hier auch gefährlich. Der ebene Buchtgrund wird täglich routinemäßig von drei großen Fischtrawlern umgepflügt. Wer dort taucht, muss sich vergewissern, dass die Trawler nicht im Anmarsch sind und bei entsprechendem Geräusch zusehen, dass er den Schutz der Böschung erreicht. Sonst besteht die Gefahr, dass man von den Netzen erfasst wird.
Unmittelbar nach Abzug der Trawler zu tauchen lohnt noch weniger, denn sie hinterlassen natürlich für Stunden eine Schlammwolke mit Null Sicht. Eventuell Nachahmer unter den Expats von Tirana haben heute noch schlechtere Karten als ich: Die lohnenswerteste Stelle östlich einer kleinen Landzungennase wurde bei meinem Weggang eben eingezäunt, offenbar steht dort ein Hotelbau bevor.
Möglicherweise gibt es an der Nordküste weiter draußen felsige Stufenformationen, die sich lohnen, das konnte ich jedoch mangels Boot nicht untersuchen. Angeblich sollen vor der Küste auch noch Kriegs- und andere Wracks liegen, die möglicherweise interessant sind.
Südhälfte
Die Südhälfte der albanischen Küste stellt sich extrem anders dar. Ab der großen Halbinsel Karaburun, die die Adria vom Ionischen Meer trennt, herrscht schnell große Tiefe vor. Die Ufer sind oft felsig-unzugänglich oder an den Stränden eher grobsteinig, Flusseinträge gibt es nicht. Die Sicht entspricht folglich der im Ionischen Meer üblichen, zumeist werden also mehr
als zehn Meter erreicht. Hier gibt es vermutlich entlang der unzugänglichen Steilküsten eine ganze Reihe lohnenswerter Tauchstellen, insbesondere im Bereich der mittleren und nördlichen Außenküste der Halbinsel Karaburun sowie zwischen Dhermi und Qeparo. Südlich von Borsh, etwa bis zur Bucht von Kakome, scheint die Lage im Steiluferbereich nicht so gut zu sein, hier ist wohl ein flaches Plateau zwischengelagert.
Die gesamte Südküste hat allerdings für Taucher, die nach Norden weiter oder zurück reisen möchten, ein Problem:
Ihrem Abschluss bildet der über 1000 m hohe Llogara-Pass, der die Verlängerung der bereits erwähnten Halbinsel Karaburun landwärts darstellt. Nach einem Deko-pflichtigem Tauchgang ist dieser Pass also am gleichen Tage nicht mehr überquerbar und folglich besteht für Expats in Tirana auch keine Möglichkeit, ohne Zwischenübernachtung die Südküste betauchen zu können.
Für Übernachter bzw. länger verweilende Touristen sind einige Tauchstellen von mittlerem Wert sowie eine von beinahe Mittelmeer-Spitzenwert an der Südküste auch von Land aus erreichbar. Sie klassifizieren sich, von Norden beginnend, wie folgt:
Großbereich des Ortes Dhermi
Mit dieser Benennung wird hier ein bei Google Earth gut erkennbarer, 7 km langer Flachstrandbereich zusammengefasst, der am Süd-Ansatz der Halbinsel Karaburun beginnt und südlich des zentralen Badeortes Dhermi an Steilküste endet. Grundsätzlich erreicht man hier nach Schwimmwegen zwischen 250 und 300 m immer einen zügigen Tiefenabfall über Sand, der zunächst auf über 30 m, dann sanft, aber schnell weiter fällt. Wer sich der Mühe des hinaus Keulens unterzieht, findet dort regelmäßig zumindest imposante Pinna, gelegentlich auch einige Tonna Galea und etliches anderes Getier. Am langen Sandstrand nahe des Ortszentrums von Dhermi lohnt am meisten die kleine Felsnase mit Insel am Gästehaus der Regierung. Hier kommt man, durch die Insel etwas geschützt, sogar bei mäßigem Seegang ins Wasser und erreicht seeseitig von dieser schnell ein 25-m-Sandschlammplateau, viel tiefer wird es aber dann lange nicht.
Mit einem geländefähigen Wagen kann man am Nordende des Strandabschnitts bis zum Ansatz der Halbinsel Karaburun vordringen. Dort findet man nach 150 m Hinausschwimmen allerdings nur eine mittelmäßig interessante, gemessen an der Erwartung, die die Gewaltigkeit des Uferberges weckt, eher enttäuschende Szenerie vor. Über eine gedrungene Felswulst auf etwa 15 m fällt der teils felsige, teils Posidonia-bewachsene Hang in mäßiger Neigung auf 27 m. Dann deutet sich eine größere, langsam tiefer werdende Feinsand(schlamm)ebene mit wenig Entdeckungspotential an. Etwas ergiebiger ist, ein Stück parallel zum Berg nach Norden vorzudringen. Der ufernahe Felsteil des Hangs dort zeigt bei Tiefen von 15-20 m tiefere Felseinrisse sowie einige kleine Höhlungen mit minderem Getier (Sabellen, Röhrenwürmer etc.).
Bucht Gjipa
Die bei Google Earth nicht namentlich ausgewiesene, naturattraktive Bucht enttäuscht taucherisch.
Einem gut 300 m breiten Flachplateau auf 15 m folgt ein rasanter, aber nur mäßig interessanter Sandabfall in die Tiefe (Man gelangt zur Zeit ohnehin nur mit einem geländeuntersetztem SUV zur Bucht).
Bucht Jala
Unmittelbar an dem Militärobjekt auf dem Kapberg an dieser Bucht zu tauchen empfiehlt sich nicht, vermutlich werden hier Abwässer nur teilgeklärt eingeleitet (zumindest war dort gelegentlich eine markante Schaumschleppe zu sehen). Die kleine Insel im uferseitigen Nordbereich der Bucht bietet jedoch sehenswerte, schnelle Abfallverhältnisse über Felskuppen, ebenso bietet die mit geländefähigem Fahrzeug erreichbare Geröllstrandstelle etwa 1 km südlich der Bucht felsigen, teils steilen Abfall.
Himara
Am breiten Strand etwas nördlich von Himara (Ortsteil „Livadh“, ist wieder mehrere hundert Meter hinaus zu keulen, bis man über einen zügigen Abhang schnell 30 m erreicht, allerdings bei geringem Entdeckungspotential am Grund. Die Hauptbucht unmittelbar an der Stadt lohnt überhaupt nicht.
In der Kleinbucht südlich vor Himara (Llaman) erfolgt der Abfall nach nur 50 m Schwimmweg rasant und sofort ohne Ende, allerdings auch rein über Sand. Hier sollte man, nach dem Tiefentest, in Richtung nordwestlicher Buchtberg aufsteigen, der ist auch unter Wasser schön felsig, durchlöchert und von Langusten bewohnt.
Bucht Porto Palermo
Das Highlight meines Tauchens in Albanien bot sich mir an eher unerwarteter Stelle, direkt in der Zangenbucht von Porto Palermo, südlich von Himara. Für mich war dies klar und mit Abstand der beste, vom Ufer erreichbare Tauchplatz Albaniens. Der Nordbereich der Bucht mit dem einzigen Feinstrand ist allerdings Militärsperrgebiet, der taucherische Zugang muss über den Landbrückenarm der kleinen, in die Bucht eingeschlossenen Festungshalbinsel erfolgen. Der Anblick bei Google Earth lässt so etwas kaum vermuten, aber das relativ kleine Buchtgebilde protzt nicht nur mit einer Tiefe von über 100 m. Die westwärts gerichtete Felsnase der Halbinsel bildet bald unter der Wasseroberfläche einen beeindruckenden „Wulstbug“, unterhalb dessen die senkrechte Wand fast kompromisslos auf 50 m hinunter rast, von dort über sandumlegte Felskuppen zügig weiter. Südlich wird dieser Bug flankiert von einem ebenfalls beeindruckenden, leicht hangähnlichen Felsareal, dessen Neigung geringer wird, je mehr man sich dem Südende der Halbinsel nähert, und letztlich in ein Fels-Sandhang-Areal übergeht.
Nach Nordosten schließt sich an das Nasenareal eine breitere „Wulststirn“ an, etwa bis auf acht oder höchstens zehn Meter Tiefe reichend. Unterhalb dieser setzt eine sehr hübsche Großgrotte an, ihre Basis auf etwa 17 m, von der wohl zu Zeiten des Festungsbaus auf der Halbinsel niemand etwas geahnt hat. Sie dürfte fast zwanzig Meter schräg in den Berg stoßen, und damit vermutlich bis unter den Nordwestturm der Festung reichen. Nicht gerade üppiger, aber formenreicher und hübscher Bewuchs mit verschiedenen Schwammarten macht den Aufenthalt interessant. Von der Grottendecke streckt sich ein Bruchloch noch mehrere Meter nach oben, sodass es vermutlich bis fast auf Oberflächenniveau unter die Basis der Turmmauer reicht (Luftdom hat es aber nicht). Wenn Festungsbelagerer das geahnt hätten (und dies damals technisch möglich gewesen wäre), hätten sie vermutlich von hier durch eine sehr kleine Unterwasser-Sprengung einen großen Effekt erzielen können...
Die Lage beider Sehenswürdigkeiten lässt zu, beide bei einem Tauchgang zu erleben. Man schwimmt zweckmäßiger Weise von Süden an der Oberfläche zur Insel-Westseite, stößt dort schräg über den Hang auf Tiefe, sodass man seine 50 m etwa in Höhe der Nase erreicht. Von dort hat man dann beim Aufstieg einen grandiosen Blick über den Eck-Steilbereich und die sich oben anschließende Wulstnase. Unterhalb dieser, etwa bei 15-10 m, nach Osten abbiegend erreicht man dann die Grotte. Nach deren Besichtigung, die ja bereits der Deko dient, schwimmt man den Halbinselsteg von Nordwesten an und muss dann, je nach Flaschengröße und Luftverbrauch, noch einen mehr oder weniger langen Überwasserweg kalkulieren (mit 18-l-Flasche kommt man praktisch bis zum Ausstiegspunkt).
Um sich nicht unmittelbar in der Sommersonne anrödeln zu müssen, sollte man sein Fahrzeug für Morgentauchgänge im Schatten der Tavernenbäume oberhalb des Halbinselstegs parken, am Nachmittag bis an die Mauer eines der Gebäude auf der Halbinselsüdseite heranfahren. Für Fotografen empfehlenswert ist zusätzlich ein Abstieg südlich außerhalb der Buchtzange, direkt am äußeren Ansatz des südlichen Buchtarmes. Dort verläuft ein Feinsandplateau auf etwas über 30 m, auf dem ich den reichsten Besatz an allerlei Kleingetier überhaupt an der albanischen Küste vorgefunden habe.
Qeparo - Borsh
Die Großbucht-ähnliche Lage von Qeparo bis Borsh stellt einen Schwemmkegel dar, der extrem langsam ins Tiefe läuft. Ich war nach wohl gut einem Kilometer Keulen gerade man auf 17 m Posidonia-Wiese angekommen.
Kakome
Die dann bis Saranda einzige von Land erreichbare Bucht von Kakome dürfte mittlerweile wegen Privatisierung gesperrt sein. Kein Verlust, man erreicht zwar in relativ zügigem Abfall 30 m, aber das dortige Sandschlammplateau bot nichts Erwähnenswertes. Für die Touristen des wohl im Bau befindlichen Hotels bleibt zu hoffen, dass das Kap südlich der Bucht mit Boot Interessanteres bietet.
Südlich Saranda
Die Ausläufernase nördlich der Bucht von Ksamil bot exzellenten Steilabfall über Fels, mit reich besetzten Kleinhöhlen, mittlerweile dürfte aber auch sie wegen Bauprivatisierung nicht mehr zugänglichsein.
Besondere Wracktauchplätze in Albanien
Bucht von Vlora
Im Gegensatz zu den Vielleicht-Wracks an der Nordküste wurden in der Bucht von Vlora im II. Weltkrieg insgesamt sechs genau definierte Schiffe versenkt (Skizze unter http://www.akt.gov.al/akt/nenuje.php?lang=1). Das heute für das Tauchen bedeutendste davon war das italienische Lazarettschiff „Po“.
Der über hundert Meter lange Riese sank auf ideale Tiefe von 34 Metern (höchste Stelle 17 m), steht dort weitgehend intakt aufrecht auf dem ebenen Grund und bietet insgesamt ein exzellentes
Tauchziel hoher Mittelmeer-Klasse (siehe auch Datenbankeintrag Wrack Po). Die leicht zugänglichen Decksaufbauten (Salon usw.) sind im Prinzip leer, aber vereinzelte hübsche Überbleibsel (Badewannen, Waschbecken) machen den Tauchgang zusätzlich interessant.
Innenexpeditionen sind wegen des noch guten, geschlossenen Erhaltungszustands des Wracks Wrackspezialisten vorbehalten.
Die anderen fünf Schiffe in der Bucht habe ich nicht betauchen können, sie sollen jedoch entweder nur noch aus spärlichen Resten bestehen oder so tief liegen, dass sie nur mit Mischgastechnik zugänglich sind.
In Zukunft könnte die Bucht jedoch noch um eine bedeutende Attraktion reicher werden: Die albanische Marine besitzt fünf russische U-Boote der einst im Westen gefürchteten Whisky-Klasse.
Diese sind natürlich längst außer Dienst und rosten als liegende Wracks im Militärhafen von Pashaliman vor sich hin (auf der Google Earth Karte sind die "Whisky's" deutlich auszumachen). Mit der in Kürze bevorstehenden Modernisierung des Hafens müssen
die Wracks beseitigt werden und es existiert der Plan, zumindest eines davon ebenfalls in der Bucht als Taucherziel zu versenken, zusätzlich noch einige alte russische Jagdflieger, von denen Albanien noch einen großen Schrott-Bestand besitzt. Es gibt am gesamten Mittelmeer meines Wissens kein gesunkenes U-Boot, dass in für normale Urlaubstaucher geeigneter Tiefe liegen würde und
zu betauchen wäre. Falls dieser Plan also verwirklicht wird, könnte die Bucht, und bei geeigneten Umständen und guter geschäftlicher Konzeption durch sie die gesamte Südküste, in Zukunft zu einem kleinen Mittelmeer-Tauch-Mekka aufsteigen. Die Versenkung würde, so denn der Plan bestehen bleibt, im Jahre 2011 stattfinden.
Das Problem der Bucht: Sie bietet insgesamt für normales Tauchen vom Ufer aus keine günstigen Bedingungen. Dadurch wird sich auch in Zukunft außerhalb des Wrackbetauchens durch eine eventuelle Tauchbasis kein flankierendes Ergänzungsangebot aufbauen lassen.
Der Buchtboden senkt sich vom Ufer her aus allen Richtungen sehr langsam über Posidonia-Schlammgrund und erreicht erst in über einem Kilometer Entfernung reichlich 20 m Tiefe, in der Mitte der Bucht erreicht er zwischen 30 und 40 m, nur zum Buchtausgang zu wird es schnell tiefer. Lediglich unmittelbar südlich der Stadt, im Bereich des Seepolizeistützpunkts, existiert ein auch gut mit Kleingetier versehenes Steilstück, das allerdings kaum tiefer als zehn Meter reicht. Die Sicht in der Bucht ist unberechenbar, zu günstigen Zeiten wohl bis fast zehn Meter, bei bestimmten (recht häufig vorkommenden) Windverhältnissen zieht es allerdings die Schleppe des sehr dreckigen Vjosa-Flusses in die Bucht und die Sicht sinkt auf unter fünf Meter. Insofern ist das Wrackangebot für das internationale Tourismusgeschäft nur in Kombination mit anderen Plätzen an der Südküste denkbar.
Saranda
Ein weiterer lohnender Wracktauchplatz, ebenfalls mit Zukunft, ist die Umgebung von Saranda. Am südlichen Buchtausgang liegt zunächst ein weiteres, derzeit betauchbares Weltkriegswrack. Es handelt sich um den italienischen Frachter „Probitas“, der, mit ebenfalls über 100 m Länge und insgesamt noch weitgehend formschlüssig, seitlich in einer Tiefe von 18 m liegt. Die Sicht ist hier in der Regel recht ordentlich, gelegentlich bis zu 20 m.
Am Nordkap von Saranda hat die albanische Marine 2010 bereits damit begonnen, ausgediente moderne Militärschiffe an Tauch-geeigneten Positionen zu versenken. Diese sollten ab 2011 für Tauchexkursionen zur Verfügung stehen.
Basen- und Füllangebot, Rechtliche Situation
Der hoffnungsvollen Zukunft des Tauchens, insbesondere der durch die bereits erfolgte und noch geplante Versenkung alter Einheiten entstehenden Perspektive, steht derzeit noch eine ausgesprochen desolate Angebots-Gegenwart gegenüber. Allgemeine Einkommensschwäche der Bevölkerung, das Fehlen von Urlaubsangeboten für Qualitäts-Küstentouristen, die nach einem Tauchangebot verlangen würden, sowie die Destimulierung durch das Bootsfahrverbot, das auch für Basen keine Ausnahme vorsieht, beschränken das Sporttauchen in Albanien bislang auf
eine Handvoll Privatinteressenten, die sich entsprechende Ausrüstung leisten können.
Einige davon haben zwar Ambitionen, ein Basengeschäft zu entwickeln, zu einiger Tragfähigkeit hat es allerdings bislang nur ein polnischer Fremdeinsteiger in Saranda gebracht, der 2009 und 2010
jeweils in der Hauptsaison ein regelmäßiges Angebot unterhielt (Albania Dive bzw. www.zhytjescubaneshqiperi.eu ).
Die weiteren albanischen Angebote im Internet:
Diving Kanud
Diving Albania
zeigen durch die Unfertigkeit und mangelnde Pflege der Sites bereits die derzeitige Malaise des Sports. Längere Zeit wurde unter dem zur Zeit außer Funktion gesetzten Site http://www.albtur.com/zhytja.html für einen weiteren hoffnungsvollen Versuch geworben. Hier stellte der Altmeister der Tauchzunft in Albanien, Xhemal Mato, seine Holzhüttenanlage direkt oberhalb der beschriebenen Tauchstelle Porto Palermo vor. Er hat dort, den Uferberg hinauf, an die 20 Holzbungalows errichten lassen, um sie in der Perspektive auch als Unterkünfte für Tauchergruppen und damit verbunden ein komplettes Tauchangebot unterhalten zu können. Leider ist der Versuch bislang recht unvollkommen geraten.
Zahlende Taucher, vor allem ausländische, kommen extrem selten vorbei, und falls, dann ist bestimmt gerade keiner da, um sie technisch zu betreuen. Der Qualitäts- und Versorgungsstandard der Hütten reicht überdies bestenfalls für anspruchslose Backpacker, situierte internationale Tauchfans werden mit Sicherheit Unzufriedenheit bekunden. Bei entsprechender schriftlicher Vorab-Verabredung mit Mato (xhmato@abcom-al.com) bietet das Angebot aber wohl derzeit die einzige Chance, an dem lohnenswerten Tauchort ohne eigenen Kompressor eine Luftversorgung sicherzustellen.
Einen weiteren zaghaften Versuch eines Basenangebots, bislang ohne Internet-Auftritt, unternimmt in der Stadt Vlora ein Enton Mishtaku als „Oasi Blu“ (Tel. 069 2905653).
Er bietet Grundausbildung auf PADI-Standard für sich selten genug einfindende albanische Interessenten. Für Ausländer dürfte er von geringem Nutzen sein, da auch er keine Bootstauchgänge anbieten darf und sich Ufertauchgänge in der Vlora-Bucht nicht lohnen.
Damit ist zugleich gesagt, dass es derzeit (Ende 2010) in Albanien kein einziges Geschäft gibt, dass kommerziell eine Luftversorgung für Taucher ermöglicht. Einige wenige Geschäfte bieten,
meist als Gemischtwarenhandlung, etwas Taucherausrüstung an.
Wer als Ausländer im Lande tauchen möchte, braucht also Freunde unter den paar tauchenden Albanern oder muss seinen Kompressor selber mitschleppen. Da das aber mittlerweile doch einige Ausländer tun (darunter leider schon wieder zu viele Italiener ohne Rechts- und Umweltbewusstsein) überlegten die Behörden 2010 doch, dem mit einem Tauchgesetz beizukommen. Möglicherweise unterliegt das Tauchen also bereits im Sommer 2011 einer rechtlichen Reglementierung.
Perspektiven für eventuelle ausländische Basengründer
Obwohl das bisher Erläuterte sicher wenig ermutigend ist, bin ich ziemlich sicher, dass das kommerzielle Sporttauchen auch in Albanien auf absehbare Zeit eine Entwicklung nehmen wird. Als wichtigste Voraussetzung dafür würde ich die Entstehung erster Hotel-Resort-Anlagen mit internationalem Niveau an der Südküste und damit das Eintreffen Tauch-interessierter Qualitätstouristen aus nicht-balkanischen Ländern sehen. Die ersten beiden Anlagen dieser Art entstehen derzeit leider an der kaum Tauch-geeigneten Nordküste. An der Südküste wird es wohl noch drei bis fünf Jahre dauern, bis Vergleichbares in Angriff genommen wird. Bei entsprechender Größer einer solchen Anlage dürfte sich dann in ihr für einheimische Basengründungs-Interessenten eines jener typischen Einfach-Basenangebote mit Ausfahrten in unmittelbare Hotelnähe rechnen, wie es sie bekanntlich viele entlang des Mittelmeers gibt.
Für höhere Ertragsansprüche, etwa die von deutscher Basenbetreibern, sehe ich nur unter spezifischen Konstellationen eine Chance. Im Wesentlichen wird es dabei, wie bereits angedeutet, darum gehen, die generell guten Tauchmöglichkeiten an einzelnen Orten der Südküste mit den exzellenten Wrackangeboten zu vernetzen.
Als Beispiel: Wie oben angedeutet, läuft derzeit in der Bucht von Kakome, nördlich Saranda eine private Hotelinvestition, möglicherweise wird daraus die erste, auch international Anerkennung findende Hotelanlage. Mit Boot dürften von Kakome aus nur einige gute Wandtauchplätze in südlicher Richtung erreichbar sein, zu wenig, um damit überzeugend zu werben.
Kombiniert man diese Plätze aber per Bus mit Besuchen an den 2010 geschaffenen neuen Wracktauchplätzen bei Saranda, erreicht das Angebot eine völlig neue Klasse.
Dies gilt noch mehr für eine Kombination künftiger Hotel-Tauchangebote, ganz gleich wo an der Südküste, mit dem Betauchen der Wracks in der Vlora-Bucht. Hier wird es allerdings wegen der Passüberquerung nicht ohne Unterkunftswechsel gehen. Aber möglich wäre durchaus ein tauchtouristisches Angebot von einer Woche oder zehn Tagen, das etwa für fünf bis sieben Tage mit den bereits überdurchschnittlich interessanten Tauchgängen in der Palermo-Bucht und anderswo wirbt und dann, ergänzend, auf die letzten drei Tage des Urlaubs, eine Umsetzung in eine Hotelanlage in der Vlora-Bucht anbietet, um dort noch mehrere der exzellenten Wracks zu besuchen. Ein solches Angebot wäre für das Mittelmeer qualitativ als klar überdurchschnittlich zu bewerten.
Die Möglichkeiten des Binnentauchens in Albanien
Am Ende ein Exkurs auch in diese Materie, da das Land hier noch einige Besonderheiten bietet. Die erste wäre der Ohrid-See, einer der größten, tiefsten und vor allem klarsten Seen Europas. Die
Sichtweiten hier übertreffen deutlich die beispielsweise des Bodensees, auf 40 m kann man noch getrost auf jegliche Zusatzbeleuchtung verzichten, wenn man seine Instrumente abliest. Die Nachteile des Sees: Unterhalb der oberflächennahen Sprungschichten ist die Temperatur im See auch im Sommer nur Trockenanzugs-gerecht und außer ausgedehnten Miesmuschelbänken und einzelnen Aalen ist in all der Klarheit kaum etwas Betrachtenswertes zu finden. Der See ist also mehr eine Einmal-Attraktion. Wer sie sich antun will, sollte das auf albanischer Seite ausschließlich an dem Landzungenvorsprung gleich unterhalb des Thana-Passes beim Orte Lin tun, an allen anderen Stellen liegt der Tiefenabfall zum Hinausschwimmen unakzeptabel weit draußen. Die besagte Landzunge wird seeseitig von einem Querhügel begrenzt, diesen kann man südlich umfahren, findet vor dem dortigen Hotel (Tauchplatz südlich Lin, Ohrid See) einige einigermaßen akzeptable Einstiegsstellen und erreicht, nach weniger als hundert Metern Schwimmweg den rasanten Sand-Abhang, der über die vierzig Meter weiter ins Unzugängliche zieht (davor liegt die tiefste Stelle des Sees mit 289 m). Die mazedonische Uferseite soll mehr und interessantere Tauchplätze bieten, darunter unterseeische Großquellen.
Weiter erwähnenswert wäre Syri i Kalter, eine senkrecht aus der Tiefe kommende Großquelle in Südalbanien an der Straße von Saranda nach Gjirokastra. Sie ist sehr klar und weist kaum aufwirbelndes Sediment auf. Allerdings ist sie nur bei verminderter Ausströmung zu betauchen, aber dieser Zeitpunkt ist nicht berechenbar und damit sind entsprechende Tauchgänge zeitlich auch nicht planbar. Bislang ist der Quelltopf bis auf knapp 50 m erforscht, reicht aber deutlich tiefer und bietet damit enormes Potential für Tekkies mit großer zeitlicher Anpassungsfähigkeit.
Unerwarteter Weise bieten infolge geologischer Besonderheiten auch einige Kesselseen in der agrarischen Hügellandschaft um den Ort Belsh, südwestlich von Elbansan, außergewöhnlich gute Sicht, ich fand mehrfach bis zu fünf Meter. Sie erreichen auch bis zu 20 m Tiefe, allerdings ist dort der Boden nur von grauem Schlamm halbfester Konsistenz bedeckt.
Darüber hinaus sind in Albanien noch mehrere Stauseen bedingt betauchbar, die Sicht wie zumeist in diesen Gewässern abhängig vom Zeitpunkt des letzten Niederschlags, örtliche Trübung während des Tauchgangs durch sich sofort erhebenden Feinstschlamm extrem schnell und durchgreifend. Da in Albanien häufig die steilen Wände der Talsperren vor der Flutung nicht abgeholzt wurden, ist das Tauchen über den stachligen Ästen der entlaubten Tannen anstrengend und durchaus auch gefährlich.