Wirklich gute und kompakte Unterwasserkamera

Die Vaquita kommt in einer stilsicheren und umweltfreundlichen Verpackung.
Im Lieferumfang enthalten sind die Kamera selbst, der Paralenz Vaquita Grip, eine SD-card (64GB) und das dazugehörige USB-C-Ladekabel.

Die Kamera macht einen hervorragenden ersten Eindruck, sie wirkt auf den ersten Blick massiv, stabil und hochwertig und hat ein auffällig edles, schlankes und handliches Design.

Das Aufladen der Kamera und das Einsetzen der Kamera ist trivial.
Nach dem Einschalten der Kamera erleuchtet das Display, es ist klein und gut strukturiert.
Die Anzeigen im Display sind individuell einstellbar und gut vorkonfiguriert.

Die ersten Einstellungen sind problemlos.
Haupteinstellungen werden über den Wählring aufgerufen, die Menuführung ist simpel und selbsterklärend, Englischkenntnisse vorausgesetzt, die Menüsprache ist nämlich ausschließlich englisch.
Bedient werden die einzelnen Positionen des Wählringes dann über einen Ziehschalter, kurzes Ziehen = scrollen, langes Ziehen = bestätigen, das ist einfach und intuitiv.

Die Foto- und Videoeinstellungen sind selbsterklärend.
Es gibt über den Wählring zwei frei belegbare Schaltflächen, dessen Belegung und Konfiguration ist einfach und problemlos.
Ich habe hier schlicht verschiedene Auflösungen für Videos eingestellt.

Dann geht es um die Einstellung der Uhrzeit.
Hierzu muss man GPS aktiviert haben, ein entsprechendes Signal zu finden, ist nicht ganz einfach und dauert mitunter sehr lange:
Laut Beschreibung „Die Kamera ermittelt nicht sofort eine Position. Es kann einige Zeit dauern, bis die Kamera Satelliten in der Nähe findet“.
In meinem Fall dauerte es durchaus bis zu 20 Minuten.
Die Einstellung der Uhrzeit selbst ist ebenfalls etwas umständlich. Man muss wissen, in welcher Zeitzone man sich im Verhältnis zur UTC-Time befindet, Sommerzeit macht es nicht einfacher (Google hilft dabei).
Allgemein hat sich die Uhrzeit in der Fortfolge immer wieder mal verstellt, so ca +/-25 Minuten waren da recht „normal“.
Tipp: Die Kamera sollte bereits vor dem TG eingeschaltet werden, damit sich die Uhrzeit jedesmal neu einstellen kann, unter Wasser wird kein Satellit gefunden und die UTC-Zeit wird beibehalten.
Somit hat man in der Karibik einen TG um 18h, der eigentlich um 12h MEZ stattfand.

Das erste Verbinden mit der kostenfreien App klappt problemlos.
Die App sucht automatisch nach Firmware-Updates und installiert diese schnell und ohne Komplikationen.

Das Anlegen des Grips ist etwas tricky (die online erhältliche Bedienungsanleitung hilft dabei) und die resultierende Optik wirkt dann ein wenig wie eine Schnellfeuerwaffe.
Das führte dann bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen zu intensiven Rückfragen und auch später unter Wasser bei anderen Tauchern zu durchaus sehr fragenden Blicken… ;)

Getestet habe ich die Kamera auf insgesamt 10 Tauchgängen bis zu einer maximalen Tiefe von 25m und bei einigen Schnorchelaktivitäten, einmal auch beim Schnorcheln bei Dunkelheit.
Als Vergleichsmodell hatten wir eine GoPro Hero7 dabei.

Die Handhabung unter Wasser ist durch den Stellring und den Ziehschalter ebenso einfach wie die Einstellungen nach dem Unboxing.
Ein kleines Manko stellt dann das doch recht kleine Display dar, dass unter Wasser mit Maske und in größeren Tiefen eher schwer erkennbar ist.

Die 2 Haupteinstellungen für den Tauchgang, Video und Foto, kann man schnell switchen, bei der Fotoeinstellung kann man durch „ziehen und halten“ auch kurze Videos machen.
All dies ist ein komplett einfaches und komfortables Handling unter Wasser.
Gewöhnungsbedürftig ist, dass beim Start einer Videoaufnahme sofort ein kleiner Zoom auf das Objekt stattfindet, in Verbindung mit dem kleinen Display ist man dann öfter mal näher dran als man eigentlich denkt.

Wie bei nahezu allen Kameras dieser Art sind die Ergebnisse von Fotoaufnahmen eher mittelmäßig, so dass man lieber mit Videosequenzen arbeitet und später manuell Screenshots aus den Videos herauszieht.

Auch normal: Vertikales Filmen, vor allem nach unten, liefert unscharfe Ergebnisse.
Horizontal auf das Objekt gerichtet werden tolle Ergebnisse erzielt.
Die automatische Lichtanpassung funktioniert so gut, dass man später auf den Videos Farben erkennt, die man unter Wasser selbst gar nicht gesehen hat.

Im Vergleich zur GoPro liefert die Vaquita deutlich bessere und schönere Farben, verliert allerdings auch schnell an Schärfe im Bild, unabhängig von den Auflösungen.
In seltenen Fällen funktioniert der Fokus auf das eigentlich Fotoobjekt nicht richtig.
Das Ändern der Auflösungen, bei mir über die 2 personalisierten Einstellungen erfolgt, klappt problemlos und ist einfach, ein Riesenvorteil gegenüber der GoPro.

Auffällig ist, dass die Tiefen- und Temperaturanzeige immer wieder mal ausfällt.

Die Kamera habe ich zumeist nur mit der mitgelieferten Handschlaufe genutzt, das war recht komfortabel und hat gut funktioniert.
Mit einem zusätzlichen, nicht mitgelieferten, Retraktor kann die Kamera leicht im Jacket verstaut werden.
Dies war mit dem Vaquita Grip dann nicht mehr möglich.
Abgesehen davon, dass man sich bei Nutzung des Grips selbst irgendwie „auf der Jagd“ fühlt, empfand ich den Grip als unhandlich - wünschen würde ich mir eine Schlaufe, um die Kamera auf dem Handrücken zu befestigen

Nach dem Tauchen kann die Vaquita problemlos gereinigt und getrocknet werden.
Ein Reinigungstuch ist im Lieferumfang nicht enthalten, kann aber auch mit jedem fusselfreien Tuch erledigt werden.
Das wiederum mitgelieferte Fett dient der einfachen Pflege der O-Ringe.

Nachholbedarf hat Paralenz noch bei der Weiterentwicklung der App.
Das Verbinden der Kamera mit meinem iPhone via WLAN funktioniert hervorragend, Fotos werden auch schnell übertragen und haben auf dem kleinen Handydisplay auch eine gute Qualität. Die Herausforderungen werden erst später auf einem PC ersichtlich, siehe oben.

Das Übertragen von Videos in die App dauert, auch hier im Vergleich zur GoPro mit vergleichbaren Bedingungen, extrem lange.
60s Video (4K) benötigen ca. 8 Minute zum Download und man macht ja nicht nur ein einziges Video bei einem Tauchgang.
Der Download von der Kamera überschreibt vorherige Downloads, somit bleibt immer nur der letzte vorhanden.
Die Videos aus der Kamera werden zudem nicht vollständig in die App übertragen und gespeichert, offensichtlich nur sehr kurze Videos, ein echtes Muster konnte ich bis zum Schluss nicht erkennen.
Für jede Übertragung aus der Kamera wird ein LOG erstellt, dies wiederum auch nach Anzahl des Einschaltens der Kamera unter Wasser. Als Ergebnis liefert die App also durchaus mal 3 LOG´s für einen Tauchgang, wenn die Kamera zwischendurch ausgeschaltet hat.
Man kann nicht einstellen, dass alle neuen Logs automatisch übertragen werden.
Die Qualität der Videos ist wiederum herausragend.

Auf der Speicherkarte sieht man später am PC bei Fotos mal willkürlich eine sehr kleine Datei mit geringfügiger Auflösung. Diese ist vollkommen unbrauchbar.
Andere Fotos wiederum sind korrekt gespeichert, hier kommt dann die Qualität der Fotos zum Tragen.
Für Videos werden auf der Speicherkarte generell zwei Dateien abgelegt, je einmal mit hoher und niedriger Auflösung und entsprechenden Speicherkapazitäten.
Warum das so ist und welche Vorteile die Varianten bieten, kann ich mit Laienwissen nicht erkennen.

Der Akku hält für 3 Tauchgänge und entspricht damit den Herstellerangaben von 3h.
Besonders wird er für die Datenübertragung beansprucht, da empfiehlt es sich, die Kamera mit Strom zu versorgen.

Nach 2,5 Wochen intensiver Nutzung weist die Vaquita leichte Gebrauchsspuren auf.
Insbesondere das zwischenzeitliche Verstauen im Jacket scheint die Legierung der Kamera zu beeinflussen.

Als Fazit habe ich unter dem Strich eine wirklich gute und kompakte Unterwasserkamera getestet, die ihre Stärken in Videos und mit automatischer Farbeinstellung ausspielt.
Für Hobbyfilmer unter Wasser, die auf Knopfdruck ein paar Urlaubserinnerungen mit automatisierten Einstellungen festhalten wollen, genau das richtige und Vergleichssieger zu einer GoPro.
Wünschenswert wäre aus meiner Sicht noch eine automatische Bildstabilisierung wie in einer Actioncam heute schon üblich.
Profis wiederum werden auf Ihre Einstellungen und Belichtungen sicher nicht verzichten wollen.