Als kurze Ergänzung zu vorgegangenem Bericht: die Bleitaschen sind defintiv ein Schwachpunkt des Jackets. Meine Freundin hat 2 Wochen lang das Lady Jac getaucht. Ein sehr schönes gut verarbeitetes Jacket, über welches man/Frau eigentlich vollkommen glücklich sein könnte. Wären da nicht ... die für jeweils riesige Wackersteine optimierten Bleitaschen. Meine Freundin hatte jede Tasche mit 2x2KG Blei befüllt. Trotzdem sind die Taschen immer herausgerutscht und hingen nur noch an der Klickschnalle. Das Jacket ist es seit knapp 2 Monaten zum Nachbessern bei Cressi. Es ist ein Rätsel, wie die das für marktreif erklären konnten! Wir harren mit Spannung der Modifizierung.
Eigentlich wollte ich mit dem Kauf einen neuen Jackets bis zum Sommer warten. Dann hing da das neue Cressi Back Jac im Laden. Zuerst viel mir das Bleisystem auf, daß mich sehr an das meines geliebten Sea Qest Pro QD SL erinnerte, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Ein Cressi mit einem gescheiten Bleisystem – das war einen zweiten Blick wert. Ein Wing, prima, ein Wing suche ich. Kein Reisewing mit 12 Litern Auftrieb für den Urlaub, sondern eines zum Gebrauch mit schwerer Ausrüstung in heimischen Seen. Aber es gibt eine Überraschung: obwohl das Jacket recht zierlich wirkt, hat es in Größe L 25,5 Liter Auftrieb. Anprobieren! Wow, das macht wieder meinem geliebten Pro QD Konkurrenz. Sitzt gut, ist komfortabel gepolstert, vermittelt gleich einen hohen Wohlfühlfaktor. Das Angebot, das Jacket tauchfertig zu bestücken muß ich annehmen. Spanngurt und Fangriemen fesseln standesgemäß eine 12 Liter Flasche am Kunststoffrahmen. So ein Anti-Rutsch-Pad aus Gummi habe ich auch schon mal irgendwo gesehen... Für mein Doppelpack sind metallne Ösen vorhanden. Einzig der Hinweis, daß man den Spanngurt vor dem Spannen naß machen soll, nervt. Gibt es da nicht schon besseres Material, daß sich im Wasser nicht ausdehnt? Jede Bleitasche faßt maximal 4,5 Kilo. In Verbindung mit den Trimmbleitaschen im Rücken sollte jeder genug Blei verstauen können, um sich würdig zu versenken. Das Einfädeln und Arretieren der Bleitaschen klappt problemlos, daß Einrasten der Schnallen wird mit einem satten Klicken quittiert. Da weiß man: das Blei sitzt. Jemand hat wohl sehr scharf zu Sea Quest rüber geschielt. Eine kleine Kante an der Schnalle erleichtert sogar noch das Arretieren der Schnalle. Nicht so gut gefällt mir, daß die Bleitaschen selber aus einem großen, mit einem Reißverschluß versehenen Fach bestehen. Ich kann mir vorstellen, daß das Blei in der Tasche rumrutschen kann, wenn sie nicht voll ist. Die Klettorgien von Mares oder das Band zum Fixieren von Bleistücken wie es Sea Quest in die (größeren) Bleitaschen einbaut finde ich da besser. Doch nicht so genau hingeguckt? Voll ausgerüstet fühlt sich das Jacket immer noch bequem an. Alles sitzt da, wo es sitzen soll. Die Bleitaschen tragen ein wenig auf, trotzdem ist die Bewegungsfreiheit gut und einem Wing angemessen. Die Schultergurte sind vergleichsweise weit nach vorn gezogen, so daß sowohl die Schnallen als auch die metallnen, gekröpften D-Ringe auf den Schultergurten gut zu erreichen sind. Zwei weitere metallene D-Ringe sitzen unter den Bleitaschen. Über den Bleitaschen gibt es kleine Kunststoff-D-Ringe, an denen Schlauchhalter zur Befestigung von Fini und Oktopus baumeln. Der elastische Bauchgurt läßt sich gut schließen, der Gurt mit der darüberliegenden Fastexschnalle ist ebenfalls elastisch und läßt sich gut erreichen. Der Inflatorschlauch ist lang genug und der Inflator baumelt da, wo er gut erreichbar hingehört. Über der linken Bleitasche ist noch eine Befestigungsmöglichkeit für ein Messer angebracht. Ein Highlight sind die Taschen. Im eingerollten Zustand liegen sie, durch einen Reißverschluß verdeckt, unter den Bleitaschen und stören nicht. Man muß schon zwei Mal hinsehen, um sie überhaupt zu finden. Im ausgerollten Zustand besitzen sie aber eine erstaunliche Größe und werden ihrerseits mit einem Reißverschluß sicher verschlossen. Wo bitte geht´s zum Wasser? Das Aufblasen des Wings klappt problemlos und ist so gut wie nicht zu merken. Ein Blick in den Spiegel: Ups, wo kommt dieser große Auftriebskörper her? Das Luftablassen klappt dank Inflator und drei Schnellablässen ebenfalls problemlos. Wieder ausgerödelt nehme ich das Jacket jetzt genau unter die Lupe. Gut, daß Außenmaterial ist ´nur´ 500´er Cordura ´colorlock´ – was auch immer das heißen mag. Die Innenseite der Blase besteht sogar nur aus 420´er Nylon. Dafür wird die Blase durch Gummibänder im leeren Zustand schön kompakt an das Rückengestell gezogen. Das gibt einen geringen Wasserwiderstand. Trotz der Gummis läßt sich das Wing noch gut mit dem Mund aufblasen. Obwohl es auf der einen Seite mit Ausstattung klotzt und auch anspruchsvolleren Tauchgängen gewachsen scheint, wirken einige Details filigran, manches leider billig. Mit dem ´dünnen´ Material kann ich leben, zumindest wenn die Verarbeitung zeigt, daß belastete Stellen wie Schultergurte etc. verstärkt und sehr solide vernäht sind. Das ´dünne´ Nylon kommt an Stellen zum Einsatz, an denen wenig Beschädigungsgefahr besteht und bietet den Vorteil, daß es sich sehr kompakt zusammenfaltet. Und auch wenn die D-Ringe nicht das XXL-Kalieber haben, das manche Tekkis bevorzugen, sind sie ausreichend groß und solide. Was mir gar nicht gefällt, ist der schwabbelige Inflatorschlauch. der an der Biegung über der Schulter durch ein ebenfalls sehr fragiles Plastikteil gestützt wird – ohne würde der Schlauch wohl am Knick über der Schulter kollabieren. Auch der Inflator selber wirkt einfach nur billig – man hat schon Angst, ihn feste anzufassen. Dazu fallen im Vergleich zu anderen Jackets die Schnellablässe klein und zierlich aus. Die Schnüre, um Schnellablässe zu bedienen, sind durchdacht geführt, aber hier würde etwas stärkeres Material ebenfalls mehr Vertrauen schaffen. Insgesamt finde ich, daß die Ergonomie des Jackets ist hervorragend, die Ausstattung komplett ist. Reden wir über den Preis. Ein ´Einführungsangebot´, dem ich kaum widerstehen kann, aber auch der Listenpreis ist, besonders im Vergleich zu anderen Jackets, fair. Eine Nacht drüber geschlafen, Kontostand gecheckt, zugeschlagen. Das Anbringen meines 7 Liter Doppelpacks war ein wenig Bastelei. Wegen der aufwendigen Polsterung mußte ich das Jacket zuerst einmal komplett auseinandernehmen, um die Bolzen des Doppelpacks an die Bohrungen der Rückenplatte anzupassen. Dabei viel mir wieder die durchdache Konstruktion des Jackets auf. Man merkt aber, daß das Jacket primär auf den Gebrauch von Einzelflaschen zugeschnitten ist. Monogeräte sind bis 18 Liter zugelassen, Doppelgeräte bis zwei mal 10 Liter. Bisher konnte ich das Jacket nur im Pool ausprobieren. Der Eindruck im Wasser bestätigt, was die Anprobe auf dem Trockenen versprach. Das Jacket ist bequem, das Tarierverhalten problemlos, die Ergonomie klasse. An- und ausziehen ist auch unter Wasser kein Problem. Ob der billige Eindruck, den Inflator und Schnellablässe vermitteln, täuscht, wird sich wohl erst nach einer Anzahl von Tauchgängen herausstellen. Funktionieren tut´s fürs Erste zumindest einwandfrei.