Galileo Terra

2 Bewertungen

Eigentlich war ich mit meinem letzten Tauchcomput ...

Eigentlich war ich mit meinem letzten Tauchcomputer (Uwatec SmartPro) recht zufrieden. Nur wenige Dinge wären funktional noch wünschenswert gewesen. Da die Batterie beim SmartPro jedoch eingelötet ist und ich zudem bei anderen beobachten durfte, wie sich deren Rechner (gleicher Typ) trotz ausreichender Restkapazität plötzlich tot stellte (was insbesondere im Urlaub mehr als ärgerlich ist), sollte ein neuer her.

Wie ich bei der Recherche feststellen mußte, ist Uwatec was Ergonomie, klare Ablesbarkeit und Bedienung anbelangt, auch heute noch führend. Also blieb es bei der Firma. Zwei Modelle standen zur Wahl: Galileo Terra und Sol (den Luna gab es bei der Entscheidungsfindung noch nicht). Da mir der Preis für den Sol ehrlich gesagt zu heftig erschien, wurde es die abgespeckte Version Terra.

Von der hört man mittlerweile Gerüchte, daß sie aufgrund der Verfügbarkeit des Luna auslaufen soll. Und tatsächlich, seit ein paar Tagen scheint der Terra von der Webseite geräuschlos entfernt worden zu sein. Schade eigentlich. Andererseits offenbart es mal wieder die strategische (Fehl-)Planung bei Uwatec unter welcher die Käufer unter Umständen zu leiden haben. Hätte man anstatt des Terra gleich den Luna (bei dem ja die Gasintegration nachrüstbar ist) herausgebracht, hätte Uwatec sicherlich weniger Käufer des Terra verärgert.

Zurück zum Rechner: Er verfügt über alles, was ein moderner Dekompressionscomputer für den Sporttauchbereich beherrschen muß. Bis auf die Möglichkeit der Gasintegration entspricht er technisch fast dem Luna. Dessen Daten kann man auf der Scubapro-Webseite einsehen, so daß ich mich hier auf die wichtigsten Auffälligkeiten der Galileo-Plattform am Beispiel des Terra konzentriere.


- Größe/Ablesbarkeit/Ergonomie

Was sofort auffällt: Das Ding ist groß. Ich meine wuchtig, ein „Klopper“ und man glaubt fast, eines der neuen Smartphones am Arm zu tragen. Das fällt eher unangenehm auf und das Gefühl hat sich bei mir auch nach Monaten der Nutzung nicht geändert.

Dafür ist die Ablesbarkeit natürlich super – vielleicht eine Investition in die weitsichtige Zukunft

Klarheit, Verständlichkeit der Anzeigen sind ausgezeichnet. Es bleiben keine Fragen offen. So soll es sein und fast bin ich geneigt zu sagen, daß es fast nicht besser geht; fast.

- Batterie

Lange hat es gedauert: Uwatec hat bzgl. der Batterie gelernt: Keine proprietäre und/oder eingelötete, wie sie die meisten Uwatec Computer hatten, sondern eine Standardbatterie, die selbst gewechselt werden kann, leistet nun ihren Dienst. Eigentlich etwas Selbstverständliches, deshalb bleibt nur zu sagen ´endlich!´.


- Kompaß

Der eingebaute Kompaß ist (auch aufgrund der Größe) sehr gut ablesbar, verfügt über nützliche Hilfen (wie Anzeige von Dreieck-, Rechteck- und Umkehrkurs sowie Setzen einer eigenen Markierung) und ist äußerst neigungstolerant. Das kann kaum ein mechanischer. Dafür ist er im Vergleich zu diesen eher behäbig.

- Sonstiges

Nicht ganz so wichtig, aber unschön ist die Lichtfunktion im Oberflächenmodus. Ehrlich gesagt ist mir der Sinn der Beleuchtungssteuerung nicht ganz klar. Während außerhalb des Oberflächenmodus´ die Beleuchtungsdauer konfiguriert werden kann (Zeitdauer oder manuell), gibt’s im Oberflächenmodus keinen Timeout. Das Licht bleibt also unnötig lange an (z. B. wenn es jemand aus Versehen einschaltet … / bei Sonnenschein fast unmöglich zu erkennen).

Die Galileo-Plattform kann mittels Softwareupdates aktualisiert oder erweitert werden. Positiv oder negativ? Gut ist sicherlich, daß man bspw. nur Funktionen kaufen muß, die man auch tatsächlich möchte und diese somit nachrüsten kann (nur Luna und Sol, Terra keine Gasintegration möglich!). Kritiker argumentieren, daß dadurch der Hersteller eher geneigt ist unausgereifte Software auszuliefern und später zu korrigieren. Ich möchte dem nicht komplett widersprechen (s. u. PDIS-Update), andererseits ist es allemal leichter auf diese Weise einen Fehler zu korrigieren, als den Computer einzuschicken zu müssen. Außerdem erlaubt es nur diese Art Erweiterungen implementieren zu können.


- PDIS/Deep Stop:

Als kostenloses Softwareupdate gab es (mittlerweile in der ausgelieferten Firmware integriert) eine Uwatec-eigene Deepstop-Funktion (dynamische Berechnung der Deepstop-Tiefe).

Insbesondere bei nicht sonderlich tiefen Multileveltauchgängen scheint mir die jedoch noch nicht ganz ausgereift zu sein. So konnte ich bei dieser Art von Tauchgängen fast immer beobachten, daß ein Deepstop auf einer bestimmten Tiefe vorgeschlagen wurde (z. B. 14 m), nach Absitzen dieses Stops jedoch der nächste in unmittelbarer Nähe (11 m) folgte. Interessanterweise erscheint der zweite nicht im Logbuch …

Seit kurzem gibt es ein Firmwareupdate, welches vermutlich das genannte Problem adressiert. Auf der Webseite (http://www.scubapro.com/europe/german/uwatec-products-/software/software-[12496]-[12504]/galileo-15-firmware) von Scubapro heißt es „Die PDIS-Berechnungen wurden aktualisiert. Sie sind jetzt noch effizienter und schützen den Taucher besser vor der höheren Stickstoffaufnahme bei häufigen Wiederholungstauchgängen, wie sie auf längeren Tauchkreuzfahrten vorkommen.“

Da ich das Update noch nicht ausführlich testen konnte, bleibt es erstmal bei der obigen Aussage.

Etwas unglücklich ist die Anzeige des Countdowns gelöst, sofern Dekostops anstehen. Während im Nullzeitbereich eine große gegen Null zählende Anzeige zu sehen ist, gibt es die außerhalb der Nullzeit nicht. Das hätte man anders lösen können ...


- HRM/Herzfrequenzintegration

Über das HRM kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Ich hab es recht günstig bekommen (oder mir vielleicht auch eingebildet), aber vermutlich wird man in einigen Jahren noch ganz andere persönliche Faktoren in die Dekompressionsmodelle integrieren.

Gehen wir mal davon aus, der Algorithmus ist sinnvoll (es tut sich jedenfalls etwas: bei kaltem Wasser und größerer Anstrengung werden jedenfalls wie dokumentiert die Nullzeit teils drastisch gekürzt und die Dekostops spürbar(!) erhöht – auch im Vergleich zu Suunto, die ja bekanntermaßen konservativer rechnen).

Bedauerlicherweise leidet die Konfigurierbarkeit des HRM in einem entscheidenden Detail: Die akustische Warnung bei erhöhter Herzfrequenz ist nicht(!) deaktivierbar. Das ist wirklich sehr ärgerlich und führt schnell dazu, daß man das Ganze wieder abschaltet (wird von Uwatec auch so als „Lösung“ empfohlen – und führt die Funktion natürlich ad absurdum). Daß mein Puls höher ist wenn ich gegen die Strömung schwimme muß der Computer mir (und dem/n Buddy/ies) nicht aufdringlich noch ins Ohr schreien. Soviel Selbstwahrnehmung besitze ich noch … Nota bene: Die akustische Warnung tritt nicht erst dann auf, wenn der Maximalpuls erreicht wird, sondern „eine genügend große Steigerung der Arbeitsleistung“, wie es die Dokumentation verlauten läßt.


- Support

An dieser Ecke muß Uwatec/Scubapro/Johnson Outdoors (oder wer sich auch immer dafür zuständig sieht) noch viel von anderen lernen. Von Kundenorientierung kann da keine Rede sein. Mal ganz abgesehen davon, daß die auf der Webseite hinterlegte E-Mail-Adresse nicht funktioniert(e?), werden Anfragen, wenn überhaupt nur auf Nachfrage und stark verzögert beantwortet.

Ein Kundenportal mit offenem Raum für Nutzeraustausch/-diskussionen inkl. Integration und Rückmeldung eines Know-how-Trägers von Uwatec fehlt. Auch das können Andere besser.


- Fazit

Neben all den Kritikpunkten soll nicht der Eindruck entstehen, daß der Rechner schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Viele Details haben sich gegenüber der Smart-Reihe, die für sich gesehen sehr gut war, verbessert. Lediglich die Gerätegröße erscheint grenzwertig. Gut auch, daß man nicht auf die stromfressenden Farbdisplays gesetzt hat und bei der klaren Struktur geblieben ist. Funktionalität und technischer Fortschritt sind ebenfalls positiv hervorzuheben.

Der Straßenpreis ist angemessen, wobei die käuflichen Upgrades meines Erachtens nach zu teuer sind und die kostenfreien wohl auch nur deshalb ohne Gebühr erhältlich sind, da Suunto & Co gleiches ohne Mehrkosten bieten. Da hilft es auch nicht, den Deepstop PDIS zu nennen und dahinter einen noch nicht ganz ausgereiften Algorithmus zu verstecken (zumindest bei Firmware 1.4).

Auch fragwürdig weshalb der Terra in eine Sackgasse führt. Erst gibt es bis auf die Luftintegration sämtliche käuflichen Updates, jetzt stellt man den Terra komplett ein. Toll!

Würde es Uwatec schaffen den Support zu verbessern, eine offene Diskussionsplattform (inkl. tech. Ansprechpartner) zu implementieren und offen für Vorschläge zu sein, vor allem aber bei der strategischen Produktplanung etwas mehr Kundenorientierung zu zeigen, könnte man sechs Flossen vergeben. So werden es ´nur´ vier.

Ergänzung vom 10.12.2009:

Nach weiteren 50 TG mit Software Version 1.5 kann ich folgendes feststellen:

1. Das beschriebene Problem mit den "doppelten Deepstops" wurde gelöst. Die Funktion scheint nun wie erwartet.

2. Die bemängelte fehlende Countdownanzeige (Deepstop) außerhalb der Nullzeit gib es jetzt auch (Darstellung wie in SmartTrak). Leider ist diese sehr klein und manch einer könnte sich mit dem Ablesen schwer tun. Eine Segment- oder Balkenanzeige wäre ggf. geschickter gewesen.

3. Offenbar ist Version 1.5 auch nicht fehlerfrei: Beim Tauchen mit einem Mikroblasenlevel, angezeigtem Levelstop und laufendem Deepstop wurden beim Umschalten auf die 'echte Nullzeit' dort nur noch drei Striche angezeigt. Nach einmaligem Hin- und Herschalten war das Problem weg. Dafür fehlte ab da die 'neue Countdownanzeige'. Der Fehler war nicht reproduzierbar. Nichts Kritisches, dennoch fragwürdig ...