Ich habe 8 Tauchgänge mit dem Oceanic Atom Tauchc ...

Ich habe 8 Tauchgänge mit dem Oceanic Atom Tauchcomputer (Modell 1.0) gemacht und kann mich den hauptsächlich positiven Meinungen hier leider nicht anschließen. Die Fähigkeiten dieses kleinen Tauchcomputers sind zwar beachtlich, im praktischen Gebrauch ist er aber eher umständlich, unlogisch und nicht praxisgerecht.

In Schlagworten:
Plus:
+ Sehr klein, kann ständig getragen werden und stört nicht beim An-und Ablegen der Ausrüstung.
+ Luftintegriert mit schlauchlosem Transmitter.
+ Bis zu 3 Flaschendruck-Transmitter.
+ Symbole für Gewebesättigung
+ Luft und Nitrox bis 99% O2
+ Dekompressionsberechnung.
+ USB-Interface im Lieferumfang enthalten.
+ Auch ohne Flaschendruck-Transmitter erhältlich, spätere Aufrüstung möglich.
+ Safety-Stop-Timer.
+ Metrische oder imperiale Maßeinheit wählbar.
+ Vollwertige Digitaluhr inkl. Stoppuhr, Countdown, Wecker und 2 Zeitzonen.
+ Batterie selbst ersetzbar (Computer & Transmitter)
+ Preisgünstig

Minus:
- Handbuch: unlogischer Aufbau, einerseits unnötige Details, andererseits zu wenig Hintergrundinformation.
- Flaschendruck vor Tauchgang kontrollieren umständlich.
- Anzeige von Flaschendruck und Restluftzeit beim Tauchen nur kurzzeitig auf Knopfdruck.
- Akustische Alarme unter Wasser zu leise.
- Nur automatischer Start des Safety-Stop-Timers.
- Tauchplaner: Berechnung nur basierend auf aktueller Oberflächenpause, keine Vorausplanung, keine Dekompressionsplanung.
- Kleiner Speicher, keine Anzeige der Speicherbelegung.
- “No fly time” ist simpler 24h-countdown.
- Entsättigungsberechnung wird nach 24 h abgebrochen.
- Wenig Information im Logbuch, z.B. kein(e) Flaschendruck, Durchschnittstiefe, durchschnittlicher Luftverbrauch.
- Keine Simulationsfunktion oder Simulationssoftware.
- Software mangelhaft, Installation mühsam.
- Keine Information über Luftverbrauch in der Software. (nur Anfangs- und Enddruck)

Und nun meine Erfahrungen im Detail:

Erster Kontakt:
Beim ersten Anlegen des Atoms ist mir der kurze Riemen aufgefallen. Jemand mit dünnen Handgelenken (wie ich) wir das angenehm finden, kräftiger gebaute Taucher müssen wohl schon bei dünnen Wetsuits die beigepackte Verlängerung verwenden. Der Computer ist kaum größer als eine übliche Herrenarmbanduhr, was den Riesenvorteil bringt, dass man ihn während einer ganzen Tauchreise von Daheim weg am Arm behalten kann und damit vor Vergessen, Verlust und Diebstahl ziemlich sicher ist. Zum mechanischen Schutz des Computers findet man eine Schutzfolie zum Aufkleben auf das Glas und einen abnehmbaren Vollschutz aus elastischem Kunststoff. Letzterer störte mich beim Tragen und bei der Bedienung, daher brachte ich ihn nur zum Tauchen an.
Schön, dass eine Ersatzbatterie für den Computer, inklusive O-Ring und Silikonfett mitgeliefert wird.

Das Handbuch (ich beziehe mich nur auf die englische Version, deutsche habe ich keine):
Als erstes musste ich mich mit den unkonventionellen Tastenpiktogrammen vertraut machen: Während „Mode“ als stilisiertes M eindeutig und „ * “ für „Licht“ auch noch leicht zu merken ist, habe ich schon einige Zeit gebraucht um „>>“ mit „Select“ und „>|“ mit „Advance“ gleichzusetzten (ich denke bei diesen Symbolen eher an „Fast Forward“ und „Last Record“). Zu allem Überfluss werden im Handbuch nach dieser Erklärung nicht die Piktogramme verwendet, sondern vom M, A, S und L-Button gesprochen.
Danach stellte ich bald fest, dass das Handbuch nicht entsprechend dem praktischen Gebrauch gegliedert ist, sondern einfach die Menüpunkt des Computers einen nach dem anderen abhandelt. So kommt es, dass man auf Seite 66 erfährt, wie man Einstellungen für den Safety-Stop macht, aber erst auf Seite 100, was diese Einstellungen bewirken. Immerhin sind entsprechende Querverweise vorhanden.
Die Beschreibungen sind sehr ausführlich, ich würde sagen langatmig. Die Erklärung, wie der Transmitter-Code eingestellt wird, finde ich geradezu kurios, darum möchte ich es hier wiedergeben (freie Übersetzung aus dem Englischen): „Wiederholtes Drücken und Loslassen der S-Taste erhöht die erste Ziffer in Einser-Schritten. Drücken und Festhalten durchläuft die Einstellungen mit einer Rate von 4 pro Sekunde. Drücken und Loslassen der A-Taste bestätigt die Eingabe und geht weiter zur 2. Ziffer. Wiederholtes drücken und loslassen der S-Taste erhöht die zweite Ziffer in…“ und so weiter - Für jede einzelne Ziffer des 6-Stelligen Codes(!) - und dann nochmals für den 2. Transmitter(!!) - und dann für den 3. Transmitter!!! Über 6 Seiten hinweg bekommt man 18-mal die gleiche Erklärung – wenn man nicht vorher einschläft. (Anscheinend ist selbst der Layouterin oder dem Layouter dabei langweilig geworden, darum wurden zur Abwechslung vollkommen zusammenhanglos ein paar „Responsible Diver“-Logos im Handbuch verteilt.)
So minutiös die Beschreibung der Bedienung und Funktion auch ist, es wurde andererseits oft darauf vergessen, den Sinn von gewissen Einstellungen zu erklären. So bin ich mir trotz 2 Seiten Beschreibung nicht sicher, wozu man wählen kann, dass sich das Gasgemisch nach jedem Tauchgang auf 50% O2 zurückstellt – bei Gas 1 dann aber die Stickstoffsättigung mit 21% O2 berechnet wird. Ich vermute, das ist eine Sicherheitsfunktion: falls man vergisst, das tatsächliche Gemisch einzustellen ist man auf der sicheren Seite –die Beschreibung schweigt sich darüber jedenfalls aus.
So kämpft man sich durch etwa 100 Seiten Erklärung des Tauchcomputers, die anderen 50 Seiten für andere Funktionen wie Wecker und Stoppuhr und technische Daten muss man zum Tauchen nicht unbedingt lesen. Da weder der Computer noch die beiliegende Software eine Simulation beinhaltet, muss man sich alle Tauchfunktionen erst einmal alleine aus dem Buch merken und kann nichts ausprobieren – selbst für mich als einfachen Warmwassertaucher ohne Nitrox oder gar Flaschenwechsel warteten da ein paar Überraschungen auf dem ersten Tauchgang.

Erste Einstellungen:
Hatte ich erst einmal den langen Weg durch den Menübaum hinter mir (5x M-Taste, dann > und >| - Tasten gleichzeitig für 2 Sekunden festhalten), fand ich die verschiedenen Grundeinstellungen schön versammelt in 3 Gruppen. (Anm.: Alle diese Einstellungen können auch über die Software gemacht werden.)
Zuerst geht es an die Nitrox-Einstellungen, für jeden der max. 3 Tanks kann ein Sauerstoffanteil zwischen 21 und 100% (max. 50% für Tank 1) frei gewählt werden. Es wird aber nicht erklärt, warum es für normale Luft sowohl die Einstellung „AIR“ als auch „21%“ gibt und bei der Einstellung 21% dann auch das „Nitrox-Symbol“ angezeigt wird. Das Handbuch beschränkt sich darauf zu vermerken, dass die „Berechnung“ (wohl das Ergebnis meinend) für beide Einstellungen dieselbe ist. Außerdem schlägt bei „21%“ nach dem Tauchgang ggf. der oben erwähnte „50%-Default“ zu und man muss für den nächsten Tauchgang wieder zurückstellen, wenn man keine falschen O2-Warnungen bekommen will. „AIR“ dagegen bleibt „AIR“ auch wenn der ominöse Default eingeschaltet ist. Ich nehme an, „Air“ ist für Taucher gedacht, die im Allgemeinen nicht mit Nitrox tauchen und daher auch nicht mit Dingen wie Sauerstoffsättigung „belästigt“ werden wollen. Dafür wäre aber eine generelle Einstellung „Nitrox Ja/Nein“ wohl praktischer und weniger verwirrend.
Die nächste Gruppe sind die Alarmeinstellungen. Als erstes kann man alle Alarme generell aus-und einschalten, dann kann man für praktisch alle möglichen Messwerte einen Alarmlevel einstellen. Achtung: obwohl die erste Einstellung „Audible Alarm Off/On“ heißt, betrifft die Einstellung auch den optischen Alarm (rote LED). Man kann also nicht, wie die Einstellung suggeriert, den akustischen Alarm alleine ausschalten! Wichtige Alarme werden unabhängig von dieser Einstellung immer ausgelöst.
Die letzte Gruppe der Einstellungen nennt sich U wie „Utilities“, hier werden alle übrigen Einstellungen vorgenommen, unter anderem die Werte für den Safety Stop. Warum man dabei nur die Werte 3, 4½ und 6m zur Auswahl hat, und nicht die üblichen 5m, liegt wohl daran, dass der Computer eigentlich für Imperiale Einheiten programmiert ist. Das merkt man auch bei anderen Funktionen und daran, dass die Tiefe in 0.3m Auflösung angezeigt wird, aber in der Praxis stört das alles nicht.
Auch einen „Conservative Factor“ kann man einstellen, wenn man mehr auf der sicheren Seite sein will. Man kann aber nur zwischen Ein und Aus wählen und nicht - wie ich aus der Bezeichnung „Factor“ angenommen hätte - einen variablen Wert. Dass die „konservative“ Berechnung so gelöst wurde, dass eine Seehöhe von 915m über der tatsächlichen Seehöhe für die Berechnung angenommen wird, mutet zwar eigenartig an, erfüllt aber wohl den Zweck. In der Praxis bedeutet es, dass die No-Decompression-Limits um etwa ein Viertel reduziert sind.
Die Einstellung der „Sampling Rate“ für die Tauchprofilaufzeichnung sollte nicht übersehen werden, vor allem hinsichtlich des geringen Speichervolumens, worüber das Handbuch keine Silbe verliert. Doch dazu später.
Schließlich kommt man fast zum Wichtigsten, zu der Einstellung der Transmittercodes. Grundsätzlich ist der Code des mitgelieferten Transmitters nicht eingestellt, daher ist diese Einstellung vor dem ersten Tauchgang unbedingt notwendig. Da der Transmitter sich erst aktiviert, wenn Druck anliegt, kann die Einstellung und Funktion normalerweise nicht überprüft werden, außer man hat einen gefüllten Tank daheim stehen. Am besten also gleich im Tauchshop, bei der Montage des Transmitters, einstellen lassen und mit der Druckprüfung zusammen testen.

Der Atom in Aktion.
Ich möchte vorausschicken, dass ich vor meinen ersten Tauchgängen noch ganz glücklich mit dem Atom war. Auf das etwas komplizierte Handbuch und die flapsige Software (dazu später) war ich vorbereitet, ich habe das bewusst in Kauf genommen, weil ich dachte, dass der Atom das beim Einsatz unter Wasser alles wieder wettmacht. Bei der Anreise war ich auch erfreut, dass sich die Reglereinheit mit dem kleinen Transmitter, statt mit der SPG und dem Schlauch, nun leicht im Handgepäck unterbringen lässt – ich habe diesen lebenswichtigen Teil immer nur ungern der rauen Behandlung durch Förderbänder und das Flughafenpersonal überlassen.
Aber die Enttäuschung begann nach dem Vorbereiten der Ausrüstung, als ich den Flaschendruck prüfen wollte. Das geht nämlich so: Erst 5 mal auf die M-Taste drücken, um in den Tauchmodus zu kommen. (Wen hat da bloß der Teufel geritten, dass er den Tauchcomputermodus als allerletzten Modus ins Menü gepflanzt hat?) Dann >> Taste für 2 Sekunden festhalten. Dann nochmals 3 Sekunden warten, während der Batteriezustand des Atom angezeigt wird, bis schließlich der 1. Transmitter mit Batteriezustand und Druck angezeigt wird. Da sah ich aber erst einmal „not Available“, erst beim zweiten Versuch wurde der Druck wie erwartet angezeigt. Erst später wurde mir klar, dass der Transmitter, wenn länger kein Druck anliegt, in den Ruhezustand geht und nur alle 2 Minuten eine Druckmessung macht, um dann ggf. aktiv zu werden. Es kann also nach dem Aufdrehen des Ventils bis zu 2 Minuten dauern, bis man eine Druckanzeige bekommt.
Dann ging es unter Wasser. Wie nicht anders zu erwarten, war die wesentliche Funktion – die Gewebesättigungsberechnung und entsprechende Anzeige – in Ordnung. Die Anzeige ist ausreichend groß und klar strukturiert, neben Tiefe (aktuell und maximal), Tauchzeit und ND-Limit gibt es noch eine 5-Stufige Symbolanzeige für die Gewebesättigung, wodurch man eine schnelle Indikation hat, wie nahe man an der Deco-Grenze ist. Auf Tastendruck gibt es die alternativen Anzeigen mit Flaschendruck und Restluftzeit, bzw. Uhrzeit und Temperatur. Die Berechnung der Restluftzeit (Air Time Remaining) entsprach auch meinen Erwartungen. Es wird nicht einfach berechnet, wie lange man mit dem momentanen Luftverbrauch auf der momentanen Tiefe bleiben kann, bis die Flasche leer ist, sondern es wird der ganze Aufstieg, mit eventuellen Deko-Stopps und dem voraussichtlichen Verbrauch auf diesen Tiefen, berechnet. Man kann also bleiben wo man will, bis die Restluftzeit (fast) auf 0 ist, dann steigt man mit normaler Geschwindigkeit auf und man erreicht mit dem eingestellten Reservedruck die Oberfläche.
Erreicht man aus einer Tiefe von mehr als 9m den Safety-Stop-Level, wird automatisch der Safety-Stop Timer gestartet, der von 5 oder 3 Minuten herunterzählt. Kein echtes Problem, aber doch eigenartig ist der Umstand, dass man während dem Safety-Stop zwar auf die alternativen Anzeigemodi (Uhrzeit, Druck) wechseln kann, nicht jedoch auf den normalen Anzeigemodus. Tauchzeit und max. Tiefe sind darum währen dem Safety Stop nicht anzeigbar. Der Safety-Stop Timer lässt sich auch nicht manuell starten oder stoppen (das könnte jene stören, für die ein Safety Stop erst beginnt, wenn man ganz ruhig auf 5m schwebt, und nicht, wenn man schon vorher „zufällig“ auf diese Tiefe aufsteigt aber noch aktiv ist).
Soweit, so gut. Eine negative Überraschung war aber die berühmte „Dive Time Remaining“. Aus verschiedenen Berichten und auch daher, wie auf der Oceanic-Homepage die „Dive Time Remaining“ unterstrichen wird, hatte ich Angenommen, dass im normalen Anzeigemodus die verbleibende Tauchzeit, basierend auf ND-Limit, O2-Limit und Flaschendruck/Luftverbrauch angezeigt wird. Ich habe also darauf gewartet, dass die Anzeige „NDC-Time“ irgendwann auf „AIR-Time“ wechselt, wenn letztere kürzer wird. Aber vergeblich. Tatsächlich ist es so, dass es 2 „Dive Time Remaining“ - Anzeigen gibt. Im normalen Anzeigemodus wird die „Dive Time Remaining“ basierend auf ND-Limit oder O2-Limit (welche dann gerade kürzer ist) angezeigt, im Alternativmodus die „Dive Time Remaining“ basierend auf dem Flaschendruck und Luftverbrauch. Wenn ich bedenke, dass die „Air Time Remaining“ auf vielen Tauchgängen letztlich das Ende vorgibt, und von dem Atom aufwändig berechnet wird, ist es mir einfach unverständlich, warum diese dann in einem Anzeigemodus „versteckt“ ist, den man nur durch Tastendruck erreicht und der dann nach 3 Sekunden wieder verschwindet. Darum hilft auch der Alarm „View Air“ nicht viel, der ausgelöst wird, wenn die „Air Time Remaining“ kürzer als das NDC-Limit wird, weil trotzdem ständig das – nun uninteressante – NDC-Limit angezeigt wird und man immer wieder auf den Knopf drücken muss.
Ich möchte hier anmerken, dass der Atom ohne den Transmitter, also ohne Verwendung der Luftintegrierung, bei mir wohl einen besseren Eindruck hinterlassen hätte. Ohne die Notwendigkeit, den Flaschendruck und die Transmitterfunktion zu testen, könnte man es bei der automatischen Aktivierung belassen und auch meine sonstige Negativkritik bisher wäre irrelevant.
Was aber bleibt, ist mein nächster Hauptkritikpunkt: Der akustische Alarm. Vielerorts wurde geschrieben, dass die Alarme leise sind. Da ich aber wusste, dass jeder Alarm mit 10 Sekunden Dauer ausgegeben wird, wenn er nicht vorher quittiert wird, hielt ich das nicht für so ein großes Problem. Tatsächlich sind die Alarme aber nicht leise sondern praktisch unhörbar! Ich habe auf 8 Tauchgängen, wo ich auf jedem mindestens 3 Alarme gehabt habe, keinen einzigen gehört. Nur bei einem Nachttauchgang ist mir die rote LED aufgefallen und dadurch aufmerksam gemacht, konnte ich wie aus weiter Ferne ein leises Piepsen wahrnehmen. Dabei war ich keinem ungewöhnlichen Geräuschpegel ausgesetzt, nur das übliche Blubbern und in der Ferne die Brandung. Ich hatte auch keine Kapuze auf, trug keine Ohrstöpsel und bin nicht Schwerhörig. Ich frage mich wirklich, ob dieser Alarm jemals außerhalb der Badewanne getestet wurde, bevor die Produktion in Serie ging. Was nützen mir also die vielen, durchaus sinnvollen Alarme, wenn ich sie höchstens zufällig wahrnehme?
Etwas „mager“ finde ich die Aufstiegswarnung. Es gibt nur einen Alarm bei Überschreiten des Limits und keine Anzeige der Geschwindigkeit. Und das es nur 2 Limits gibt – 9 m/min und 18 m/min (bei über/unter 18m Tiefe), anstelle einer kontinuierlichen Anpassung an die Tiefe, erscheint mir auch ein etwas veraltetes Konzept.
Und hier noch eine Eigenheit, die ich weniger für ein Problem, vielmehr ob seiner Kuriosität für erwähnenswert halte: Der Atom ist zwar für Salz- und Sußwasser kalibriert, jedoch erfolgt die Umschaltung nicht manuell, sonder automatisch: Ab einer Seehöhe von 610m wird auf Süßwasser umgeschaltet. Was hat sich der Programmierer dabei nur gedacht – etwa, dass alle Süßwassertaucher nur in höhergelegene Bergseen tauchen gehen?

Wieder oben…
Nach dem Tauchgang wird automatisch in den Surface-Mode umgeschaltet und Surface Time nebst Temperatur und Anzahl der gemachten Tauchgänge angezeigt.
Sobald ich in den Planungs-Modus wechselte, vermisste ich die Möglichkeit ein Surface-Intervall einzugeben. Der Tauchplaner kann die NDC-Limits nur unmittelbar vor dem Tauchgang anzeigen. Eine durchaus übliche Frage wie: „Mein nächster Tauchgang beginnt in 2 Stunden, wie lange kann ich dann auf 20 Meter bleiben?“ kann der Atom nicht beantworten. Es gibt auch keine Möglichkeit, einen Deko-Tauchgang zu planen.
Auch die nächsten beiden Modi kamen mir seltsam vor. Die „Time to Fly“ ist nicht eine berechnete Flugverbotszeit, wie man sie von anderen Tauchcomputern kennt, sondern ein simpler 24-Stunden Countdown. Dafür ist die nächste Anzeige „SAT“ die berechnete Zeit bis zur Gewebeentsättigung und damit wohl eher als „Time to Fly“ zu verwenden.
Ich glaube erkannt zu haben, dass der 24 Stunden Countdown eigentlich einen anderen Sinn hat. Das ist nämlich die Zeit, bis zu der der Atom als Tauchcomputer aktiv ist, danach werden alle Berechnungen beendet, selbst dann, wenn die berechnete Gewebeentsättigung noch nicht erreicht ist. Meines Wissens und von der Erfahrung mit einem anderen Tauchcomputer her, sind bei den langsamen Geweben, nach einer Woche mit 3-4 Tauchgängen pro Tag, Entsättigungszeiten von deutlich mehr als 24 Stunden durchaus normal. Mit dem Atom beginnt man aber nach einem tauchfreien Tag wieder ganz von Null. Als Laie traue ich mich nun nicht, die praktische Konsequenz zu beurteilen. Rein aus dieser Beobachtung würde ich aber annehmen, dass der Atom auf einem längeren Tauchurlaub mit tauchfreien Tagen, die Aufsättigung der langsamen Gewebe ein wenig unterschätzt.
Auch die Logbuchfunktion lässt bei mir Wünsche offen. Das Logbuch kann nur in einer Richtung durchlaufen werden, zurückblättern geht nicht, nicht einmal innerhalb der 2-3 Seiten eines Tauchgangs. Von einem luftintegrierten Computer hätte ich mir eigentlich auch Daten wie Anfangs- und End-Flaschendruck, vielleicht auch Luftverbrauch pro Minute im Log erwartet. Der Atom verrät diese Daten aber nicht, obschon erstere aufgezeichnet und über die Software schließlich doch angezeigt werden können.

Nach dem Tauchwochenende
Wieder daheim, machte ich mich daran, die Daten in meinen Computer einzulesen. Die Installation war - wie erwartet – sehr mühsam. Mit der mitgelieferten Software ging erst einmal gar nichts. Danach Patch heruntegeladen und installiert, wieder nichts. Dann also komplett deinstallieren und die ganze Software von der Homepage heruntegeladen (20MB - zum Glück habe ich Flatrate) und neu installiert. Damit war ich auf dem PC erfolgreich, auf meinem Laptop hatte ich noch immer Probleme das Interface zum Laufen zu bringen, aber nach Treiber De- und Re-Installation klappte es dort schließlich auch. Ich kann es nicht mehr mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, es ist notwendig den Computer nach der Installation neu zu starten, auch wenn das vom Installationsprogramm nicht verlangt wird (vielleicht hätte der Patch dann auch gereicht).
Dann wollte ich die Grunddaten in die Software einlesen und sah erstmal schwarz, genauer gesagt, in der Bildschirmmaske waren nur die Eingabefelder sichtbar, alles andere schwarz. Ich wurde aber bald in den FAQs fündig, und traute meinen Augen nicht: die Lösung ist, dass der Windows-Desktop-Color-Scheme auf „Standard“ eingestellt werden muss! Entschuldigung schon, liebe Oceanic-Programmierer, aber seid ihr noch zu retten? Nicht dass mir mein silberner Fensterrahmen so wichtig wäre, aber wie kommt ihr dazu, zu verlangen, dass alle Atom-Besitzer sämtliche Programme mit einem blauen Fensterrahmen ausführen, anstelle einen wahrscheinlich simplen Programmierfehler zu beheben? Nun gut, nachdem auch dieses Problem „gelöst“ war, ging es an die Übertragung der Tauchprofile. Zu meinem Erstaunen wurden nur 2 Tauchgänge heruntergeladen, obwohl ich 8 gemacht hatte, welche auch im Log eingetragen sind. Nach einigem Suchen auf der Homepage fand ich schließlich die Erklärung: Ich hatte die Sampling-rate auf 2 Sekunden eingestellt, und damit passen nur „2-3 Tauchgänge“ in den Speicher! Leider findet sich dazu kein Wort im Manual und auch auf der Homepage keine genauere Information, wie groß der Speicher tatsächlich ist, bzw. wie viele Minuten bei welcher Rate aufgezeichnet werden können. Auch gibt es keinerlei diesbezügliche Information auf dem Atom, sei es eine Anzeige der Speicherbelegung, eine Warnung, wenn Daten gelöscht werden, oder welche Tauchgänge im Logbuch noch Profildaten haben. Verglichen mit anderen Tauchcomputern scheint mir die Speicherkapazität jedenfalls sehr gering. Weiters gibt es auch keine Möglichkeit, wenigstens die Hauptdaten der anderen Tauchgänge in die Software zu übertragen.
Unverständlich auch, dass bei einem luftintegrierten Tauchcomputer gerade einmal Flaschen Anfangs- und Enddruck ins Logbuch übertragen wird. In den Profildaten findet man nur Tiefe und Temperatur. Ich hätte mir zumindest Momentanwerte des Flaschendrucks erwartet, aus denen man sich z.B. eine Luftverbrauchskurve wenigstens selbst berechnen könnte. Andererseits werden meiner Meinung nach viel unwichtigere Momentanwerte wie Air Time Remaining oder Anzahl der Sättigungssymbole gespeichert – interessiert das nach dem Tauchgang noch jemanden?. Also auch bei der Software wieder der Eindruck, dass gerade bei der Umsetzung der Luftintegration besonders geschlampt wurde.
Was mir sonst noch an Fehlern und Eigenartigkeiten aufgefallen ist, möchte ich gar nicht mehr einzeln erwähnen, die Software hinterlässt bei mir jedenfalls den Eindruck, als ob es sich um eine Beta-Version 1.0 handelt.

Auch eine Uhr:
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass der Atom auch eine vollwertige Digitaluhr ist, die Uhrzeit kann auch während des Tauchgangs angezeigt werden, die Stoppuhr und der Countdown stehen aber nur „an Land“ zur Verfügung. Schön, dass es zwei Zeitzonen gibt – schade, dass die Programmierer aber übersehen haben, dass es auch Länder mit halbstündigen Zeitverschiebungen gibt. Die zweite Zeitzone lässt sich nämlich nur durch eine Differenz in ganzen Stunden zur Hauptzeit einstellen, darum ist diese Funktion für Neufundland, Indien, Myanmar und Teile Australiens unbrauchbar.

Fazit: Der Oceanic Atom Tauchcomputer war für mich eine solche Enttäuschung, dass ich ihn bereits wieder verkauft habe und mir stattdessen den Uwatec Smart Z zugelegt habe. Obwohl ich mit diesem nun einen ganz schön unhandlichen „Knochen“ am Arm hängen habe, und ich auch finanziell noch einiges drauflegen musste, habe ich die Entscheidung noch keine Sekunde bereut. Besonders schade finde ich, dass sich fast alle Unzulänglichkeiten des Atom meiner Einschätzung nach ohne zusätzlichen Materialaufwand, nur mit etwas mehr Überlegung, Programmieraufwand und Praxistests vermeiden oder beheben ließen.
Ich sehe die Mängel besonders bei der Umsetzung der Luftintegration. Den Atom mit Transmitter würde ich daher höchstens als Backup-Instrument für geeignet halten. Den Atom ohne Transmitter würde ich bedingt empfehlen, wenn man den leisen Alarm akzeptieren kann und einem die Software nicht wichtig ist. Für den Atom spricht dann besonders der Preis und die Größe.