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Was tun bei Nachwirkungen einer Panik?

Hallo,

ich hatte vor knapp 2 Jahren eine Panik, mit der ich zwar unterwasser professionell umgegangen bin, die mir aber trotzdem noch in den Knochen bzw. im Kopf hängt.
Die Tauchgänge danach in den letzten 2 Jahren waren allesamt sehr anstrengend, weil ich mich immer kopfmäßig runterholen musste oder wurden abgebrochen.

Beim letzten TG war es so, dass ich beim Abtauchen schon sah - schlechte Sicht ca. 8m - und es vorgezogen habe, abzubrechen, anstatt mich 45 Minuten ständig innerlich zu beruhigen...und ich vor dem Abtauchen schon sehr lange gebraucht habe, um ich "zu trauen".
Ich hatte es vorab mit dem guide besprochen, bin extra in die "Anfänger-Gruppe" gekommen, er war sehr umsichtig und verständnisvoll. Aber ich konnte nicht runtergehen. Wieder auf dem Boot war alles okay...

Was gibt es für Tipps, wie ich wieder entspannte TG's erleben kann?
Ich denke immer - ein paar einfache eher flache TG's mit bunten Fischen machen es wieder gut...hat bisher nicht geklappt bzw. nicht ergeben
Hilft auch schon ein Pool-TG um Sicherheit zurück zu erlangen?

Freue mich auf eure Kommentare.

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28.07.2016 17:12Geändert von Herbert,
28.07.2016 17:16

Hallo deepblue66

die Nachwirkungen einer echten Panik(attacke) können recht lange in einem Gedächtnis bleiben; ich spreche da leider auch aus eigener Erfahrung. Ich hatte am Anfang meiner Taucherei auch einmal das „Vergnügen“ eine echte Panik zu erleben; und es hat einige Zeit gedauert wieder ohne die Gedanken daran (inkl. Unwohlsein, etc.) zu tauchen.

Ich musste mich langsam vorarbeiten indem ich mit einfacheren Tauchgängen und einem Buddy dem ich blind vertrauen konnte  bei sehr guter Sicht wieder Selbstvertrauen aufbauen. Die Tauchtiefen habe ich dann sukzessive gesteigert und dann auch noch nachdem der Kopf sich unter Wasser „wieder richtig wohlfühlte“ auch Dunkelheit (sprich größere Tiefen) aufgesucht habe – eben die Bereiche in denen ich während meiner Panik unterwegs war. Dieses langsame steigern und dabei Selbstbewusstsein und den Wohlfühlfaktor wieder zu gewinnen war mein Weg. Im Nachgang war ich froh so eine Situation einmal selbst erlebt zu haben, denn echte Panik ist schwer beschreibbar. Hat mich viel über meinen Körper, Kopf und deren Reaktionen gelehrt.

Ohne näher auf dein Erlebnis eingehen zu können (was waren die Ursachen) solltest du mit einfachen Umgebungsbedingungen, sehr guter Sicht und wenig Tiefe deinen Wohlfühlfaktor wieder aufbauen und die Selbstsicherheit wieder steigern. Idealerweise mit einem guten Buddy dem du vertrauen kannst. Pooltauchgänge sind eigentlich sehr weit weg von jeglicher taucherischer Realität – aber wenn das Wasser schlechthin schon ein Faktor für dein Unwohlsein darstellt, könnte sogar der (Wieder)Einstieg im Pool hilfreich sein.

Jetzt noch ein bisschen Schmökerstoff zum Thema. Vielleicht ist da noch etwas hilfreiches für dich und deine Situation dabei.

Bericht in DiveInside:
https://taucher.net/diveinside-panik_beim_tauchen_und_vermeidungsstrategien._koepfchen_beim_tauchen-kaz129

Verschiedene Forenbeiträge zum Thema:
https://taucher.net/forum-unwohlsein__angst__panik_beim_tauchen-ioz48760
https://taucher.net/forum-panik-attacken_-_wie_weiter_-ioz51845
https://taucher.net/forum-verhalten_bei_panik-ioz73950
https://taucher.net/forum-panik_beim_71._tauchgang_-__braeuchte_euren_rat_-ioz48732
https://taucher.net/forum-panik__brauche_rat-ioz71935

 

EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
28.07.2016 18:34
Was war denn der Grund für die Panik?Gehst du auch in Deutschland tauchen? Wenn nein wäre das vielleicht ein Weg. Bei 8 Metern Sicht dachte ich zunächst "ist doch super", bis ich merkte, dass du wohl von einem Urlaub sprichst.Wenn du im See regelmäßig tauchen gehst, erstmal nur im 5 Meter Bereich, gewöhnt du dich in Schwimmbadtiefe nach und nach an - aus Sicht eines Urlaubstauchers - schlechte Sichtverhältnisse. Das kannst du dann mit der Zeit langsam steigern, so dass Kälte und Dunkelheit hinzu kommen. Danach wird dir ein TG im Meer vorkommen wie im Schwimmbad.Wie viele TG hast du denn gemacht seit der Panik? Reden wir von 10 TG in zwei Jahren oder von 100?
Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
28.07.2016 18:42

Ein Indoortauchzentrum wäre evtl. auch ein Übungsplatz. Je nachdem, woher du kommst, gibt es einiges.

29.07.2016 00:04Geändert von kwolf1406,
29.07.2016 00:11

Bei einer Panikattacke lernt dein Unterbewusstsein, was der Auslöser war, und reagiert dann wieder mit großer Angst bis Panik, wenn dieser Auslöser wieder eintritt. Das Problem ist, dass dein Bewusstsein, also Du, diesen Auslöser nicht unterdrücken kannst oder auch gar nicht genau kennst! Das kann ein Bild, ein Ton, eine Stimmungslage ein harmloses Tier, eine Situation oder sonst was sein. Es war bei deiner ersten Attacke ggf. auch nur zufällig zugegen und wirkt seit dem als Trigger. Dein Verstand nützt dir dann auch nichts, wenn du dir sagst, die Situation ist nicht gefährlich. Du bist konditioniert und dem Angstgeschehen ausgeliefert.

Das war die schlechte Nachricht. 

Die gute Nachricht ist, dass man solche erlernten Angststörungen (die sind im Alltag relativ häufig - viele geben es nur nicht zu und quälen sich damit herum) oft gut therapieren kann. Mein Rat ist, nicht länger herumprobieren, sondern professionelle Hilfe durch einen therapieberechtigten Psychologen annehmen. Ggf. bezahlt das sogar die Kasse. Alleine dauert es viel zu lang, wenn es überhaupt allein, oder unter Laien, je ganz überwunden wird.

Und ich wäre vorschichtig mit weiterem Tauchen bis zur erfolgreichen Therapie! Das kann sonst gefährlich werden! Die Tauchtauglichkeit ist bei Angststörungen nicht mehr gegeben.

30.08.2016 13:12Geändert von deepblue66,
30.08.2016 13:14

Hallo,

Danke für die Hinweise.

Ich habe gestern eine "Einzelstunde" mit einem Tauchguide aus meinen Diveshop im Pool gehabt.
Man glaubt es kaum, aber ich hatte auch in 1,50m Tiefe schon Anflüge von Panik.
Er hat mich beobachtet und festgestellt, dass ich zwischendurch die Luft anhalte - und das Krasse ist - das habe ich selbst nicht gemerkt!
Und dann hat er mir eine Apnoe-Atemtechnik gezeigt, mit dem Fokus, in den Bauch zu atmen. Ich habe  - wie gesagt mit einer völlig anderen Selbstwahrnehmung - immer nur in den obenern Brustbereich geatmet.
Als ich dann bewußt in den Bauch geatmet habe, mit Hand auf dem Bauch, wie er sich wölbt, und bewußt kräftig die Luft ausgeatmet habe, war alles wieder gut.
Danach war ich 30 Minuten unten, inkl. Übungen (Maske ausblasen etc.)
Ich denke, damit ist der Knoten geplatzt.

Jetzt werde ich bewußt atmen, aber auch vor allem langsam wieder starten. Also nicht gleich Boots-TG, sondern erst mal schön sutsche vom Beach aus...

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