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Seit 2 Kindern Angst / Panikattacke ab einer gewissen Tiefe

Liebe Tauchgemeinde!

Ich tauche seit 2012, ca 160 TG, Rescue Diver und schon ein paar Safaris (Ägypten Nord und Marine Park Tour) hinter mir.

Nach 1 jähriger Babypause (Sohnemann ist 4 Monate, der Große 2,5 Jahre) war ich zum 1. Mal wieder tauchen. Der 1. Tauchgang war super entspannt so wie früher. Beim 2. Tauchgang war das ganze Gebiet etwas "trostlos" und es war auch ein bissl langweilig ich habe viel nachgedacht... unter anderem was alles passieren könnte unter Wasser.

Mein Buddy/ Tauchlehrer wollte dann etwas tiefer gehen und ich hatte auf einmal panische Angst - ich wollte sofort nach oben - mein Herz hat wie wild zu schlagen bekommen trotzdem hab ich keinesfalls hyperventiliert sondern konnte "ruhig" atmen. Wir sind dann höher er hat mich beruhigt und haben den Tauchgang fortgesetzt.

Am Folgetag wollte ich mich meiner Angst stellen bin wieder tauchen gegangen und immer wenn es Richtung BLAU und TIEFE oder Drop OFF ging, kam diese Angst. Sogar das Umkreisen des Riffsblocks versetzte mich einmal in einen Angstsituation.

Tag 3 war dann der letzte Versuch - wo ich auch wieder die selben Angstfaktren beobachtete. Blau, ab 15m , DROP OFF. Als wie wenn ich Höhenangst unter Wasser hätte. Kurz vor de Urlaub war mir ein paar mal schwindlig zu Hause und dadurch habe ich das Bewegen im 3 Dimensinolen Raum in gewisser Tiefe (ab 18 m ) nicht mehr so befreiend empfunden. Tümple ich zwischen 8-15 m herum ist alles super fein.

Ich stille meinen 4 Monate alten Sohn, kann es viell. auch mit den Hormonen zusammen hängen? Kennt ihr viell. Mütter Frauen die ähnliches berichten?

Es ärgert mich sehr weil ich mich soooo auf das Tauchen gefreut habe und dann sowas

Vielen Dank für ein paar Antworten !

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11.11.2017 00:34
Ja, negative Gedanken können so einiges bewirken. Leider ist es mit ein paar positiven zum Ausgleich nicht getan. Du läufst in Gefahr, Angst vor der Angst zu bekommen.
Bleibe erst mal einige Tauchgänge in deinem Wohlfühlbereich und vermeide angstsulösende Grenzen. Erst wenn du dann wirklich willst, gehe zunächst nur kurz etwas über die Grenze mit einem Buddy, dem du vetraust. Wenn du dann aber das Gefühl bekommst, dass du dir selbst nicht zuverlässig trauen kannst, solltest du sofort in den sicheren Bereich zurückkehren ohne zu „fliehen“ und auch nicht zögern, professionelle Hilfe von einem Psychologen zu holen. Mit seiner Hilfe kannst du am schnellsten das Problem lösen.
Angststacken beim Tauchen sind gefährlich und bedingen den Verlust der Tauchtauglichkeit, bis sie nicht mehr auftreten.
14.11.2017 13:46
Ich würde das auch langsam angehen, wie kwolf1406 das beschrieben hat. Ich schätze, die Gefühle einer Mutter können überwältigend in solchen Situationen sein. Unter keinen Umständen möchte man seine Kinder alleine lassen, so war das auch bei meiner Mutter, als sie micht dann hatte. Ein Psychologe scheint mir auch sehr Hilfreich zu sein, wenn man das nicht alleine schaffen kann oder möchte.
IvoryAOWD DTSA**
22.11.2017 12:07Geändert von Ivory,
22.11.2017 12:14
Hallo Chrisi,

ich kann als Mann leider nichts zu den Hormonen einer schwangeren Frau sagen, aber selbst wenn diese der Auslöser waren, bist du denke ich schon über den Punkt hinaus, an dem der Auslöser noch eine Rolle spielt. kwolf nennt das Problem, nämlich Angst vor der Angst. Ich selbst habe das auch schon durch. Ich habe in der Vergangenheit unter Wasser eine sprunghaft ansteigende Herzfrequenz mit aufkommender Panik erlebt. Eine Situation, in der der Versuch sich selbst zu beruhigen, die Symptome nur noch verstärkt, weil das Karusell im Kopf losgeht. Das ist als würde man versuchen an Nichts zu denken. Auch bei mir war es so, dass beim ersten Auftreten vor einigen Jahren mein Buddy mich beruhigte und Schlimemres verhinderte.

Das Problem war tatsächlich, dass ich keinen konkreten Auslöser finden konnte. Die Willkür mit der sowas passiert, macht es unberechenbar und das löst dann eben die Angst vor der Angst aus. Man geht mit einem mulmigen Gefühl ins Wasser und wartet förmlich auf den Moment wo es losgeht.

Mir haben mehrere Maßnahmen geholfen:

1. Die erste Sofortmaßnahme beim Auftreten ist das kurzeitige Aushalten der Situation und umgehendes besonnenes Aufteigen in flacheres Gewässer. Hilft bei mir umgehend und nachhaltig. Wichtig ist dem Buddy anzuzeigen, dass du ein Problem hast und dann mit seiner Hilfe LANGSAM hoch gehen.

2. Wenn du die Situation mehrmals auf diese Weise bewältigt hast, gibt dir das Sicherheit und du gehst wieder mit einem besseren Gefühl ins Wasser. Versuche dann, wenn es nochmal auftritt, die Situation zu analysieren. Was genau ist es, was dich in Panik versetzt? Ist es die Tiefe? Dunkelheit? Kälte? Oder sind es Kombinationen dieser Umstände? Bei mir es so, dass vor allem Kälte eine Rolle spielt. Auch Dunkelheit kann diesen Effekt begünstigen. Tatsächlich habe ich keinen Zusammenhang mit einer bestimmten Tauchtiefe herstellen können. Aber größere Tiefe bedinngt natürlich häufg die beiden Anderen Punkte.

3. Rede mit deinem Buddy über das Problem, und zwar vor dem Tauchgang. Schildere ihm dein Problem sehr detailliert und plant euren Tauchgang. Wenn du wieder tiefer gehen willst, verabredet euch, dass dein Buddy in dieser Situation ein besonderes Augenmerk auf dich legt. Bleibt dicht bei einander und reagiere beim ersten Anzeichen der Panik. Lass es gar nicht soweit kommen, dass du die Kontrolle verlierst.

Bei mir treten auch heute noch solche Situationen auf. Da ich aber gelernt habe damit umzugehen, sind die Symptome viel schwächer. Sie treten auch viel seltener auf und ich kann das sehr gut einschätzen. Dies hat mir ermöglicht, auch wieder Tief, kalt und dunkel zu ertragen. Das wichtigste ist, niemals auszurasten. Egal wie groß der Drang ist hochzukommen, bleib besonnen.

Versuch auch mal mit einem erfahreneren Taucher über Atemtechniken zu sprechen. Erstens kann falsches Atmen Panik verursachen. Dies geschieht dann gerne, wenn jemand aus einem übermotivierten Antrieb Luft zu sparen, zu stark über die Lunge tariert. Du Atmest dann sehr tief ein, hälst die Luft an und atmest schnell aus, um dierekt wieder teif einzuatmen. Das ist ein fataler Fehler. Sorge für ordentlich Auftrieb im Jacket und versuche dich nur auf eine normale Atmung zu konzentrieren. Zweitens kann die richtige Atemtechnik auch eine beginnende Panik abwenden und deinen Puls normalisieren.

Wenn du dir das nicht zutraust, oder du keinen Erfolg damit hast, würde ich dir auch zu professioneller Hilfe raten. Gehe kein Risiko ein, dass du nicht bereit bist zu tragen. Du hast ja zu Hause den ein oder anderen Grund am Leben zu bleiben. Mir hat es unglaublich geholfen, das Problem zu verstehen und selbst damit umgehen zu können. Man bekommt neues Selbstvertrauen und die Panik verliert ihren schrecken. Heute empfinde ich maximal ein gewisses Unwohlsein, welches ich umgehend meinem Buddy melde. Wir gehen dann flacher und genießen den Rest des Tauchgangs.

Ich hoffe das hilft dir.

Gruß

Ive


22.11.2017 18:44
@ Ive, sehr gut geschrieben
Auch als Mann habe ich erlebt, dass die Verantwortung für eine große Familie gleichzeitig mit dem Aufbau einer beruflichen Existenz den Streßlevel und die Angstbereitschaft deutlich erhöhen kann. Vor, und jetzt nach dieser Zeit war und bin ich einiges entspannter.

Deine Hinweise zum Tauchen find ich gut. Aber eins muss auch klar sein: Panikbereitschaft verbietet das Tauchen. Es muss immer unter dieser Schwelle bleiben! Auch diffuse Angstgefühle müssen schnell immer weniger werden und verschwinden. Respekt vor den Herausforderungen des Tauchens müssen aber bleiben...
IvoryAOWD DTSA**
23.11.2017 09:08
@kwolf

selbstverständlich hast du recht. Die Gefühle die ich beschrieben habe und die ich auch erlebte, waren auch definitiv niemals eine richtige Panik, denn die lässt sich nicht kontrollieren, deshalb ist es ja eine Panik. Allerdings ist der Begriff so viel einfacher zu benutzen als difuses Angstgefühl.

Wenn es erstmal soweit ist, dass echte Panik ausbricht, ist es in der Regel zu spät. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass man sich aktiv damit auseinandersetzen sollte, damit man darauf vorbereitet ist, wenn die Angst kommt und die richtigen Maßnahmen ergreifen kann. Ich glaube das Problem ist die Einschätzung im Vorfeld. Wie kann ich wissen, dass mich tatsächlich eine Panik ereilen wird und dann nicht tauchen? Trotzdem ist das sofortige beenden aller Tauchaktivitäten nicht zwingend der richtige und angemessene Weg. Sehr schwierig. Im Zweifel wäre meine Empfehlung da auch Expertenrat.

Bei mir war es so, dass mich die Erfahrung gleich beim ersten Mal soweit beruhigen konnte, dass ich nie in eine Panik abgerutscht bin. Weil ich schnell gelernt habe, dass Angstgefühle unter Wasser sich auch ohne Zwischenfall zuverlässig beenden lassen. Das trifft aber nur auf mich und meine Erfahrung zu. Ich will niemanden dazu ermuntern gegen seinen Instinkt mit Angst ins Wasser zu gehen. Auf keinen Fall!
Seegras83PADI OWD, IAC Trockentauchkurs
25.11.2017 10:48
Ich empfehle hier auch nochmal einschlägige Fachliteratur, Pooltauchgänge fürs erste

Danach moderate Flachwassertauchgänge 5-10m, kein Nacht / extreme Kaltwassertauchgänge.

Angst und Panik haben unter Wasser nichts zu suchen ,wenn das bei den Schön Wetter Tauchgängen nicht besser wird würd ich an Deiner Stelle das Tauchen einstellen und mir ein neues Hobby suchen.



TondobarPassivtaucher
25.11.2017 13:28
Die Seelsorge-Serie Domian im WDR war anfangs nicht unumstritten, wegen des mit Schnell- und Ferndiagnosen verbundenen Risikos:
  • Diagnose und Therapieempfehlungen des "Arzts" gründet sich allein auf die Darstellung des "Patienten" - er sieht den "Patienten" ja nicht und kann auch nicht mit Angehörigen sprechen, um ein ggf. falsches Selbstbild des "Patienten" zu korrigieren
  • Ein bereits psychisch angeschlagener "Patient" nimmt die Diagnose / das Urteil (z.B. "Tauchverbot") negativ auf und wird davon noch tiefer hinab gezogen
Die Verantwortlichen vom WDR haben den Zwiespalt m.W.n. damals etwas entschärft, indem die Anrufer ein nachgeschaltetes Gespräch mit einer Weitervermittlung zu einer Adresse an deren Wohnort bekommen haben, eben damit sich jemand den Ratsuchenden persönlich anschaut und der dann auch einschätzen kann, in welchen Dosen der die Wahrheit verkraften kann.

Ich finde aus diesen Gründen manche Antworten hier im Thread (bzw. bestimmte Passagen darin) nicht gut. Es wäre schön, wenn sich das Forum diesbezüglich künftig selbst beschränken würde. Bei technischen Problemen mit Atemreglern heißt es ja auch immer: "Fummel da nicht selbst rum, wenn du keine Ahnung hast!". Warum gibt man dann im Medizinforum konkrete Handlungsempfehlungen ohne eigene Fachkenntnis und / oder ohne den Fall selbst untersucht zu haben? Wäre es nicht besser, sich darauf zu beschränken, eine kompetente Anlaufstelle am Wohnort des Fragestellers zu vermitteln?
ramklovApnoeTL, TL**
25.11.2017 15:08
Wie heißt es in der Forumsüberschrift?
Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.
Sehr kompetente Antworten sind garantiert loltest insbesondere wenn Antworten der WDR Ferndiagnose unterworfen werden.

Unter gewissen Umständen muss vom Tauchen abgeraten werden. Punkt. Damit das nicht eintritt, wurden zu Beginn zahlreiche Tipps gegeben, denen ich mich anschließen kann. Übrigens ist der Tipp mit den Pooltauchgängen, (Monte Mare oder dive4life) nach meiner Ansicht garnicht so verkehrt.

gruß ramklov
25.11.2017 16:36
Panikattacken schließen Tauchen vollständig aus, insbesondere wenn es kein einmaliges Ereignis war.
Professionelle Hilfe ist dringend notwendig für eine erneute TT


TondobarPassivtaucher
25.11.2017 19:22
Ein Glück, dass für die Arztzulassung weniger strenge Kriterien gelten als für die TT. Fehlende Empathie steht der Approbation nicht entgegen.
27.11.2017 10:31
Der Mensch ist nicht digital 0/1
Antwort