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Herz pumpt & Schwindel & Hitzewelle beim Tauchen

Hallo Forum.

Ich bin neu hier, habe c. 160 TG, die meisten davon nass in kalten, dunklen Steinbrüchen mit schlechter Sicht und Kaltwasser tauglicher Ausrüstung. Meine TTU ist ganz frisch und beide Regler kommen gerade von der Revision. Mein Hauptregler hat einen erhöhten Atemwiderstand als mein Zweitregler.

Neulich ist mir beim Tauchen in einem See mit Sichtweiten von cnl. 5m, erst nass dann trocken, beide Male mit einer dünnen Haube, folgendes zweimal hintereinander passiert:

Ab einer Tiefe von c. 15 m, c. 7 Grad C, hat mein Herz bedeutend stärker gepumpt, ab c. 20 m noch mehr, mir wurde etwas schwindelig und bei c. 28 m ist mir sehr, sehr warm geworden und ich wollte unbedingt weg von der Tiefe. Das habe ich dann kontrolliert auch gemacht und ab c.10 m fühlte ich mich wieder mehr oder weniger entspannt.

Ich mache mir Sorgen. Was ist da passiert? Ist das Panik? Angst? Herzprobleme? Was anderes? Ich kenne das Gefühl, mich in diesen Tiefen etwas ängstlich zu fühlen, aber nicht mit diesen starken Symptomen

Hat jemand eine Idee? Ich freu mich über Erfahrungsberichte und Ratschläge. Danke!

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07.07.2018 23:14
Falls es eine Panikattacke war, dann wärst Du nicht der Erste, der seine Psyche im normalen Leben noch kontrollieren kann und bei dem das Tauchen die Probleme an die Oberfläche bringt. Falls dem so ist, kann Dir nur ein geschulter Psychologe helfen. Dann ist das Tauchen nur ein Katalysator für den Ausbruch von tieferliegenden Themen.

Falls das nicht der Auslöser sein kann, würde ich als nächstes mal das Atemgas / die Luft checken, ob die keine Verunreinigungen enthält. Wenn Du nachher starke Kopfschmerzen hattest wäre das ein Indikator.
07.07.2018 23:24Geändert von germandiver1,
07.07.2018 23:29
Mein Hauptregler hat einen erhöhten Atemwiderstand als mein Zweitregler.

War das vor der Revision der Regler auch schon so eingestellt oder jetzt erst verstärkt aufgetreten und daher ungewohnt? (Luftnot...!)

Beim nächsten TG mal mit dem Zweitregler abtauchen oder den Atemwiederstand am Hauptregler neu einstellen
08.07.2018 00:28Geändert von kwolf1406,
08.07.2018 14:38
Nun, eine Panikattake war es nach der Beschreibung nicht, eher der Beginn einer Angststörung, wenn man psychologidch da dran will.
Ich verstehe die Schilderung so, dass der Herzschlag stärker, aber nicht als schneller wahrgenommen wurde? Es ist in größeren Tiefen normal, dass sich die Körperwahrnehmung so ändert (aber schon auf 15m?). Wenn einem das das erste Mal auffällt, besonders wenn man nicht durch äußere Reize abgelenkt ist, kann sogar die Wahrnehmung des eigenen Herzschlags Angst auslösen, mit weiteren Angstsymptomen.

Aber das ist Spekulation. Es kann auch ganz andere Auslöser haben. Es werden sicher noch andere Erklärungsangebote kommen, die für dich zutreffend oder nicht zutreffend sein können.

Wenn das bleibt, sollte sowohl professionelle medizinische als auch psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden. Ein psychologisches Problem kann mit professioneller Hilfe oft recht leicht therapiert werden. Die Meisten scheuen leider den Gang dahin und verschenken erst mal Lebensqualität, bzw. es kann sich eine Angst vor der Angst etablieren (ein Circulus vitiosus).
08.07.2018 00:29
Ich hoffe ja sehr, dass das ein Troll ist. Wer taucht denn weiter ab, wenn es einem bei 20m schon schwindlig ist und man sich unwohl fühlt?
08.07.2018 00:39Geändert von kwolf1406,
08.07.2018 14:42
Nun, Steffi, ich fürchte, dass die Dunkelziffer an Tauchern, die vor sich und anderen Angst nicht zugeben wollen, recht hoch ist. Daher sehe ich es positiv, dass der OT mit der Frage hier aufschlägt.
Natürlich sollte das “Zähne zusammenbeißen und durch”-Tauchen nicht wiederholt werden und nur im Wohlfühlbereich getaucht werden. Ggf. dann später, nach Abstellen der Ursache, die Wohlfühlzone Schritt für Schritt nach unten erweitern.
mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
08.07.2018 09:21
Schwierig, hier zu fabulieren. kwolfs Tipps klingen aber sehr vernünftig.
Das der Herzschlag sich verstärkt, ist mit zunehmender Wassersäule normal, es braucht mehr Pumpleistung ob des zunehmenden Druckes. Ich selbst "geniesse" es, dabei in der Stille uW in mich reinzuhorchen, so auch das veränderte Atemgäusch des Reglers ab so etwa 30m TT.
Mein Arzt bezeichnet das als gutes Kardiotraining für Herz und -kranzgefässe.
Was ich bei deiner Schilderung nicht verstehe ist, warum deine beiden Regler unterschiedliche Widerstandswerte aufweisen. Mir wäre das unangenehm.
Dann schreibst du von dünner Kopfhaube.
Kann es sein, dass deine Gehörgänge auf die Kälte reagieren und so Schwindel und gestörtes Temperaturempfinden ausgelöst werden könnten?

08.07.2018 11:56
Danke für die konstruktiven Antworten.

Kopfschmerzen hatte ich nach dem TG nicht. Hezschlag hatte ich auch schneller wahrgenommen. Wie ich mir bereits vorgenommen habe, nehme ich das nächste mal eine dickere Haube und meinen Regler lasse ich nochmal prüfen. Der Atemwiderstand ist unangenehm. Bin mir unsicher ob das erst mit der Revision kam. Dann seh ich weiter. Bem 2. TG wusste mein Buddy übrigens Bescheid und wir sind aufgestiegen als der Schwindel begann.

Danke.
08.07.2018 16:19Geändert von waterbridge,
08.07.2018 16:54

Ich schreibe hier meine Geschichte unter der Annahme, dass es auch bei dir vorrangig psychologische Ursachen hat:

Wasser war und ist mein Element und es übt eine große Faszination aus. Maske abnehmen, Kälte und schlechte Sicht waren kein Probleme. Ich denke, dass viele mich als klassische Wasserratte bezeichnen würden. Meine ersten 100TG waren daher durchaus sehr enthusiastisch.

Ich hatte danach aber einen Tauchgang in warmen klaren Urlaubs-Wasser auf gemütlichen 15-20m Tiefe. Es war eine geführte Gruppe von 7 Leuten inklusive guide. Außer dem guide war ich damals sogar der Erfahrenste und ich wurde mit meinem buddy (20TG) als "Lumpensammmler" an das Ende der Gruppe gesetzt. Ich bekam ein ungewohntes Drücken in der Herz/Magengegend. Sind das jetzt echte Herzprobleme? Daraufhin wurde mir schwindelig mit Kribbeln in den Fingern. Der Schwindel war derart, das sich auch an Schlaganfall denken musste. Mir wurde warm und der Herzschlag ging hoch. An Land hätte ich wahrscheinlich stark geschwitzt. Natürlich hatte ich mit meinem buddy die Tiefe verlassen und beim Auftauchen hat sich Luft aus dem Magen befreit ("rülpsen"). Das Magendrücken war weg. War das alles? Einfach nur Luft im Magen? Es war offenbar eine eigentlich harmlose Ursache, welche zu einer psychologischen und darauf zu einer körperlichen Überreaktion führte. Es war für mein Selbstbewusstsein sehr erschütternd.

Ich habe danach weiter Tauchgänge absolviert (es war ja offenbar harmlos). Leider hatte sich die Unsicherheit nun eingeschlichen und ich hatte erneut solche "Attacken" in etwas schwächerer Form. Das gab es nie zuvor in meinem Leben. Natürlich kommt dann die Frage auf, ob dann das Tauchen überhaupt noch das Richtige ist.

Letztendlich habe ich mich für das Weitermachen entschieden und bin die Probleme angegangen. Ich bin die Zeit darauf nur flach im 10m Bereich getaucht. Ich hatte mit das EHM-Buch komplett durchgelesen und wie du versucht Kontakt zu anderen gesucht. Ein Tauchlehrer hatte mir dann erzählt, dass er früher einen Deko-Unfall nach einem 50m-Tauchgang mit Kammerfahrt hatte. Danach hatte er mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Den Rescue hatte ich dann auch noch gemacht. Mit der Zeit kam dann die Sicherheit bei mir wieder und mittlerweile ist (fast) alles wie davor. Ich hatte und habe danach sehr schöne Tauchgänge erlebt bei denen ich sehr glücklich war, dass ich die gemacht habe. Ich bin mir jetzt meiner eigenen Fehlbarkeit viel bewusster und ich habe akzeptiert, dass so etwas wie Panikattacken "DOCH" auch bei "MIR" geben kann. Es ist nicht nur ein Thema für hysterischrische Hausfrauen (Klischee).

Wie andere auch schrieben, denke ich, dass solche Probleme durchaus sehr verbreitet sind. Ich hatte schon erlebt, wie männliche ältere Taucher bewusst ihre verbleibende Luft falsch anzeigen, damit ihre "Schwäche" nicht erkannt wird. Ihr Außenbild darf wohl um keinen Preis beschädigt werden. Rein von außen sah es wohl damals so aus, als ob ich einfach gemütlich tauche. Die Dunkelziffer bei anderen Tauchern kann also sehr hoch sein.

Einige würden sagen, dass dann trotzdem das Tauchen grundlegend nicht der richtige Sport sei. Zu gefährlich für mich und Mittaucher. Ich interpretiere das gerne als ein Kampf um das eigene Revier. Auch Taucher "wollen jemand sein" und es ist verführerisch sich als "angstfreie Aquanauten" zu definieren und alle anderen haben in diesem Sport nichts zu suchen. Jeder sollte versuchen den eigenen Wohlfühlbereich zu kennen. Der kann sich zeitlich auch ändern. Garnicht tauchen, schnorcheln, 5-10 m, nur maximal 30m, heute nur 100m.. je nachdem wie die Lage ist.

08.07.2018 18:34
Danke für deinen ehrliche Erfahrungsbericht. Wie gesagt, ich arbeite dran. Erstmal das Technische klären, dann weitersehen.
11.07.2018 15:00
Wie sieht es denn mit Medikamenten aus?
Ein bisschen Rhinopront vorher und Herzrasen kann eine Folge davon sein.
Selbst schon mitgemacht und deine Schilderungen erinnern mich stark an meine Probleme damals Unterwasser.
Tauchgang wurde aber von mir kontrolliert abgebrochen.
08.08.2018 03:49Geändert von Grummelchen,
08.08.2018 03:55
Bevor man die Psychologenkeule in die Hand nimmt würde ich erstmal eine gründliche untersuchung vorschlagen.eventuell eine Fahrt in der Dekokammer.Organische Ursachen könnten erst bei diesem Tauchgang aufgetreten sein.Sollte dabei nichts gefunden werden mal in sich gehen und überlegen ob es extreme psychische Belastungen in der Vergangenheit gab.Schon der Tot eines geleibten Menschen kann ein auslöser sein(Beispiel).Solte es eine Belastung gegeben haben einen Psychologen aufsuchen.
Auf jedenfall deinen Buddy von dem Erlebten beim Tauchgang berichten.


Es gibt genug die psychiche Beschwerden verheimlichnen untd tauchen gehen.Auch bei der TTU sind viele dabei nicht ehrlich.Rettungstaucher bei der DLRG zum Beispiel die trinken.Da wären wir dann wieder bei Status den solch eine Position angeblich hat.
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