Tauchen ist ein schöner, aber auch ein gefährlicher Sport. Um Dir auch die Gefahren dieses Sports aufzuzeigen, gibt es die Tauchunfallseite, auf der aktuelle Tauchunfälle im deutschsprachigen Raum aufgezeigt werden.

Heidesee 7.1. Taucher nach Solo-Eis-TG vermisst

Geändert von Armin,
16.01.2017 20:59

Ein Taucher aus Lohne wollte am Samstag, den 7.1. seine neue Ausrüstung im Heidesee / Holdorf / Kreis Vechta testen. Dazu brach er alleine zu einem Tauchgang auf. Den Heidesee überzog zu diesem Zeitpunkt eine 1-2 Zentimeter dicke Eisschicht.

Als der Taucher gegen Abend immer noch nicht zu Hause war!?, wurde das Auto auf einem Parkplatz am Heidesee gefunden. An einem Unterstand befanden sich die Autoschlüssel und Kleidung des Vermissten.

Der 30jährige soll ein erfahrener Tauchsportler gewesen sein.

Quellen:
http://www.nwzonline.de/holdorf/suche-nach-vermisstem-hobbytaucher-geht-weiter_a_31,2,777452927.html

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Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
08.01.2017 12:21

Der Taucher wurde heute früh geborgen. Quelle: Nonstopnews

TheCrasherVDST TL**, Nitrox TL**, Trimix*, Gasblender*, Medizinausbilder
08.01.2017 13:37
Solo tauchen im Eis, bei der Witterung und dann noch mit neuer Ausrüstung.. ich bin noch ziemlicher Anfänger, aber ist das nicht prinzipiell eine schlechte Idee? Hat man beim Eintauchen nicht normalerweise jemanden mit Leine draußen?
wadiloAOWD
08.01.2017 13:40

Die Leiche des 30-jährigen Lohners wurde am Sonntag gegen 10.40 Uhr gefunden. Rund 140 Hilfskräfte und drei Suchhunde waren vor Ort. Die Todesursache wird derzeit ermittelt.

Der Mann soll sich nach Angaben des Polizeisprechers bei Ebay eine Taucherausrüstung erstanden haben. Möglicherweise habe er diese ausprobieren wollen. Nach Angaben des Polizeisprechers war der Mann gegen 14 Uhr allein zum See aufgebrochen. Er werde seit 18 Uhr vermisst. Am Heidesee seien ein Auto, Kleidungsstücke und auch eine Taschenlampe gefunden worden.

08.01.2017 14:08

Oje: Schon eine 1cm dicke Eisschicht lässt sich nicht mehr von unten durchstoßen!

kwmIntro to Cave Diver (TDI),
DTSA-Gold (VDST),
Taucher *** (CMAS),
08.01.2017 20:07

Es gibt nicht ohne Grund Regeln für das Tauchen unter Eis. Die sind hier offensichtlich nicht eingehalten wurden. Ein Unfall der hätte nicht sein müssen. Es gibt zwei unterschiedliche Standards nach denen man Eistauchen durchführen kann. Entweder nach den Vorgaben, wie sie auch für das Höhlentauchen gelten oder nach den Vorgaben für Eistauchen. Keine dieser Vorgaben sieht ein Solotauchgang vor.

mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
09.01.2017 08:00

Laut Artikel wurde eine "Tauchererklärung" gefunden, die bei solchen Tauchgängen aus versicherungstechnischen Gründen ausgestellt wird".

Derartige Erklärungen sind mir nur von div. (Urlaubs-)Basen bekannt, sie von jeglicher Haftung freizustellen, falls einem etwas passiert.

Das kann es aber hier nicht sein oder?

calanquesCMAS **
09.01.2017 10:22

Schade - wieder ein Unfall, der überhaupt nicht hätte sein müssen. Ich kann verstehen, das man neue Sachen gern sofort testen möchte, dass man geradezu hibbelig ist. Ging uns sicherlich allen schon so. Vielleicht lagen ein paar Teile unterm Weihnachtsbaum.

Die Kombination Winter - Eis - neues Equipment - Solo ist natürlich alles andere als eine gute Idee gewesen. Egal, ob es sich um neue Regler, ein Jacket, oder ein Anzug handelt. Gerade zum Testen ist ein Buddy unerlässlich. Selbst bei Neuware können Fehler nicht ausgeschlossen werden. 

Bei uns im Verein ist es üblich geworden, mit zum Teil neuer Ausrüstung, das neue Jahr in einen Tauchturm zu beginnen. Hier testen wir das neue und das alte Equipment und üben uns wieder in den notwendigen Vorgängen des Ausrüsten und der wichtigsten Handlungen unter Wasser - Maske ausblasen, weglassen, Flossen an und aus, Wechselatmung, Spenderatmung, Flaschen zudrehen, Boje setzen usw.

Von alten Hasen wird man manchmal belächelt - seis drum, schaden tut es nicht.

mnjhuz76CMAS ***
10.01.2017 08:38

Nach Aggregation aller Einzelrisiken muss man für die Durchführung dieses Tauchgangs schon ein sehr hohes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben.

Spannend wäre in diesem Zusammenhang zu wissen, wie erfahren der Taucher war. Wie dick war das Eis? Also ist er vom Ufer aus eingestiegen, oder war es begehbar und es wurde ein Einstieg ausgesägt? Mit Bodenkontakt in Ufernähe bekommt man auch 1cm Eis mit einem Messer noch durch, ohne sind selbst 5mm meines Erachtens schon schwierig.

Wurde ein Reel gefunden, also hat er selbst womöglich eine Führungsleine installiert, die sich dann evtl. gelöst hat? Waren seine Flaschen leer oder noch etwas drin? War der Trocki noch trocken oder ist er abgesoffen?

Oh Mann, echt Scheiße sowas no

mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
10.01.2017 11:31

@calanques: Wenn du schreibst, "von alten Hasen manchmal belächelt zu werden", dann trifft dies hier auch leider das Thema.

Der Presseartikel beschreibt den Verunfallten als 30jährigen erfahrenen Sporttaucher.

Schon rein statistisch gesehen verunfallen vorwiegend die "Erahrenen", deren Routine und ggf. vorliegende Selbstüberschätzung markante Merkmale zu sein scheinen.

Die Verkettung der hier als durchaus schwerwiegend zu benennenden Fehler "Neues Equipment" und/oder "Solo unter Eis" (nicht mal eine Sicherungsleine vom Ufer aus ins Wasser führend wird erwähnt im Artikel, ergo mutmaßlich nicht vorhanden gewesen) spricht leider im Sinne dieser Statistik.

HeithoAOWD / EAND
10.01.2017 15:29

Die Tauchererklärung liegt am Heidesee offen aus. Jemand, der tauchen möchten, füllt diese aus und wirft sie in einen Kasten beim Weg zum See wieder ein. Deswegen kann ein jeder zu jeder Zeit eine Tauchererklärung ausfüllen und tauchen. Eine praktische Sache. Ist mal durch Zufall keiner von den Betreibern  am See, ist das somit kein Problem.

Wie alle anderen hier auch geschrieben haben, ist es natürlich schwer nachzuvollziehen, warum jemand mit einer neuen Ausrüstung alleine ohne Absicherung unter Eis tauchen geht. Ich tauche schon viele Jahre, aber auf so eine Idee wäre ich nicht gekommen.

Es ist sehr traurig, was dort passiert ist. Hoffentlich lernen andere Taucher aus dieser Handlung und setzen die Tauchsicherheit an erster Stelle!

mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
13.01.2017 07:54

@Heitho:

Noch mal die Frage zur "Tauchererklärung":

Welchen Sinn macht die? Was fülle ich denn dort aus?

Wenn ich sie auf dem Weg zum Ufer einstecke, ist also nicht vorgesehen, darauf zu vermerken, das Taucher xy wieder gesund aufgetaucht sind?

Im Presseartikel steht etwas "aus versicherungstechnischen Gründen"...für wen? Den ggf. abwesenden Baseninhaber? Den Taucher?

Wenn man möglicherweise neben Personalien/Brevet/Datum/Uhrzeit nur einträgt, dass man auf eigene Gefahr taucht und alle anderen aus der Haftung potenziell freistellt, wäre das ja auch nur dem üblichen zu unterschreibenden "Freibrief" von Basenbetreibern weltweit nachempfunden.

14.01.2017 23:03

@ Mario-diver,

es handelt sich um ein Haftungssausschluss dem See Betreiber gegenüber, nicht mehr und nicht weniger.
Der See war in dem Stadium noch nicht genzlich zugefroren somit handelt es sich nicht um einen Klassischen Eistauchgang.
Wenn es auch nicht einfach ist besteht ja die möglichkeit sich im nicht zugefrorenen Teil des Sees aufzuhalten.
Der See ist recht einfach zu betauchen, jetzt wir einen wieder bewusst wie schnell es dann doch gehen kann.
Mir sitzt der schrecken noch in den Knochen.
Tümpitausche Sterne gegen Muscheln
15.01.2017 11:46

So in der Art isses auch. Du gibst Namen und Datum an, bestätogst die Einhaltung der Regeln und legst die Benutzungsgebühr bei.  Gleichzeitig stellst du den Besitzer von der Haftung frei. Eine feine Sache, denn Tauchen ist jederzeit möglich, der Seebesitzer wohnt ja nicht am See, kontrolliert aber häufig, ob Taucher da sind und sich angemeldet haben. Das geht schon seit vielen Jahren so. Und ich hoffe, das bleibt auch so.

Wir haben einmal versucht, eine dünne Eisdecke von unten zu heben, es ist nicht möglich. Man kann zwar vom Ufer her das Eis aufbrechen, von außen, aber von unten hast du selbst in der Nähe des Einstiegs keine Chance. Und wenn du mit dem Messer ein kleines Loch bohrst, nützt das erstmal auch nichts. 

calanquesCMAS **
16.01.2017 14:59

Ich bin mangels Trocki zwar kein <5Grad-Taucher, aber die Geschichte mit dem Eis aufdrücken ist dennoch interessant. Hätte mich jemand gefragt, ob man 5-10mm dickes Eis aufdrücken kann, hätte ich natürlich ja gesagt. Länger drüber nachgedacht, ahne ich, dass es vorallem deshalb nicht geht, da das Eis dazu vom Wasser abheben müsste. Gleichzeitig saugt sich das Eis ja aber an der Wasseroberfläche fest.

Umso wichtiger ist eine penible Tauchgangsvorbereitung und eine doppelte, besser dreifache Absicherung. 

17.01.2017 13:11

Einige Vereinskameraden hatten es auch mal versucht: Eine 1-cm-Eischicht von unten, auch durch Hochstemmen von der Uferschräge, funktioniert nicht. Der weiche Untergrund gibt keinen Halt, man bleibt eher stecken.

17.01.2017 23:24
Wenn man ans Eistauchen ähnlich herangeht wie ans Höhlentauchen, dann tut man gut daran.Alles was Eis ist sollte man als undurchdringliche Höhlendecke betrachten. Komisch, manche Leute glauben 5mm Eis würde tragen Und Andere denken aber von Unten nach Oben kommt man dort wie von alleine durch. Beides oftmals ein tödlicher Irrtum! Viele Grüße Gerhard
31.01.2017 21:20
Ich bin ausgebildeter Rettungstaucher und muss Euch allen Recht geben.Leider ist es richtig, dass die meisten Tauchunfälle den erfahrenen Tauch passiert.Die Gründe hier für wurden größtenteils bereits genannt: Selbstüberschätzung, Respektsverlust usw....!Ich habe selber schon so einige aus dem Wasser gezogen, es war so gut wie immer das menschliche Versagen.., sehr selten Materialfehler.Wer alleine Taucht und kein Tec Taucher ist, der spielt bewusst mit seinem Leben!Ich hoffe, dass durch solche Berichte uns allen erinnert wird, dass das Element Wasser nicht unser Element ist und mit Respekt und Vorsicht zu begegnen ist.
mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
21.02.2017 14:21

Auch ob deiner Erfahrung als echter Rettungstaucher möchte ich doch widersprechen, dass jeder ohne TechTauch-Ausbildung grundsätzlich mit seinem Leben spielt, wenn er solo unterwegs ist.

Wenn die Umgebungsparameter stimmen -so in "meinem" Haussee bei max. Tiefe von knapp 10m, detaillierter Topografiekenntnis und keinerlei Gegenständen/Bewuchs, an dem man sich verheddern könnte- dann sind SoloTG´s eine tiefenentspannende und für mich auch sichere Angelegenheit....allein schon, sich bei minderen Sichtweiten nicht ständig nach dem Buddy umschauen zu müssen.

ewusabRescue
30.08.2017 08:12
Ich bin zwar etwas spät dran, (mit lesen)aber ich kannmario-diver nur zustimmen.
Antwort