Nun der Bericht ist diplomatisch gesagt "interessant" und ich wünsche ganz sicher niemandem in eine solche Situation zu kommen, aber ganz ehrlich: für mich nicht sooo überrraschend.
Man wirft unseren Regierungen hier gerne Planlosigkeit und Kopflosigkeit vor. Das stimmt sicher in bestimmten Punkten (auch wenn man fairerweise sagen muss, dass man eine Pandemie wie Covid eben nicht so mal "planen" kann...), aber man vergisst dabei gerne, dass dies reklamieren auf hohem Niveau ist.
Wir haben in unseren 30 Jahren Reisetätigkeit und bei der Arbeit in fernen Ländern auch einiges erlebt und unser Fazit war immer wieder: Verdammt sind wir froh, dass wir in der Schweiz geboren sind.
Kleines Beispiel: vor ein paar Jahren haben wir eine Studentin, die Dengue und Malaria im Doppelpack erwischte, eine Woche lang in Medan (Sumatra) in einem Spital betreut: Helfen beim waschen, aufs WC bringen und Essen bringen (ja da bringen die Verwandten den Patienten das Essen...), dies bis dann nach einer Woche die Mutter aus Europa eintraf und den Job übernahm. Wir waren dann aber noch 2 Wochen auf Abruf in der Nähe, da die Mutter kein Indonesisch sprach. Nach 3 Wochen war die Studentin transportfähig, um nach Hause zu reisen. Krankenkassenkarte war nutzlos, alles musste als Vorleistung bar bezahlt werden.
Mit einer anderen Studentin, mit Augenverletzung flogen wir gleich direkt nach Singapur: 3h Speedboat fahren, 10h Autofahren auf schlechter Piste, auf dem Flugplatz ein paar Stunden warten und dann noch der Flug nach Singapur: man stelle sich die Qual vor. Ok, war Reise aus einem Urwaldcamp, aber stellt euch vor, ihr sitzt irgendwo auf einer kleinen Insel in Raja Ampat, da wird der Weg in ein seriöses Spital auch sehr lange.
Ich möchte niemandem das Reisen madig machen, reise ich doch auch extrem gerne, gerade eben an abgelegene Orte, aber bestimmte Sachen sollte man sich trotzdem immer bewusst sein. Z.B. dass die Infrastruktur nicht überall so toll ist wie hier und man für bestimmte Probleme vorbereitet sein sollte, sei nur schon mal genug Bares und eine gut gedeckte Kreditkarte und eine gut sortierte Medikamentenbox auf sich zu tragen. (Und für die Schweizer: die Rega Gönnerschaft über Fr. 40.- pro Jahr würde ich jedem ans Herzen legen.)
Aber so gerne ich reise: momentan käme es mir nicht in den Sinn solche Destinationen anzufliegen. Bei den ständig (teilweise wöchentlich/täglich) ändernden Bestimmungen und dann noch auf engem Raum auf einem Safariboot, mit Leuten aus der ganzen Welt, wo man nicht weiss ob jemand Covid mitgebracht hat und als Sahnehäubchen überforderte Behörden, schlechte Infrastruktur, überfordertes Gesundheitspersonal usw sehe ich das als eine Art russisches Roulet.
Einfach mal so zum nachdenken...
aber natürlich jeder wie er möchte.😉
