Agro
Völlig richtig dass die Pressure Guards (PG) viel zu teuer sind für das was sie bieten, und leider bieten sie recht wenig, so wie ich das verstehe.
Ich hatte mich vor Jahren schon mal für so ein Teil interessiert und habe vor ein paar Tagen mit einem Anwender gesprochen, der mir bestätigte, was ich schon damals so verstanden habe.
Pressure Guard arbeitet mit einer Pumpe, welche auf Umgebungsdruck arbeitet, und simuliert den Ein-und Ausatemprozess eines Tauchers mit einem Atemregler.
Diese Ein-und Ausatemzyklen können beschleunigt und verlangsamt werden und werden elektronisch gemessen und mit einer Software gespeichert und für den Kunden ausgedruckt.
Dieses teure Teil misst also nur auf atmosphärischem Umgebungsdruck im Grunde den Einatemwiderstand (EAW), den Atemwiderstand über den vollen ‚Atemzug‘, den Ausatemwiderstand und den dynamischen Mitteldruck.
Mit einem billigen Magnehelic (Differenzdruckmessgerät) kann man manuell prima den EAW messen, mit dem gleichen Gerät kann man auch den Ausatemwiderstand messen wenn es z.B. eine -0+ Skala hat.
Den dynamischen MDabfall während eines Atemzuges kannst Du gut ablesen wenn Du bei einem normalen Atemzug auf den am Inflator gesteckten MDmesser schaust.
Den Ausatemwiderstand zu messen ist ohnehin eine etwas merkwürdige Praxis.
Zum einen glaube ich nicht dass hier schon jemand jemals von einem Taucher gehört hat, welcher seinen Tauchgang abgebrochen hat weil er den Ausatemwiderstand als zu hart empfunden hat, bei großem Einatemwiderstand ist das sicher schon häufiger der Fall gewesen.
Und dann, was macht der ‚Techniker‘ wenn er meint einen zu hohen Ausatemwiderstand entdeckt zu haben? Richtig einstellen?
Ach ja, das geht ja nicht, also soll man dem Kunden empfehlen diese 2te Stufe wegzuwerfen?
Es ist ja nicht so daß Pressure Guard gewisse Atemreglerprüfungen nicht bequemer macht, aber ein ca. 60faches der Kosten für analoge Prüfgeräte ist einfach komplett überzogen.
Da haben ein paar Schlauberger sich ein paar Schrauberkurse verschiedener Hersteller hier angeschaut und erkannt dass die ‚Absolventen‘ absolut keine Chance haben eine Ahnung von der Funktionsweise der Regler zu bekommen, sondern dass die allenfalls nun wissen wie man entsprechend der Specs der Hersteller den jeweiligen Regler warten kann.
Also haben sie eine Art Beatmungsmaschine gebaut und sich dann um das Wesentliche gekümmert, nämlich eine Computeranschlusstelle und die entsprechende Software, welche in der Grafik ein an die ANSTI Maschinentests erinnerndes Resultat zum Ausdrucken erstellt.
Damit hat auch der ahnungsloseste ‚Techniker‘ ein teures, aber imposantes Resultat eines Atemreglertestes für seinen Kunden, welches er in seinen Einzelheiten meistens nicht völlig versteht.
Aber genau das ist es was ihn vollends von dieser teuren Investition überzeugt, da bin ich sicher.
Nun denke ich nicht, dass so ein Ausdruck kein vernünftiger Service für den Kunden ist, der noch weniger Ahnung hat als die meisten ‚Techniker‘ hier.
Ich habe einfach nur das Gefühl dass hier die meisten Schrauber sich so ein teures Teil nur zulegen, um ihre Kunden von ihren Fähigkeiten zu überzeugen die sie eigentlich nicht haben, sonst kämen sie nicht auf die Idee, ihre Kunden mit so ‚belanglosen‘ Informationen, welche sie mit dem Bruchteil des Geldes hätten anbieten können, zu beeindrucken.
Die Amis haben da einen anderen Ansatz.
Wer sich keine ANSTI Maschine leisten kann oder will (wie hier in Europa), aber seine eigene Arbeit an Atemreglern überprüfen will, der investiert neben einer statischen Prüfbank in eine Flow Bench oder kauft beides in einem Gerät.
Der Vorteil dieser Flow Benches ist, dass man echte Stresstests der Atemregler machen kann.
Mit diesen Geräten kann man stufenlos bis zu 700l Luft-min durch die 2te und 1ste Stufe fließen lassen, was selbstverständlich eine ziemliche Belastung aller wesentlichen Komponenten bedeutet.
Die Amis rechnen der Einfachheit halber mit einem Square Cubic Fett (per) Minute (SCFM), das entspricht ca 28l Luftverbrauch an der Oberfläche.
Die Tests werden mit 5, 7,5, 10 und 12,5SCFM (350l-min) durchgeführt.
Dieser Luftdurchfluss entspricht einem durchschnittlichen Luftverbrauch auf 40-65-90 und 115m Tiefe.
Wenn man 280l-min (10 SCFM) durch einen Regler fließen lässt und der dynamische MD und der Atemwiderstand bleibt in akzeptablen Grenzen, dann ist das deutlich aussagekräftiger als wenn man das nur bei 26 +l-min ( also äquivalent zum Meeresspiegel) macht wie bei einem PG Gerät.
Wenn die behaupten dass sie bei ihren ‚dynamischen‘ Tests die Funktion des Venturi Effekts prüfen können, dann ist das ziemlich mutig, zumal der Venturi (bzw. Venturi Override) bei vielen 2ten Stufen erst bei größerem Luftdurchfluss gemessen werden kann.
Dem größten Teil meiner Kundschaft ist es zum Glück nicht wichtig ein grafisch beeindruckendes Prüfprotokoll ihrer Atemregler zu erhalten, das sind selbst Profis.
Sie vertrauen meinem Können und den von mir erstellten Excel Dateien und wissen wie ich teste und dass jeder ihrer Automaten einem Stresstest auf einer meiner Flow Benches unterzogen wird bevor sie ihn zurückbekommen.
Ich habe allerdings auch ein paar private Kunden, die für eine grafische Darstellung des Testes empfänglich sind, deshalb habe ich mir vor kurzem in der Bucht ein gebrauchtes digitales Magnehelic für ca.35,-Euros zugelegt mit einem einfachem Grafikprogramm.
Wenn also in Zukunft einer meiner privaten Kunden einen Ausdruck eines Testprotokolls haben möchte, dann bekommt er eines mit den Daten seines EAW, den üblichen Abschlusstresstest mache ich natürlich sowieso.
Ich hätte Dir natürlich gerne dieses ökonomische, digitale Magnehelic mit der Möglichkeit eines digitalen Messprotokolls vorgeschlagen, aber da ich weiß dass Du bei der Erwähnung der Marke emotional extrem aus der Balance gerätst und vielleicht Pickel bekommst, werde ich damit nicht belasten und rate Dir nur mal nach Flow Benches zu googeln, die sind allerdings auch nicht sehr günstig, aber für mich deutlich aussagekräftiger bei Atemreglertests als Pressure Guard.
Viel Glück!