Wie Australien kritische Passagen aus UNESCO-Report zum Klimawandel entfernen ließ

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27.05.2016 13:20
Kategorie: News

Kritik? Nein Danke!!

So, liebe Taucher.Net-User nun ist es sogar amtlich: Negative Berichte über Destinationen, Tauchgebiete (und natürlich auch Tauchbasen) schaden dem Tourismus! Als wenn wir das nicht alle schon seit der Geburt von Taucher.Net vor mehr als 15 Jahren wüssten. Und das ist unserer Auffassung nach auch gut so und deshalb werden negative Berichte – auch wenn es immer hohe Wellen schlägt – bei uns auch gern gesehen und gelesen!

In der großen Politik läuft das aber ein wenig anders... Was den wirtschaftlichen Interessen oder dem Tourismus schadet, darf nicht sein. Und deshalb soll darüber auch möglichst nicht berichtet werden und wenn es ganz hart kommt, wird der politische Druck dermaßen erhöht, dass sogar Organisationen wie die UNESCO einknicken...

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Gerade so geschehen in Australien! Nach der Intervention australischer Regierungsstellen wurde der Beitrag über Australien aus der Endversion eines UNESCO-Berichts zum Klimawandel und den sich daraus ergebenden Folgen auf Welterbestätten einfach gestrichen. Schwupps waren Australiens Problemzonen beseitigt!

Die australische Ausgabe des Guardian hat nachgefragt und bekam vom australischen Umweltministerium zu Antwort, dass jüngste Erfahrungen gezeigt hätten, dass „negative Kommentare über den Zustand von Welterbestätten den Tourismus beeinträchtigen“. Ehrlich sind sie immerhin in Australien, denn in der unzensierten und nicht gekürzten Version des „Destinations at Risk“-Berichtes, die vom Guardian veröffentlicht wurde, befasste sich ein ganzes Kapitel mit dem beklagenswerten Zustand des weltgrößten, rund 2300 Kilometer langen Korallenriffes, dem Great Barrier Riff.

In 30 Jahren eine leblose kahle Unterwasserwüste?

Hierin hieß es, dass sich das Riff in einem beklagenswerten Zustand befinde, nur noch 7 Prozent des Great Barrier Riffs als „unberührt“ bezeichnet werden könnten und durch Klimaerwärmung und damit verbundene erhöhte Wassertemperaturen, durch massive Korallenbleiche aber auch durch vom Menschen direkt initiierte Einflüsse wie Küstenbebauung, Verschmutzung durch Landwirtschaft, illegale Fischerei sowie die Bedrohung durch die Korallen fressenden Dornenkronen, das Riffsystem in bestimmten Bereichen schon bis zu 50 Prozent beschädigt sei. Prognosen von Wissenschaftlern geben dem Great Barrier Riff bei gleichbleibender Belastung maximal noch 30 Jahre bis es eine leblose kahle Unterwasserwüste ist.
Dabei sind die Probleme in Australien bekannt, denn Ende März hatte die Great Barrier Reef Marine Protection Association (GBRMPA) wegen des massiven Korallensterbens durch die bisher stärkste Korallenbleiche aller Zeiten, die höchste Alarmstufe ausgerufen (wir berichteten: taucher.net/diveinside-verheerende_korallenbleiche_am_great_barrier_riff). Besonders der nördliche Teil des Riffes sei massiv betroffen und die Schadenquote liege hier schon bei 50 Prozent.

Aber wen interessiert schon das Sterben eines Weltnaturerbes, wenn der Tourismus rund um das Riff Jahr für Jahr mehr als drei Milliarden Euro ins Land spült. Und dafür kann man auch mal großzügig auf einen kritischen Bericht im UNESCO Klimawandel-Report verzichten... Australien ist übrigens das einzige Land, das in diesem Report gar keine Erwähnung findet... (hap)

Zum Bericht des Guardian:
www.theguardian.com/../australia-scrubbed-from-un-climate-change-report-after-government-intervention

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