Speerfischen macht Fische scheu

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01.08.2018 10:37
Kategorie: News

Fischerei hat einen relevanten Einfluss auf das Verhalten von Fischen

Fischereiforscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und internationale Kollegen haben die Reaktion von Fischen im Mittelmeer auf das Speerfischen untersucht. Die Fische können genau unterscheiden, ob Taucher eine Harpune tragen oder nicht. Sie passen ihr Fluchtverhalten an und halten sicheren Abstand außerhalb der Schussweite.

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Die Fischereiforscher aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien haben das Verhalten von fünf Küstenfischarten in drei Regionen des Mittelmeers untersucht. In jeder der drei Regionen wurden Fische innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten, die für die Speerfischerei gesperrt sind, observiert. Für die Untersuchung wurden ein harmloser Schnorchler sowie Taucher mit Harpunen eingesetzt. Die Reaktion der Fische hing stark von der Größe des Fisches, der Art des Tauchers und dem Begegnungsort ab. „Je gefährlicher die Situation, desto stärker die Vermeidungsreaktion“, bringt es Dr. Valerio Sbragaglia vom IGB auf den Punkt.

Als Verhaltensindikator für die Scheuheit der Fische wurde die Fluchtdistanz verwendet. Das ist die Entfernung, auf die sich ein Räuber einer Beute nähern kann, bevor die Beute die Flucht ergreift. Die großen Fische außerhalb der Schutzgebiete flohen bereits, wenn sich ein Taucher mit Harpune in weiter Entfernung an der Wasseroberfläche näherte. Große Fische werden typischerweise von Speerfischern bevorzugt, sodass die Forscher die starke Fluchtreaktion auf die Bedrohung erwartet hatten. Überraschend aber war, wie fein die Fische ihr Verhalten auf Taucher mit oder ohne Harpune abstimmen können. Dieses Unterscheidungsvermögen war besonders ausgeprägt bei den Zielfischarten der Speerfischerei: Die Scheu der Fische gegenüber den Speerfischern entsprach dem artspezifischen historischen Fischereidruck.

Verhaltensanpassungen wie bei der Speerfischerei wurden auch in früheren Studien festgestellt, bei denen Fische anderen Fanggeräten wie beispielsweise der Angelfischerei ausgesetzt waren. „Alle unsere bisherigen Untersuchungen zeigen, dass die Fischerei einen relevanten Einfluss auf das Fischverhalten hat, was zu Verhaltensanpassungen führt und das Fangen der Fische erschwert. Das zu wissen ist für das Bestandsmonitoring wichtig: eine fischereiinduzierte Scheuheit, die die Fängigkeit reduziert, führt dazu, dass wir weniger Fische erfassen als tatsächlich in einem Gebiet sind“, fasst Mitautor Prof. Dr. Robert Arlinghaus, der am IGB und der Humboldt-Universität zu Berlin zu nachhaltiger Fischerei forscht und lehrt, die Bedeutung der Ergebnisse zusammen.

Link zur Studie: https://doi.org/10.1093/icesjms/fsy059.