Größere Meerestiere vom Aussterben bedroht

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22.09.2016 11:28
Kategorie: News

Nahrungsnetze der Ozeane in Gefahr: Der Mensch ist schuld

In den heutigen Ozeanen sind größere Meerestiere häufiger vom Aussterben bedroht als kleinere. Ein beispielloser Vorgang in der der Geschichte des Lebens auf der Erde, der wahrscheinlich, so vermuten Wissenschaftler der Stanford University, vom Menschen verursacht ist. Schuld ist vor allem die ungebremste Fischerei.

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"Wir haben festgestellt, dass in unseren modernen Ozeanen die Gefahr des Aussterbens stark von der Körpergröße abhängig ist. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Menschen für den Verzehr vorrangig größere Arten fischen", so Jonathan Payne, Paläobiologe an der Stanford School of Earth, Energy & Environmental Sciences.

In einer neuen Studie, die kürzlich in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, haben Payne und seine Kollegen den Zusammenhang der Gefahr des Aussterben mit ökologischen Eigenschaften wie Körpergröße für zwei große Gruppen von Meerestieren, Mollusken und Wirbeltiere, in den letzen 500 Jahren untersucht. Sie verglichen ihre Ergebnisse mit Daten der letzten 445 Millionen Jahre und legten einen Schwerpunkt auf die letzten 66 Millionen Jahre.

"Anhand der Fossilien konnten wir in überzeugenden Art und Weise nachweisen, dass das, was in den modernen Ozeanen geschieht, sich sehr deutlich von dem unterscheidet, was in der Vergangenheit passiert ist", so Koautor Noel Heim.

"Unsere Analyse zeigt, dass für jeden Faktor 10 an Zunahme der Körpermasse, die Gefahr, vom Aussterben bedroht zu sein, etwa um einen Faktor von 13 steigt. Je größer du bist, desto wahrscheinlicher bist du vom Aussterben bedroht", ergänzt Payne.

Dass größere Meerestiere eher vom Aussterben bedroht sind, ist ein neuer Trend, den es in der Vergangenheit so nicht gab. Das zeigen die Studien an Fossilien.

Die selektive Auslöschung von Tieren mit großem Körperbau könnte schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Meeresökosysteme haben, da sie an den Spitzen der Nahrungsnetze stehen und ihre Bewegungen durch die Wassersäule und zum Meeresboden helfen, Nährstoffe in den Weltmeeren zu verteilen.

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Was im Ozean passiert haben Wissenschaftler zuvor bereits an Land beobachtet. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen für das Abschlachten von Mammuts und anderer Großtiere auf der ganzen Welt verantwortlich waren. "Wir beobachten das immer wieder. Die Menschen erobern ein neues Ökosystem, und die größten Tiere werden zuerst getötet. Marine Systeme wurden bisher verschont, denn bis vor kurzem waren Menschen auf die Küstengebiete beschränkt und verfügten nicht über die Technologie in der Tiefsee im industriellen Maßstab zu fischen", so Heim.

Wenn es noch Hoffnung gibt für die großen Meeresbewohner, dann die, dass die Menschen ihr Verhalten ändern. "Wir können die Trends der Ozeanerwärmung oder der Ozeanversauerung nicht schnell umkehren. Beide sind reale Bedrohungen, die angegangen werden müssen. Aber wir können Verträge und internationale Vereinbarungen darüber wie wir jagen und fischen ändern. Fischpopulationen haben das Potenzial, sich zu erholen - viel schneller als das Klima oder die Chemie der Ozeane", so Payne.

Weitere Informationen: news.stanford.edu

Link zur Studie: science.sciencemag.org/content/353/6305/1284