Great Barrier Reef kommt nicht auf die Rote Liste

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01.07.2015 16:31
Kategorie: News

Warnschuss vor den Bug für Australien

Great Barrier Reef - Satellitenaufnahme
Satellitenaufnahme des Great Barrier Reef

Vorerst kommt das Great Barrier Reef nicht auf die Rote Liste des gefährdeten Weltnaturerbes. Das UNESCO Welterbekomitee forderte die australische Regierung heute auf der Abschlusssitzung in Bonn auf, bis Dezember 2016 einen Bericht vorzulegen. Darin müssten konkrete Maßnahmen ersichtlich sein und deutliche Fortschritte beim Schutz des weltgrößten Korallenriffs nachgewiesen werden.

Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist mit knapp 345.000 Quadratkilometern das größte Korallenriff der Erde. Im Jahr 1981 wurde das artenreiche Riff von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Das hochempfindliche Ökosystem ist durch Umweltverschmutzung und dem daraus resultierenden Klimawandel stark gefährdet. Deshalb wurden vor 10 Jahren die Schutzbestimmungen für das Riff deutlich ausgeweitet: In den Schutzzonen des Riffs sind weder Fischerei noch das Sammeln von Korallen oder Bohrungen erlaubt. 2004 wurden diese "No-Take Marine Reserves" (NTMR), die zuvor weniger als fünf Prozent des Riffs ausmachten, auf mehr als ein Drittel der Fläche ausgeweitet. Das Riff hat in den vergangenen 30 Jahren trotzdem etwa die Hälfte seiner Korallendecke eingebüßt. Pläne der Regierung in Canberra Kohleminen deutlich auszubauen und die Kohlehäfen wie in Abbot Point (direkt am Great Barrier Reef) zu vergrößern konterkarieren die Bemühungen der Umweltbehörde. Mehrere Millionen Tonnen Meeresboden müssten im Korallenriff ausgebaggert werden; die Verklappung des Baggergutes ist bis heute nicht geklärt. Sicher ist jedoch schon jetzt: Die geplanten Eingriffe hätten gravierende Folgen für die mehr als 600 Korallenarten - und für das gesamte Riff-Ökosystem.

Das Welterbekomitee beobachtet die Entwicklung am Riff mit wachsender Sorge: Im Juni 2014 vertagte es die Entscheidung, ob das Riff auf die Liste für gefährdetes Welterbe gesetzt wird, um ein Jahr. Die UN-Organisation hat die Regierung in Canberra dazu aufgefordert, ein neues Konzept mit besseren Schutzmaßnahmen für das Riff vorzulegen. Sonst könnte das Great Barrier Reef demnächst auf die Rote Liste gesetzt werden. Damit würde es als bedrohtes Weltnaturerbe gelten. Ein sicherlich katastrophales Signal für Australien und seine Tourismusbranche!

Great Barrier Reef - © joakant

18 Monate Bewährung

"Wir haben heute einen kraftvollen Entschluss gefasst - einstimmig", sagte die Vorsitzende des Komitees und deutsche Staatsministerin Maria Böhmer. Australien hat auf frühere Kritik reagiert, allerdings muss Australien den Schutzplan jetzt auch konkret umsetzen, forderte Böhmer: "Das Great Barrier Reef ist im Blick der gesamten Menschheit."

Sandra Schöttner, Meeresexpertin von Greenpeace erklärt die Abstimmung etwas drastischer. "Das Welterbekomitee hat Australien erneut die dunkelrote Karte gezeigt". Jetzt ist es ander Zeit zu "beweisen, dass der Riffschutz wirklich ernst genommen wird".

Der WWF-Experte Günter Mitlacher kommentierte, das Komitee habe Australien "quasi eine 18-monatige Bewährungsfrist" eingeräumt. Bis zum 1. Dezember 2016 müsse die Regierung nun konkrete Fortschritte nachweisen: "Was die Versprechungen wert sind, wird sich erst unter Wasser zeigen."