Globale Erwärmung: „Robuste“ Korallen sind besser gewappnet

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06.11.2018 08:19
Kategorie: News

Hirnkorallen & Co. sind physiologisch im Vorteil

Eine neue Studie hat ergeben, dass "robuste" riffbildende Korallen die einzigen bekannten Organismen im Tierreich sind, die eine der "essentiellen" Aminosäuren herstellen. So können sie weniger anfällig für die globale Erwärmung sein als andere Korallen.

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Unter der Leitung von Dr. Hua (Emily) Ying von der Australian National University (ANU) und Prof. David Miller vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies (Coral CoE) an der James Cook University (JCU) hat ein Forscherteam unter Verwendung genomischer Techniken festgestellt, dass die als "robust" eingestufte Korallengruppe, zu der unter anderem eine Reihe von Hirnkorallen gehören, einen entscheidenden physiologischen Vorteil gegenüber "komplexen" Korallen hat, darunter gewöhnliche, verzweigte Korallen wie Geweihkorallen.

"Aminosäuren sind die Bausteine des Lebens. Sie sind entscheidend, zum Beispiel bei der Reparatur von Gewebe oder der Bildung von neuem Gewebe. Aber die Gewinnung von Aminosäuren ist für Tiere energetisch kostspielig, so dass sie in der Regel nur 11 von 20 lebensnotwendigen erzeugen", so die Dr. Emily Ying, Hauptautorin der Studie, die kürzlich in der Zeitschrift Genome Biology veröffentlicht wurde. "Die restlichen neun Aminosäuren werden als 'essentielle' Aminosäuren bezeichnet, da sie über die Nahrung zugeführt werden müssen. Für Korallen sind dies winzige Tierchen, die als Zooplankton bekannt sind."

Aber dies ist nicht die einzige Form der Ernährung von Korallen. Durch eine für beide Seiten vorteilhafte Beziehung zu Mikroalgen, mit denen die Korallen in Symbiose leben, werden diese mit der Energie versorgt, die sie zum Aufbau ihrer Skelette benötigen.

"Die Algen versorgen die Koralle auch mit einigen der 'essentiellen' Aminosäuren, wodurch sie weniger abhängig von ihrer Ernährung ist als andere Tiere", ergänzt Co-Autor Prof. David Miller.

Wenn zum Beispiel die globale Erwärmung dazu führt, dass Korallen bleichen, verlieren sie die Mikroalgen, mit denen sie in Symbiose leben und sind plötzlich völlig abhängig von ihrer Ernährung, um den Nährstoffbedarf zu decken.

"Wir wissen jetzt, dass 'robuste' Korallen mindestens eine der 'essentiellen' Aminosäuren herstellen können, ohne auf die  Mikroalgen angewiesen zu sein. Dies deutet darauf hin, dass sie zumindest kurzfristig widerstandsfähiger gegen Bleichen sein könnten als die 'komplexen' Korallen wie die verzweigten Geweihkorallen", erklärte Prof. Miller.

"Unsere Forschung deutet auch darauf hin, dass 'robuste' Korallen weniger wählerisch sind, welche Mikroalgenarten sich im Gewebe der Korallen ansiedeln können. Die Möglichkeit, eine breitere Palette von Mikroalgenarten zu beherbergen, könnte eine schnellere Anpassung an höhere Temperaturen ermöglichen", sagt Prof. Miller.

Link zur Studie: genomebiology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13059-018-1552-8