Gesunde Riffe klingen gut für Korallenlarven

Teile:
17.01.2019 10:16
Kategorie: News

Geräuschkulisse spielt eine Rolle bei der Ansiedlung von Korallen

Im Larvenstadium treiben Korallen frei im Meer – wenn sich die Larve aber einmal niedergelassen hat, verankert es sich dauerhaft auf dem felsigen Boden eines Riffs. Wie genau die Larven einen bestimmten Lebensraum wählen, ist jedoch weitgehend unklar.

Gallery 1 here

Eine neue Studie der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) beginnt, dieses Geheimnis zu entschlüsseln. Forscher fanden heraus, dass die Klanglandschaft eines Riffs - die kombinierten Geräusche aller dort lebenden Tiere - eine wichtige Rolle bei der Riffwahl der Larven spielen könnte: hin zu  zu gesunden Riffsystemen und weg von geschädigten. Die Studie ist kürzlich in der Zeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht worden.

"In der Studie haben wir Wissenschaftler mit Expertise in Akustik und Korallenriffen zusammengeführt, um zu untersuchen, ob Schall die Wahl der Heimat der Korallen beeinflusst", sagt Amy Apprill, eine Korallenriffökologin, die zusammen mit der Klanglandschaftsökologin Ashlee Lillis Mitautorin der Studie ist. Beide sind Forscher am WHOI.

Gesunde Riffe, sagt Apprill, sind nicht gerade ruhige Orte - sie sind erfüllt mit dem ständigen Knistern von knallenden Garnelen, Grunzen von Fischen, Rufen von Delphinen oder Walen und anderen Geräuschen. Es ist ein bisschen wie in einem üppigen Regenwald, inmitten einer Kakophonie von Vogelstimmen und Tierrufen.

Um zu testen, wie diese Geräusche Korallen beeinflussen, sammelten Apprill und ihre Kollegen zunächst Larven der Senfhügelkoralle (Porites asteroides) in der Nähe der Karibikinsel St. John. Dann setzten sie die winzigen Larven in versiegelte Behältern mit Meerwasser, von denen jeder mit einem Keramiksubstrat im Inneren versehen war, um die felsige Oberfläche eines Riffs zu simulieren. Das Team positionierte die Versuchsbehälter an drei Stellen in den Gewässern vor St. John: an einem kahlen, sandiger Fleck, an einem absterbenden, ungesunden Riff und an einem gedeihenden, dicht besiedelten Riff.

Über der Versuchsanordnung platzierten die Forscher jeweils ein Hydrophon, ein spezielles Mikrofon, das den Schall unter Wasser messen kann, und nahmen die Geräusche der Standorte für die nächsten zweieinhalb Tage auf. Am Ende des Experiments zählte das Team die Anzahl der Korallenlarven, die sich in jedem Gebiet angesiedelt hatten, und analysierte die Klanglandschaft um sie herum.

"In allen Bereichen hört man schnappende Garnelen. Es ist ein konstantes Hintergrundgeräusch. An gesunden Riffen hört man auch die Geräusche von Fischen, niederfrequentes Grunzen, Zwitschern und Klopfen", sagt Aran Mooney, Ökologe und Bioakustiker bei der WHOI. "Diese Geräusche spiegeln möglicherweise die Biodiversität eines Riffes wider. Ein gesundes Riff wird viele Fischgeräusche aufweisen, ein ungesundes Riff sehr wenige", sagt er.

Am "gesunden" Riff der Studie, das eine große Vielfalt an niederfrequenten Geräuschen aufwies, war die Larvenansiedlung doppelt so hoch wie an den anderen Standorten. "Wir denken, dass die Larven ohne diese Geräusche die Möglichkeit verpassen könnten, sich in einem bestimmten Riff niederzulassen", sagt Apprill.

Sie glaubt, dass diese Erkenntnisse helfen könnte, Korallenriffe in Zukunft besser zu schützen. So sollte die Lärmbelästigung z. B. durch Schiffsverkehr in der Nähe von sensiblen Meeresgebieten vermieden werden. "Unsere Studie hat zudem große Auswirkungen auf die Bemühungen zur Wiederherstellung von Korallenriffen. Könnte man eine Betonplatte im Meer platzieren, die Geräusche eines gesunden Riffs abspielen und so neue Korallen anziehen?" fragt Apprill.

More Information: www.whoi.edu.

Audio-Link: https://soundcloud.com/woodsholeocean/apprill-mooney-multimedia-181207a.