Belastung von Küstengewässern kartographiert

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11.11.2021 12:14
Kategorie: News

Welche Regionen pumpen wie viel Abwasser ins Ökosystem

Abwässer beinhalten oft Krankheitserreger und Stickstoffe. Das ist sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch das ökologische Gleichgewicht ein Risiko,“ so beschreiben die Wissenschaftler rund um den kanadischen Geografen Cascade Tuholske die Grundidee ihrer neuen Studie: Sie haben eine Weltkarte erstellt, die zeigt, welche Gebiete wie viel Abwasser ins Ökosystem pumpen.

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China und Indien sind größte Verschmutzer

Nach der im Fachblatt „PLOS“ erschienenen Studie sind China und Indien die größten Umweltsünder. Allein über den chinesischen Fluss Jangtsekiang (Jangtse) gelangen etwa elf Prozent des weltweiten Stickstoffs aus Abwässern ins Meer. Das sind mehr als 680.000 von 6,2 Millionen Tonnen der für die Umwelt besonders problematischen Substanz.

Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über 130.000 Gewässer weltweit auf ihre Abwässer. Europa schnitt dabei vergleichsweise gut ab. Die Spitzenreiter des Kontinents – Deutschland und Italien – stoßen weniger als ein Zehntel der Stickstoffemissionen von China aus. Die Schweiz und Österreich bringen vergleichsweise noch weniger Schadstoffe in die Flusssysteme. Vor allem die Donau und weitere Flüsse wie Inn und Salzach wurden von den Forschern untersucht. Sie fanden hierbei heraus, dass zum Beispiel Österreich nur rund 13.000 Tonnen Stickstoffabfälle pro Jahr ins Ökosystem pumpt. Ein relativ niedriger Wert.

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Bevölkerungszahlen und Essgewohnheiten waren Basis für einen Durchschnittswert an Schadstoffen, den die Bewohner eines Landes ins Abwasser abgeben. Diesen Wert legten sie dann über ein Raster auf ein-Quadratkilometer-große Rechtecke über die Erde verteilt und erfassten darin alle Flüsse. Bereits veröffentlichten Studien und Daten der UNO wurden zudem herangezogen. Schlussendlich konnten die Forscher kilometergenau bestimmen, wie viel Abwasser eine Region erzeugt.

Was geschieht mit dem Abwasser

Im Gegensatz zu Indien oder auch vielen afrikanischen Ländern, hat der Spitzenreiter China einen Vorteil: Etwas mehr als die Hälfte des Abwassers aus chinesischen Haushalten wird durch Kläranlagen aufbereitet. In Afrika, hier exemplarisch Äthiopien oder Nigeria beispielsweise, wird verschmutztes Abwasser fast immer ohne Umwege in die Flüsse geleitet und gelangt auch ungeklärt in die Ozeane.

Weltmeere in Gefahr

Die Einleitung so großer Mengen Abwässer und Stickstoffe in die Weltmeere stellt ein großes Problem dar. Stickstoff ist zwar ein Stoff, den Meeres- und Flussbewohner in ihrer Lebensumgebung bräuchten, zu viel macht Gewässer aber unbewohnbar (siehe z.B. Newsmeldung Marmarameer). Ohne ausreichend Kläranlagen und eine gute Wasseraufbereitung erhöht sich dieser Wert weiter und führt am Ende zu einem generellen Artensterben, zu einem Rückgang der Fischpopulation und damit auch von Fischfang und letztendlich auch zu gesundheitlichen Problemen bei den Landsäugern und damit auch uns Menschen.

Weitere Informationen:
Karte der Abwasserströme
Cascade Tuholske (Studienautor)