ACTIONPRO X7 – der GoPro-Rivale stellt sich vor. Neue Actionkamera für Taucher - Teil 1

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16.11.2013 08:34
Kategorie: Ausrüstung


Wer den – noch übersichtlichen – Markt der Actionkameras verfolgt, den wird das Auftreten einer weiteren Kamera auf der Bühne des Outdoor-Kamera-Theaters nicht wirklich verwundern. GoPro ist schon seit einiger Zeit nicht mehr der einzige Anbieter solcher Kameras. Doch wirklich gefährlich werden konnte dem Marktführer aus den USA bis jetzt niemand.

Bericht von Andreas Abstreiter

Noch nicht! Möchte man fast hinzufügen, wenn man die technischen Spezifikationen der neuen Actionpro X7 liest. Dass die neue Action-Kamera aus dem Allgäu dann auch noch mit einigen Features aufwartet, die man bei dem Noch-Flaggschiff GoPro Hero3 Black – gerade als Taucher – gerne gehabt hätte, macht sie natürlich zu einem besonderen Hingucker.

Wie sieht es in der Praxis mit Batterielaufzeit, Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen und Farbwiedergabe aus? Wie schlägt sie sich unter Wasser im Vergleich zur ein Jahr alten und inzwischen etablierten Hero3 Black?

Der erste Eindruck

Hält man die beiden Kameras nebeneinander, ist kaum ein Größenunterschied bemerkbar, zumindest wenn die GoPro mit Display daneben steht. Die X7 ist dann insgesamt nur einen Tick voluminöser.

Ohne Display kommt die Hero3 zwar deutlich schlanker daher als die X7 mit ihrem integrierten Display. Doch unter Wasser filmen ohne in einem Display erkennen zu können was man da filmt ist immer Glücksache und daher auf Dauer nicht wirklich praktikabel.

Die Haptik der Hero3 wirkt etwas eleganter als die der X7, das ist jedoch vor allem Geschmacksache.

In Sachen Handhabung macht die X7 es dem Benutzer deutlich einfacher als die GoPro. Während man bei der Hero3 das Display entfernen muss, um an den Akku zu kommen, erfolgt der Zugriff auf den Akku bei der Actionpro an der Seite. Eine Befestigung am Batteriefach verhindert darüber hinaus den Verlust der Abdeckung.

Bei der Hero3 hingegen muss früher oder später die Abdeckung für die MicroSD-Karte und/oder das Batteriefach ersetzt werden, da diese kleinen Teile schnell verloren gehen. Nicht umsonst bietet GoPro hier ein – nicht gerade günstiges – Ersatz-Kit an.

Die Speicherkarte ist bei der X7 direkt neben dem Akkufach angebracht und ohne das Abnehmen einer Abdeckung erreichbar.

Während die Hero3 in der Bedienung, sieht man vom Knopf für die WLAN-Funktion einmal ab, mit zwei Knöpfen auskommt, hat man sich bei der Actionpro X7 drei Bedienelemente gegönnt. Dies stellt sich spätestens beim Zappen durch das Menü als deutlicher Fortschritt heraus, da man so auch mal einen Schritt zurück machen kann und nicht wie bei der GoPro komplett durchs Menü springen muss, ist man an dem gewünschten Menüpunkt im Eifer des Gefechts vorbeigesprungen.

Was ebenso auffällt ist das Display. Während die Hero3 out-of-the-box erst einmal ohne Display beim Kunden landet und dieser es sich für gut einhundert Euro dazukaufen muss, besitzt die X7 bereits ein solches. Allerdings beinhaltet das Set der Hero3 Black bereits eine Fernbedienung, die bei Actionpro hinzugekauft werden muss. Für uns Taucher ist diese zwar eigentlich irrelevant, dennoch möchte ich sie hier erwähnen. Zumal man die Fernbedienung, sofern man im Besitz eines Smartphones ist, auch durch eine kostenlose App ersetzen kann. Was beim Display wiederum sehr schwierig sein dürfte...

Schaltet man die beiden Kameras dann endlich ein, so begrüßt die GoPro ihren Besitzer mit einem sehr hellen, relativ matten Display (altes Display der Hero HD), auf dem man allerdings in sonnenhellem, klarem Wasser, wenn auch noch das spiegelnde Plastikgehäuse darüber liegt, nur eingeschränkt die Welt vor der Kameralinse erkennen kann.

Das Display der Actionpro ist bereits im ausgeschalteten Zustand als spiegelnd zu erkennen. Ähnlich wie die Displays der uns inzwischen überall umgebenden Smartphones. Schick, aber bei Sonnenlicht nicht wirklich praktikabel, erst recht nicht in einem spiegelnden Plastikgehäuse. Schaltet man die X7 dann ein, so bemerkt man ein deutlich dunkleres Bild als bei der GoPro, welches sofort undeutlicher wird, sobald man von der Seite, also nicht frontal darauf blickt.

Wenn man bedenkt, wozu die Displays bei Actionkameras eigentlich verwendet werden, nämlich nur zur Kontrolle des Aufnahmebereichs, danach werden sie in vielen Fällen abgenommen oder ausgeschaltet, dann ist diese Darstellungsqualität vielleicht verschmerzbar. Wie das jedoch beim Filmen im flachen, sonnenbeschienenen Wasser aussieht, wobei man ja angewiesen ist zu erkennen, ob man gerade den Zackenbarsch filmt, oder die Hirnkoralle daneben, wird sich noch zeigen müssen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Action-Cams ursprünglich in keiner Weise für uns Taucher entworfen wurden. Einige von uns haben sie vor ein paar Jahren einfach für das Tauchen zweckentfremdet. Und erst jetzt entdecken die Hersteller, dass es da neben Bikern, Surfern und Basejumpern noch einen ganz anderen Markt für diese Kameras gibt.

Erfreulich in diesem Zusammenhang ist der Aqua-Modus im Menü der X7, der einen Weißabgleich für Unterwasseraufnahmen verspricht; dazu später mehr in Teil 2 des Vergleichstests. So etwas gibt es in der Firmware der Hero nicht, es sei denn man möchte sich mit Protune und Camera Raw befassen. Das ist jedoch eine ganz andere Baustelle und eigentlich ein Workaround mit nachträglichem Weißabgleich am heimischen Rechner.

Erste Testaufnahmen im Freien mit beiden Kameras parallel zeigen bei beiden Konkurrenten kräftige Farben. Das Bild der X7 wirkt ausgewogener, der typische gelbliche Farbstich der Hero3 Black fehlt. Bei einem Schwenk auf einen leicht bewölkten Himmel im Gegenlicht sind mehr Details in der Aufnahme der Actionpro X7 zu erkennen, während bei der GoPro Hero3 Black helle Bereiche überstrahlen. Die Hero hellt Schatten künstlich auf, während diese bei der X7 dunkler bleiben, was eigentlich mehr der realen Lichtsituation entspricht. Insgesamt scheint der Dynamikumfang der X7 größer. Allerdings fällt bei der X7 bei Schwenks von dunklen in helle Bereiche gelegentlich ein minimales Flackern im Bild auf.



Die Hero3 Black hat eine "wärmere" Farbwiedergabe. Rottöne werden dem Bild beigemischt. Die Actionpro X7 wirkt im direkten Vergleich "kälter", hat aber eine realistischere Farbwiedergabe.

 

Das Einstellungsmenü

Aufgeräumt ist das Wort, welches das Menü der X7 am besten beschreibt und das mir sofort einfällt als ich es zum ersten Mal zu Gesicht bekomme. Es ähnelt vom Aufbau sehr den Menüs moderner Kompaktkameras, es gibt Tabs, die logische Unterpunkte beinhalten und die Dank der drei Tasten schnell und einfach zu erreichen sind. Schon nach ein paar Minuten kennt man sich aus und findet schnell was man sucht.

Im Menü kann man die Auflösung bis zu 1080p, also FullHD einstellen. Mehr kann die X7 im Gegensatz zur Hero3 Black – die Auflösungen bis zu 4k anbietet – nicht. Ebenso lassen sich dort Framerate und der Bildwinkel einstellen. Positiv fällt der schon erwähnte Unterwassermodus auf.

Für alle Freunde von Time-Lapse-Aufnahmen gibt es bei der X7 die Möglichkeit bereits in der Kamera alle Einzelbilder zu einem Video zusammen zu fügen. Wer trotzdem lieber Einzelbilder möchte, verwendet dazu einfach den Foto-Modus. Doch das nur am Rande, beim Tauchen macht man solche Aufnahmen ja eigentlich nicht, aber wer weiß auf welche Ideen so mancher Taucher mit dieser noch recht jungen Kamerasparte kommt.

Video zum Thema:

 


Video Actionpro X7 vs GoPro Hero3 Black Edition, Teil 1.



Die Batterielaufzeit

Bei beiden Modellen handelt es sich äußerlich um nahezu gleich große Action-Kameras, die auch von den technischen Daten her keine großen Sprünge in Sachen Akkulaufzeit erwarten lassen. Die offizielle Kapazität der Akkus ist leicht unterschiedlich. Hero3: 1050mAh, X7: 1200mAh. Die Kapazität des Akkus der X7 liegt also nur 150mAh über der Hero3. Das Ergebnis beim Vergleich der Batterielaufzeit lässt jedoch ordentlich aufhorchen.

Die folgenden Kriterien waren vorgegeben: Auflösung 1080p, 30 Frames pro Sekunde, beide Kameras filmten unter der Einstellung Wide ein identisches Motiv mit gleicher Lichtsituation.

An der Hero3 Black befand sich das alte Display der Hero HD bzw. Hero2, an der X7 natürlich das bereits integrierte Display.

Beide Kameras enthielten die Originalakkus der Hersteller. Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass der Akku der GoPro schon ungefähr zwanzig Ladezyklen hinter sich hatte, also in der Blüte seines Lebens stand, während der Akku der Actionpro zum ersten Mal nach dem Auspacken benutzt wurde.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nach etwas mehr als einer Stunde Dauerbetrieb schaltete sich die GoPro Hero3 Black ab, während die Actionpro X7 die vom Hersteller angegeben 100 Minuten sogar noch um fast fünfzehn Minuten übertraf. Damit läuft die Actionpro X7 sogar länger, als die soeben neu erschienene GoPro Hero3+ Black Edition, die eine 30-40% längere Batterielaufzeit gegenüber der Hero3 Black verspricht (Vergleiche hierzu Bericht Hero3+ in DiveInside).

Aber nicht nur die bloße Batterielaufzeit der X7 verdient Aufmerksamkeit. Während die Batterieanzeige der Hero3 bei dem alten Display schon nicht mehr zu erkennen ist, wenn nur noch ein Balken angezeigt wird (das alte Display ist entgegen der Versprechungen von GoPro auch nach fünf Updates der Firmware immer noch nicht voll kompatibel zur Hero3-Serie), und somit in der Praxis nur noch geschätzt werden kann, ob die nächste Aufnahme noch machbar sein wird, verfügt die X7 über eine vorbildliche Anzeige der restlichen Akkuladung. Erst wenn der letzte Balken verschwunden ist, beginnt das Symbol zu blinken und macht so klar, dass nun bald endgültig Feierabend ist.

Ergänzende Informationen


Vergleich Actionpro X7 - GoPro Hero3 (Teil 2)

Testbericht GoPro Hero Black Edition

Vergleich GoPro Hero3+ und GoPro Hero Black Edition




Doch zurück zur Batterielaufzeit. Wer schon einmal auf einem kleinen, schwankenden Tauchboot mit nassen Händen versucht hat während der Oberflächenpause den Akku der Hero3 zu wechseln und dabei sowohl das Kameragehäuse, die Kamera selbst, das Display und den Batteriefachdeckel während des Akkuwechsels vor Verlust oder Schaden zu bewahren, der wird die Akkulaufzeit der Actionpro X7 zu schätzen wissen. Die reicht nämlich für gut zwei Tauchgänge in Folge.

Inhalt Teil 2: So verhält sich das Bildrauschen bei Schwachlicht in der X7 und in der Hero3 Black. Außerdem folgt ein Vergleich der beiden Kameras unter Wasser. Zum Bericht Teil-2...