125 Jahre Meeresforschung Helgoland

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24.05.2017 15:18
Kategorie: News

Tag der offenen Tür auf Helgoland und Sylt

Vor 125 Jahren wurde die Königliche Biologische Anstalt auf Helgoland gegründet und die Meeresforschung hat seitdem einen festen Platz auf der Insel. Daraus entstand später die Biologische Anstalt Helgoland (BAH), die 1998 Teil des Alfred-Wegener-Instituts wurde.

Generationen von Wissenschaftlern forschen auf Helgoland sowie seit 1924 in der Zweigstelle in List auf Sylt über die Ökologie der Küsten- und Schelfmeersysteme. Die Forschung auf Helgoland und Sylt nimmt mit ihrer langen Tradition und gleichzeitig zukunftsweisenden Ausrichtung einen führenden Platz in der europäischen Meeresforschung ein. 

Anlässlich des Jubiläums hat die die BAH am Alfred-Wegener-Institut zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Besucher konnten am 19. Mai auf Helgoland und am 20. Mai 2017 auf Sylt exklusiv die Forscher und ihre Arbeit kennenlernen.

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Das 19. Jahrhundert war eine Blütezeit der Meeresforschung. Charles Darwin und Ernst Haeckel weckten mit ihren Untersuchungen an bis dahin weitgehend unbeachteten Meeresorganismen das Interesse von Forschern für das Leben im Meer. Wissenschaftler entwickelten außerdem zahlreiche neue Methoden und Instrumente, um die Meere und Küsten zu erkunden. Laborarbeiten auf dem Festland und vereinzelte Expeditionen reichten Meeresforschern schließlich nicht mehr aus, um notwendige Daten zu gewinnen.

1892 wurde deshalb die Königliche Biologische Anstalt auf Helgoland gegründet, um fortan als Basis für Meereswissenschaftler aus Deutschland und der Welt zu dienen. Im Jahr 1924 wurde außerdem für die Forschung im Wattenmeer auf Sylt eine Zweigstelle eingerichtet, aus der später die Wattenmeerstation hervorging. Seit 1998 gehört die BAH zum Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

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Dass Helgoland und Sylt für die Meeresforschung von großer Bedeutung sind, zeigte sich bereits vor der Gründung der Forschungsstationen. Renommierte Wissenschaftler verbrachten im 19. Jahrhundert viel Zeit auf den Inseln und etablierten sie so als Forschungsstandorte. Der Naturphilosoph und Meeresbiologe Johannes Müller etwa gilt als Begründer der Planktonforschung auf Helgoland. Die Nordseeinsel mitten in der Deutschen Bucht bot ihm dafür die besten Voraussetzungen. Das Felswatt und die über 35 Quadratkilometer große unterseeische Felslandschaft Helgolands beherbergen die reichste marine Tier- und Pflanzenwelt der deutschen Küste. Der Zoologe Karl Möbius prägte durch seine Forschung an Sylter Austernbänken um 1870 das wegweisende Konzept der ökologischen „Lebensgemeinschaft“. Möbius formulierte auf dieser Basis erste Naturschutzgedanken und machte Vorschläge für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Viele weitere Wissenschaftler folgten und brachten neue Erkenntnisse über die Ökologie der Küsten- und Schelfmeersysteme.

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Doch erst mit der Gründung einer wissenschaftlichen Station konnte die Meeresbiologie mit engem Bezug zur Nordsee und ihrer Küstengebiete deutlich vorangetrieben werden. Hervorzuheben sind dabei die einzigartigen Langzeit-Datenreihen zur Meeresforschung. 1962 etwa hat die tägliche Beprobung des Nordseewassers begonnen. Auch wenn es damals noch niemand ahnte: In den folgenden Jahrzehnten entstand mit der Messreihe „Helgoland Reede“ ein Datenschatz, der es Wissenschaftlern erlaubt, Klimaveränderungen und menschliche Eingriffe in der Nordsee genauer zu analysieren.

Diese Mission ist bis heute gültig. Wichtige Fragestellungen, die die Meeresforscher auf Helgoland bearbeiten, betreffen unter anderem die Folgen von menschlichen Eingriffen in das Ökosystem der Nordsee, die Auswirkungen von Temperatur- und Nährstoffänderungen sowie die Folgen von Plastikverschmutzung.

An beiden Inselstandorten arbeiten derzeit rund 100 Wissenschaftler und Servicemitarbeiter. Hinzu kommen traditionell zahlreiche Gastforscherinnen aus dem In- und Ausland, die dort Feldarbeiten und Laborversuche durchführen.

Infos: www.awi.de